Groningen und das Verhältnis mit den Nachbarn aus Gorecht, Oldambt, Ommelanden, Westerquartier, Westerwolde in den Jahren von 1635 bis 1649.

 

Text: Georg Groen, 26826 Weener – März 2023.

 

Links: Provinzwappen von Groningen (vom "Hoge Raad van Adel" veröffentlicht). Rechts: Wappen der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen (1581–1665). beide Wappen aus Wikipedia – gemeinfrei. Links: Provinzwappen von Groningen (vom "Hoge Raad van Adel" veröffentlicht). Rechts: Wappen der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen (1581–1665). beide Wappen aus Wikipedia – gemeinfrei.

 

Links: Provinzwappen von Groningen (vom "HogeRaad van Adel" veröffentlicht). Rechts: Wappen der Republik der SiebenVereinigten Provinzen (1581–1665). beide Wappen aus Wikipedia – gemeinfrei.

 

Das "offizielle" Provinzwappen vonGroningen vom 30.12.1947, stammt schon aus dem 16. Jahrhundert und wurde erstellt, nachdem die Stadt und die Ommelanden im Jahr 1594 sich vereinigten – eine Kombinationaus Wappen von Groningen und den Ommelanden.

 

Text en afbeeldingen: Georg Groen

 

Konflikte in der Provinz Groningen

 

Für meine Ahnenforschung habe ich nach Hinweisen über die Engelkens-Familie gesucht und dabei interessante Informationen über Sebo Huninga ermitteln können. Zunächst wollte ich nur seine Lebensgeschichte aufarbeiten, stellte dann jedoch fest, dass die Gründe für die vielen Zerwürfnisse, die es in der Provinz Groningen-Stadt-Land in der Zeit um 1635 bis 1649 gab, nicht allein nur im Zusammenhang mit seiner Personstanden. Betroffen und benachteiligt waren viele Familien. Es gab eine Fülle von Hinweisen und Daten im Internet und anhand dieser Veröffentlichungen habe ich diese Ausarbeitung erstellt.

 

Sie lebten gemeinsam in einer Region, trafen und begegneten sich in Groningen, beteten zu Gott in ihren Kirchen und haben es nicht verstanden sich zu beherrschen, sondern griffen in ihrer Karrieresucht nach der Macht. Sie vergaßen menschlich zu handeln, hatten keine Empathie. Sie waren nicht nur reich und hervorragend ausgebildet, sondern sie waren auch arrogant, unanständig, gierig, hochmütigund querköpfig. Es gab elitäre Strukturen in Groningen, aber auch im Oldambt und den Ommelanden.

 

Jeder Menschsteht immer wieder vor einer wichtigen Entscheidung. Er kann damit seinen Lebenslauf dramatisch verändern. Es ist nicht immer der Weg zwischen Gut und Böse, jedoch die Wegmarke für Glück und Unglück. Auch der Weg zum Glück ist mit Stolpersteinen belegt. Auf dem Glücksweg gibt es erneut eine Wegmarke. Sich fürden richtigen Weg zu entscheiden ist für einen Menschen immer wieder schwierig, denn die Entscheidung an dem Gabelpunkt nach links oder nach rechts führt oft in unsichere Fahrwasser. Vielleicht steht man im Tal der Ahnungslosen oder aufdem Berg der Weisen. Doch auch die Weisen und Gelehrtesten müssen sich entscheiden zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Recht und Unrecht, zwischen Lieben und Hassen, zwischen Leben und Tod.

 

In dieser Ausarbeitunggibt es viele Weise. Sie schmückten sich damals mit Adelstiteln oder mit Häuptlingssitzen, stuften sich als Gläubige ein und beschimpften andere auf offener Straße als Wegelagerer, Räuber und Dummköpfe. Am Ende jeder Wegstrecke wartet der Tod.

Die größten der Weisen und Gelehrtesten in dieser Geschichte haben sich in prunkvollen Särgenhinter dicken Wänden in den Gruften der Kirchen einmauern lassen, wie die Pharaonen in ihren Pyramiden. Doch auch von ihnen blieben am Ende nur Asche und Staub.

 

Auf der Suchenach Lebensspuren wurden Quälereien und Demütigungen gefunden für die Schwachender Gesellschaft, die ebenfalls entscheiden mussten, welchen Weg sie gehen und mitgehen wollten: Gut oder schlecht, übermütig oder mutig, klug oder dumm. Auchsie hatten die Möglichkeiten zu entscheiden, in welche Richtung sie gehen wollten.  Sie konnten wählen zwischen Empathie für die Familie und für die Nachbarschaft. Sie hatten genauso einen Spielraum für sich selbst oder für die Gemeinschaft zu handeln.

 

Es war nicht einfach, sich zu befreien von den Mächtigen und Entscheidern. Manchmal musste man das Unrecht mit organisieren, weil die Kraft oder der Mut fehlten, gegenzusteuern.

 

Völkerrechtsverletzung

 

Völkerrechtsverletzung! Was für ein Aufschrei! Es ging nicht um einen Krieg zwischen europäischen Völkern. Es ging nicht um die Beendigung des 80-jährigen Befreiungskrieges der Niederländer (1568-1648). Es ging auch nicht um Vorbereitungen für die Beendigung des 30-jährigen Krieges (1618-1648) mit Beratungen für den westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück, an denen im Zeitraum von 1642 bis 1648 auch ein "Oldambter/Groninger" teilnahm. Es ging schlicht undergreifend um eine Auseinandersetzung zwischen Groningen und den Ommelanden, oder genauer beschrieben um die Bereiche Oldambt, Westerquartier, Hunsingo, Fivelingo, teilweise an der ostfriesischen Grenze gelegen.

 

Diese große Anklage "Verletzung des Völkerrechts unter Benutzung von Waffen"  wurde in einer schriftlichen Stellungnahme über die Besetzung des Ommelander Parlaments in Groningen am 23. Februar 1643 durch die Ommeländer Hajo Unico Manninga und Sekretär Jodocus Heinsenius eingereicht und am 28. April 1644 an den Staatengeneral übergeben.

 

Adriaen Pauw, Jan van Mathenesse und Barthold van Gent. aus Wikipedia – gemeinfrei - Westfälischer Friede in Münster (Gerard Terborch 1648).

AdriaenPauw, Jan van Mathenesse und Barthold van Gent. ausWikipedia – gemeinfrei - Westfälischer Friede in Münster (Gerard Terborch 1648).

 

Noch tobten die Kriegstage in Europa und die Oldambter träumten von mehr Menschlichkeit.

Dieses Gemälde erinnert an die Ratifizierung des spanisch-niederländischen Friedensvertrages, der im Januar desselben Jahres ebenfalls in Münsterunterzeichnet wurde, am 15. Mai 1648. Es geht nicht um den berühmteren Vertrag von Münster, den Frankreich, der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und ihre jeweiligen Verbündeten am 24. Oktober 1648 unterzeichneten und zu dem es keine Gemälde gibt. Auf dem Bild sind die sechs niederländischen Unterhändler abgebildet (Personen mit den hochgehobenen Fingern von links:) Willem Ripperda, Frans van Donia, Adriean Clant tot Stedum,

 

Die Schreiber des Begriffs "Völkerrechtsverletzung" kannten einen der wichtigen Männer, der anden Unterverhandlungen in Münster aktiv war: Adriean Clant tot Stedum. Manninga und Heinsenius hatten im Oldambt mit dem Abgeordneten Adriean Clant viele Kontakte in den verschiedenen Gremien und wollten vermutlich auf die desolate Situation in den Ommelanden aufmerksam machen, doch der Bereich war in Wirklichkeit kein eigener Staat, sondern war nur ein Bestandteil der Provinz Groningen-Stadt-Land und gehörte damit insgesamt zur Union der Niederlande –der sieben Seelande.

 

Man fühlte sich aber durch viele Mandate und Beschwernisse durch die Groninger entehrt.

 

Der Schauplatz dieses Geschehens lag hauptsächlich im Oldambt. Die Lage in den Dörfern wurde alshöchst ernst eingestuft. Ja als brisant. Wohin sollte die Entwicklung führen. Würden die verhassten Groninger noch härter durchgreifen, sie müde und mürbemachen mit ihrer Interessenpolitik. Einige machten sich darüber Gedanken und wie man sich gegen Groningen wehren wollte. Dieser Streit hatte viele Väter –nicht nur in Groningen, nicht nur im Oldambt, sondern in allen Dörfern rund um Groningen herrschte eine Verbitterung und Enttäuschung.

 

Die ersten Versammlungen waren kleine heimliche Treffen im Nachbarschaftsbereich von Midwolda. Es waren Notfallzusammenkünfte, alles ohne Plan und noch nicht mitausgeklügelten Ideen über die Abläufe, Vorstellungen und Maßnahmen. Der 80-jährigeBefreiungs-Krieg hatte besonders in der Umgebung viele tiefe Spuren hinterlassen und die Menschen in der Region hatten schon genug Opferbereitschaft zeigen müssen. Auch wegen des 30-jährigen Krieges gab es oft Durchzüge von brutalen marodierenden Soldaten und Haufen.

 

Der Hass in den Köpfen war oft schneller, als die Vernunft denken und handeln konnte. Gereiztheit in den Köpfen der Menschen wegen vieler Notlagen an den Grenzlinienvon Ostfriesland, Münsterland und Groningen. Für Sanftmut, Höflichkeit oder Gemeinschaft gab es jetzt keine Handhabe. Die streitsüchtigen Zeitgenossen auf beiden Seiten beobachteten sich argwöhnisch.

 

Überall gab es hier noch Soldaten in Forts und Schanzen. Das Geschäft mit den Waffen lief nachwie vor. In vielen Häusern wurden Waffen für alle Fälle aufgehoben. Die einfachen Bürger durschauten oft diese vielen Entwicklungen nicht so schnell. Die Intelligenz war klar im Vorteil. Die Eliten hatten ihre Kinder trotz der vielen Kriegsschauplätze und Ereignisse ausbilden lassen können in London, Orleans, Heidelberg, Köln, Marburg, Groningen, Leiden oder Franeker und vielen weitere neuropäische Studienzentren. Die Macht des Geldes regierte jedoch nicht nur hier.

 

Die Grundbesitzer des Oldambt, einige gerade ein Steinhaus reich, nannten sich Häuptlinge, machten sich zu Junkern und bildeten sich ein, zum Adel zu gehören. Ihre Knechte und Mägde hatten keine Möglichkeiten der Fronarbeit zu entkommen, waren verpflichtet auf diesen Höfen der Neureichen auszuharren, um die Ernährung der eigenen Familienangehörigen zu sichern.

Die Groninger, gerade noch Sympathisanten für den spanischen König Philip II wurden als Säulein der Union der Vereinigten Niederlande gebraucht und deshalb von Den Haag /s´Grafenhage hofiert, um eine Art neuen Schutzort zu erhalten, als Garant der Grenzsicherung. Der Union-Statthalter war in den Gemäuern dieser neuen wichtigen Stadteingesetzt.

Kein Wunder, dass bei dieser Gemengelage korrupte Systeme sich bilden konnten, die Finger austreckten und mit den Händen nach der Macht und schließlich maßlosnach dem Gewinn strebten.

 

Macht macht gefräßig und hemmungslos, verlangt gnadenlos nach noch mehr Macht.

Die Gier wurde größer und größer, einige Antreiber dazu saßen im Groninger Rathaus am "Groote Markt". Es gab für diese Personen viele Aufgabenfelder in kirchlichen Bereichen und in der Verwaltung der Stadt. Aus Kirchenratsmitgliedern wurden Gildebeauftragte, wurden Sekretäre und Droste und viele machten langsam Karriere. Sie wurden als Richter bestellt, gelangten in die Hoofdmannenkammer und wurden schließlich im 2-Jahres-Rhythmus als Bürgermeister eingesetzt. Die Groninger Bourgeoisie lebte hervorragend. Sie hatten keine Skrupel und glaubten schnell, dass nicht nur  Grundstücke von Groningen ihnen gehörten, sondern streckten auch die Fühler auf die umliegenden Gebiete aus. Viele fruchtbare Ländereien im Oldambt und Westerquartier wurden mit rigorosen, ja mit kriminellen Aktionen vereinnahmt.

 

Man war mit diesem Groninger System erfolgreich. Mit einer Methode, die oft auf Säulen von Lügen, Betrug und Drohungen stand. Mit massiver Propaganda und Plakaten wurde das Regierungs-System auf den Straßen, an den Dienst- und Kirchengebäuden und anallen Orten, wo sich Menschen trafen, gesteuert. Mit ihrem Netzwerk versuchtensie die Macht zu ergaunern. Jeder war ein Verräter für sie, der anders dachte und handelte oder nicht mitmachte. Es wurden Konflikte geschaffen oder erfunden. Man fand immer neue Streitpunkte. Die Groninger wollten die Herrschaft über die weiteren Dörfer erlangen. Dabei war das Ziel ausgemacht, war eindeutig auf daseigene Wohl und Verhalten ausgerichtet.

 

Karte: Groningæ Et Omlandiæ Dominium vulgo De Provincie Van Stadt En Lande. Erstellt durch Ludolph T. Starkenburg – Amsterdam - 1684? – aus Landesbibliothek Oldenburg – frei.

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Die Menschen in den Dörfern Beerta, Eexta, Finsterwolde, Meeden, Midwolda, Midwolder Hammrich, Muntendam, Nordbroek, Südbroek, Scheemder-Hammrich, Scheemda, Termunten, Winschoten, Woldendorp und Wagenborgen forderten ebenfalls eine Weiterentwicklung für sich ein. Ebenfalls mit manchmal unfairen Methoden und sie waren deshalb im Grunde genommen genauso rücksichtslos wie die Groninger.

 

Groningen en Ommelanden von François Halma gedruckt in Amsterdam - 1725? - aus Landesbibliothek Oldenburg – frei.

Groningen en Ommelanden von François Halma gedruckt in Amsterdam - 1725? - aus Landesbibliothek Oldenburg – frei.
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Jeder bemühtesich für seine Blickrichtung zu handeln und deshalb blieb auch die Menschlichkeit am Ende auf der Strecke, versank in Worthülsen und angeblich endemokratischen Zielen. Worte beherrschten auf den Straßen das Verhalten und die Anschauung. Verdrehte Worte, gemein und lügenbehaftet, böse vorgetragen von Raffgier.

 

Viele Formulierungen von den großen griechischen, römischen oder auch neuzeitlichen  Philosophen und Rechtsgelehrten, von Aristoteles, Cicero, Platon, Andreas von Gail und anderen wurden übernommen und von ihnen in ihren Texten verarbeitet.  Worte, die so gedreht wurden, dass sie zum gerade aktuellen Problem passten. Überheblichkeit in den Wortspielen, die schließlich von beiden Seiten das Chaos in Groningenund in den Ommelanden herauf-beschworen. Man gab sich sehr viel Mühe, um im Wettbewerb, wer der intelligenteste Schreiber ist, zu überzeugen. Abermenschlich und emphatisch handeln konnten sie allesamt nicht. Die meisten der hier aufgeführten Menschen kann man charakterlich wohl als reich, arrogant und unverschämt betrachten und ihre oft christliche Erziehung wurde wohl auch nur dazu genutzt, um in den jeweiligen Kirchspielen die wichtigen Positionen zubesetzen, um damit die Übersicht zu behalten. Empathie für den Nächsten nur dann, wenn man sich auch persönliche Vorteile davon erhoffte. 

 

Die Karriere der Bürgermeister, Ratsherren und der Geschworenen wurde an hand von alten Regierungslisten und Informationen aus verschiedenen Archiven ermittelt.  Die Personen hatten oft viele Funktionen: Kluftherr, Gilderechtsherr, städtischer Abgeordneter, Sekretär, Aufgaben in der Rechnungskammer oder Mitglied vom Rat, Abgeordneter für das Oldambt oder für die Ommelanden.

 

Die größten Konflikte entstanden ab den 1630-iger-Jahren und führten jahrzehntelang noch zu Beschwerden, Differenzen und Nachbetrachtungen. Verschiedene Ursachen gab es. Mal war es das Stapelrecht, mal waren es Hoheitsfragen, wer in welchem Landesteil nun die Oberaufsicht hielt. Das Verhältnis zwischen Stadt und Land war auch nicht genau verordnet und führte zu Diskussionen. Die Positionen bzw. der Besitz an Ländereien waren entscheidend. Auch wollten die Gilde verantwortlichen ihren Einfluss stärken und es gab hier ein paar Unruhestifter.

 

 

Civitates orbis terrarum von Georg Braun und Franz Hogenberg - Köln, 1593. aus "Heidelberger historische Bestände" – https://doi.org/10.11588/diglit.12704#0068.

Civitatesorbis terrarum von Georg Braun und Franz Hogenberg - Köln, 1593. aus "Heidelberger historische Bestände" – https://doi.org/10.11588/diglit.12704#0068.
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Auch die Oldambter/Ommelanderwaren nicht einig in ihrem Auftreten. Konnten die Groninger Bürgermeister bei Verhandlungen mit einem Teil der Akteure etwas konkretes Erarbeiten, fühlten sich andere Eingesessenen benachteiligt und zurückgelassen oder fürchteten um ihren Besitz. Es gab unterschiedliche Auffassungen, auch abhängig von der Bedeutung der Personen in den Ommelanden oder im Oldambt.

Es war manchmalsehr unübersichtlich, denn die Meinungsbildung hing auch von der Beurteilungdurch den jeweils jährlich wechselnden Beauftragten in Rechtsfragen ab. Jede rBesitzer eines Grundstücks mit Wohnhaus durfte für ein Jahr alle Aufgaben im Bereich der umliegenden Ländereien führen und entscheiden. Wann jemand diese Rechtsaufgaben übernehmen durfte, war genau in sogenannten "klauwboeken" geregelt – manchmal darin auch über verschiedene Gebiete verteilt. Manche kamen jahrzehntelang nicht an die Reihe.

 

Ein wichtiges Organ war auch der Ommelander Landtag. Hier durften nur die Grundstücksbesitzer mit mindestens 30 grasen Land und mit einem Wohnhaus darauf aus den Bereichen Hunsingo, Fivelgo und Westerquartier teilnehmen.

Ein Grasen entsprach wohl damals ca. 3500 bis 3600 qm (es gab örtliche Unterschiede in Ostfriesland oder dem Bereich Groningen/Ommelanden/Oldambt). Es gab wegen der persönlichen Interessen immer wieder Disharmonien über die Stimmberechtigungoder um die Zulassung zum Landtag, welche Auswirkungen die Beschlüsse hätten und auch um die Nachbesetzung von verschiedenen Führungspositionen. Genau wie die Provinz Groningen-Stadt-Land innerhalb Groningens tagte, fand auch der jährliche Landtag des Ommelandes meisten dort statt, obwohl man auch in Aduard oder Appingedam hätte tagen können.

 

Gerade in der Woche vor dem eigentlichem Landtag kam es in den Unterkünften und Gaststätten Groningens immer wieder zu Kungeleien und Vorberatungen

 

Die Reise- und Unterbringungskosten in den Herbergen wurden teilweise vom Führungspersonal der Ommelanden übernommen, natürlich mit dem Hintergrund, dass man dann ihre politischen Ansichten teilte bzw. ihre Planungen/Wünsche unterstützte.

Die Oldambter/OmmelanderJunker kämpften immer um ihre Machtstellung, so wie die Rengers, Manningas, Huningas, Clants, Coenders van Helpen, van Nienoort und viele andere. Beim Machtpoker wurden den Anhängern Versprechungen gemacht, dass man ihnen bei Gelegenheit ein Amt nach fachlicher Eignung oder Ausbildung anvertrauen würde. In Groningen kann man deutlich diese Einflussnahme an der Aufgabenverteilung im Bürgermeisteramt sehen.

 

Alle zwei Jahre fanden Neuwahlen statt. Dabei wurden sehr oft die gleichen Personen (es waren gleichzeitig vier Bürgermeister im Amt) wiedergewählt, die zwischen 1630 bis 1649 während der großen Zeit der Zerwürfnisse mit dem Oldambt die Verantwortung trugen. In der Zeit, wo das Bürgermeisteramt abgegeben werden musste, nahmen diese Personen andere wichtige Führungspositionen ein, so im Bereich der Hoofdmannenkammer, waren in irgendeiner anderen Funktion in der Stadt aktiv und konnten so viele Abläufe mit organisieren oder beeinflussen.

Besonders auffällig die Wechsel zwischen Pieter Eissinge und Hugo Nieveen, nicht nur, weil diese beiden Herren sich ständig im Bürgermeisteramt ablösten, sonder nauch wegen ihrer Karriereentwicklung und der weiteren Aufgaben/Funktionen.

 

Führungspersonalund ihr Werdegang

 

Klassischer Groninger Werdegang: Pieter Eissinge wurde im Jahr 1594 in Groningen geboren. Seine Eltern waren Sicco Eissinghe und Maria Knol. Er studierte an verschiedenen ausländischen Hochschulen und schaffte in Orleans den Grad eines "Doctors der Rechten". Er kehrte 1622 nach Groningen zurück. Pieter Eissinge wurde zunächst Amtmann vom Gorecht 1622, wurde Gilderechtsherr 1622, 1623. Im Jahr 1625 wurde er schon Staatensekretär von Groningen-Stadt-Land und kurze Zeit später auch Ratsherr von Groningen 1626, 1627; danach Kurator 1627, 1631 und weitere Jahre. Er kam in die "Hoofdmanenkamer" 1628 und 1629. Auf der Karriereleiter kletterte er weiter.

So wurde er schon bald Bürgermeister von Groningen, dem höchsten zu vergebenen Amt in der Stadt, erstmals im Zeitraum von 1630 bis 1631. Die weiteren Amtszeiten: 1634 bis 1635, 1638 bis 1639, 1642 bis 1643, 1646 bis 1647. Er war mit Aurelia Verrutius verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Durch diese Hochzeit war er mit dem Sekretär Johannes Redeker verschwägert (siehe dort). Pieter Eissinge ist am 18. April 1658 verstorben.

 

Der Werdegang von Dr. Hugo Nieveen (van Nijeveen/Niyeveen) verlief ähnlich. Er war der erste Student, der an der Hochschule von Groningen zum "Doctor" oder "Meester in de Regten" befördert wurde - am 13. November 1615 unter dem Rektorat von Prof. Herm. Ravensperger. Er wurde erstmals Ratsherr 1620, 1621, 1625. Danach "Hoofdmanenkamer" 1626, 1627, 1630, 1631, 1634, 1635, 1638, 1639, 1642 bis 1643 und schließlich Kurator der Stadt und auch erstmals Bürgermeister 1628. Eissinge und Nieveen waren vermutlich miteinander befreundet (evtl. sogar verwandt, weil Hugo van Nieveen mit einer Johanna Eyssinge / Eissinge verheiratet war). Sie lösten sich im Amt als Bürgermeister gerade in den Jahren von 1630 bis 1649 regelmäßig ab. In diesen Jahren war immer einer von beiden "präsidierender Bürgermeister". Im rigorosen Vorgehen gegen die Oldambter und Ommelander waren sie sich einig. Hugo Nieveen war Bürgermeister von 1632 bis 1633, 1636 bis 1637, 1640 bis 1641, 1645 bis 1646.

 

In der zweiten Reihe kam der Nachwuchs schnell zur Geltung und zu amtlichen Würden. Auffällighier die Ausbildung an der Lateinschule in Groningen und danach an verschiedenen Hochschulen in Europa, in Groningen, Leiden oder Franeker. Auch hier bildete sich ein besonderer Freundschaftskreis. Es waren die Studienfreunde Petrus Tettema, Johannes Birza, Johannes Robers und Rudolf Schuring.

 

Diese Personenhandelten nur aus Eigennutz wegen der politischen Karriere oder gleichzeitig im Interesse von Groningen und unterstützten die Bürgermeister mit hetzerischen und provozierenden Texten in ihren schriftlichen und vielen öffentlichen Aushängen und Stellungnahmen. Die Kritik gegen diese Dekrete und Stellungnahmen wurde als inakzeptabel und als Majestätsbeleidigung angesehen. Der geschlossene Groninger Machtzirkel war darüber entsetzt. Um die absolute Macht auch über die Dörfer zu erhalten, führten Einwände gegen die Groninger Zukunftsprojekte nur zur Beschleunigung und Entfesselung des Streits. Man bemühte sich stark darum, einen Keil in die Bevölkerung des Oldambts oder den Ommelanden zu treiben undes wurden einige aus dem bekannten Personenkreis hofiert und eingefangen. Aus vielen Worten wurden irgendwann militante Aktionen.

 

Dr. PetrusTettema wurde in Uithuizen geboren. Seine Eltern waren Eppo Tettema und Elisabeth Marhuijsen. Petrus Tettema erhielt eine Ausbildung an der Lateinschule in Groningen. Er studierte in Groningen 1622 Philosophie. Er wird beschrieben als ein "gelehrter Mensch und kein Händler". Er schrieb u. a. "Die deugd en kennis bezit heeft door de geheele wereld zijn deel" = "Wer Tugend und Wissen besitzt, hat seinen Anteil in der ganzen Welt".

 

Er kam über die Groninger Akademie zum Studium nach Franeker. In Bourges / Frankreich promovierte er 1631 zum "Rechtsgelehrten". Danach machte er eine Fortbildung als Anwalt in England. Er heiratete am 5. Januar 1634 Elsijen Willems. Im Jahr 1638 wurde er Sekretär von Selwerd. Er war in den Jahren 1640, 1641, 1643 undwohl insgesamt 10 Jahre in der "Gezworen Meente" von Groningen aktiv (vermutlich auf "Lebenszeit" gewählt = satzungsgemäß).

 

Dr. Johan Birzawurde am 15. März 1605 geboren. Seine Eltern waren Lubbert Birza und Catharina Belta. Seine Erstausbildung erhielt er an der Lateinschule in Groningen. Er war Student an den Hochschulen in Groningen und Leiden und studierte Literatur und Recht. Nach einem Auslandsstudium wurde er "Juris Utriusque Doctor" =  »Doktor beider Rechte«.

Er kehrte nach Groningen im Jahr 1632 zurück und wurde sehr schnell (gute Seilschaft!) zum Stadtsekretär ernannt. Er blieb 10 Jahre in diesem Amt. Danach war er ab 1644 bis mindestens 1648 Mitglied des Rates. 1648 wurde er Kurator der Hochschule in Groningen. Er starb jedoch schon am 7. April 1648 im Alter von 44 Jahren.

 

Johannes Robers (Jan, Joh.) studierte in Leiden und Groningen. Er war zunächst 1635 Gilderechtsherr, danach Sekretär der Stadt Groningen von 1636 bis 25. Februar 1651 (gleichzeitig mit Johannes Birza von 1636 bis 1648). Er war auch Ratsherr 1644 (?) und 1651.

 

Dr. Robert Robers wurde vor 1600 geboren – verstorben am 20. September 1652. Er war mit Suzanna Reneman (geboren 1600 – gestorben 1680 verheiratet. Es war ihre zweite Ehe (Hochzeit 1644). Zunächst war er  "Advocaat fiscaal" 1632-1634, 1636, 1637, 1642, 1643, -  Abgeordneter für Groningen 1645 und Sekretärder Stadt Groningen 1645-1650, 1651, 1652.

 

Rudolf Schuring (auch: Roelof Barelts – Rudolphus - Schuiringe) wurde um 1595 in Peize geboren. Er studierte in Leiden zeitgleich mit Petrus Tettema. Er hatte ein Jurastudium: "der beiden rechten licentijaet". Er war Gilderechtsherr 1631, 1640, 1641, 1644, "Buschherr" (Zunftherr/Vorsitzender) für das Gilderecht 1633, 1634,  - Ältester für das  Gilderecht 1636, 1637, 1639, 1642, 1643, 1645, 1646, 1648, 1653,  - gehörte zur "gezworenmeente" 1632, 1633, 1636, 1637, 1639, 1640, 1642, 1643, 1645, 1646, 1648, 1653,  - war "gezworen keurheer" (vereidigter Richter) 1641, 1644, 1647 und Richter für den Stadtrat 1644, 1647, - zuletzt auch Ratsherr 1649. Rudolf Schuring ist am 19. Februar 1649 verstorben. Er war mit Annetijen Lambers Soevenstern verheiratet (23.09.1632). Zweite Ehe mit  Richardo Luilofs 12.10.1634, sie ist gestorben ca. 1638. Dritte Ehe ca. 1640 mit Grietje Lunsche – verstorben 1655.

 

Dr. Bernhard Alting (Altingh, Bernhardus, Berend) wurde um 1598 in Groningen geboren und ist am 6. Januar 1657 verstorben. Er heiratete am 24. April 1625 Clara van Hulten. Sie hatten sieben Kinder. Beruflicher Werdegang: - Advocaat provinciaal 1624, -"gezworen meente" 1627, 1628, - Provinzialanwalt 1627, - Syndicus (Anwalt) der Stadt vom 7. November 1631 bis 1642, 1644, 1645, - Ratsherr 1653, 1654. Er war wohl manchmal unnachgiebig, forsch und in der Wortwahl nicht gerade zimperlich.

 

Er wurde wie folgt beschrieben: "Hij was een man van belezenheid en niet zonder vernunft" = "Erwar ein Mann des Lesens und nicht ohne Einfallsreichtum". Im Streit zwischen Groningen und den Ommelanden verteidigte er 1642 in einer Ausarbeitung die Vorgehensweise der Stadt, weil das Oldambt nun einmal eine Niederlassung des Stadt Groningen sei. Wörtlich: "der Oldampter dependentie der stad Groningen".

 

Er wurde auchmit Ratsbeschluss vom 5. Dezember 1644 des Amtes enthoben, "uit hoofde van zynequade leven ende comportementen, strekkende tot groote ondienst van deze stadt"= "Wegen seines bösen Lebens und seiner Verhaltensweisen zum großen Nachteildieser Stadt". Er entschuldigte sich bei den Amtsträgern für sein Verhalten mit Schreiben vom 27. April 1650. Er sei missverstanden worden und würde fortan, vertrauend auf sich selber, ein ehrlicher und getreuer Bürger der Stadt werden, mit dem schuldigen Respekt für die weltlichen Amtspersonen der Stadt. Er wurde mit Ratsbeschluss vom 15. Juni 1650 wieder eingestellt. 

 

Hieronymus Eiben(Eyben) war gebürtiger Ostfriese durch die Hochzeit seiner Vaters mit derbekannten Tochter Hieronymus Verrucius. Sein Vater war unter Graf Enno ein Drost in Esens. Hieronymus wurde am 27. Oktober 1603 geboren und ist vermutlichin Groningen aufgewachsen. Er besuchte die Lateinschule in Bremen.

Danach studierte er in Helmstadt, Heidelberg, Harderwijk, Leiden und Orleans. Beruflicher Werdegang. Zunächst war er als Administrator in der "Weeskamer" = Waisenhaus von 1635 bis 1637 eingesetzt. Danach war er Amtmann vom Gorecht (1638).  Im Jahr 1639 wurde er Regierungsbeamter und wurde dann ununterbrochen in vielen wichtigen Funktionen eingesetzt, so u. a. war er Ratsherr 1639, 1640, 1642, 1643, 1645, 1646, und auch Bürgermeister 1647. Im Jahr 1643 und 1646 wird er noch als Kurator der Universität Groningen genannt.

Er ist am 4.Juni 1648 in s`Gravenhage verstorben und in Groningen beerdigt.

 

Er war verheiratet mit Christina Alting (sie ist wenige Tage nach dem Tod ihres Ehemannes verstorben = am 13. Juni 1648!) Sie war eine Tochter des ehemaligen Groninger Bürgermeisters Joachim Alting 1554 bis 1625 = gehörte zum Familienclan Alting = Seilschaft!

 

Dr. jur. Otto de Valcke, wurde 1594 geboren und ist am 29. September 1652 in Groningen verstorben. Er war Student (Phil.) in Groningen ab 09.01.1616 und Student in Leiden 1622.Er wurde zum Richter in Obergum/Groningen am 30. Mai 1623 bestellt. Erheiratete Anna Harckens Therinckvelt im Jahr 1626. Berufliche Entwicklung: 1631 bis 1638 "Hoofdman" von Groningen, - im Jahr 1638 Kurator der Universität Groningen, - Waisenhausverwaltung 1623, 1624, - Gilderechtsherr 1624 bis 1628,- Sekretär der Provinzialen Rechnungskammer 1624, 1625, 1626-1628 und noch einmal zwischen 1630 bis 1650, - Ratsherr 1627 (als Nachfolger von Hugo van Nieveen), 1628, 1629, 1630 bis 1638, 1649, 1650, - "gezworen meente" 1629, - Abgeordneter "gedeputeerde staten" für die Stadt 1630, 1633, 1636, - Akademie-Kurator für die Stadt 1637, 1638, – Drost vom Oldambt 27. November 1638 bis ins Jahr 1649 auf der "Drostenborg te Uiterburen". Er verfolgte leidenschaftlich Sebo Huninga auf Anweisung der Bürgermeister und seiner Freunde im Rathaus. Es war vermutlich auch ein Antrieb aus Hass, denn er verlangte wie die gesamte Groninger Führung von diesem Sebo Huninga bedingungslosen Gehorsam.

 

Popko Valcke wurde 1595 geboren. Er hat zum 23. Februar 1640 aus gesundheitlichen Gründensein Amt abgegeben und ist am 16. August 1642 verstorben. Eltern waren Jodocus de Valcke und Ebele Metelen. Er heiratete am 15. Januar 1620 Stijntien Drews, die Tochter des Ratsherren und späteren Bürgermeister Johan Drews. Beruflicher Werdegang: Im Jahr 1635 war er "Cornet" = Leutnant der Kavallerie. Weiterhin: -Mitglied "gezworen gemeente" Groningen 1636, 1637, - "gezworen keurheer" 1637, -"provintiale Rekenkamer" für die Stadt Groningen 1637 - 1639, - "gedeputeerde staten voor de stad" 1639, - Ratsherr 1639, 1640.

 

Johannes Redekerwar ein gebürtiger Oldambter und studierte in Groningen im Jahr 1624. Er wurde schon ab 1634, 1635, 1637, 1638 und 1641 als Mitglied der "gezworen Meente" von Groningen geführt. Ab 1640-1641, 1644-45 war er Mitglied im "stedelijken Raad" und ab 1646 Mitglied der "Gedeputierte Staten". Er im April 1646 verstorben. Johannes Redeker war der Sekretär von Drost Otto Valcke. Er war mit Maria Verrutius verheiratet – keine Daten vorhanden. Mit Angehörigen der Familie Verrutius waren sehr viele Groninger / Ommelander verheiratet. Siehe auch hierzu Pieter Eissinge, der mit einer Schwester von Maria verheiratet war: Aurelia Verrutius. Das erklärt auch die Abhängigkeit und auch ihr entschiedenes Handeln für die Groninger von Johan Redeker und Pieter Eissinge.

 

Johan Tjassenswurde in Groningen geboren und war Rechtsgelehrter. Er ist am 4. August 1670 verstorben. 1638 war er als Sekretär bei der Stadt Groningen angestellt underhielt von der "hoofdmannenkamer", der höchsten Stelle für die Gerichtsbarkeit, den Auftrag ein "klauwboek" zu erstellen. Tjassen hat die relevanten Gerichtsurteile aus der "hoofdmannenkamer" aus der Vergangenheit gesammelt und in einem Buch veröffentlicht. Er war 1652 erstmals Bürgermeister von Groningen und in den 1660iger-Jahren.

 

Tjasso Tjassens, (Tiasso) van Loppersum wurde am 17.01.1591 geboren und ist am 24.6.1641 verstorben. Er wurde Bürgermeister von 1638 bis 1639, - Administrator für die Waisenkammer 1621-1623, - "gezworen meente" 1622, 1623, - "gezworen keurheer" 1623, - Ratsherr 1625, 1626, 1628, 1629, 1631, 1632, 1634, 1635, - "gedeputeerde staten voor de stad" 1627, 1630, 1633, - "Kurator academia voor de stad" 1631, 1633-1636, - "hoofdman" 1636, 1637, 1640, 1641.

 

Albert Tjassens (Brudervon Tjasso) wurde am 19. Oktober 1600 in Groningen geboren. seine Eltern waren Haijo Tiassens und Lamme Jacobs Wieringe (Weringe). Er heiratete in 1. Ehe Maria Cornelis van Veen am 2. September 1625 in Amsterdam. Sie ist um 1630 verstorben. Er war Hauptmann von einem Bürgerregiment von Groningen. Er war "gezworen Taalman" in Groningen. Er war wohl der Ansprechpartner für Menschen, die die juristische Angelegenheiten nicht verstehen konnten und nicht allein regeln konnten. Er ist am 20. November 1661 in Groningen verstorben.

 

Johann de Mepsche wurde am 26. April 1592 in Leer geboren und ist am 7. September 1652 in Groningen verstorben. Er war Stadtrentmeister von Groningen in der Zeit von 1627 bis 1646. Er wohnte zunächst in der Leliestraat in Groningen. 1632 kaufte er ein Haus am "Brede Markt aan de Korenrijp", genannt "Hus met de Schone Gevel". Er heiratete Helena Wicheringe, geboren am 4. März 1594 in Harlingen.

 

"Jonker" Osebrand Jan Rengers van Slochteren wurde geboren im Jahr 1620 und ist vermutlich im Jahr 1681 verstorben. Er war verheiratet mit Willemina Anna Lewe von der Lewenburg Thoe Asingha-Ewsum. Sie wurde im Jahr 1628 geboren und ist verstorben im Jahr 1677. Die Hochzeit fand am 13. November 1647 in Groningen statt. Sie war eine Tochter von Evert Lewe und Anna Coenders van Helpen (siehe dortige Hinweise). Eine klassische Hochzeit in der Führungselite im Bereich Oldambt/ Ommelanden.

Jonker Osebrand Rengers und Willemina hatten zusammen 16 Kinder. Osebrand Rengers war zu seinen Lebzeiten einer der reichsten und einflussreichsten Einwohner aus dem Bereich Ommelanden (Fivelingo).

 

Die Burg Fraeylemaborg (gezeichnet von Willem und Frederik Coenders van Helpen). aus Wikipedia - gemeinfrei.

DieBurg Fraeylemaborg (gezeichnet von Willem und Frederik Coenders vanHelpen). ausWikipedia - gemeinfrei.

 

"Jonker" EvertLewe "tho Asinga en Ewsum, Pantzer en Ter Hansouwe". Er wurde im Jahr 1590 in Ulrum geboren. Erheiratete am 30. Mai 1619 Anna Coenders, geboren 15. Juli 1599 in Groningen und verstorben am 23. Dezember 1628 in Groningen. Sie war eine Tochter von Abel Coenders und Teteke Entens.

 

Evert Lewe war ein Sohn des Groninger Bürgermeisters Johan Lewe und von Anna Lewe. Durch diese Hochzeit wurden ein riesengroßes Vermögen und Ländereien zusammen gefügt.

   

Boven: Evert Lewe um 1622 († 1641)" / Onder: Anna Coenders van Helpen (nazatendevries) aus Wikipedia – gemeinfrei - "Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie"

 

 

 

 

Boven: Evert Lewe um 1622 († 1641)" / Onder: Anna Coenders van Helpen (nazatendevries) aus Wikipedia – gemeinfrei - "Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie"

 

                

Boven: Evert Lewe um 1622 († 1641)".Onder: Anna Coenders van Helpen (nazatendevries) aus Wikipedia – gemeinfrei - "Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie"

 

Dazu gehörtendie damaligen Burgen von Ewsum und Asinga te Middelstum, Asinga te Ulrum und das Haus Hansouw te Peize, das "Bontehuis" am "Vismarkt" in Groningen und schließlich auch noch die Lewenborg in Noorddijk.

 

Evert Lewe istam 15. September 1641 in Winsum im Alter von 51 Jahren im "Reitdiep" ertrunken. 

Er war ab 1628  "gedeputeerde van Groningen" und zwischen 1620 und 1621 Mitglied beim "Staten-Generaal".

 

Die Ursache fürden Unfall oder Tod im Reitdiep konnte nirgendwo ermittelt werden. Man könnteauch vermuten, dass ein Zusammenhang mit einigen Angriffen von Rudolf Schuring(Schuiring) aus Groningen auf dem Reitdiep zwischen 1640 und 1643 besteht. Ähnlichungeklärt wie der Tod von "Jonker" Willem van Ewsum (siehe weitere Daten indiesem Bericht) der am 7. Mai 1643 verstorben ist, nur wenige Wochen nach einem besonderen Ereignis in den Ommelanden und nur wenige Wochen nach seiner Hochzeit. Evert Lewe und zunächst auch Willem van Ewsum waren "Feinde derGroninger". Beide unterzeichneten u. a. im Streit der Ommelanden mit den Groningern ein Papier zur Unterstützung von Sebo Huninga.

 

 

Jan Drewes, (Drews Junior - Johan). Bürgermeister 1643 bis 1644, 1646, 1648, 1651, 1652. Provinziale Rechnungskammerfür die Stadt 1626, 1627, 1628. Sekretär derStadt 1630, 1631, 1632, 1633. Ratsherr 1634, 1634, 1637, 1638, 1640, 1641, - "Hoofdman" 1642, 1645, 1647, 1649, 1650.

 

Adriaan Clant  tot Stedum, Westeremden und Garshuizen (Junker und Häuptling von der Burg Nittersum) wurde 10. Januar 1599 wahrscheinlich in Groningen geboren und ist am 25. Januar 1665 in Stedum verstorben. Seine Mutter "Willemijne" Willemina Hinckaert stammte aus Brüssel.  Er studierte am 10.April 1616 Philosophie in Groningen. Danach wurde er Mitglied der "GedeputierteStaaten" für die Ommelanden 1643 bis 1645 und 1651. Er war ein Unterhändler(Diplomat) bei den Friedensverhandlungen in Münster (Beilegung 80-jährigerniederländische Befreiungskrieg von Spanien).

Er heiratete zweimal: (1. Ehe) am 23. März 1623 mit Hille Clant (ein Sohn: Johann Clant) und(2. Ehe) mit Anna Tamminga am 20. April 1639.

 

"Portrait of Adriaan Clant to Stedum" gefertigt von Gerard ter Borch um 1648 aus Wikimedia gemeinfrei.

 

aus "Friedenspalast-Bibliothekus" -Public domain - via Wikimedia Commons – gemeinfrei.

 

 

 

Links:
"Portraitof Adriaan Clant to Stedum" gefertigt von Gerard ter Borch um 1648 aus Wikimedia gemeinfrei.

 

Daaronder::

aus "Friedenspalast-Bibliothekus" -Publicdomain - via Wikimedia Commons – gemeinfrei.

 

Dieses Grabmal wurde um 1880 komplett restauriert - - aus Wikimedia – gemeinfrei.

 

Adriaan Clant wurde in der Kirche von Stedum beerdigt. Sein Sohn Johan Clant ließ ein großes Grab für ihn errichten. Es wurde durch den Bildhauer Rombout Verhulst in der Bartholomeuskerk in Stedum aufgebaut.

 

Weitere Informationen zum "Diplomaten" inder Einleitung (unter "Völkerrechtsverletzung").


"Jonker" Dr. Edzard Clant, (Edzard auch Jacob Edzard) wurde am 5. Juni 1584 in Bremen geboren. Seine Eltern waren Egbert Clant und Gratia Rengers. Er ist am 6. August 1648 in Groningen verstorben. Er war ein Onkel von Adriaan Clant, dem Unterhändler beim Frieden von Münster. Nach dem Besuch der Lateinschulen von Bremen und Groningen studierte er an der Universität von Franeker Rechtswesen .In der Zeit von 1606 bis 1610 reiste er durch Europa. Danach kam er in den Rat von den Ommelanden.

 

Edzart Jacob Clant van Nijestein (1584-1649).

 

Im Auftrag der Ommelanden war er von 1618 bis 1619 Mitglied beim "Staaten-Generaal". Er war Mitbegründer der "West-Indischen - Compagnie" und ungefähr 20 Jahre lang Direktor dieser Compagnie.

 

Weitereberufliche Daten:

- Rat derStaaten Groningen-Land-und-Stadt von 1614-1615, - Kurator an der Akademie der Provinz Groningen 1622, 1623,1626, 1627, 1639, 1642, 1644, 1648, - Statengeneraalfür die Provinz Groningen 1628-1631. Er kaufte die Burg Scheltkema inZandeweer / Groningen und wohnte dort ab 1627. Die Burg erhielt nach dem Umbau ab 1633 den neuen Namen Nijenstein. Clant war zweimal verheiratet. In erster Ehe (1616) mit Susanna van Eewse (Ehe blieb kinderlos). In zweiter Ehe (1629) mi Bauwina Coenders van Helpen (sechs Kinder).

 

Links: Dieses Grabmal wurde um 1880 komplett restauriert - - aus Wikimedia – gemeinfrei.

 

"Jonker" Willemvan Ewsum, Heer van Nienoord, Vredewold en Noordwijk wurde 1601 geboren als Sohn einer sehr einflussreichen Familie. Er ist am 7. Mai 1643 verstorben –Ursache nicht bekannt – wenige Wochen nach einem besonderen Ereignis in den Ommelanden und nur wenige Wochen nach seiner Hochzeit. Er heiratete am 13. März 1643 Margaretha Beata von Freytagh zu Gödens (1621-1665) – sie stammte aus einer Herrscherfamilie aus Ostfriesland.

 

Willem van Ewsum war einer der Hauptverursacher des Streits in den Ommelanden im Jahr 1643 beider Besetzung des Landtages. Auch er forderte mehr Stimmrechte aufgrund seiner umfang reichen Ländereien ein. Seine Witwe heiratete 1645 Rudolph Willem Reichsbaron von Inn- und Knyphausen von der Lütetsburg (1620–1666).

 

Links: Edzart Jacob Clant van Nijestein (1584-1649).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Burg Nienoort, gezeichnet von den Gebrüdern Willem und Frederik Coenders van Helpen (aus einer Karte von 1678 = Wohnort von Willem van Ewsum – aus Wikipedia – gemeinfrei -)

Die Burg Nienoort, gezeichnet von den Gebrüdern Willem und Frederik Coenders vanHelpen (aus einer Karte von 1678 = Wohnort von Willem van Ewsum – aus Wikipedia– gemeinfrei -)

 

Die einzige Tochter von Willem van Ewsum und Margaretha Beata von Freytagh zu Gödens war Anna van Ewsum. Sie lebte von 1640 bis 1714. Sie heiratete (1. Ehe) 1657 den Bruder ihres Stiefvaters Carl Hieronymus von Inn- und Knyphausen (1632–1664). Er nannte sich danach: Carel Hieronymus van Inn- en Kniphuisen. Es war wohl eine Heirat, um das Ansehen der Familie in der Öffentlichkeit zu festigen. Anna heiratete (2. Ehe) 1665 Georg Wilhelm van Inn- en Kniphuisen (1635-1709), einen Neffen ihres Stiefvaters und ihres verstorbenen Mannes. Sie hatten einen Sohn, Carel Ferdinand van Inn- en Kniphuisen (1669-1717), der nach ihrem Tod Herr von Nienoord wurde. 1694 wurde Freiherr Georg Wilhelm vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zum Grafen erhoben.

 

Überblick über das Grabdenkmal von Anna van Ewsum, mit ihrem ersten Ehemann liegend und ihrem zweiten Ehemann links von ihr stehend. (Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed – Bild Rijksmonument-Nr. 23982 – gemeinfrei).

Überblicküber das Grabdenkmal von Anna van Ewsum, mit ihrem ersten Ehemann liegend und ihrem zweiten Ehemann links von ihr stehend. (Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed – Bild Rijksmonument-Nr. 23982 – gemeinfrei).

 

Das Grabmal inder Kirche von Midwolda wurde von Bildhauer Rombout Verhulst geschaffen. Anna van Ewsum errichtete dieses Grabmal zum Gedenken an ihre beiden verstorbenen Ehemänner. Sie wurde auch in der Kirche von Midwolda beigesetzt. Diese Grabstelle kann auch als Art Zeugnis angesehen werden,  wie ausschweifend und verschwenderisch dieseFamilie lebte, ja, welchen Reichtum sie hatte.

 

Reint Alberda,op 't Zandt wurde geboren im Jahr 1587. Er ist verstorben am 4. Februar 1653 (Alberdaheerd = größere Ländereien/burgähnliches Gebäude). Er heiratete am 15. Dezember 1622 Ave Wichering.

 

Ab 1629 wurde er als "Schepper der drie Delfzijlen" geführt. Er war "hoofdman in de hogeJustitiekamer" und auch Kurator der Groninger Akademie. Ab 1645 bis 1652 war er Mitglied in der Hoofdmannenkamer und auch Kurator der "Groningse Hogeschool".

 

Barthold Wicheringe lebte von 1589 bis 1652 und stammte aus einer gutbürgerlichen Familie mit vielen Regierungsaufgaben. Er war Bürgermeister in den Jahren 1625, 1629 bis 1630, 1633 bis 1634, 1636 bis 1637, 1640 bis 1641. In den Jahren 1627 bis 1728, 1631 bis 1632, 1635 bis 1636, 1638 war er "Hoofdman". 1641 war er Präsident des Provinzialgerichtshofes. In den Jahren von 1619 bis 1622 war er Mitglied des Staatenrats.

 

Er hat an der Karte der Provinz Groningen als Schüler und guter Briefpartner von Ubbo Emmius mit gewirkt.

 

Titel: Inclytis ac potentibus Frisiae inter Amasum ac Lauicam sitae.Beschreibung: Kaart van de provincie Groningen – ca. 1616. Met in een cartouche met wapen van de provincie Groningen een opdracht in het latijn door Bartold Wicheringe – linksonder in een versierd cartouche een aanbeveling van Ubbo Emmius. aus "Groninger Archieven" – frei - Identificatienummer: NL-GnGRA_1536_5116. Hersteller: Bartoldus Wicheringe Groninganis iam recens accuratissime descripta; Ubbo Emmius; Evert Symonsz. Hamersvelt

Titel:Inclytis ac potentibus Frisiae inter Amasum ac Lauicam sitae.Beschreibung: Kaart van de provincie Groningen – ca. 1616. Me tin een cartouche met wapen van de provincie Groningen een opdracht in het latijn door Bartold Wicheringe – linksonderin een versierd cartouche een aanbeveling van Ubbo Emmius. Aus "GroningerArchieven" – frei -  Identificatienummer:NL-GnGRA_1536_5116. Hersteller:Bartoldus Wicheringe Groninganis iam recens accuratissime descripta; UbboEmmius; Evert Symonsz. Hamersvelt.
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Interessant die Bezeichnungen "Huninga" und "Gockinga" auf dieser Karte. Vermutlich erstellt,weil Ubbo Emmius mit Prof. Huninga befreundet war und auch Barthold Wicheringe ihn durch Emmius kannte. Also ein kleiner Freundschaftsdienst für die Familie Huninga, denn auch die Gockinga-Familie gehörte zum Ahnenanteil der Huninga's.

 

Aber auch andere wichtige Personen der Region zu diesem Zeitpunkt wurden namentlich in dieser Karte erfasst / genannt: Clant, Rengers und Coenders.

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Jodocus Heinsenius, geboren etwa 1600 in Lippstadt/Nordrhein-Westfalen. Er ist verstorben am 26. März 1656 in Groningen. Er war mit Eltijen Eukema (manchmal auch Alleijne Jewkema geschrieben) verheiratet. Die Erlaubnis zur Eheschließung wurde am 16.Januar 1625 in Groningen erteilt. Sie hatten eine Tochter: Decia Heinsenius, die später Bernardus Julsinga heiratete (siehe auch Bernardus Julsinga). Im Jahr 1634 kaufte er ein Grundstück in Garmenwolde.

 

Er studierte ab August 1616 in Groningen Philosophie. Ab 16. November 1617 studierte er dort auch Rechtskunde / Rechtswesen. Von 1637 an war er Sekretär und Syndicus für die Ommelanden. Er soll sehr intelligent gewesen sein, jedoch auch sehr jähzornig und seine Ausdrucksweise in seinen Briefen / Veröffentlichungen waren anmaßend. Deshalb bekam er am 5. Januar 1643 auch Hausarrest, weil er sich der "Hohen Justizkammer" widersetzte. Noch im Jahr 1653 gab es Differenzen mit dem damaligen Bürgermeister Pieter Eissingeund er wurde von ihn verklagt. In der Klageschrift wurde geregelt, dass sich beide Herren nur noch mit ihrem Titel ansprechen durften.

 

Berend Julsinga, (Julsing, Julsinge, Julsingh, Julsingha, Julsinghe), Bernardus). Er war Bürgermeister  1630, 1633 bis 1634, 1637 bis 1638, 1641 bis 1642, 1645 bis 1646. Weitere Dienststellungen:- gezworen meente 1614, 1615, 1617, - 3e taalman gezworen meente 1618, -gezworen keurheer 1616, - raadskeurheer 1619, - gildrechtsheer 1617, -secretaris van de hoofdmannenkamer 1618-1620, - Ratsherr vom 8. Februar 1620, 1621, 1625, 1626, - "generaliteits rekenkamer voor de stad" 1622-1624, - "Kuratoracademia voor de stad" 1627, - "gedeputeerde staten voor de stad" 1627, - "hoofdman" 1627, 1628, 1631, 1632, 1635, 1636, 1639, 1640, 1643, 1644.

Ein Sohn von Bernhardus Julsinga (1629 bis 1671) war mit der Tochter von Jodocus Heinsenius verheiratet. Diese Hochzeit mit Decia Heinsenius (1629 bis 1697) fand am 29.September 1649 in Groningen statt.

Vielleicht war diese Hochzeit der Tochter von Jodocus Heinsenius dienlich, um die familiären Strukturen und die gemeinsamen Interessen im Oldambt zu festigen.

Nichts ohne Kalkül, ohne Berechnung, ohne Sinn und ohne Hintergrund für eine gemeinsame Strategie?

 

Johann Huninga ist ein Abkömmling der Familie Engelkens/Huninga: Johann Engelkens wurde 1535 in Vriescheloo geboren und heiratete Else Bunninga. Sie hatten eine Tochter: Etaa (Etta) Johanns Engelkens, geboren 1560 und verstorben am 12.09.1625 in Beerta (beerdigt in der Kirche von Woldendorp). In 1. Ehe war sie mit Sebo Luwerts Bunninga, geb. ca. 1555 in Winschoten verheiratet (Hochzeit ca. Abt. 1575). Er starb ca. 1581. Mit ihm hatte Etta zwei Kinder: 1. Sebo Bunninga –keine Geburtsdaten bekannt, 2. Wya Sebes Buninga, geb. ca. Abt. 1581 in Ennemaborg. Sie heiratete in 2. Ehe: Eppo Aylckens Huninga van Oostwold (Hochzeit ca. Abt. 1582). Er wurde 1555 in Oostwold in der Gemeinde Midwolda geboren und war ein Landjunker. Er war u. a. Kirchvogt von Woldendorp und Hoofdeling (Häuptling). Er starb am 6. September 1637 und wurde in Woldendorp beerdigt. Er war ein Sohn von Aijlcko Aijlckens (Eppens) Huninga, dem "Jonker van Huningaborg" in Ostwold und dessen 2. Ehefrau Gockinga Bunninga. Das war sicher so eine Art kleine Bauern-Bourgeoisie im Bereich von Oostwold bis Vriescheloo – es ist bei dieser Betrachtungsweise nicht überraschend, dass Etta Engelkens in 2. Ehe den sehr viel jüngeren Bruder ihrer Tante heiratete. Im Bereich Groningen war ein "Jonker" der Titel für einen Häuptling (Hoveling/Hoofdling).

 

Sie besaßen das "Olde Steenhuis" = gleichzusetzenmit einer Burg. Im Laufe der Zeit eigneten die Häuptlinge sich immer mehr Rechte an. Die Huningas hatten zunächst nur einen größeren Bauernhof, später wurde daraus die Burg. Bis etwa im 16. Jahrhundert hatten sie den Titel "Hoofdling", später nannten sie sich lieber "Jonker". Die Hochzeit von Etta Johanns Engelkens mit Eppo Aylckens Huninga bestätigt den großen Einfluss, den die Familie Engelkens im Zeitraum zwischen 1500 bis 1800 in der Region umVriescheloo hatte, denn wie soll man z. B. die Hochzeit eines Junkers/Häuptlingmit einer Bauerntochter auch anders bewerten.

 

Die Kinder waren:

1. Aylcko Eppens Huninga van Oostwold, geboren ca.Abt. 1585

2. Johan(nes) Eppius Huninga van Oostwold, geb. ca. Mai 1584 in Oostwold

3. Auke Aurelia Huninga, geboren ca. Abt. 1587

4. Tiddo Eppens Huninga, geboren ca. Abt. 1580

5. Doedo Eppens Huninga van Oostwold, geboren ca. Abt. 1590 in Oostwold

6. Bonno Eppens Huninga van Oostwold, geboren ca. Abt. 1590 in Oostwold

7. Sebo Eppens Huninga van Oostwold, geboren ca. Abt. 1605 in Oostwold 139

 

Zu 2. Prof. Dr. Jonker Johannes Eppinus Huningavan Oostwold heiratete am 8. März 1624 in Groningen Anna Maria Tjarda vanStarckenborch van Verhildersum und Garsthuizen (geboren im Mai 1590 in Verhildersum und gestorben am 26. Juli 1638), eine Tochter von Ludolph Tjarda Starkenborgh und Hidda Onsta. Ihre Kinder waren Eppo Ludolph Huninga –gestorben 1666 – er war Soldat. Aylcko Huninga, gestorben vor dem 22. Juni 1666. Hidda Huninga, geb. 1629, starb im Alter von ca. 36 Jahren – ca. 02.11.1665. Etta Huninga ???? Tiddo Huninga, geb. circa 1634, starb im Alter von 14 Jahren = 02.02.1648. Teete Huninga van Oostwold, geb. circa 1628, starb vermutlich im Alter von 24 Jahren = 28.08.1652.

 

Die Huningas erreichten mit Professor Johannes Huninga die Führungsspitze im Oldambt, aber auch in Groningen.

Am 1. September 1613 wurde er Rektor der Lateinschule in Groningen und erhielt ein Gehalt von 500 Emder Gulden. Johann Huninga war einer der ersten Professoren an der Universität von Groningen.

Am 14. Mai 1614 wurde er Professor für Philosophie, Ethik, Politik und Wirtschaft, wofür jährlich 800 Gulden bezahlt wurden.

 

Bei der Einweihung hielt er eine Rede, in der ervor allem seine friesische Herkunft betonte. Huninga wurde danach ab 24.08.1615 Professor für Rechtslehre.

 

In der Zeit von 1619 bis Februar 1620 übernahm er das Amt des Rektors der Uni Groningen, legte dann jedoch 1620 das Amt ab.

 

Johannes Eppinus Huninga (1583-1639), "hoogleraar in de rechten en de wijsbegeerte aan de universiteit van Groningen" – gefertigt ca. 1638-1639. aus den "Groninger Archieven" – frei - Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_4233.

Links: Beschreibung: Johannes Eppinus Huninga(1583-1639), "hoogleraar in de rechten en de wijsbegeerte aan de universiteit van Groningen" – gefertigt ca. 1638-1639. aus den "Groninger Archieven" – frei - Identifikationsnummer  - NL-GnGRA_1536_4233.

 

Im Februar 1620 wurde er zum Mitglied des Stadtrates berufen und in den Jahren 1627, 1628, 1631, 1632, 1635 und 1636 jeweils Bürgermeister der Stadt. Außerdem war Johan Huninga Ratsherr von 1620 bis 1624 und als Kurator der Universität Groningen eingesetzt in den Jahren 1620, 1621, 1624. Er war auch Mitglied in verschiedenen Regierungs- und Rechtsausschüssen, wie Mitglied des Provinzvorstandes und der OberstenMännerkammer – "Hoofdman" -  in den Jahren 1625, 1626, 1629. Er war weiterhin Mitglied der "gedeputeerde staten voor de stad" 1622 und Kluftherr von der "Aakluft" 1624, 1625, 1626.

 

Er trat noch 1628 als Knappe und Häuptling von Garsthuizen auf.

 

Um 1630 besaß er das Grundstück neben der Kirche des Huningaheerd in Oostwold. Emmius beschrieb im Jahr 1613 die Familie Huninga als zum Adel gehörend.

 

Die Familie gehörte jedoch eher zu den Grundbesitzern, die das Land bewirtschafteten. Anscheinend führte das alte Prestige eines ehemaligen Oldambter Häuptlings und die Aufgabenstellungen als Professor, Ratsherr, Häuptlingsamt dazu, dass Johan die Tjarda von Starkenborchheiraten konnte. Johan Huninga erarbeitete einen Plan, Ostfriesland in die Union der Sieben Provinzen aufzunehmen. Diesen Plan vervielfältigte er und erteilte diese Unterlagen. Im Streit zwischen dem Oldambt und Groningen stellte er sich hinter seinen Bruder Sebo. Ein Grund, um ihn im Jahr 1638 aus dem Bürgermeister-Amt zu entfernen.

Er ist am 9. Juli 1639 in Groningen verstorben und wurde  in der Kirche von Garsthuizen. beerdigt. Johannes Huningas Ehefrau Anna Maria Tjarda van Starkenborch war in 1. Ehe mit Rempt ten Ham verheiratet. Der Grabstein von Johan Huninga ist verziert mit denWappen der Familien mit denen die Huningas familiär verbunden waren. Huninga, Engelkens, Bunninga (doppelt vorhanden), Tiddinga, Prenger, Gockinga, Poptada,van Starckenborch, Frylinck, Koenders, Eelts, Onsta, Tamminga, Ewsum und Rasquaert.

 

Zu 7: Jonker Sebo Huninga: War er ein "Volksheld"? Der jüngste Sohn: "Jonker" Sebo Huninga van Oostwold (geboren 1605 undverstorben am 15.04.1661 in Beerta war auch ein Kirchvogt und Landjonker. Er heiratete um 1626 Tija (Titia) Tiddinga, angeblich das einzige (legale) Kind von Doedo Tiddinga aus Beerta (Herr von der dortigen Tiddingaborg, gestorben ca. 1623). Sebo Huninga kam durch diese Hochzeit in den Besitz der Tiddingaborg (später Huningaborg genannt). Er war dort vom 14. Oktober 1630 bis zum 27. Februar 1658, als er zuletzt als solcher auftrat, Kirchenvorsteher.

Am 11. Juni 1658 bat er dem Pfarrer in Beerta, einen neuen Kirchenvorsteher zu ernennen. Er stand im Mittelpunkt eines Streits zwischen dem Oldambt/Ommelanden und der Stadt Groningen und wird heute als eineArt "Volksheld" verehrt. Es gibt sogar ein interessantes Theaterstück (Oper) überihn, verfasst von Mark de Vries. Er wurde in der Kirche von Beerta beigesetzt.

 

Auf seinem Grabstein steht:

ANNO 1661, DEN 15 APRIL IS, IS DE WELEDELGEBOREN

EN GESTRENGE JONCKER SEBO HUNINGA VAN

OOSTWOLT, OUD 56 JAEREN, IN DEN HEEREN

CHRISTELYCKONTSLAPEN

 

ICK HEB OP DESER AERD GESTREEDEN

"IN GEMACK EN MOEILIKHEDEN

ICK HEB GEYVERT VOOR 'T GEMEEN

NU RUST ICK ONDER DESEN STEEN.

 

War Sebo Huninga nun ein Volksheld oder nur einbrutaler Rebell? Ging es nur um die Macht der Stadt Groningen oder um die Macht des Oldambts? Oder ging es nur um wichtige Schlüsselpositionen in der Gesellschaft? Die Landbesitzer des Oldambts und der Ommelanden, wurde nangeführt von Sebo Huninga. Zunächst ging es um einen Kanal von Scheemda nach Finsterwoldersiel den die Stadt Groningen mehr auf Kosten und mit dem Einsatzder Oldambster Einwohner bauen wollte, "Koediep" genannt. Die Oldambter muckten auf, vermutlich weit hergeholt ihre Beweggründe. Sie fühlten sich als freie Friesen und stellten die Oberhoheit der Stadt über das Gebiet in Frage. Die Stadt bestand von 1635 an auf bedingungslosen Gehorsam. Deshalb wurde den Gegnern auch Ungehorsam und Majestäts-beleidigung vorgeworfen.

 

Eine aus heutiger Sicht unglaubliche Strafe wurde festgesetzt. Sebo Huninga wurde zum Tod verurteilt; gleichzeitig wurden ihm die Bürgerrechte der Stadt entzogen und er wurde aus der Stadt Groningen und den Bereichen Oldambt / Ommelanden lebenslang verbannt. (Weitere Infos im Hauptteil dieser Ausarbeitung).

 

Zu 4. Tiddo Eppens Huninga, geboren ca. 1580 war als Soldat im Einsatz, u. a. als Leutnant in  Delfzijl (1628), Leutnant in Oudeschans (1634) und danach in Groningen im Jahr 1636 als  Kapitän "van het Krijgsvolk". Er ist ca. 1667 verstorben. Er wurde "Gescheiden van tafel en bed op donderdag 30 dec 1660" von Lamme Entens. Sie war eine Tochter von Egbert Entens und Barbara Entens. Tiddo und seine erste Ehefrau hatten 12 deimt Land in Oostwold gekauft. Es gab keine Kinder aus dieser Ehe. Danach war er mit Anneke Udens (alias Anna Oudens), gebin Eexta liiert. Auch aus dieser  Verbindung sind keine Kinder bekannt. Monatelang wurde im Konsistoriumder Stadt Groningen über das Verhalten von Anneke Udens beraten und geschrieben.  Anneke saß im Jahre 1643 im Gefängnis wegen "hoerderije ende ehebreuk" und wurde danach aus der Provinz Groningen verbannt. Sie ist in die Stadt Groningen zurückgekehrt und deshalb forderten die Bürgermeister und Räte, dass sie "aan de kaak te worden gesteld", gleich zusetzen mit einer Pranger an der Kirchenmauer. Schließlich sorgten Freunde dafür, dass diese Strafe umgewandelt wurde in "eeuwigeverbanning uit de stad". Tiddo erhielt nur eine geringe Strafe. Er musste nur eine Geldstrafe in Höhe von 280 Gulden zahlen. Tiddo hatte wohl ein turbulentes Leben geführt.

 

Auke Aurelia Huninga, geboren ca. 1587, verheiratet mit Edzard Grevinck, Jonker und Häuptling zu Leermens, Eenrum, 't Zand en Zeerijp.

 

Sebo Sebens Bunninga, er war der Halbbruder von Johannes, Sebo, Ailcko Eppens und Auke Aurelie Huninga. Er wurde im Jahr 1605 geboren und ist 1661 verstorben.

 

Wya Sebes Bunninga, war die Halbschwester von Johannes, Sebo, Ailcko Eppens und Auke Aurelie Huninga (sie ist geb. ca. 1581 in Ennemaborg und verstorben am 12. Januar 1653 auf der Ennemaborg, begraben in Midwolda).

 

Onno Tamminga, Herr von Billingweer, Junker und Häuptling, geboren im Jahr 1577 und verstorben 19.09.1652. Er war mit Cecilia Egers drochter Benninga verheiratet. Ein Sohn von ihm war Onno Tamminga, Herr van Ludema, Usquert und Uithuizen, Junker und Häuptling, er wurde am 4. Januar 1614 geborenund am 14. November 1684 in Usquert verstorben. Er studierte Philisophie in Groningen, war Kurator an der Universität Groningen und Mitpräsident der Ommelanden. Er war mit Elisabeth Rengers verheiratet. 

 

"Tammingaborg" aus Wikimedia - gemeinfrei.

"Tammingaborg" aus Wikimedia - gemeinfrei.

 

Scholto (Schotto) Tamminga, Herr van Bellingeweer ist im Jahr 1605 geboren und im Jahr 1663 verstorben. Er war ein Sohn von Onno Tammenga Herr van Bellingeweer und Cecilia Beninga. Er war Präsident der "Justitiekamer"und später "Staaten-Generaal".

 

Jebbo Aldringa war Jonker von "Terwert, Esinga en Hummerzeeland" und kämpfte auch um den Titel "Heer van Feerwerd, Faan en Niekerk" (siehe unten).

Jebbo Aldringa wurde am 1. August 1601 geboren und ist im Jahr 1658 verstorben.

 

Das Wappen der Familie Aldringa und die "Aldringaborg" – aus Wikimedia – gemeinfrei. Das Wappen der Familie Aldringa und die "Aldringaborg" – aus Wikimedia – gemeinfrei.

DasWappen der Familie Aldringa und die "Aldringaborg" – aus Wikimedia – gemeinfrei.

 

Die Aldringas stammen vermutlich aus Ostfriesland. Es waren die Großeltern Jebbo Aldringa und seine Ehefrau Meit Hoendricx. Die nächste Generation war der Vater Geert Aldringa, geboren um 1580, verheiratet mit Elteke Gruys. Sie waren die Eltern von Jebbo Aldringa und Anna Aldringa.

 

Jebbos Großvater, hatte schon in Heidelberg studiert (30.10.1566). Aber auch Jebbo, der Enkelstudierte am 07.04.1621 Philosophie in Groningen. Er heiratete Albertien Doenga– sie ist am 20.12.1632 verstorben. Auf ihrem Grabstein steht: "gewesen Husvrowe des Edelen Erentfeste Joncker Jebbo Aldringa godsalich in den Hereentslapen verwachtend een frolicke opstandinge in Christo". Jebbo heiratete scheinbar ein zweites Mal: Francoise Camminga, Sie war die Witwe von Johannes Rengers! Jebbo war zwischen 1626-1655 grietman und in der Zeit von 1631-1632und 1644 Mitglied der "gedep staten".

 

Jebbo Aldringawar auch ein "schepper" = Seefahrer und kannte sich sicherlich sehr gut im Fahrwasser bei Aduarderzijl aus. Zu dem Zeitpunkt gab es viele Kriegsschiffe der Admiralität, die vor der Küste fuhren, ordentlich ausgestattet mit Kanonen und Munition. Trotzdem war Jebbo Aldringa nicht nur ein dreister Seefahrer. Erhielt nicht zurück, wenn es um seine eigenen Interessen ging. So beschuldigte Jebbo Aldringa im Jahr 1643 dem Erbherren von Ameland Watse (Witso?) van Camminga als einen Vasal des Landes. Dieser Watse war vermutlich ein naher Verwandter – vielleicht der Bruder von Jebbos Frau.

 

Das Verfahren umdie "Heerlijckheyt van Amelandt" wurde sogar am Hof von Holland beraten und entschieden. Es ging vermutlich um die Erbschaft von Ameland. Hier hatte JebboAnsprüche für sich (für seine Frau und dessen Sohn aus erster Ehe) gestellt, musste am Ende jedoch "het hoofd buigen". Es kam noch schlimmer für die Aldringas. Sein Besitz wurde zwischen 1651 und 1664 wegen großer Schulden verkauft

 

Zusammen mit Osebrant Rengers von Slochteren versuchte Jebbo Aldringa seine politischen Ambitionen zu festigen. Beide sahen sich wohl als große Patrioten an. War erzunächst noch ein guter Freund von Jodocus Heinsenius, kam es durch die Verbindung Rengers/Aldringa und ihrer Interessen später zu feindlichen Attacken. Die beiden bestellten Soldaten ein und nahmen Jodocus Heinsenius im Jahr 1650 gefangen. Erst als auch die "Hoofdmanen" die Freilassung forderten, wurde Heinsenius aus dem Delfzijler Gefängnis entlassen. Einen weiteren Streit führte Jebbo Aldringa mit dem Professor McDowell um den Titel "Heer van Feerwerd".

 

De Aldringaborg op de kaart van Willem en Frederik Coenders van Helpen (1678). aus Wikimedia - "gemeinfrei".

De Aldringaborg op de kaart van Willem en Frederik Coenders van Helpen (1678). aus Wikimedia - "gemeinfrei".

 

 

Ein anderer ausder Aldringa-Linie schaffte es bis ins Bürgermeisteramt. Es war Alard Aldringa,geboren 1610, gestorben in Groningen 28. Oktober 1665. Alard Aldringa war Jurist. Er nahm sein Studium in Groningen ab 16. Juli 1633 auf.

Er heiratete Johanna Margaretha Christoffel van Ewsum am 21. Juni 1655, die Witwe von AlbertHooftman einem ehemaligen Bürgermeister von Groningen (siehe dort).

Er war "gerechtsscholten president van het krijgsgerecht van Stad en Lande" 1642-1643, 1645-1646 und 1648 gezworene meente. Er war Ratsherr 1649-1651. Danach 1652 Mitglied der "gedep. staten" und von 1652-1665 abwechselnd Bürgermeister oder "Hoofdman".

 

Ein dritter Aldringa: Wigbold Aldringa wurde um/am 26.02.1604 geboren und war im Jahr 1629 Amtmann im Klei-Oldambt. In den Jahren von 1639 bis 1644 war er "Assessor" für die Stadt Groningen, mehrere Jahre in dieser Funktion sogar gemeinsam mit Berent Coenders van Helpen (1639 bis 1642) und mit Adriaen Clant (1643 bis 1644). Er heiratete am 10. Mai 1629 in Groningen Margaretha Gruys. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Berent Aldringa (1635-1707).

 

Dr. Gerhardus "Geert" Swartte wurde am 28. Februar 1603 in Lingen geboren. Er ist am 24.März 1665 in Groningen verstorben. Er heiratete Helena Reneman in Groningen am 22. September 1633. Er studierte in Osnabrück und Bremen (zwischen 1622 und 1628) und auch in Leiden (1628). Er promovierte in Orleans/Frankreich. Er wurde Kurator von der Akademie Groningen,  Assessor für die"Hoofdmanenkamer", kam in die "Justitiekamer". Er wurde 1652 Ratsherr von Groningen und wurde im Jahr 1653 Direktor der West-indischen Compagnie. ImZeitraum von 1655 bis 1656 war er Bürgermeister von Groningen.

 

Albert Christoffer Arnsma war zuständig für das Fivelingo. Es wurden unter diesem Namenkeine Daten in den bekannten Archiven gefunden. Man findet ihn in den Aufzeichnungen als einen Unterstützer von Sebo Huninga und für die Ommelanden. 

 

Vermutlich wurde er aber "Christoffel/Christopherus van Arentsma/Aernsma" geschrieben (geboren um 1595). Die Daten für diese Person: Er studierte zuerst Philosophie an der Universität von Leiden ab 1. September 1610. Er heiratete Elstea Leuwens, gebürtig aus Appingedam im Jahr 1623. Er war Richter 1627, 1637 bis 1643. Ab 1630 war er Mitglied bei den "Gedeputeerde Staten in Groningen", 1632 Landtagsabgeordneter für Jukwerd.

 

Iwo Auwema (auchJuwo Awema) war verantwortlich für das Westerquartier. Er lebte von 1602 bis1662. Er war zweimal verheiratet: 1. Ehe mit Maria Cornelis Verduin.

Seine zweite Ehewar mit Etta Johans Coenders (sie lebte von 1625 bis 1705). Er leistete ebenfalls Unterstützung für Sebo Huningas Forderungen und für die Ommelanden.

Iwo Auwema war Mitglied "gedeputeerde staten voor de provincie" 1633, 1638, 1640, 1645, 1646, 1651 und "Ordinairis admiralitäts te Harlingen voor de provincie" 1648 sowie  "extra ordinair admiraltäts te Harlingen voor de provincie" 1649.

 

Hajo UnicoManninga zu Dijksterhuis, "Hoofdeling te Pietersburen, Wierhuizen en Wester-nieland" wurde 1589 geboren und ist im Jahr 1652 verstorben. Die Manninga waren eine bedeutende ostfriesische Häuptlingsfamilie. Im Verlauf des 15. und 16 .Jahrhunderts entwickelten sich die Manninga im Gefolge der mit ihnen verwandtschaftlich verbundenen späteren ostfriesischen Grafenfamilie Cirksenazu den angesehensten Adelsgeschlechtern des Landes. Durch ihre geschickte Heiratspolitik hatten sie auch Verbindung zum Adel in den benachbarten Regionen, u.a. auch dem Groninger Land. Hoyko Manninga war der letzte Manninga-Häuptling zu Pewsum. Er lebte sehr verschwenderisch. Nachdem erbereits um 1545 die Herrlichkeit Jennelt an seinen entfernten Verwandten Christoffel van Ewsum verkauft hatte, musste er 1565 aufgrund enormer Schuldenauch Pewsum und Woquard verkaufen. Dies beiden Herrlichkeiten gingen an den Grafen Edzard  II von Ostfriesland und dessen Ehefrau Katharina von Schweden. Hoyko Manninga verblieb nur geringer Landbesitz in den Groninger Ommelanden.

 

Eine dritte Linie der Manninga geht auf den Lütetsburger Zweig zurück. Ein Bruder von Unico Manninga, Hayo (1518/1519 bis 1599) war ihr Begründer. Er kam durch Heirat inden Besitz der Häuptlingsburg "tho Dijcke", später "Dijksterhuis", in den Ommelanden. Er nahm am niederländischen Aufstand gegen Philipp II. teil. Als die Spanier die Nordostniederlande 1580 zurück eroberten, ging er nachOstfriesland, wo er das Langhaus in der Westermarsch bezog. Nach der Eroberungdurch Moritz von Oranien wurde Groningen zusammen mit den umliegenden Gebieten im Jahre 1594 ein Teil der "Republik der Vereinigten Niederlande". Hayo kehrten och im gleichen Jahr wieder auf seine alten Besitztümer in den Ommelanden zurück. Er ist der Vater von Hajo Unico Manninga.

 

Hajo Unico Manninga studierte 1606 in Herborn. Am 3. Oktober 1619 heiratete er Harmentje Sickinghe. Er war gemeinsam mit dem Sekretär Joducus Heinsenius ein Unterstützer von Sebo Huninga und hat viele schriftliche Stellungnahmen mit erarbeitet. So auch zum Thema "Völkerrechtsverletzung" (siehe Einführung).

 

DieDrews-Connection (unterschiedlich geschrieben: Dreves, Dreuwes, Drewes, de Drews):

Vater Johan (II)de Drews, wurde etwa im Jahr 1570 in Groningen geboen und er ist im Jahr 1636 dort verstorben. Er war Mitglied "gedeputeerde-Staten (1609, 1612, 1615, 1618, 1621, 1624 und 1627). Danach auch Bürgermeister von Groningen (1625-26, 1628-29, 1632-33 und 1636).  Er war verheiratet mit Margaretha Egberts (verstorben ca. 1639).

 

Die Kinderdieser Ehe waren u. a.: - Johan (III ) de Drews (siehe dort)

- Hermanna de Drews, geboren um 1600 verheiratet mit "Hendrik van Julsingha"!

 - Anna de Drews - verheiratet mit einem"Robers"!

- Christina deDrews -verheiratet mit einem "de Valcke"!

- Margaretha deDrews – verheiratet mit Ratsherr "Otto de Valcke".

Hier wiederdeutlich die familienpolitische Ausrichtung zur Groninger Führung.

 

Willem de Drews, war in der Führungsebene aktiv. Er wurde in Groningen um 1598 geboren. Dieserwar Student in Groningen im Jahr 1615. Er war in der "gezworene Meente" von 1649 bis 1650). Er war Ratsherr 1652 bis 1653 und  1655 bis 1656) und er war Mitglied in der"provinciale-rekenkamer" von 1645 bis 1651) sowie Mitglied der "gedeputeerdeStaten van Groningen" im Jahr 1657. Sein Vater war "vermutlich" Willem Drews, ein "rijk en vermogend man en een beroemd kunstenaar":

 

Der Sohn von Johan (II), dem ehemaligen Bürgermeister von Groningen, war Johan (III)), auchwohl "Jan" de Drews, geboren in Groningen um 1600 und ist vor dem 24. August 1653 in Groningen verstorben. Er hatte in Groningen im Jahr 1619 und in Leiden im Jahr 1622 studiert. Er war mit Wibbina Meinders verheiratet (keine weiteren Daten vorhanden). Dieser Johan "der Dritte" war in der "Provinziale Rechnungskammer" für die Stadt in den Jahren 1626, 1627, 1628 und er war Sekretär der Stadt 1630 bis 1633. Er war Ratsherr 1634, 1637, 1638, 1640, 1641 und "Hoofdman" in den Jahren 1642, 1645, 1647, 1649, 1650. Er war Mitglied der "gedeputeerde staten" im Jahr 1639 und er war Bürgermeister 1643, 1644, 1645, 1646, 1647, 1648, 1651 bis 1652.

 

 

Edzard Rengers ten Post "Heer te Tuwinga en Oldenhuis".

Er wurde am 13.März 1578 in ten Post geboren. Er ist am 18. September 1652 in Groningen verstorben. Er heiratete Bauwina Clant am 22. Oktober 1622. Sie ist geboren am 6. November 1586 und ist am 22. September 1652 verstorben.  Sie war eine Tochter von Egbert Clant. Edzard Rengers ten Post war Bürgermeister von 1637 bis 1638, 1641 bis 1642, 1645 bis 1646, 1648 1649, - Drost von Wedde (Westwoldigerland) 1618 bis 1625 und von 1626 bis 1633. Er war auch Ratsherr 1633, 1634, 1635, 1637 und in der "Hoofdmanenkamer "in den Jahren 1639, 1640, 1643, 1644, 1647, 1648, 1650 im Einsatz und somit inder schwierigen Zeit zwischen Groningen und den Ommelanden in vielen wichtigen politischen Gremien zuständig.

 

 

Bild aus "Groninger Archieven" - gemeinfrei Ident-Nr. NL -GnGRA_818_22400. Die Burg "Fraam te Huizinge op een kaart van Groningen uit 1678, getekend door de broers Willem en Frederik Coenders van Helpen" - "gemeinfrei" aus Wikimedia.

Bildaus "Groninger Archieven" -  gemeinfreiIdent-Nr. NL -GnGRA_818_22400. Die Burg "Fraam te Huizinge op een kaart van Groningen uit 1678, getekend door de broers Willem en Frederik Coenders van Helpen" -  "gemeinfrei" aus  Wikimedia.

 

Bernhard Coenders van Helpen, geb. 1601, war ein Sohn des Groninger Bürgermeisters Abel Coenders (± 1620) und Titia (Teteke) van Vervou. Sie war eine Tochter von Johan van Vervou und Anna Maria Gräfin van der Mark. Außerdem war Bernhard Coenders Enkel seines Namensvetters, der 1534 bis 1592 lebte und Rat des Sekretariats am Hof ​​des Kurfürsten von der Pfalz war. Am 7. April 1619 studierte BernhardCoenders van Helpen in Heidelberg.

 

Bernhard Coenders van Helpen war unfreundlich, unbequem, raffiniert und verschlagen. Erregierte und handelte mit harter Hand. Immer wieder war er in Rechtsstreitigkeiten auch mit Privatpersonen verwickelt. Viele Menschen im Oldambt hassten diesen Berend Coenders wegen seines Auftretens. Es war ein Typmit verschiedenen Gesichtern, der mal staatsmännisch handelte, so als Gesandterin Dänemark. Aber er war auch einer der Mitverursacher von Unruhen im Oldambt.Es war eine Art Staatsstreich: ein Versuch am Sint-Pieterslandtag 1643 inGroningen die Macht für die Ommelanden zu erhalten (siehe dazu die Beschreibungin dieser Ausarbeitung). Es führte für ihn dann jedoch nicht zum Erfolg. Vorübergehend konnte er keine öffentlichen Positionen mehr erreichen. Erst imJahr  1668 war diese Zeit des Machverlustes beendet und er wurde zum "Präsidenten" der Ommelanden gewählt.

 

Vielleicht hater sich auch oft selbst überschätzt! Er gehörte auf jeden Fall zur Elite in den Ommelanden. Die Familie Coenders van Helpen zählte damals zu den reichsten"Niederländern". Nicht verwunderlich deshalb eine Hochzeit im Rahmen des Familienbundes. Am 14. November 1624 heirateteer seine "Urgroßnichte" Anna Coenders, Tochter von Wilhelm Coenders tho Fraemund Elisabeth Rolteman.

Anna Coenderswurde nach dem Tod ihres jung verstorbenen Bruders Erbin von Fraam. Sie hatten fünf Kinder. Coenders war jetzt Burgherr der Borg Fraam in der Nähe von Huizinge.

 

Bernhard Coenders van Helpen war Kommissar für Groningen in der Generalitätskammer, oft auch Abgeordneter der Generalstaaten. Er reiste gerne nach Frankreich und war sehr französischfreundlich. Er wurde deshalb auch Ritter im St. Michiel-Orden (vor 1624).

Er war als Gesandter in Paris und beim Hof von Dänemark in Kopenhagen, wo er in den Jahren 1639 und 1640 als Mitglied einer Delegation unterwegs war, um die Mautkostendurch den Sund zu senken. Er starb am 3. Januar 1678 in Dänemark. Im Jahr zuvor (1677) war er auch noch bevollmächtigter Gesandter der Staaten zum schwedischen Hof von Königin Christina.

Er beschäftigte sich auch mit der Alchemie, die damals die höchsten Kreise der Gesellschafterreicht hatte. Er fasste seine Studien in einem Werk zusammen mit dem Titel: "L'Escalier der Sages" - über 1240 Seiten – veröffentlicht durch seinen Sohn.

Seine Experimente führten regelmäßig zu Explosionen in seinem Labor in de rLagerstätte, die bei späteren Ausgrabungen nachgewiesen wurden.

 

In Huizinge geriet er in Konflikt mit dem dortigen Pfarrer Dirk Hamer. Was war das für ein Rechtssystem in den Ommelanden. Da durfte der Beschuldigte als Staatsanwalt und als Richter auftreten. Da konnte der Schuldspruch doch nur gegen den Anklägerlaufen. Berend Coenders war etwas vorgeworfen worden und er trat als Richterauf. Unglaublich aus heutiger Sicht.

Die Kritik an Berend Coenders van Helpen kam Pastor Hamer teuer zu stehen. Hamer wurde von Coenders der Geldfälschung beschuldigt und 1657 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Später wurde dieses Urteil in eine lebenslange Verbannung aus Stadt und Land umgewandelt.

 

Inmitten seiner Alchemie-Experimente kam es zu diesem tragischen Konflikt mit seinem Pastor. Das Haus Fraam sollte nach dem Willen von einer Frau Blideke jedes Jahr ein Fass Butter an die Armen des Kirchspiels liefern. Aber dieses Mal gab Coenders dafür nur 15 Taler und 6 Weideland aus dem Eigentum des Kirchenvorstehers. PastorHamer setzte sich für die Rechte seiner Kirche ein. Berend Coenders wa renttäuscht über Pastor Hamers Verhalten und drückte seinen Unmut aus, indem er mit seiner Familie nicht in HamersKirche ging oder ihn im Pfarrhaus besuchte. Mindestens neun Jahre ging die Familie so vor, um dann erst recht los zuschlagen.

Coenders wurde nämlich Staatsanwalt / zuständiger Richter am Gericht von Huizinge und kehrte dasVerfahren zu seinem Wohl um. Der Vorwurf lautete: Hamer habe sich Silbergeld unter dem Namen "Groninger Flabben" gespart, den die Bürgermeister und der Rat von Groningen für falsch erklärt hatten.

Es sei von Hamer"als gutes Geld für seinen schmutzigen Gewinn" benutzt worden. Für Hamer endete das Verfahren böse: Verbannung und Absetzung als Pastor.

 

Am 2. Novembe r1657 bat Frau Hamer am Fraam-Haus auf den Knien und unter bitteren Tränen Frau Coenders um Vergebung. Frau Coenders wies sie genauso ab wie Berend Coenders. Er rief ihr schroff durch die Tür zu: "Es liegt nicht in meiner Hand!" Mit anderen Worten: Durch die Justiz sollte alles geregelt werden.

Pastor Hamerwarf Bernhard Coenders Tyrannei vor, wie es sie seit Herzog Albas blutigen Durchzug durch die Niederlande nicht mehr gegeben habe, sowie die Fälschung von Zeugnissen und Dokumenten. Es ging so weit, dass in Huizinge die Nachricht kam, dass der Pastor als Flüchtling festgenommen worden sei. Am Ende wurden alle Güter und Besitztümer des Angeklagten Hamer verkauft, seine Schrift gegen Coenders wurde vom Henker verbrannt und Hamer selbst nach 45 Wochen Haft al sFälscher des Landes verwiesen.

 

In der "Johannesde Doperkerk" in Huizinge erinnert ein 1641 der Kirche gestifteter Chorschrankan Coenders und seine Frau. Seine Funktionen sind auf einer Tafel über dem Durchgang auf der Chorseite ausführlich beschrieben. Coenders starb 1678.

 

TEXT: Im Jahrder christlichen Ära 1641. Zur Ehre des allmächtigen Gottes und um diesen Tempel zu schmücken, der edle, tapfere und hochgeborene Mann Bernard Coendersvan Helpen, Ritter des Ordens des Heiligen Michael, Herr von Fraam, Sauwerd, Huizinge; Höfling in Adorp, Eenrum, Bedurn, Stedum, Loppersum, Fraam und der angrenzenden Regionen; Stellvertreter des hochrangigen Generalstaates der Vereinigten Niederlande, und auch die sehr edle und fromme Frau Anna Coenders van Helpen, Erbin in Fraam, Huizinge, ließ diese Arbeit machen, als Willem Jansz Pfarrerdes göttlichen Wortes und Johannes Conrad Gaules Sohn und Simon Everhards Sohn Kirchenvorsteher waren.

Auf beiden Seiten dieses Wappens ist in zwei Ovalen zu lesen: "Verabscheue das Böse. Röm.XII, v. IX" (Vollständiger Bibeltext: Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten!) und "Seid geduldig in Drangsal und Unterdrückung." Röm. XII, v. XII

(Vollständiger Bibeltext  = Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet anam Gebet)

(Quelle: Groninger Volksalmanak 1923 S. 23-45).

 

Johan van Eeck, der "Heer van Ekenstein, Hoofdeling te Loppersum en Wirdum". Er wurde am 18. Juni 1600 geboren. Auch hier derklassische Werdegang: Er studierte 1618 in Groningen, promovierte am 9. Juli 1629 in Franeker. Er wird schon ab 1624 bis 1635 als Sekretär der Stadt geführt. Er war auch Sekretär für das Gilderecht von 1624 bis 1628. WeiterePositionen:

 

Sekretär der "GedeputeerteStaten" von 1635 bis 1642 und von 1643 bis 1647, schließlich auch Ratsherr 1648, 1649, 1651 und 1652. Er wurde Bürgermeister von 1655, 1658 bis 59, 1662 bis 1663. Er ist am 10. Juni 1663 in Groningen verstorben. Er war verheiratet mit Aeltijn (Alegonda) Asserhuys (verstorben Februar 1649), eine Tochter von Lammert und Margareta Eissinge. Schon wieder eine Verbindung zur Familie Eissinge. Er heiratete am 14. November 1663 in zweiter Ehe Johanna Crans. Sie war eine Tochter von Berens Crans und eine Witwe des "Luitenant van het burgerlijk regiment" Jacob Tjassens.

 

Hendrik van Heek wurde geboren um 1598 in Groningen und ist am 13. Dezember 1652 in Groningen verstorben. Er studierte zunächst in Groningen – eingetragen am 13. November 1616, danach in Leiden – 27. Juni 1622. Hier blieb er zunächst ca. ein Jahr. Dann promovierte er in Caen/Frankreich. Danach reiste er durch Frankreich. Er kam 1626 nach Groningen zurück und wurde - "gezworene" 1627, 1628, - "weesheer"1628, - Mitglied der Rechnungskammer 1629, 1630, 1633, - Ratsherr 1631, 1632, 1635, 1636, 1638, 1639, 1641, - "gedeputeerde voor de provinz" 1637, 1640,  - Bürgermeister 1644 bis 45, 1648 bis 1649, 1652,- Kurator der Akademie 1639, - Mitglied der Hoofdmannenkammer 1643, 1646, 1647,1650, 1651.

 

Hendrik van Heekheiratete 1. Ehe: am 18.12.1631 mit Eisjen Folckers, verstorben am 14. Mai 1636. Sie war die Tochter von Ratsherr Berend Folckers und Albertien Popkens.Er heiratete zum zweiten Mal am 17. Dezember 1637 Anna Hoendricks, verstorben vermutlich am 8 Juli 1669. Sie war die Tochter von Assuerus Hoendricks und  Allegonda Asschendorp. Sie wohnten in der "Boteringestraat".

 

Albert Hooftman (genannt van Eykelberch) wurde im Jahr 1594 in Bremen geboren. er starb am 18. September 1652 in Groningen. Er heiratete Oede de Mepsche am 11. August 1633 (erste Ehe). Sie war eine Tochter von Johan de Mepsche op den Ham (siehe Informationen in dieser Ausarbeitung). Bei der Unterzeichnung des Hochzeitsvertrages am 14. Juni 1633 waren u.a. zugegen: Wilhelm Coenders van Helpen, Johann de Mepsche op den Ham, Gooszen Schaffer und der "Rentemeester" Johan de Mepsche. Es mussten immer viele Trauzeugen dabei sein, und sie zeigendie Bedeutung auch dieser Verbindung auf. Diese Herren standen allesamt in den Führungsriegen von Groningen.

 

Albert Hooftman heiratete kurz vor seinem Tod in einer 2. Ehe am 14. Oktober 1651 in Groningen Johanna Margaretha van Ewsum. Sie war eine Tochter von Christoffel van Ewsum und Anna Sickinghe. Nach dem Tod von Albert Hooftman heiratete seine Frau Allard Aldringa. Diese Hochzeiten verdeutlichen auch wieder die klaren Verbindungen, die es in der Groninger Bourgeoise gab. Werdegang von Albert Hooftman: - provint .rekenkamer voor de stad 1626-1628, - Ratsherr 1629, 1630, 1633, 1634, 1636, - gedeputeerde staten voor de stad 1631, 1635, 1641, 1644, 1645, 1648, 1649, 1652,  - Kurator der Akademie für die Stadt 1642, 1650.

Albert Hooftman wird 1638 Nachfolger als Bürgermeister von Johann Huninga.

Ein besonderer Hinweis: Albert Hooftman und die Gebrüder Hendrick, Johannes und Wouter Schoonenborch, sowie Bartholt Wicheringe zählten angeblich zu den Lieblingsschülern von Ubbo Emmius. Alle wurden Führungspersonen im BereichGroningen und den Ommelanden.

 

Eine Hochzeitmit familienpolitischen Zielen fand am 18. Dezember 1630 statt.  Der Leutnant Hindrick Hooftmann heiratete Anna Clant (verwitwete Rengers). Als Zeugen bestellt waren Albert und Arnout Hooftman, Hildebrant Entens, Wilhelm Coenders van Helpen, Unico Rengers, Adriaen Clant, Reint Alberda und Edzard Rengers ten Post.

 

Albert Wijfferinge (Wijffering, Wijfering) war Bürgermeister von 1649 bis 1650 und 1653 - "gezworenmeente" 1618, 1621, 1624, - "3e taalman gezworen meente" 1622, - "2e taalman gezworen meente" 1625, - "gezworen keurheer" (Vereidigter Richter) 1619, 1625, -"provintiale rekenkamer voor de stad" 1619-1624, - "raadskeurheer" (Stadtrat) 1620, 1628, 1629, 1632, 1633, 1636, 1637, 1639, 1640, 1642, 1643, 1646-1649, - Amtmann von Gorecht 1625, 1626, 1627, - "Hoofdman" 1648, 1651, 1652, - "1e taalmangezworen meente" 1627, 1628, - "Raad van de Staten voor de stad" 1630, 1631, 1634, 1635, - "gedeputeerde staten voor de stad" 1638, 1641, 1644, 1645, 1648. Er ist am 8. Oktober 1653 verstorben.

 

Geert de Sijgers (Sijgers, Gerhard, Gerhardus) - administratie van de weeskamer (weesheer), 1625, 1626, 1629-1635, 1643, 1644, 1645, 1650, - Gilderechtsherr 1630, 1631, 1633, 1642, 1643, 1644, 1645, - busheer vom Gilderecht 1634, 1636, 1637, 1639,1646, 1648, 1649,1651, 1653-1655, - gezworen meente 1632, 1633, 1635, 1636,1639, 1640, 1643, 1644 - gezworenkeurheer 1645, - kluftheer 1634-1650, 1651 bis 1657 - weesheer 1651, 1654,1655, gezworen meente 1653

 

Berend Sijgers, Bürgermeister von 1630 bis 1631, von 1634 bis 1635. Sein Sohn Albert de Sighersheiratet am 17. Januar 1630 Lucretia Canter, eine Tochter von Joachim Canterund Hillegond Wijfferinge. Eine Doppelverbindung zu den führenden Familien in Groningen!

 

Cijriacus Hoornwurde im Jahr 1620 geboren. er war "Luitenantmajoor, hofmeester van het Prinsenhof" in Groningen. Er ist am 15./21. März 1668 in Groningen verstorben. Seine Eltern waren Christophers Hoorn und Christina Haeck. Er war verheiratetmit Aefjen Folckerts (geboren 1620 und verstorben 1668). Er studierte inGroningen Philosophie im Jahr 1637.

 

Dr. Scato Gockinga wurde 1566 geboren. Er studierte an der Universität von Franeker und auch ab 15. Oktober 1588 an der Hochschule von Marburg. Er promoviere am 3. Juli 1593 zum "Doctor in de rechtswetenschap" an der Universität von Cambridge. Er begann dann seine Karriere als Sekretär von den "Gedeputeerde Staten van Stad en Lande".

 

Zwischen zeitlich wirkte er ab dem 26. November 1612 in einer Kommission zur Gründung der Hochschule Groningen mit. Danach wurde er Syndikus / Anwalt für die Ommelanden, war im Jahr 1619 als Richter bestellt und von 1615 bis 1640 war er Kurator an der Hochschule Groningen. Er war zweimal verheiratet: 1. Ehe mit Luurtje Edzamaund 2. Ehe mit Agnes de Mepsche. 

 

Es gab hier eine gute Familien zusammen führung. Ein Enkel (vermutlich) Scato Gockinga (gleicherName!) heiratete am 2. September 1633 Catharina Clant. Zeugen dieser Zusammen führung waren der Sekretär von Groningen-Stadt-Land Ludolphus Henricius, Sibrandth Gockinga und für die Braut Geerdt Schaffer und Edzart Jacob Clant op Scheltkema te Zandeweer – allesamt in Führungspositionen in derProvinz Groningen-Stadt-Land.

 

Peter Isebrants (P.,Petrus, Pieter) war Bürgermeister von 1647 bis 1648, - "Gezworen meente" 1625 ,- "Gezworen keurheer" 1626, - Ratsherr 1626, 1627, 1629, 1630, 1632, 1633, 1635, 1636, 1638, 1639, 1641, 1642, 1644, 1645, - "Gedeputeerde staten" für die Stadt 1628, 1631, 1634, 1637, 1640, 1643, 1646, - "Hoofdman" 1649, 1650, 1651,1652

 

Harmen Witting (Wittink), Harm, Herman, - gezworen meente 1622, 1623, - raadskeurheer 1623, -premier clercq bij de provinciale secretarie 1623, - gedeputeerde staten voor de stad 1629, 1635, 1638, 1641, 1644, 1647, - Ratsherr 1627, 1628, 1630, 1631, 1633, 1634, 1636, 1637, 1639, 1640,1642, 1643, 1645, 1646, 1648, 1649, 1651. Er ist verstorben am 4 Juli  1651.

 

Dr. Theodorus Eysonius(Eijssonius), geboren ca. 1605 – verstorben ca. 1640. Er studierte Philosophie in Groningen (1621 bis 1626). Er studierte auch in Leiden und im Ausland u. a. in Orleans und Paris. Er wurde 1628 Advokat in Groningen für das Oldambt. Erübernahm anwaltliche Aufgaben für die "freien Ommelander". Wegen dieser Unterstützung wurde er gefangen genommen und er kam für eine kurze Zeit ins Groninger Gefängnis. Obwohl er mit Dr. Johann Birza studiert hatte, waren sie wohl nicht miteinander befreundet.

 

DreimalSchonenborch (Schonenborgh/Schonenburg)

Die "Gebrüder"(?) Hendrick und Wolter Schonenborch und ihr Vetter Joannes (Johannes)Schonenborch konnten sich in der aufblühenden Stadt Groningen ein eherausragende Stellung erarbeiten. Die Schonenborch-Familie soll dabei die Familie von Nassau und das "Haus Oranje" sehr unterstützt und dabei den "deutschen Einfluss" reduziert haben, obwohl der Großvater von ihnen aus Deutschland stammte.

 

Wolter Schonenborch, (Gualtherus of Wolbertus Schonenborgh / Schonenburg) war ein Sohn von Henricus Schonenborch und dessen Frau Gese Barnda. Er heiratete Clara Wicheringe am 26. August 1623. Clara Wicheringe war die Tochter von Geert Wicheringe und seine rFrau Elisabeth Matthijsz. Claras Bruder war der in diesem Bericht genannte Barthold Wicheringe.

 

Alles im Diensteder Familie und der Weiterentwicklung. Clara erbte Land in Oostwold. Sie starb 1640. Wolter heiratete danach Louise van Solms.

So verband er sich mit "Oranje" und der Familie van Solms. 1660 heiratete er Isabella Canters, wahrscheinlich Hendricks Witwe.

Sie wohnten in Groningen am Nieuwe Markt (= Ossenmarkt).

 

Wolter Schonenborch studierte Philosophie in Franeker ab 28. Juni 1605. Nach seinem Studium war er zunächst als Rechtsanwalt in Groningen tätig. Er war vermutlichin der ersten Zeit mit den Huningas über die Verbindung mit Ubbo Emmius und Bartold Wicheringe sehr gut befreundet. Er war von 1616 bis 1619 Konrektor derLateinschule Groningen und hat in dieser Zeit mit diesen beiden Personen undauch mit Ubbo Emmius Kontakt gehabt.

 

Er kam in die "gezworen meente" 1623, wurde "advocaat provintiaal" 1623, - war von 1624 bis 1628 Abgeordneter in der Amsterdamer Admiralität und sorgte für die Begleichung von Zahlungsrückständen aus Groningen. Damals ein heißes Thema, aber ein Signal des Wunsches nach stärkeren Beziehungen zu Amsterdam.

 

Im Jahr 1626 war er Mitglied beim Staten-Generaal und Mitglied der "Generalitätenkamer", danach 1627 Rechnungsmeister. Er war von 1629 bis 1636 Drost des Oldambt und von 1636 bis 1638, und 1644 war er Repräsentant der Stadt Groningen bei den Generalstaaten. Er war "Hoofdman" in den Jahren 1638, 1641, 1642. Die Generalstaaten ernannten ihn zum Vertrauensmann von Frederik Hendriks. Im Jahr 1642 Ratsmitglied und erneut Drost von Oldambt, 1640 Kurator der Universität Groningen, 1641 bis 1642 "Hoofdmanenkamer" und 1658 war er Präsident im "HohenRat von Brasilien". 

Er war mehrere Jahre auch Bürgermeister von Groningen = 1639 bis 1640, 1643 bis 1644.

 

WolterSchonenborch war im brasilianischen Bundesstaat Cearà für die West India Company (WIC) tätig. Zu seinen Ehren wurde 1649 das "Fort Schonenborch" gegründet. Die Generalstaaten hatten 1645 eine Rettungsmission nach Brasilien zugestimmtund dafür wurden wichtige Personen angeworben, um eine "Hohe Regierung" aus vier Personen und einem Präsidenten zu bilden. Das Auswahlverfahren hatte am 14. April 1645 begonnen. Viele ausgesuchte Personen hatten jedoch keine Lust, sich in so ein Brasilien-Abenteuer zu stürzen. Als Präsident der West India Company (WIC) wurde Wolter Schonenborch, damals Groningens Stellvertreter beiden Generalstaaten, ausgewählt, gerade die wichtigste Position, die zu einem Interessen kampf mit bedeutenden Amsterdamer Personen führte. Aber Groningen setzte sich durch und Schoneborch wurde als Präsidenten bestellt! Wolter Schonenborch ist im Februar 1671 verstorben.

 

Hendrick (Hindrik) Schonenborgh, -ch) wurde in Franeker ausgebildet. Ab 1616 waren Hendrick und Wolter Schonenborch an der Lateinschule beschäftigt. Sie waren gleichzeitig einige Zeit "Rektor" und "Stellvertretender Rektor".

Hendrick studierte vom 24.09.1604 an in Franeker Philosophie und vom 14.02.1610 an in Heidelberg. Er war Sekretär für die Provinz Groningen-Stadt-Land von 1619-1624.

1624 war er auch Ratsherr und Kurator der Universität Groningen.

In der Zeit von 1611 bis 1614 war er Konrektor und 1614 bis 1619 war er Rektor der Lateinschule Groningen. Er hatte gerade in dieser Zeit auch viele Kontakte mit Prof. Johannes Huninga. Von 1631 bis 1632 war Schonenborgh Gelehrter an der Lateinschule.

 

Hendrick machte Karriere bei Willem Lodewijk und strebte dabei auch eine führende Rolle im Militärdienst für den Norden an. Seit 1609 trat er als politisch-militärischer Verwalter im Auftrag der Stadt auf.

Sein Vorbild fand er in Mello Coenders, Ratsherr, Bürgermeister (1594), Vorsteher und Drost des Oldambts. Nach Abschluss seines Studiums im Jahr 1606 würdigte ihn Hendrickals seinen "Herrn, Seelenverwandten und Gönner", Mitglied einer Familie, dieden Bildersturm begrüßt und die Kirchenreformation in Groningen stark gefordert hatte. Hendrick (Hindrik) Schonenborch war Bürgermeister 1627, 1631 bis 1632, 1635 bis 1636 und Kurator der Hochschule Groningen. Er war (vermutlich) der Bruder von Wolter Schonenborch.

 

Im Jahr 1623 heiratete Hendrick Schonenborch Jantien Verrutius. Sie war die Tochter von Hieronymus Verrutius, der als Sekretär der Ommelanden von 1574-1601 tätig war.

 

Während seines Studiums freundete sich Hendrick mit Derck Dibbetz an, dem späteren Verwalter von Willem Lodewijk.

Er lernte auch Philips van Nassau kennen, den Bruder des friesischen Statthalters. Auch Graf Christiaan van Brunswijk gehörte zu seinem Kreis. Im August 1624 wurde er von Van Nassau für die ostfriesischen Militäran gelegenheiten ernannt, aufgrund strategischer Einsicht und seiner Vermittlung für die Umsiedlung von Truppen,die von Groningen bezahlt wurden. Deshalb wurden ihm auch Aufgaben für dieFestungen von Leeroort und Bourtange übertragen.

 

Hier war ein "Allart Coenders" Kommandant und gleichzeitig auch zuständig / verantwortlich für Delfzijl, sowie für den Bau der Nieuweschans. Kirchlich hatte die Familie Schonenborch enge Kontakte zu Ubbo Emmius und seinem Sohn Wessel, dem späteren Stadtpfarrer.

Zusammen mit Johan van den Sande in Franeker, Ratsherr am Hof ​​van Friesland, wurde Hendrick 1633 Kurator des Testaments von Statthalter Ernst Casimir.

 

HendrickSchonenborch und Barthold Wicheringe waren an der Gründung der West IndiaCompany (WIC) beteiligt und waren eine Zeitlang auch davon Direktoren.

HendrickSchoneborch forcierte die Gespräche zwischen den Hansestädten Bremen, Hamburgund Lübeck. Im Auftrag der Stadt unterzeichnete er am 2. August 1645 in Bremendie Erneuerung des Hansebundes.

 

Joannes (Johannes) Schonenborgh (Schonenborch) studierte ab 24. September 1604 inFraneker zusammen mit Hendrik/Henricus. Sie waren (vermutlich) Vettern! Er ist 1652 verstorben. Er war Prediger von 1609 bis 1624 in Aduard und von 1624 bis 1652 Garnwerd/Oostum.

 

Peter Folkers, (Pieter, Petrus) Häuptling, "Gezworen meente" 1617-1618, 1620-1621, "gezworen keurheer" 1619, -bijgen. raadskeurheer 1618, - raadskeurheer 1621, - olderman van het gildrecht 1618, - gildrechtsheer 1619, 1621,  -gezworen keurheer 1619,  rentmeester van de stad 1622 -1627 1626, 1627, - raadsheer 1627-1628, 1630-1631, 1633-1634, 1637-1638, 1640-1641, "raad keurheer" 1640, - burgemeester 1641, "hoofdman" 1642.

Er starb am 22. Januar 1643 in Groningen.

 

Er heiratete 1.Ehe mit Dewertien Simons und 2. Ehe die Witwe von einem Johan de Mepsche = Leweten Holte - Dadurch entstand eine komplizierte familiäre Beziehung zwischen diesen de Mepsches und den Folkers, denn die Kinder heirateten sich gegenseitig!

 

Henricus Redeker  wurde 1583 geboren. Er war der "Landschrijverder beiden Oldambten" von 1623 bis 1649. Er heiratete am 17. Februar 1618 Riemen Memmens. Er ist März 1649 verstorben.

Ein Sohn von Henricus war Johannes Redeker (geboren 1604 = erste Ehe??) studierte in Groningen 1624 Philosophie. Weitere Studienorte waren Leiden 1625 und Orleans 1628. Er war mit Maria Verrutius verheiratet. Johannes Redeker war Mitglied der"Gezworen Gemeente" in den Jahren 1634-1635, 1637-1638 und 1641.

Er war danach beim "Generaal van de convooien en licenten der verenigde Nederlanden" (General der Konvois und Lizenzen der Vereinigten Niederlande) im Jahr 1638. Danach Ratsherr von Groningen 1640-1641 und 1644 bis 1645. Er war Mitglied "gedep.Staten" von 1642-43 und 1646.

 

Wesselus Dorgelo (manchmal Borgelo geschrieben) ist im Jahr 1653 verstorben – weitere persönlichen Daten fehlen. Er war zunächst Prediger in Oostwold von 1619 bis 1623 und danach Prediger in Beerta, vermutlich ab dem 5. Juli 1627 bis zum 31. Januar 1653. Oostwold und Beerta waren die Lebensbereiche von Sebo Huninga. Da Huninga auch im Kirchenrat war, haben diese beiden sicherlich viele Begegnungen gehabt.

Vorher war Wesselus Dorgelo Lehrer in Bellingwolde (etwa im Jahr 1615).

 

Die hier folgenden fünf Hauptunterstützer von Sebo Huninga tauchen als "Landbouwer" auf, aber man kann davon ausgehen, dass sie schon zu den etwasreicheren Personen im Oldambt gehörten, mit größeren Grundstücken und Bauernhäusern. Auf jeden Fall hatten sie größeren Einfluss auf die weitere Landbevölkerung.

Wirtjo Matthiae geboren ca. 1605 in Heiligerlee, verstorben ca.1663. Er war "Landbouwer" in Meeden, und wohnte auch in Eexta.  Er warein Sohn von Matthias Hayens und Gela ?

 

Er heiratete Siben Remmens aus Eexta, geboren ca. 1610, verstorben vermutlich am 12.1.1665,am 10. Mai 1631 in Eexta. Das Torfgebiet von Meeden, wurde urbar gemacht. Der wohlhabende Bauer aus dem östlichen Ende von Meeden entwickelte einen Plan, um dieses Gebiet zu kultivieren. Er wollte verhindern, dass die Stadt Groningen diese Gebiete in Besitz nahm, und kontaktierte eine Reihe von Ommelander Häuptlingen und Eigenerben. Wirtjo Matthiae erbte ein größeres Gelände von seinem Neffen Hayo Nannens "Bovenstreek" genannt in Meeden dazu. Wirtio Matthiae war nicht nur der Initiator der Urbarmachung der "Zuidwending", sondern er war auch einer der wichtigsten Unterstützer von Sebo Huninga.

 

Doedo Edzens aus Noordbroek, keine Daten. Seine Eltern waren Edzo Doedens und Frouke Aeijssens.Er heiratete Jantien Brongers, die Tochter von Warmolt Bronnigers und Grete ?. Sie hatten sechs Kinder (alle geboren in Noordbroek zwischen 1625 und 1636). Der älteste Sohn Edzardus Edzens, geboren 1625, war Landschreiber im Bereich Drenthe.

 

Frerick Phebens (Febens) aus Nordbroek wurde um 1615 geboren und ist am 8. Juli 1652 verstorben. Er war verheiratet mit 1. Ehe = Anneke ?, und in 2. Ehe mit BonkeJochums.

 

Menno Hendricks (Hindricks), "Landbouwer" und Kirchvogt, geboren um 1580 in Midwolda undverstorben am 11. Mai 1663 in Midwolda.

Seine Eltern waren Hendrick Eltekens und Wipcke Tammes. Er heiratete Focktien Fockens am 8.April 1611. Focktien Fockens wurde in Hoysum/Warffum geboren ?? und ist am 4. Mai 1622 verstorben. Sie war eine Tochter von Focko Ulpharts und Gese Jacobs.

 

Ubbo Mennenswurde ca. 1594 in Midwolda geboren. Er heiratete Haike Steijes aus Midwolda am 29. September 1617. Sie wurde am 25. Mai 1598 in Midwolda geboren und ist am 17. April 1632 dort verstorben. Weitere Infos nicht ermittelbar.

 

Hauptsächlich die hier genannten Personen zerstörten mit ihren Aktionen das Zusammenleben von Stadt und Land gerade in den Jahren um 1635 bis 1648. Sie waren auch verantwortlich für Hass und Zänkereien, für Vergewaltigung und Mord. Es waren größtenteils die bestens ausgebildeten Kräfte, aus den reichsten Familien, mit dem größten Grundstücksbesitz und  bedeutendsten Einfluss auf die Menschen in der Region Groningen, dem Oldambt und den Ommelanden.

Trotz auch ihrer großen Vorbilder und Erzieher, den Gelehrten u.a. von der Groninger Universität, oft auch mit christlichem Leitbild und Werten, haben diese Menschen es nicht verstanden, ein geordnetes Zusammenleben zu organisieren. Man darf nicht vergessen, dass mit allen ihren Hasstiraden, Freundschaften zwischen Groningern und den Ommelanden zerstört wurden, dass Familien ihre Machtausgenutzt haben, um auszubeuten und zu terrorisieren.

 

Philosophen-Sprüche

 

Viele großegriechische und römische Geschichtsschreiber, Historiker, Philosophen, Kirchen-lehrerund Theologen wurden in dem Protesten des Oldambts / Ommelanden zitiert, um sich als unschuldig darzustellen. Die Groninger konterten, wie z. B. im Bericht "Teegens diverse Old'ampſter Lasterschriften ende blauwe boecken, tot naedeel van die Stadt" ebenfalls mit Anmerkungen verschiedener Philosophen. Es war genauso auf ein Überlegenheitsgefühl, ja auf Verachtung ausgerichtet. Waskümmert uns euer Gerede. Wir können genauso schriftlich die alten Philosophenfür uns nutzen. Aus ihren ehrgeizigen Schriftsätzen konnte man keinesfalls ein Bedürfnis nach Harmonie und Freundschaft erkennen. Diese Textbausteine waren am Ende wenig hilfreich, um das Zusammenleben zu organisieren und somit unangebracht und herausfordernd.

 

In den Groninger und Ommelander Berichten sind Hinweise über Aristoteles (384-322 v. Chr.), Sokrates (470-399 v.Chr.), Platon (427-347 v. Chr.), Thukydides (454-399/396 v.Chr.), Euripides, (484-406 v. Chr.) Seneca (* 1 - † 65 n. Chr.), Solon (640-560v. Chr.), Menander (342/341-291/290 v. Chr.) und weiteren Philosophen enthalten.

 

Auch die neuzeitlichen Intellektuellen wurden "benutzt", wie der ostfriesischeGeschichts-schreiber Ubbo Emmius oder der deutsche Rechtsgelehrte Andreas von Gail (1526 – 1587).

In einer Begründung taucht dieser Satz auf:

 

"voor Godt ende alle wereldt gheprotesteert hebben onschuldigh te zijn van alle onheylen sooupt het aenvaerden van hare eygene jurisdictie mochten comen te spruyten"

 

sinngemäß: "vorGott und alle Welt protestiert zu haben, unschuldig zu sein, an allem Übel, damit die Akzeptanz der eigenen Gerichtsbarkeit keimen / greifen kann"

 

Suchten sie mitdiesen Beiträgen tatsächlich den Frieden? Zerstörten sie nicht schon alles mitihrem Stolz schon vor der eigenen Haustür. Oder war es beabsichtigt der Gegenseite zu vermitteln, über welche gute Ausbildung man verfügte oder vielmehr, mit welchem Respekt man ihnen entgegen treten sollte? Sie haben die Macht der Worte gezielt genutzt und damit wohl eher ein gemeinsames friedvolles Zusammenleben gestört. 

 

Hier einige interessante Satzteile (frei übersetzt aus den Texten):

 

- Wenn ein Land vom bösen Regenten gestürzt wird, dann muss es ertragen werden, dass es

   weggenommen und vertrieben wird

- Es kann keinbesseres Opfer für die Götter geben als ein böser Regent oder ein Tyrann

- Lieber sterben, als das Gesicht eines Tyrannen zu sehen

- Und ein Vasallwird seines Eigentums beraubt, wenn er es missbraucht oder wesentlich

   verschlechtert

- Wer den Unmutseines Bundesgenossen nicht unterdrückt und zerstreut, wie er kann, der ist

   ebenso zu beschuldigen, wie der, der es tut

- Wenn als Entschuldigung eines Unrechts es zu einer bösen Rache kommt, weil man meint,

   was ihm angetan worden ist auch einem anderen solches Unrecht anzutun, dann würde die

   Dummheit überwältigt sein, und keiner oder wenige würden gefunden werden, die eine

   Strafe verdient hätten

- Aber wer glaubt, was der allgemeine Bericht diktiert, hat einen gerechten Grund zu  glauben,

   aber dieselbe Entschuldigung entschuldigt ihn vom Betrug

- Wenn er profitiert, empört er sich nicht gegen Bosheit, aber viel weniger, wenn Hassund

   Schaden daraus resultieren würden

- Dies entspricht der Gleichheit der Richter, damit das, was man in der Person eines anderen

   für gerecht hält, in seiner eigenen Person gelten darf

- Denn wer einenzu Unrecht angreift, sei es im Zorn oder in der Hitze einer anderen

   Leidenschaft, dann ist es, als ob er Hand an seinen Partner legte

- Wer aber einen anderen nicht verteidigt, noch sich dem Unrecht, wenn er kann, widersetzt, ist

   so schuldig, als wenn er Eltern oder Freunde oder Vaterland im Stich ließe

- Wenn ein Land von bösen Regenten unterdrückt wird, dann muss man so arbeiten, dass sie

   weggenommen und vertrieben werden

- Die Steinfelsen sind eine Zuflucht für wilde Tiere, die Altäre für Diener: und die Städte und

   Länder sind ein Unterschlupf für andere Städte und Länder, die belagert werden

- Nicht nur diejenigen sind Tyrannen, die andere in die Sklaverei bringen, sondern auch viele

   mehr die, die dasselbe hätten verhindern können, aber es nicht verhindert haben

- Zwei Arten der Ungerechtigkeit aber gibt es: einmal die der Menschen, die anderen ein

   Unrecht antun, zum anderen die solcher Menschen, die das Unrecht nicht von denen, die es

   erleiden, fernhalten, auch wenn sie es können

- Konsens ist nicht nur ein Rat, sondern auch ein Hilfsmittel sagen die Politiker und

   Rechtsgelehrten. Die Zustimmung zur Zusammenarbeit und Unterstützung mit dem Täter ist

   die gleiche Strafe aufzuerlegen.

- Eigene Hartnäckigkeit einen verdorbenen Fehler zu verteidigen, ist das Verbrechen, ihn zu

   vergrößern, nicht ihn auszulöschen

 

Der Anfang einer großen Krise – 18. April 1635

 

Nicht alle Oldambter ließen sich einschüchtern, übertölpeln oder hereinlegen oder gar entmutigen. Sie wollten die Landinvasion aus Groningen verhindern. Von der Stadt Groningen aufgestachelt, wollten sie Lösungen für sich finden. Sie hatten Hoffnung, dass mit Vertrauen auf die Gerichtsbarkeit die Zuversicht in ihre Gebiete zurückkehren könnte. Deshalb machten sie Eingaben, weil sie befürchteten, dass Groningen sie einschließlich der Kirchen ausplündern würde, weil eine neue Abgabenordnung dafür aufgestellt worden war.

 

Ihre Leitgedanken waren: Der Staat muss uns schützen, weil gerade wir darauf einen Anspruch haben. Weil man einen großen Beitrag für die Union der Niederlande im Kampf gegen das spanische Joch geleistet hatte. Eine Unterstützung für alle Unannehmlichkeiten, allen Ärger und für alle Kriegsereignisse, die man entbehrungsreich hatte hinnehmen müssen. Die Juristen und die Stadt Groningen waren gefordert, ihnen einen Gefallen zu tun, ja auch verpflichtet, alle Bürger gleich und fair zu behandeln, um eine Lebens-Perspektive zu erhalten.

 

Nach dem Ratsbeschluss vom 18. April 1635 gab es die ersten öffentlichen Einwände. Die Eingesessenen des Oldambt sollten einen Kanal, ein Tief durch die Bereiche von Scheemda, Midwolda und Oostwold graben.

 

Pieter Eissinge der präsidierende Bürgermeister von Groningen (1635) wollte es den Menschen schmackhaft machen und hatte bei der entscheidenden Sitzung im Rathaus alle zur Zusammenarbeit aufgefordert: "Man muss die Tage des Krieges vergessen. Gut, Groningen war ein Ort für spanische Königstreue. Nun ist eine neue Zeit angebrochen. Wir müssen doch gemeinsam in die Zukunft schauen. Es geht um Freiheit und Wohlstand für unsere Region. Nicht stehen bleiben, sondern nach vorne schauen. Wir benötigen Entwicklungen für Groningen aber gleichermaßen auch für die Landwirtschaft im Oldambt und in den Ommelanden. Dazu gehören Entwässerungswege und Brücken und Schiffe. Diese Schiffe müssen von Groningen bis in den Dollart und darüber hinaus fahren können. Dafür müssen wir gemeinsam handeln."

 

Doch die Bewohner im betroffenen Bereich sahen nicht diese Chancen für sich. Sie sahen die großen Vorleistungen. Sie wurden zu diesen Ausgrabungen nicht gebeten, sondern pauschal dazu verpflichtet. Es begann in den Bereichen Scheemda, Midwolda und Oostwold zu brodeln, weil die Landbesitzer in dieser Zeit ihr eigenes Land nicht bestellen konnten. Außerdem mussten viele Arbeiter aus der Nachbarschaft Hilfe leisten, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Sie sahen nur die Kosten und Beschwernisse. Deshalb gab es erste mehr oder weniger heimliche Zusammenkünfte. Es kann sein, dass einige aus Scheemda und Midwolda nicht unbedingt dagegen waren, ein Tief zu graben.

 

Bei einer Ortsbesichtigung (1635) trafen die Bürgermeister und Räte mit ihren Sekretären auf enttäuschte Oldambter Bürger. Diese Gesprächsrunde konnte keinen Erfolg haben. Zu deutlich lagen die Interessen auseinander.

 

Die Handlungen und Auffassungen der Stadt begründete zunächst ihr Rechtsanwalt Bernhard Alting. Nach seiner Auffassung hatte die Stadt die Handlungshoheit: "Die Stadt Groningen hat das Recht mit Justiz entscheidungen einzugreifen, weil sie die ausführende Macht ist.  Schließlich muss die Stadt doch  rechtliche Möglichkeiten haben, dass ihre Forderungen beachtet und erfüllt werden. Strafen sind ein Teil der Möglichkeiten. Hilfreich auch Dekrete, Resolutionen und Edikte. Werden die nicht beachtet, hat man Grundlagen geschaffen, um zu verhaften oder anders restriktiv zu handeln."

 

Groninger Bürgermeister am Ende des Jahres 1636 waren Joachim Alting, Hugo van Nieveen, Pieter Essinge und Bernhard Julsinga. Zu den Stadträten gehörten Barthold Wicheringe, Hillebrandt Gruys, Albert Wijfferinge, Joost van Cleve, Hendrick Schonenborch, Pieter Isebrants. Henricus Redeker war für einen langen Zeitraum der "Landschrijver der beiden Oldambten" von 1623 bis 1649. Weitere wichtige Personen in der Führungsriege 1636/37 waren Johann Seckinghe, Onno Tamminga, Remt Rengers, Wolter Schonenborch, Sygert Syghers, Albert Coenders, Edzard Jacob Clant, Gosen Schaffer, Diederich Scharff, Christoffer van Eussum, Barent Jansz, Hendrick van Royen, Rempt Jensema, Johan Horenken, Berend Coenders van Helpen, Folckert Folckerts, Tobias Iddekingham Tiasso Tiassens und Evert Lewe – praktisch der Kader aller Familiendynastien in der Provinz Groningen-Stadt-Land.  

 

Sehr forsch reagierte Groningens Sekretär Johan Birza: "Wir haben die Hoheit über die Region. Die Stadt hat das Recht zum Vorteil von Handel und Wohlstand die Grabungen für einen Kanal durch das Oldambt vornehmen zu lassen und dazu die Einwohner der Region aufzufordern. Das Graben des Heerendieps ist erforderlich, um damit eine Kanalverlängerung vom alten Schuitendiep in die Nähe von Waterhuizen nach Zuidbroek zu erhalten."

 

Ubbo Mennens aus Midwolda meinte:

"Ich will ja nicht behaupten, dass diese Kanäle blödsinnig und unnötig sind. Aber dann möchte ich lieber das Veen im hinteren Bereich meiner ertragreichen grünen Ländereien ausheben lassen, als einfach quer durch mein Land zu buddeln. Dafür muss man dann auch keine zusätzlichen Brücken bauten oder Übergänge schaffen. Man sollte eine neue Planung besprechen."

 

Doch viele sahen alles kritischer und forderten energisch Abhilfe ein. Abraham Ottens war entschieden gegen einen Ausbau: "So ein neues Tief ist für uns unbrauchbar und schädlich. Wir werden durch diese Maßnahmen ruiniert."

 

Focko Lujens aus Nordbroek hatte kein Verständnis für die geforderten Maßnahmen:

"Warum sollen wir eine Fahrrinne für Schiffe ausgraben? Was habe ich von einem Tief oder der Durchfahrt von Eexta durch Scheemda, Midwolda und Oostwoldt? Wir Bauern hier sind doch keine Seeleute. Wir wollen keine Schiffsfahrten nach Groningen unternehmen. Wir wollen unser Land bewirtschaften. Warum sollen wir die vorhandenen Gräben erweitern oder tiefer ausheben. Wir sind mit der derzeitigen Entwässerungslage zufrieden. Diese Entwässerungs-hilfen wurden schon Anfang 1600 von unseren Eltern angelegt. Und sie haben bislang erfolgreich das Wasser abgeleitet. Wenn jetzt noch größere Wasserwege und breitere Kanäle angelegt werden sollen, dann verlieren wir das gesamte Wasser, dass wir für die Bewirtschaftung dringend benötigen. Das Wasser fließt schneller in den Dollart ab, als wir denken können. Wir müssen auch an uns denken und nicht nur für Groningen handeln."

 

Eppo Tiackens, Armenvorsteher für Zuidbroek und Muntendam,  erinnerte an die Vorleistungen der Eltern und Großeltern: "Ja genau. Die Bereiche, für die unsere verstorbenen Eltern schwer geschuftet haben, sollen wir hergeben für nichts. Jetzt sind viele von uns so alt geworden und fühlen uns hier wohl. Können sogar erste gute Erträge erwirtschaften. Wir müssen nochmals reden. Man muss uns entgegenkommen. Auf jeden Fall sollten die bisherigen schriftlichen Anweisungen erst mal zurückgenommen werden."

 

Albert Sickens aus Eexta sah große Lasten auf die Bauern zukommen: "Man darf auch die ganzen Kosten nicht außer Acht lassen. Wir graben und zahlen dafür Löhne an unsere Arbeiter. Alles geht zu unseren Lasten – ausgraben und zahlen. Wir haben doppelte Kosten. Wir verlieren Land und sollen auch noch dafür blechen, dann verlieren wir doch die Zukunft und auch die Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder. Nee, nicht mit uns.

Wir müssen diese Maßnahmen erst einmal zurückstellen. Ja wir brauchen einen neuen Plan, meine Herren Bürgermeister und Räte."

 

Bürgermeister Pieter Eissinge behauptete in dieser Besprechung: "Ihr habt doch schon im Jahr 1628 klar euch für den Ausbau des Koedieps ausgesprochen. In mehreren Akten des Jahres 1628 und 1629 wurde nach vielen Beratungen eure Bereitschaft zum Ausbau notiert. Wieso stellt ihr euch so an? Weshalb sperrt ihr euch über unsere weiteren Planungen, das Koediep von Midwolda entlang der Tjamme, durch den Oostwolder-See bis nach Finsterwolde und Beerta zu erweitern. Alles wurde mit euch abgestimmt und dann in einigen Stadt erlassen festgeschrieben. Wieso streitet ihr mit uns? Wir ordnen jetzt die Durchführung nur an. Ihr habt doch zugestimmt."

 

Sekretär Johann Birza:

"Vielleicht sollten wir den Herrschaften auch mal erläutern, wer in diesem Bereich die Machtbefugnisse hat. Das ist doch wohl klar die Stadt mit ihren Bürgermeistern und Räten."

 

Rechtsanwalt Bernhard Alting:

"Man hört, dass einige böse Menschen unter euch jetzt den Kanal teilweise wieder zuwerfen wollten. Das wird Konsequenzen haben für euch. Ihr dürft nicht weiterhin so ungehorsam handeln. Ihr habt auch den Bau des Winschoterdieps aufgrund der Verfügungen von der Stadt schon im Jahr 1632 zugestimmt und auch die erforderlichen Maßnahmen beim Termunter-Siel 1635 akzeptiert. Das Tief musste doch gegraben werden, nicht nur kraft unserer Autorität und Befehlsgewalt über Straßen und Schiffe im Oldambt, sondern auch weil es sinnvoll und fortschrittlich ist. Es sichert den Wohlstand für alle Leute ab. Die Menschen in Scheemda und in Midwolda haben das eingesehen und letztlich auch signalisiert, dass sie mit diesen Grabungen einverstanden sind."

 

Bürgermeister Pieter Eissinge:

"Ihr müsst jetzt nur noch absprachegemäß handeln. Nichts anderes verlangen wir als Stadt Groningen von euch. Ihr müsst sicherstellen, was wir nach vernünftigen Planungen erarbeitet haben. So muss das Wasser  durch das Termunter-Siel, das Wasser von Midwolda über ein Schott und das Torfwasser von Midwolda durch Gräben in die Tjamme abgeleitet werden. Nicht mehr und nicht weniger. Also führt die Arbeiten durch. Das ist jetzt eine klare Anordnung. Bei Kostverloren ist doch auch schon alles vernünftig angelegt worden."

 

Johan Egbers der Ausgrabungen auf sein gerade erst erworbenes Land hinnehmen musste:

"Ja, ich muss mich auch Fockos Meinung anschließen. Was habe ich von einer Wasserstraße von Eexta nach Scheemda? Ich soll Land ausgraben, mich selber ausbeuten. Der Magistrat klaut mir mit diesem Befehl doch mein Land. Das ist doch unerhört. Das nenne ich Ausbeutung und Beschlagnahme. Nur weil man Schiffe zum Dollart bringen will, soll ich meinen Grund und Boden opfern."

 

Wegen der vielen Differenzen und klarer Fronten führte diese Gesprächsrunde nicht zum Erfolg. Man musste den Weisungen und Entscheidungen aus Groningen widerwillig Folge leisten. Trotz ihrer Einwände nahmen die Eingesessenen aus Angst vor harten Sanktionen und der Furcht vor Verhaftungen und Geldstrafen die Kanal-Ausgrabungen vor, denn dass hatten die Groninger Akteure deutlich gemacht. Zuerst wurde der Koediep angelegt. Das Schuitendiep oder auch Winschoterdiep genannt, von Zuidbroek durch die Scheemda nach Winschoten und weiter in die Pekela Aa wurde 1636 für die Ableitung des Torfs und des Torfwassers in die Stadt ausgehoben. Beide Kanäle konnten für den Schiffstransport genutzt werden. Durch das Opdiep war der Koediep mit dem Termunter Zijldiep und mit dem Winschoterdiep verbunden. Für die Entwässerung wurden Verlasse (Siele) eingebaut.

Im Bereich Beerstersiel entstand eine Schleuse, wodurch das Wasser von Winschoten, Beerta, Blijham und Finsterwolde abgeleitet werden konnte. Alle Maßnahmen erfolgten im Auftrag der Stadt Groningen, jedoch ausschließlich auf Kosten der Einwohner und wurden deshalb weiterhin nicht widerspruchslos hingenommen.

 

Ein kleiner Vorteil für die Groninger Ambitionen: Feiko Cloco verkaufte einen großen Anteil seiner Ländereien an die Groninger und auch weitere Eingesessene verkauften Teile ihrer Veene an die Stadt, teils freiwillig, andere mehr oder weniger mit Drohungen.

 

Neue Heuerleute mussten danach neben den Pachtkosten für diese Ländereien auch noch einen Viertel an Torf nach Groningen abliefern. Trotzdem wurden weitere Bewohner aus den umliegenden Gemeinden mutiger. Noch im Jahr 1636 kamen in einer Nachbarschaftsrunde von Sappemeer Alko Phebens, Tiddo Tjaens, Eppo Hiltjen, Joan Egberts, Focko Luppens und weitere Grundbesitzer zusammen.

 

Focko Luppens, Fahrer in Zuidbroek:

"Die Stadt hat die Straße von Oldambt über Kropswolde nach Drenthe gesperrt, obwohl diese Passage seit jeher Tag und Nacht von ausländischen und einheimischen Passagieren genutzt wird. Man, das war eine der unverschämtesten Handlungen, die ich erleben musste. Dieser Mistkerl von Kontrolleur hat an der Kontrollstelle in Kropswolde mich einfach angehalten und die Pferde beschlagnahmt. Da konnte ich nichts machen. Meine Pferde haben sie in Groningen verscherbelt."

 

Alko Phebens sprach an, worüber er sich ärgerte:

"Der Magistrat hat gegen uns Maßnahmen eingeleitet, die wir nicht zustimmen können. Unsere Torfmoore im Zuidbroek haben sie uns einfach so gestohlen. Diese Ländereien sind doch schon ewig in unserem Familienbesitz. Das ist doch nicht hinnehmbar. Wir müssen uns zur Wehr setzen. Leute, ich bin froh, dass ich nicht allein handeln muss. Ich verlasse mich auf euer Mitwirken und dann werden wir Erfolg mit einer Eingabe haben. Wenn viele handeln, kann man die Fragesteller nicht so einfach vergessen."

 

Claas Sybrants:

"Sie haben dort bei Kropswolde eine Straßenmautstelle eingerichtet. Für alle Fuhrwerke mit Pferden oder Kühen davor verlangen sie die unverschämte Summe von einen Karolus-Gulden Maut."

 

Tiddo Tjaens war richtig wütend:
"Man Claas, die Groninger Herrschaften werden nicht müde, immer weitere Ausgrabungen einzufordern. Sie nehmen uns unsere Veene von allen Seiten ab. Durchgraben und weiter durchgraben. Das nimmt kein Ende. Überall neue Maßnahmen, von Beerta, Ulsda, Tjuchen bis nach Sappemeer."

 

Menno Hendricks:

"Wir müssen die Straßen und Wege nutzen, um unsere Rechte einzufordern. Aber wenn wir die Straßen in Richtung Groningen anfahren und haben nur ein wenig Käse im Gepäck, verlangen sie schon Passierzoll für die Waren, Wagen und Tiere. Auch wenn wir ins Oldambt zurück kommen, kassieren die uns ab. Für alle Waren, ob Käse, Mais oder Gemüse.

Meckern wir rum, dann gibt es als Antwort aus Groningen nur Drohungen und Geldstrafen, ja Verhaftungen müssen wir befürchten."

 

Eppo Hiltjen:

"Auch die neuen Lasten, wenn ich nur an unser Bier denke, wofür die Gastwirte eine Zapfsteuer zahlen sollen. Oder auch dieser Schiffszoll bei Zuidbroek und Martenshoek. Ist doch klar, dass wir den Torf transportieren müssen. Das nutzen die aus und verlangen vier Reichstaler. Das ist doch Erpressung und verstößt auch gegen vertragliche Vereinbarungen aus dem Jahr 1635."

 

Ailko Epkens aus Scheemda forderte sie auf zu handeln:
"Wir haben das gleiche Schicksal. Wir werden unterdrückt. Wir müssen deshalb gemeinsam streiten, wenn nichts mehr hilft, auch mit Waffengewalt. Wir sollten die Lügen nicht mehr akzeptieren. Sie verdrehen die Worte in ihrem Sinn. Lügen haben kurze Beine. Kaum zu glauben, wenn man die immer wieder verdrehten Hinweise auf ihren Veröffentlichungen liest. Zur Kenntnis nehmen kann man das nicht. Es sind zynische und schreckliche Behauptungen."

 

Eppo Hiltjen forderte:

"Wir sind freie Oldambter. Darauf müssen wir hinweisen. Dies ist Oldambter Land und wir sind hier nicht in Groningen. Die Leute aus Groningen kaufen Grundstücke auf, setzen Pächter ein und meinen anschließend, sie haben das gesamte Land, was da daran angrenzt auch mitgekauft. Das ist doch lächerlich."

 

Joan Egberts wollte sofort handeln und suchte Verbündete:
"Wir dürfen alles nicht mehr mündlich vortragen. Wir müssen die Sekretäre beauftragen, dass sie für uns ein Schriftstück aufsetzen. Dann hat man etwas Ordentliches in der Hand, um zukünftig reagieren zu können. Wenn wir alles hinnehmen, dann ist es am Ende selbstverständlich."

 

Alko Phebens nickte:

"Ja, wir haben zu oft auf das Vertrauen gesetzt. Vertrauen zu den Herrschaften, zu unserem Drost, seinem Sekretär und den vielen Räten und Bürgermeistern. Es sollen auch die Veene in Südbroek in der Nähe vom dortigen Tief nutzbar gemacht werden. Vermutlich haben sie sogar recht, dass man dieses Gelände recht zügig abgraben und dann landwirtschaftlich nutzen kann, aber wann hört das alles wieder auf.

Sie treten auf unsere Einwände mit Füßen. Mündliche Vereinbarungen werden nicht mehr beachtet oder sind angeblich gar nicht abgesprochen worden."

 

Auch Wirtio Matthiae hat die Nase voll. Wirtio Matthiae aus Eexta hatte in einigen Grund-stückfragen mit dem Haus Huninga Gespräche geführt, und meinte: "Professor Johann Huninga ist sicher noch ein Bürgermeister, der für uns aktiv werden kann. Mit ihm habe ich vor ein paar Tagen über diese ganzen Probleme gesprochen. Er will eine Eingabe starten an seine Kollegen von Rat und Stadt über Grundsätzliches im Bereich von Beerta."

 

Reint Nannens:

"Sie haben uns auch versprochen, innerhalb von Groningen eine Schleuse oder ein Siel zu errichten, damit wir eine freie, ja kostenlose Durchfahrt mit den Schiffen vom Oldambt durch Groningen erhalten. Das haben die aber inzwischen vergessen. Sie schränken unsere Freiheit ein."

 

Frerik Phebens aus Nordbroek:
"Nur sie wollen von allen eingeleiteten Maßnahmen profitieren. Für die Eingesessenen aus dem Oldambt wurde diese freie Schifffahrt ganz böse verhindert. Damit wird auch der Wohlstand für unsere Leute dramatisch eingeschränkt, ja verhindert. Man raubt uns arme und ehrliche Menschen das Brot aus dem Mund."

 

Whijpke Hirtiens:
"Leute, diese Stadt kann das alles nicht verleugnen. Es bleibt die Frage, weshalb wir auf den Kosten sitzen bleiben, wenn nur die von allen Kanälen die Profite einziehen."

 

Reint Nannens:

"Wir sollen mit harter Arbeit, ohne Arbeitslohn oder irgendeiner Vergütung wohl verhungern."

 

Auch Alko Phebens, Tiddo Tjaens, Eppo Hiltjen und Joan Egberts waren enttäuscht.

 

Alko Phebens:

"Wir können das so nicht akzeptieren. Man nimmt uns von allen Seiten unsere Veene ab. Wir müssen Grabungen durch unsere Ländereien hinnehmen."

 

Tiddeo Tjaens:

"Die Veene vom Südbroek am Tief liegen doch gut genug. Warum noch weitere Ausgrabungen und warum noch tiefere Ausgrabungen. Ich verstehe das nicht."

 

Eppo Hiltjen:

"Überall Ausgrabungen! Grabungen in Beerta, Ulsda, Tjuchen und Sappemeer. Wann nimmt das ein Ende. Wir graben noch so lange, bis der Dollart hier wieder alles einreißt."

 

Joan Egberts:

"Ich habe kein Vertrauen mehr in diese Räte und Bürgermeister. Sie versprechen viel, halten aber nichts. Verträge gelten für sie nicht mehr und werden mit Füßen getreten. Ich habe die Nase richtig voll."

 

Alko Phebens:

"Ja, Joan, du hast recht. Man hat zu oft im guten Vertrauen gehandelt. Doch viele mündliche Vereinbarungen werden von der Stadtseite einfach gebrochen, weil sie nirgendwo schriftlich hinterlegt worden sind. Das ist doch nicht fair!"

 

Joan Egberts:

"Wir müssen fragen, wo die Herren Bürgermeister und Räte die versprochene Schleuse in Groningen hingebaut haben. Wir sollten doch eine freie Durchfahrt mit unseren Schiffen vom Oldambt nach und durch Groningen erhalten. Alles vergessen und nicht geregelt. Was für Ausflüchte die immer wieder finden."

 

Tiddeo Tjaens:

"Wir schuften hart und leisten unglaubliche Arbeit. Haben hohe Kosten, weil wir ja auch noch Arbeitslohn zahlen müssen. Aber was bleibt uns noch?"

 

Eppo Hiltjen:

"Allen Oldambtern wird die freie Schifffahrt verweigert und damit wird auch unser Wohlstand dramatisch eingeschränkt, ja verhindert. Man macht zuverlässige Leute einfach zu Sklaven."

 

Whijpke Hirtiens:

"Alles hat doch nur ein Ziel. Es geht um ihren Willen. Es geht um die Macht und dafür erfinden sie nun ein neues Recht. Dieses Recht hat nur Vorteile für die Stadt Groningen. Wir sollen auf der Strecke bleiben."

 

Menno Henricks aus Midwolda:

 "Der Magistrat will uns einschüchtern. Deshalb müssen wohl jetzt auch Gotteshäuser und Kirchen unter den Lasten leiden. Man hat sich vor kurzem erlaubt (1636), dass die Einnahmen und Pachterträge nicht zur Abdeckung von Kirchenschulden und Lasten, ja selbst nicht mal mehr zum Unterhalt der Gotteshäusern und Kirchen eingesetzt werden dürfen. Stattdessen will man diese Gelder in die Stadtkiste stecken."

 

Wirtio Matthiae aus Eexta heftig:

"Der Magistrat hat auch eine Fläche von 17 Deimten der Kirche von Eexta abgenommen. Es wurde auch Tjuchen-Land  und eine große Fläche von Ulsda, welches immer ganz klar zur Kirche und zur Pastorei von Beerta gehörte, vereinnahmt. Allein das Kirchenland hat bislang über 600 Gulden Pacht erbracht. Jetzt planen sie, dass der Pastor nur noch 32 Taler davon erhält. Da wird sich Pastor Dorgelo aber freuen, dass er diese Anweisung bekanntgeben darf. Er wird bestimmt bald ein Schiff chartern, um damit über eine neue schiffbare Fahrrinne in Richtung Groningen verschwinden. Für einen Hungerlohn wird er wohl nicht noch länger hier bleiben können."

 

Wiert Popkens nickte zustimmend:

"Die Stadt ist nur darauf aus, noch mehr Grundstücke hier im Oldambt sich unter den Nagel zu reißen. Sie wollen jetzt auch noch das Pekelerveen ergreifen, das doch im Besitz der Pekeler Compagnie ist. Meine Herren Sekretäre Dr. Eysonius, und Dr. Gockinga, Sie sind doch sicher auf unserer Seite. Wir möchten Sie bitten, diese Sache für uns schriftlich zusammen zu fassen."

 

Dr. Theodorus Eysonius war sofort einverstanden, denn schließlich war er doch genau aus diesem Grund zu dieser Versammlung erschienen.

Er konnte formulieren und das wurde gleich in seiner Erklärung deutlich: "Wir Oldambter müssen das alles hier als Knebelei, Räuberei, Schändung, Dieberei, Trennung, Konspiration und Rebellentum betrachten. Wir müssen der ganzen Welt von diesen Torturen berichten. Ich will für Euch tätig sein und handeln! Gleich morgen werden wir uns in Groningen im Ommelander-Huis damit auseinandersetzen."

 

Sekretär Dr. Scato Gockinga:

"Das Oldambt soll zerrissen werden. Man gefährdet damit die Freiheit und Einheit. Groningen reagiert wie immer, sie wollen allen Angst einjagen. Wir dürfen uns aus Angst keine Sorgen machen um das Morgen, weil wir streiten müssen für einen fairen Anteil an einer gemeinsamen Zukunft. Die Zukunft ist für alle da. Mit dem Frieden muss auch ein neues Bewusstsein aufkommen. Wer demonstriert, verdient Beachtung und sollte nicht bedroht werden durch brutale Unterdrückung oder gar mit einer Gefängnisstrafe."

 

Dr. Theodorus Eysonius:

"Die Groninger müssen wir wohl darüber aufklären, dass sie das Unionsrecht beachten müssen. Die müssen akzeptieren, dass ihre Macht nicht ausreicht, um das Recht zu krallen und zu missbrauchen. Macht, was ist das überhaupt für ein Wort im Zusammenhang mit unserer Gemeinschaft, mit unseren gemeinsamen Wurzeln. Wenn wir hier etwas Nachhaltiges schaffen wollen für eure  Kinder und Enkelkinder, für die Zukunft des Oldambts, ja, dann müssen wir alle gemeinsam an einem Seil ziehen. Auch die Groninger müssen das Seil mit in eure Richtung ziehen und nicht nach Groningen."

 

Cornelis Reyners der Oldambter Bote war begeistert:
"Ich werde mit Freuden solch eine gute Post zum Groninger Magistrat befördern."

 

Es wurde eine erste gemeinsame Eingabe ausgearbeitet. Sie erhielten dabei auch die erbetene Unterstützung für die schriftlichen Formulierungen von den Oldambter Sekretären Dr. Scato Gockinga und Dr. Eysonius, sowie sicherlich zunächst auch noch vom "Landschrijver der beiden Oldambten" Henricus Redeker. Es waren nicht nur gute Berater, sie kannten natürlich in Groningen die gesamte Politik- und Magistratsprominenz, aber waren wohl zu einigen von ihnen eher nicht freundschaftlich verbunden. Das Protestschreiben wurde von Cornelis Reyners übergeben. Doch der Text dieser "Remonstration" enthielt an manchen Stellen sehr scharfe Formulierungen. Die Groninger Bürgermeister, Räte und Sekretäre waren darüber verärgert und enttäuscht und leiteten ein gerichtliches Verfahren ein. Die Unterzeichner mussten sich einem "criminellen Prozeß" stellen. Das Scheitern der ersten Eingabe endete dramatisch.

Fünf Personen und Sekretär Dr. Eysonius wurden gefangen genommen, weil sie sich getraut hatten, mit einer Beschwerde auf dem Justizweg für sich eine Art Gerechtigkeit einzufordern, weil sie für ihr Gut kämpfen wollten. Nicht einmal Besucher wurden danach zu ihnen vorgelassen. Man drohte auch allen Freunden mit Geldstrafen, sollten sie sich für die Gefangenen einsetzen. Was für ein Zwang für diese Eingabe.

 

Bürgermeister Pieter Eissinge:
"Wer Kontakt mit diesen Verbrechern aufnimmt, kommt ebenfalls in den Genuss von unserem Strafrecht. Sollte sich einer trauen, die höchsten Stellen in s`Grafenhage einzuschalten, oder gar nach dort zu reisen, um sich zu beklagen, dann werden wir dafür sorgen, dass er seinen Kragen verliert. Er wird um einen Kopf kürzer gemacht. Wir müssen in den Häusern der hinter Schloss und Riegel sitzenden Personen in allen ihren Kisten, Kasten und Möbelstücken suchen, ob dort konspirative Nachweise zu finden sind. Diese Unterlagen brauchen wir für die weitere Festsetzung von Strafen."

 

Am Ende gab es willkürliche Geldstrafen, bei den einen mehr, bei dem anderen weniger. Die Beträge lagen zwischen 800 und 1000 Car Gulden. Als Überbringer der Groninger Post ins Oldambt war nun Henricus Redeker, der Landschreiber vom Oldambt im Einsatz.

Dieser unglaubliche Missbrauch der Justiz traf zunächst Wiert Popkens, Ailko Epkens, aus Scheemda, Claes Sybrants aus Midwolda und Dr. Dr. Theodorus Eysonius. Aber auch andere bekamen die rüden Groninger Methoden zu spüren, wie Eppo Tiackens, Abraham Ottens, Albert Sickens aus Eexta, Harmen Vekes, Cornelis Reyners, Ubbo Memmens aus Midwolda, Focko Lujens aus Nordbroek und Geerdt Jacobs. Diese Personen wurden kurzfristig gefangen genommen, andere verbannt, nur weil sie auf dem Justizweg versucht hatten, sich über die  Stadt und den Drosten heftig gegen die ungerechten, bedrückenden Prozeduren zu beklagen oder sich geweigert hatten, sich dem Druck zu beugen.

 

Auch der Sohn von Ucke Walles, Hermann Ukkens, wurde unschuldig gefangen genommen, jedoch wenig später wieder von den Groningern freigelassen. Vielleicht wollte man mit seiner Verhaftung nur signalisieren, dass man immer Menschen festsetzen konnte, wenn man es wollte. Ucke Walles Sohn erhielt keine Strafe, weil er sich ja auch nicht strafbar gemacht hatte.

 

Für unmöglich hielt auch Dr. Eysonius, der nach seinem Gefängnisaufenthalt weiterhin für die Oldambter handeln wollte, die Maßnahme, dass Hermann Ukkens für seinen nicht berechtigten Aufenthalt im Gefängnis auch noch die Beköstigung zahlen sollte: "Ein Unschuldiger bezahlt als Strafe für seinen Gefängnisaufenthalt das Essen. Unglaubliche Methoden in dieser Stadt. Leute, diese Stadt kann doch nicht alles bestimmen.

Diese Stadt kann doch nicht alles veranlassen, was auf irgendeiner Wunschliste steht, nicht alles durchführen wollen, woran sie gerade denkt. Die Oldambter sollen graben ohne Vergütung.

Ja, die Menschen sind zu Recht damit unzufrieden, aber man erlaubt ihnen nicht, diese Unzufriedenheit zu zeigen. Sie werden nicht einmal beachtet. Wo ist der Respekt für gute Nachbarn und für Menschen, die zum Bündnis der Provinz-Stadt-Land gehören. Warum behaupten die Herren Bürgermeister und Räte, dass sie nicht im Auftrag der Stadt handeln, sondern nur im Namen der kaiserlichen Majestät! Was soll das denn? Weshalb drohen diese Herrschaften jetzt mit einer Strafe durch die kaiserliche Majestät? Gibt es kein besseres Feigenblatt? Finden die keine besseren Deckel auf ihre Kannen?"

 

Dr. Scato Gockinga:
"Hier sehe ich klaren Rechtsmissbrauch durch die Stadt. In Sappemeer handelt es sich um Torfmoore im Wert von mehreren Tonnen Gold. Das kann man doch den tatsächlichen Eigentümern nicht einfach so aus der Hand reißen. Es existieren alte Verträge und Grundstückregelungen für Zuidbroek und Sappemeer.

 

Wirtio Matthiae ist davon betroffen und macht sich große Sorgen. Man hat die Besitzer zum Graben gezwungen. Der Einspruch von ihnen war mehr als gerechtfertigt. Statt Trost und Gerechtigkeit dann der Knastaufenthalt für die Männer. Als Höchststrafe dann auch noch, dass man ihre Abwesenheit genutzt hat, um in ihren Häusern die Truhen und Schränke aufzubrechen. Was für ein Fanal. Das war nichts anderes als Unrecht.

 

Die Diskussionen nahmen kein Ende. Die Stadt schrieb. Die Oldambter antworteten. Die Stadt wollte auch aufgrund einer Entscheidung des Stadtrentmeisters Johann de Mepsche die Kosten nicht tragen oder übernehmen. Außerdem seien die Bereiche rund um Kropswolde schon in den Besitz der Stadt übergegangen. Das Oldambt bewertete gerade die Lage um die Pekela-Aa als nicht überschaubar und argumentierte, dass die Stadt dort keine alleinigen Rechte besitzen würde, nur weil sie dort eine kleine Fläche angekauft habe. Alle Ausgrabungen von 1631 bis 1637 seien schließlich auf eigenem Antrieb erfolgt.

 

Weitere Zeugenerklärungen wurden vorgelegt, die bestimmte Grenzziehungen betrafen. Mündlich und schriftlich erklärten sie, dass niemand, auch die Stadt nicht, sich Rechte aneignen kann, über Besitz oder andere Dinge, die man nicht besitzen würde.

In diesen Fällen würde es sich klar um Ländereien und Veene handeln, die schon über hundert Jahre im Besitz ihrer Eltern wären und erblich übertragen worden sind. Deshalb wollte man jetzt auch juristisch gegen ein Nutzungsverbot vorgehen, um weiteren Schaden abzuwenden. Alle von der Stadt eingeleiteten Verpachtungen und sonstigen Übertragungen wären rechtsfehlerhaft. Es waren mutige Zeugen aus der Umgebung: Willem Phebens, Tjamme Tjakens und Aylko Ubbes Ionnes van Hollem, Harmen Ottens, Cornelis Itoving, Ian Huisinghe, Roeleff Willems. Auch behaupteten Anwohner, dass das Sappemeer so trocken gelegt worden sei, dass man befürchte, keine Erträge aus den Ländereien mehr zu erzielen. Doch alle Zeugen standen von da an unter besonderer Beobachtung der Groninger Führung.

 

Die Reaktion der Bürgermeister, Räte und verantwortlichen Sekretäre und Beamte waren brutal. Sie handelten mit dem Recht ihrer angeblichen "Staatsgewalt".

 

Schließlich wurden die Bewohner bedrängt, Verträge abzuschließen. Die Menschen waren gezwungen, um nicht alles zu verlieren, diese Verträge zu unterzeichnen, Die Eigenerben stellten danach viele Fragen: War das nicht Bruch der Landesgesetze? War es Stadteigentum oder doch ihr eigenes Land? Waren sie nicht die rechtmäßigen Besitzer? Es fielen viele harte Worte. Worte, die man nicht zurückholen konnte. Viele weitere Diskussionen hatten mit der Auslegung der Wörter zu tun. Vielleicht war man auch nicht bereit, sich für Misstöne in den Papieren zu entschuldigen.

 

Der Stadtrentmeister Johann de Mepsche ging sogar an einem Tag so weit, dass er die Verlasse vom Südbroek öffnete, nur um Schaden für die dortigen Bewohner zu verursachen. 

Er hatte damit Erfolg, denn ein Teil des Oldambts mit den Winterbauten, mit Werten in die Tausende, wurden unter Wasser gesetzt und verdorben.

Einige Grundstücke bei Winschoten oder im Bereich von Sappemeer oder Südbroek "ein paar Tonnen Gold wert" wurden mit Brief und Siegel von den Groninger Machthabern konfisziert.

Der Amtmann vom Gorecht hatte aus Wut viele Menschen gestoßen, geschlagen, beschimpft und dann gefangen genommen und nach Groningen verschleppt.

Andere Verantwortliche bedrängten die Anwohner stumpf und unverschämt. Mit Soldaten wurden Ländereien besetzt. Diese drohten die Leute mit dem Hinweis, "wer Einsprüche stellt, wird wie ein Hund erschossen". Ein Bürgermeister ängstigte die Menschen mit seinem blanken Degen und schrie, man solle sie wie Kühe an Tauen zusammen binden, sie gefangen nehmen und wegführen.   

Diese harten Attacken und Drohungen hatten sicher auch mit den harten Zeiten vieler Kriegstage zu tun, entschuldigen jedoch die Art und Weise der Misshandlungen nicht. Die Oldambter sahen alles als klaren Verstoß der Justiz zu Lasten ihrer Ehre und des Ansehens der Gemeinschaft an. Die Akteure forderten sich dabei durch Aushänge an öffentlichen Stellen heraus, mit manchmal ehrraubenden und hetzerischen Plakaten sowie vielen bösen und schmutzigen Begriffen über Unruhen, Knebeleien, Räubereien, Schändereien, Diebereien, Sedierung, Konspiration, Rebellion und andere vor aller Welt aufgestellten Aussagen.

 

Immer neue Eingaben und immer neue Antworten. Die Eigentümer nahmen die Anordnungen der Stadt nicht an. Sie planten nur ihren Besitz zu beschützen. Sie befürchteten den totalen Ruin, wenn man die Grabungen über ihre grünen Ländereien weiter vorantreiben würde. Die Erben könnten dann nicht mehr das Gelände nutzen.

In Groningen fanden nun im Rathaus und im "Ommelanderhuis" ständig Gesprächstage statt. Doch man setzte sich nicht an einem Tisch, sondern verhakte sich erneut in vielen schriftlichen Stellungnahmen und Anweisungen.

 

Im "Ommelanderhuis" (auch "Oosterwierumerhuis" genannt) in Groningen fanden u. a. jährlich am 21. Februar die St. Pieterslandtage, die Ommelander Parlamentssitzungen, statt. Im Haus waren einige Büroräume und kleinere Besprechungsräume vorhanden. Weiterhin befand sich dort die Wohnung des ersten Ommelander Sekretärs Dr. Scato Gockinga. Hier trafen sich die Ommelander-Sekretäre Dr. Eysonius und Dr. Scato Gockinga. Erstmals konnte sich Dr. Jodocus Heinsenius in dieser Runde einbringen.

 

Dr. Jodocus Heinsenius:
"Hier im Oosterwierumer-Huis haben Sie, Herr Dr. Gockinga, einen schweren Stand, um sich gegen die intelligenten Typen von der Stadt und vom Magistrat zu wehren. Von nun an stehe ich bereit, um mich einzubringen für die gute Sache der Oldambter Rechte. Bisher hatten Sie dabei eine große Stütze in Dr. Eysonius. Jetzt sind wir zu dritt. Für die freien Bewohner friesischer Abstammung können wir das Beste herausholen. Das ist auch Ihre und meine Pflicht. Wir müssen das Recht und den Wohlstand der Junker und Eigenerben schützen. Wir brauchen dafür vernünftige Rahmenbedingungen.

Von den Groninger Interessen dürfen wir uns dabei nicht leiten lassen. Im bisher geltenden Recht werden wir viele Ankerplätze finden."

 

Dr. Eysonius lächelte ihm zu:
"Ja, Sie haben Recht, Dr. Heinsenius. Danke für Ihre Bereitschaft hier mitzuwirken. Es wird nicht leicht. Man kann doch nicht das Recht einseitig einschränken, denn das Oldambt und die Stadt haben sich gemeinsam für ein Bündnis entschieden. Es war ein freiwilliger Schulterschluss für eine Gemeinschaft zu leben. Die Provinz Groningen-Stadt-Land ist nicht das Eigentum von Groningen. Man ist verpflichtet, gemeinsam zu handeln. Weil es eine gemeinsame Macht ist, kann man nicht einseitig Unheil bei einem Bundesgenossen verursachen. So ein Unrecht werden wir niemals zustimmen. Die Oldambter sehen keine Veranlassung die neuen Maßnahmen anzuerkennen."

 

Dr. Scato Gockinga:
"Wir sind nur gegenüber unseren eigenen Bürgern verpflichtet. Deshalb lehnen wir die Groninger Begehren hartnäckig ab. Mit den einseitigen Regelungen der Bürgermeister und Räte wurde auch die Gemeinschaft der Provinz zerstört."

 

Dr. Jodocus Heinsenius brachte sich ordentlich bei diesen Beratungen für die Oldambter ein: "Wir müssen nicht Gehorsam sein. Ich betrachte die Lage hier so: ein Geschlagener soll sich auch noch freiwillig zwingen lassen, das Unrecht der Groninger Elite zu akzeptieren. Nein, so kann es nicht laufen. Wir sind doch keine Untertanen. Wir sind Partner mit gleichen Rechten und Pflichten."

 

Dr. Eysonius war beeindruckt von diesem forschen Auftakt mit Heinsenius: "Wenn man das Recht und die festgeschrieben Vereinbarungen, die im Oldambt gelten, einschränken will, kann es nur durch Absprachen und Einwilligungen der Bewohner und ihrer Abgeordneten erfolgen. Es müssen also Beschlüsse her, z. B. aus unserem Ommelander Parlament. So regelt man die gemeinsame Verbindung in einer Provinz."

 

Dr. Scato Gockinga:
"Die Groninger sehen sich als Landesherr und verlangen deshalb Gehorsam. Aber wir Oldambter sehen uns als Partner in einer Provinz und wollen uns deshalb nicht unterwerfen. Was diese Herren Eissinge, Hillebrants und Heynens mit sehr großen herrischen Aktionen eingebracht haben zerstört das Vertrauen der Oldambter."

 

Dr. Jodocus Heinsenius war verärgert über den Druck, den die Groninger Beamten ausgeübt haben: "Die Unterschriften von unseren Bürgern wurden unter Drohungen vollzogen. Der Stadtrentmeister wohnt zwar im "Huis van de schone Gevels", aber die Stadt kann sich dort jetzt die Hände nicht sauber waschen und behaupten, dass die Leute es ja so gewollt haben.

 

Johann de Mepsche mag noch so oft mit den weiteren Herren der Stadt rumkungeln, aber diese Leute handeln weiterhin eigenherrisch und unglaublich autoritär  nicht nur über die Oldambter Menschen. Sie belasten alle Menschen zusätzlich mit neuen Zollgebühren, mit einer neuer Biersteuer, einen Tor- und Passierzoll, wenn wir nach Groningen wollen. Auch in Kropswolde stehen wir vor einem Grenzbaum. Was soll diese Stelle dort? Warum verlangt man dort einen Zoll. Die saugen uns aus."

 

Dr. Eysonius war ebenfalls bestürzt über die Machenschaften und setzte noch einen Punkt hinzu: "Sie setzen Leute fest in der Groninger Pontkammer. Warum? Nur weil sie sich geweigert haben, diese neuen Zollgebühren und Steuermachenschaften zu akzeptieren. Für Gerste, Hafer und sonstiges Getreide weitere finanziellen Belastungen. Die Bürger waren doch von diesen Zahlungen befreit, weil sie freie Oldambter sind."

 

Dr. Jodocus Heinsenius gefielen die Steuern auch nicht:
"Ich höre nur noch Zoll, Zoll und nochmals Zoll. Es wurde ein Marktzoll eingeführt, ein Schiffszoll bei Südbroek oder bei Martenshoek. Man nimmt von den Leuten für die vorbeifahrenden Schiffe drei oder vier Reichstaler ab. Das ist doch lächerlich. Unsere Freunde im Oldambt graben alles aus und dafür werden sie mit einer Höchststrafe belegt. Sie werden auch noch verpflichtet die Grabungskosten zu tragen."

 

Dr. Scato Gockinga:
"Ja, die Oldambter haben für das Ausgraben des Tiefs mindestens 60.000 Gulden aufgebracht. Bei allem diesen Differenzen, die zwischen Groningen und dem Oldambt stehen, diese Stadt darf nicht weiter behaupten, dass die Mautgebühren nicht hoch sind. Mit ihren Maßnahmen treiben sie die Bewohner in die Armut. Das sind doch allesamt ehrliche und treue Patrioten. Die müssen von ihrer Hände Arbeit wirtschaften können, damit sie in dieser Welt überleben können."

 

Dr. Eysonius fragte:
"Schlagen wir den richtigen Weg ein? Ist das, was wir hier mit unseren Worten leisten auch genug? Die Eingesessenen aufzufordern, sich zu verweigern ist ein Weg. Aber bleibt da noch genug Spielraum? Wir müssen aufpassen, dass sie nicht in den Groninger Gefängnissen landen, weil die Groninger die Landesgesetze nach ihren kruden Methoden auslegen. Unsere Mitbürger dürfen nicht aus diesem Land verbannt werden, nur weil sie ihre berechtigten Rechte einfordern."

 

Dr. Jodocus Heinsenius ließ sich nicht davon abhalten, kämpferisch zu handeln:
"Was ist das für eine Weisheit. Der Mensch soll sich für krude Groninger Gesetzesauslegung bannen lassen, oder soll sich diesen merkwürdigen Schmutzpapieren unterwerfen. Die Bürgermeister und Räte setzen ein neues Landesrecht ein.

Das ist kriminell und zerstört die Freiheit und die Ordnung in diesem Vaterland. Frauen und Kinder und alle unsere Freunde beraubt man mit unglaublichen autoritären Handlungen die Zukunft, das ist die Wahrheit! Man kann nicht den Bau von Brücken und Stegen auf dem ureigensten Gelände von Eigenerben verlangen und auch noch die Kostenübernahme dafür einfordern."

 

Groeninge (ingekleurd met aquarel). Beschreibung: De stad Groningen gezien vanuit het zuiden. Boven in het midden het wapen, titel in het lint. Nederlands en Frans onderschrift. Grotendeels fantasie. Angefertigt durch Iohannes Peeters – ca. 1674. aus "Groninger Archieven" -Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_3685 – gemeinfrei.

Groeninge (ingekleurd met aquarel). Beschreibung: De stad Groningen gezien vanuit het zuiden. Boven in het midden het wapen, titel in het lint. Nederlands en Frans onderschrift. Grotendeels fantasie. Angefertigt durch Iohannes Peeters – ca.  1674. aus "Groninger Archieven" -Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_3685 – gemeinfrei.

 

Dr. Scato Gockinga stellte einen Vergleich an:
"So wie die Sonne, die Luft und die See sind auch Herrenwege, Stege und Straßen für die Gemeinschaft da. Muss man Wege und Stege aus Schutz und Beschirmung für die Öffentlichkeit reparieren, dann macht man es. Aber jemand auf seinem Grund und Boden zu gängeln ist nicht zumutbar. Hier wird ein unglaublicher Missbrauch verursacht und die Besitzer dieser Grundstücke werden unterdrückt."

 

 

BÜRGEREID VON SEBO EPPENS HUNINGA

 

"Geloben und schwören Groningen treu und hold zu sein" – eine alte Eidesformel.

 

Sebo Huninga hatte aus freien Willen die Aufnahme als Bürger der Stadt Groningen beantragt. Man hatte ihn nach dem abgelegtem Eid am 28. November 1636 die Bürgerrechte übertragen. Es wurde nicht nach seiner Herkunft gefragt.

Durch diesen Eid war er rechtlich mit der Stadt verbunden und hatte sich damit auch verpflichtet die Stadt nach bestem Vermögen zu respektieren und dabei auch die Ehre und Reputation der Autorität verbessern zu helfen. Er war verpflichtet, alle Rechte in Gerechtigkeit und Privilegien der Stadt mit Gut und Blut zu schützen.

 

Sebo Huninga hatte vielleicht mit der Anerkennung als Bürger der Stadt auch Ambitionen auf politische Ämter in Groningen, ähnlich wie es sein Bruder Professor Johannes Huninga vorgelebt hatte. Doch dafür musste man auch hohe Hürden überwinden. Neben der Wohnortver-pflichtung auch eine gute finanzielle Unabhängigkeit.

 

Am 9. Mai 1637 erklärte der "Hopman" Johan Crabbe, dass man, um in den Rat von Groningen gewählt zu werden, in der Stadt Güter im Wert von mehr als dreitausend Talern besitzen muss, einschließlich eines eigenen Hauses, in dem eine angesehene Person mit Ehren leben darf.

           

Im Raum stand schon damals für alle Kritiker der Groninger Abläufe ein gefährlicher Satz: "Soo Emandt muchte reysen nae den Haghe om te klage, hij soude verliesen sijne krage" Sinngemäße Übersetzung: Wenn jemand nach Den Haag reist, um sich zu beschweren, dann würde er seinen Kragen verlieren.

 

Sebo Huninga hat vermutlich als Stadtbürger seine Wohnortverpflichtung nicht ausreichend eingehalten. Er hat mit seiner Frau und seinen Kindern nicht ständig in Groningen gelebt, weil schließlich das Haupthaus in Beerta vorhanden war und von dort die Bewirtschaftung der Ländereien organisiert werden musste.

 

Dennoch ein Punkt für Bürgermeister und Räte und des zuständigen Gerichts für die Fest-setzung des Strafmaßes. Er hatte damit nach ihrer Auffassung gegen das Stadtrecht und gegen die allgemeinen beschriebenen Rechte verstoßen und seinen Bürgereid u. a. damit aufs gröbste verletzt und verleumdet! Ein ausschlaggebender Grund ihm die Bürgerrechte zu entziehen sicherlich auf jeden Fall auch die Unterstützung der Oldambter und die Unterzeichnung des Protestschreibens.

 

Der Rechtsanwalt der Groninger hatte Gründe genug gefunden, um daraus einen kriminellen Akt zu produzieren. Die Oldambter und Ommelander haben diese Bewertung niemals akzeptiert und haben gerade auch deshalb Sebo Huninga bedingungslos unterstützt.

 

Ihre Hinweise dazu waren deutlich: Sebo Huninga habe nicht den Bürgereid verletzt, sondern sei vielmehr seinen Bürgerpflichten gefolgt. Er habe auf die Rechte der Menschen hingewiesen und um die Überprüfung von Maßnahmen gebeten. Als Abgeordneter des freien Oldambts habe er seinen Mitbürgern Unterstützung gewährt. So etwas dürfe man nicht als Regelverstoß ansehen. Es wäre auch unfair und unwahr Huninga in Groningen nicht für einen Bürger zu halten, nur weil er mit seiner Familie und seinen Kindern sechs Wochen außerhalb der Stadt gelebt und somit seine Bürgerschaft verlassen habe.  

 

6. September 1637 – Junker Sebo Eppens Huninga aus Beerta

 

Sebo Eppens Huninga  wartete mit seiner Ehefrau Tija, seinem Bruder Aylcko Eppens Huninga van Oostwold auf die weiteren Familienangehörigen, seinem Bruder, den Professor Johannes Eppinus Huninga van Oostwold  und dessen Ehefrau Anna Maria Tjarda van Starckenborch.

Sein Bruder, der Soldat Tiddo Eppens Huninga, der zu diesem Zeitpunkt in Groningen im Jahr 1636 als Kapitän "van het Krijgsvolk" im Einsatz war, nahm ebenfalls an der Beisetzung teil.

Weiterhin waren seine Schwester Auke Aurelia Huninga und ihr Ehemann Edzard Grevinck anwesend. Auch die Halbgeschwister aus der ersten Ehe seiner Mutter Etta Johans Engelkens mit Sebo Luwerts Buninga gehörten zum Familienkreis. Es waren Sebo Sebens Bunninga und Wya Sebes Bunninga.

Es war ein trauriger Anlass zum Zusammentreffen. Der Vater, der Kirchvogt von Woldendorp und Landjunker/Häuptling Eppo Aylckens Huninga van Oostwold/Gemeinde Midwolda, war  am 6. September 1637 verstorben. Er wurde in Woldendorp beerdigt.

Endlich waren alle im großen Huninga-Wohnzimmer versammelt. Der verstorbene Vater stand schon bald nicht mehr im Mittelpunkt ihrer Unterhaltungen. Vielmehr ging es um die Differenzen zwischen Groningen und dem Oldambt wegen der 1635 angeordneten Tief-Ausgrabungen auf den Ländereien des Oldambt und der Ommelanden.

 

Sebo war richtig wütend: "Mein Schwiegervater (Doedo Tiddinga) hat sich als Kirchvogt in Beerta schon über die Groninger Methoden aufgeregt. Die haben damals bei den großen Landmaßnahmen vom Dollart sich schon sehr ungebührlich verhalten. Sie haben sich Ländereien angeeignet, die früher zum Kirchspiel Beerta gehörten. Sie haben ein Drittel von Ulsda sich zu Unrecht angeeignet, denn dieses Gelände gehörte zur Pastorei. Dann hat man Tijas Vater wegen der Grabung vom Herrenschloot ein Stück vom Tiddingaheerd abgenommen. All das ist unerhört frech."

 

Tija Huninga merkte an: "Ja, die Groninger wurden immer dreister. Die Groninger Ratsherren sind in den Sommermonaten mit der kompletten Familie, Frauen und ihren Kindern und mit ihren Knechten aufs Land gezogen, haben sich einquartiert und haben es sich gut gehen lassen. Nur bei der Rückreise nach Hause haben sie versäumt, auch die angefallenen Kosten zu begleichen. Alle Klagen dagegen haben nicht genutzt. Sie haben sogar damit gedroht, wenn man sich damit an die Staatsregierung wenden würde, dann hätten man mit dramatischen Folgen, nämlich mit Geldstrafen, ja sogar mit der Todesstrafe zu rechnen."

 

Sebo war immer noch richtig aufgebracht: "Sollen wir diese Frechheiten weiterhin dulden? Wollen wir jetzt, wo die neuen fruchtbaren Äcker gute Erträge hergeben, diese Ländereien in unseren Dörfern ohne Wenn und Aber an die Groninger Halsabschneider übergeben?

 

Wir sind jetzt nicht mehr die armen Leute, denen man Märchen erzählen kann. Wir haben uns hier im Oldambt alles mit unseren Händen erarbeitet. Wir müssen unseren neuen Reichtum abschotten. Mit Duldung kommt man nicht voran. Nur mit berechtigtem Stolz. Wir sind nicht mehr die dumme Dorfbevölkerung!

 

Wenn die jetzt von uns verlangen, Tiefs und Entwässerungskanäle auszugraben, über unser Land, dann wollen wir darüber ganz klar mitbestimmen und auch von den Vorteilen profitieren. Es ist schließlich unser Besitz. Die wollen unser Land auf unsere Kosten nutzen. So einfach geht das nicht.

 

Man Johannes, was habt ihr dort in der  Stadt alles beschlossen, was die Region um das Oldambt angeht. Du bist dort doch schon seit mindestens 1620 mit allen Fragen, des es zwischen Groningen, den Ommelanden und dem Oldambt zu klären gibt, konfrontiert.  Auch als Bürger-meister in den Jahren von 1627 bis 1628, von 1631 bis 1632 und jetzt schon wieder ab 1635 kennst du die vielen Probleme unseres Gebietes und unserer Ländereien. Ich finde, auch als Groninger Bürgermeister darfst du dich wohl etwas stärker für die Menschen und die Lage hier im Oldambt einsetzen. Du bist nicht nur der Stadt verpflichtet."

 

Professor Johannes Huninga war tief betroffen über diese Aussagen: "Sebo, ich kann nur empfehlen, alles ein wenig ruhiger angehen zu lassen. Bedenke, dass du seit 1636 die Bürgerrechte von Groningen erhalten hast. Damit hast du auch einige Verpflichtungen auf dich genommen. Du hast einen Eid auf die Stadt Groningen geleistet. Damit unterwirft man sich als Bürger allen Weisungen und Ordnungen, die von den Räten, Hoofdmannen und Bürgermeistern verordnet worden sind. Du hast diese Leute zu respektieren und bist zum Gehorsam verpflichtet. Auch gegenüber mich, auch wenn es dir jetzt etwas komisch vorkommt, weil ich dein Bruder bin."

 

Alle Anwesenden lachten über diese Anmerkung von Johannes Huninga. Dieser erklärte dann weiter: "Du kannst dich aber beruhigen. Ich bin schon auf deiner Seite auch bei Beratungen in der Funktion als Mitglied der Hoofdmannenkammer. Ich stehe auf der Seite der Oldambster. Außerdem muss ich dir nicht erzählen, dass ich auch seit 1630 im Besitz von Ländereien in der Nähe der Kirche von Oostwold bin. Ihr alle hier wisst, dass ich mit Pieter Eissinge oft ein Hühnchen zu rupfen habe. Der lässt sich nicht in die Karten schauen, aber er hat eine große und treue Anhängerschar. Im nächsten Jahr wird er erneut Bürgermeister werden, das steht jetzt schon fest.

 

Ein guter Freund für uns in Groningen wird wohl unser Ommelander-Abgeordnet Adriean Clant ter Stedum bleiben. Die anderen Leute wie Menno Broersma und Iwo Awama backen eher das Brot für sich allein. Mit Bürgermeister Berent Julsinga können wir noch gut kooperieren.

 

Ganz klar für die Stadt handeln werden Peter Isebrants, Hindrik Heinens und Hendrik van Heeck. Dabei ist der Senator Otto de Valcke ebenfalls kein guter Freund für die Oldambter. Es ist damit zu rechnen, dass die Groninger ihn schon bald als Drost für das Oldambt bestellen. Hier wird dann Popko de Valcke als sein Nachfolger eingesetzt.

 

Aufmerksam sein müssen wir bei Hermen ter Borch, Peter Folckers und Edzard Rengers ten Post. Sie suchen neue Aufgaben und nicht nur diese Leute haben immerzu ein Auge für Aufgaben für ihre Verwandten und Freunde. Dieser junge Groninger Sekretär Johannes Birza, erst im Jahre 1605 geboren und noch nass hinter den Ohren, denn der ist schon im Jahr 1634 als Stadtsekretär von Groningen bestellt worden (er blieb es auch bis ins Jahr 1644).

Dieser Johannes Birza hat mit Petrus Tettema, Rudolf Schuring und Johannes Robers studiert. Johannes Robers ist nun gleichzeitig mit Johannes Birza sogar Sekretär der Stadt Groningen (von 1636 bis 1651) geworden. Da brodelt etwas um uns herum. Das sind Studienfreunde und diese Personen werden das neue Groninger System prägen, davon bin ich überzeugt.

 

Genauso wie Pieter Eissinge, der schon mehrmals Bürgermeister war und Mitglied in verschiedenen städtischen Gremien, wie z. B. in der Hoofdmannenkammer. Ich glaube, so einfach wird es nicht werden, den neuen Kurs der Stadt, der mit Einschüchterungen und Drohungen auf die Menschen zukommt, zu verändern. Im "Oosterwierumer-Huis" (Omlander-Huis) in Groningen ist unser Sekretär Rechtsanwalt Dr. Gockinga für uns im Einsatz. Er hat einen schweren Stand bei all diesen intelligenten Typen dort.

 

Es sind so viele Leute in den verschiedensten Positionen, die nicht immer so handeln, wie wir es uns wünschen, ja sie handeln nicht einmal so, wie es die vier hauptamtlichen Bürgermeister verlangen. Viele handeln auch nach dem Prinzip, wie komme ich wo voran. Gerade deshalb müssen wir vorsichtig sein und kleine Schritte in unsere Richtung gehen."

 

Sebo immer noch sauer: "Was heißt kleine Schritte gehen. Es geht auch um unsere Zukunft. Wir sollen Maßnahmen in unseren Oldambter Dörfern in Bewegung setzen, die nur zum Vorteil der Stadt Groningen eingeleitet werden.

 

Dafür sorgen schon deine Freunde im Bürgermeisteramt und die Ratsherren. Aber ich möchte keine kleinen Schritte gehen. Wir Huningas haben einen weiten Weg hinter uns. Aus kleinsten Anfängen in Oostwold sind wir nun Häuptlinge, denen man Respekt entgegenbringt und auch entgegenbringen sollte. Aus dem kleinen Jonker Sebo von Oostwold ist nun der Herr der Tiddingaborg geworden. Hier in Beerta bin ich inzwischen eine gut angenommene und wichtige Persönlichkeit, ja auch als Kirchenvorsteher bin ich schon sehr lange im Amt."

 

Er musste selbst über seinen Vortrag lachen. Seine Geschwister kannten die Entwicklung der Familie Huninga und benötigten keine derartigen Hinweise. Wenigstens der Humor kam in dieser Runde nicht zu kurz.

 

Bruder Aylcko Eppens Huninga van Oostwold, der Amtmann vom Kleioldambt aus der Ortschaft Woldendorp, ging dennoch auf Sebos-Vortrag ein: "Ja, die vielen neuen Wasserwege bereiten nicht nur uns Huningas Sorge. Diese Erdarbeiten beispielweise quer durch die Ländereien von Beerta und Finsterwolde führen zu erheblichen Unruhen. Da haben sich dann einige unserer Nachbarn zu Recht beschwert. Das Ergebnis ist ernüchternd. Die Groninger drohen und haben Leute in Haft genommen und anschließend hohe Geldstrafen festgesetzt. So kann man doch nicht mit Menschen umgehen, die nur ihren Besitz schützen wollen. Da sehe ich als Amtmann vom Klei-Oldambt und Richter von Westerwolde doch erheblichen Diskussionsbedarf."

 

Sebo Huninga:

"Unsere Oldambster Freunde Wirtio Matthiae und Doedo Edzens und viele andere haben 1635 in Midwolda und Scheemda sich die größten Sorgen gemacht wegen der von Groningen verordneten Grabungen quer durch das Land. Sie haben mir erzählt, dass sie eine Eingabe gemacht haben, weil die Groninger Herren nicht so reagiert haben, wie erhofft. Sie haben ihre Sorgen den Räten und Bürgermeistern mehrmals vorgetragen.

 

Sie haben jedoch vergebens gehofft und gebangt und auf das Vertrauen der  Ehrenwerten Herren gesetzt. Sie haben alle denkbaren Auswirkungen vorgestellt. Die Leute aus Midwolda und Scheemda fühlten sich erheblich in ihren Interessen benachteiligt und fürchteten nicht nur die hohen Ausgrabungskosten, sondern auch die Folgemaßnahmen, mit Brückenbauten und Überwegungsrechten. Alle diese Dinge waren nach ihrer Ansicht nicht ausreichend geklärt und beantwortet."

 

Sebo Huninga war weiterhin ungehalten und die Trauerfamilie Huninga hörte seine Ausführungen gebannt zu Sebo Huninga redete sich in Rage:  "Man befürchtete auch, dass allein Groningen Vorteile durch den Bau hätte.

Genau darum wollte man das auch nicht akzeptieren. Das Ergebnis für ihre Bemühungen bekamen sie dann am 18. April 1635 zugestellt. Auch du Johannes, muss diese Entscheidungen mitbekommen haben. Groningen hat eiskalt auf die Fortsetzung der Baumaßnahmen bestanden. Es ist sicher wahr, dass dieses Tief schon lange geplant gewesen ist von einigen Privatleuten oder Groninger Bürgern die hier in diesem Teil von Friesland Besitzrechte erhalten haben.

 

Aber scheinbar haben diese Menschen die Maßnahmen unbefugt und ohne besondere Sachkenntnisse von Wasserbau vorangetrieben. Es haben sich einige Herren auf dem Gelände blicken lassen, so auch dieser Ratsherr Otto de Valcke, der ein ständiger Handlager für die Herren Bürgermeister Pieter Eissinge oder Hugo Nieveen ist.

Bei dieser Inspektion haben sich Leute aus Midwolda und Scheemda, die Eigenerben und Grundbesitzer getraut, gegen die Baumaßnahmen öffentlich zu streiten. Es hat mündliche und schriftliche Mitteilungen gegeben. Sie haben dabei deutlich gemacht, dass dieses neue Tief einen Bärendienst für die Bewohner darstellen würde und im Grunde genommen sehr schädlich für die Gemeinschaft in diesen Kirchspielen sei.

Außer den schweren körperlichen Einsatz würde es auch zu finanziellen Belastungen für die Menschen kommen, ja für viele könnte es auch in den Ruin laufen."

 

Die Aussagen von Sebo Huninga waren zutreffend, denn am 1. Mai 1635 hatten ein paar mutige und intelligente Leute noch einmal schriftlich gehandelt, dass so ein Tief per Verordnung geschaffen, nicht praktikabel sei. Man könnte besser handeln  mit mehr Profit für die Gemeinschaft und mit weniger Schaden für die jeweiligen Grundeigentümer und man sollte durch das Veen von der Tjamme oder entlang der Schöpfstätten von Midwolda, Heiligerlee, Bovenbuiren und Ostereinde  bauen, wurde vorgeschlagen. Aber Bürgermeister und der Magistrat von Groninger wollten nicht einlenken, obwohl die Eigenerben doch schon die Schärfe aus dem Protest herausgenommen hatten. Erneut waren gute Ausgleichsansätze der Midwolder- und Scheemder-Landbevölkerung durch die Groninger Verantwortlichen in den Wind geschlagen worden. Es kam nun noch schlimmer. Am 12. Mai 1635 waren sie schriftlich aufgefordert worden, mit den Belästigungen und Tätlichkeiten aufzuhören. Bei Fortsetzung der Meckereien wurde eine Geldstrafe angedroht. Das neue auszugrabende Tief sollte bis zum Johannistag am 24. Juni 1635 fertiggestellt sein.

 

Sebo Huningas Rede wollte daher auch kein Ende nehmen: "Ist das nicht ein rigoroses und hartes Mandat? Das ist doch klar, dass man das so nicht akzeptieren kann. Die Leute waren perplex und höchst traurig. Nicht nur die Eigenerben und die Grundbesitzer, sondern auch die einfachen Leute aus der Nachbarschaft hier im Oldambt sind doch allesamt freie Leute.

 

Die Leute sind wütend. Wut erfordert aber eine Reaktion, finde ich. Sie fordert nicht den Willen der Groninger zu akzeptieren, sondern sie fordert Mut! Mutig müssen die Midwolder und Scheemder handeln und bleiben. Und wisst ihr was: Ich will sie dabei unterstützen. Mutig müssen wir handeln, für unsere Gemeinschaft, ja für unser Friesentum.

 

Man forderte von unseren Freunden in Midwolda und Scheemda nicht nur die Fertigstellung, sondern das Herrichten des Tiefs über eigenes Gelände und Grundstücke und Ländereien gegen ihren eigenen Willen und auf ihre eigenen Kosten. Das war doch nicht tolerabel. Das ist doch Knechtschaft Johann. Das war doch ein guter Grund, um nochmals kritisch das Thema anzusprechen.

 

Das wurde am 15. und 19. Mai 1635 auch so gemacht. Man verwies dabei auf Resolutionen von 1629 und 1632. Aber alles protestieren und jammern hatte keinen Erfolg. Die Demon-stranten, die Eigenerben und alle in dieser Gegend wohnenden freien Menschen konnten sich auch nicht erklären, nach welchem Recht oder Zuwiderhandlungen es zu beanstanden sei.

 

Schließlich habe man doch das eigene Hab und Gut verteidigt, wie es jeder normale Mensch auf der ganzen Welt machen würde. Sie haben dann erwartet, dass sich die Groninger rückbesinnen und eine logische Antwort geben. Man hatte gehofft, dass die Resolution und die Mandate wieder eingezogen oder annulliert werden würden. Aber alle diese Hoffnungen auf Veränderung waren vergebens. Deshalb hat man den Hof der Niederlande gebeten, die Angelegenheit zu prüfen. Ein letzter Ausweg, unterbreitet am 28. Mai (1635) und erstellt am 30. Mai (1635) hatte das Ziel, dass sich die Hochmögenden Herren und auch andere fremde Menschen mit der Ausgrabung eines Tiefs beschäftigen sollten. 

 

Immerhin hatten sich die Grundstücksbesitzer mit den für uns zuständigen Sekretären Dr. Eysonius und Dr. Gockinga lang genug mündlich mit der Sache auseinandergesetzt. Der Anker zur Schlichtung konnten dann doch nur die Herren vom Hof der Niederlande werden. Getragen auch von der Hoffnung, dass der gute Gott im Himmel diesen Herren  zur Lösung aller Probleme beistehen und mit dem gewünschten Geist inspirieren möge."

 

Sie überlegten gemeinsam, wie man diese Beschwernisse abwehren könnte, für sich und die Gemeinschaft des Oldambts. Ganz sicher waren sich die Familienmitglieder nicht über den Weg. Sebo galt als forsch und war um einiges jünger als Johannes.

 

Deshalb forderte Johannes auch zur Besonnenheit auf: "Halte deine Pferde am Zügel, Sebo. Nicht in etwas verbeißen, was keinen Sinn macht! Wir dürfen nichts überstürzen. Man muss bedenken, dass die Lage etwas klarer ist, als es uns lieb ist. Groningen ist verantwortlich auch für die Ommelanden und für das Oldambt. Das war so geregelt durch Vereinbarungen aus den Jahren vor 1594 und 1597. Es ist auch nie von allen im Oldambt bislang verantwortlichen Personen richtig beanstandet worden."

 

Sebo mürrisch:

"Das ist mir ehrlich gesagt, scheißegal. So geht es nicht weiter! Wieso wachen wir Oldambster nicht auf?"

 

Johannes erläuterte:
"Ja, liebe Familie, gerne blicke ich auf  eine Gemeinschaft von Menschen aus Ostfriesland, Groningerland und Friesland (Hunzingo, Fivelingo, Ommelanden und Oldambt) zurück. Hier gab es ein ordentliches System mit Landrechten. So ist auch das Oldambter Landrecht schon im Jahr 1428 mit Veränderungen / Verbesserungen/Neuheiten in den Jahren 1448, 1471, 1571 davon abgeleitet worden. Natürlich hat man sich zeitweise mit der Stadt Groningen verbunden, weil es manchmal sehr mächtig war. Aber die Oldambster, Rheiderländer, Westerwolder, Hunzingoer, Fivelingoer, Ommeländer beschlossen auch ein neues Rechtssystem. Schon das Stapelrecht hat immer wieder zu Missstimmungen zwischen Groningen und uns in den Oldambten / Ommelanden geführt. Die Stadt will das Stapelrecht für sich nutzen und versucht uns zu dominieren.

Wir wollten schon 1576 keinen großen Verbund mit Groningen aber von 1579 an gab es die Union von Utrecht. Von 1594 war es unter den →Sieben Seelanden← gefestigt. Stadt und Land wurden als eine große Einheit angesehen.

 

Wir hatten jedoch niemals eine große Harmonie, waren niemals mit den verhassten Regelungen einverstanden. Alle unsere Vorfahren haben immer wieder auf ein großes vereinigtes Friesland gehofft. Im Jahr 1595 hat schon Graf Edzard II und in den Jahren 1608 und 1615 hat Graf Enno III vorgeschlagen, dass man Ostfriesland in die Niederländische Union aufnehmen sollte.

 

Deshalb habe ich im Jahr 1624 eine Vorlage für die Groninger und die Union ausgearbeitet. Graf Edzards Vorschlag wurde damals von den Generalstaaten abgelehnt. Graf Ennos Vorschlag wurde von den ostfriesischen Ständen abgewiesen. Ich wollte beweisen, dass mein Vorschlag ein guter Weg sei. Es ist doch nicht rechtswidrig, wenn man für einen solchen großen Zusammenschluss plädiert. Es hat doch Vorteile, z. B. kann man sich so besser absichern gegen die Planungen der Spanier oder von Kaiser Ferdinand und auch des dänischen Königs. Es könnte vieles beim Alten bleiben. Nur in Justizdingen und in Admiralitätsfragen wäre diese Verbindung ein gutes Schutzbündnis. Aber die Generalstaaten fanden meinen Vorschlag nicht so prickelnd."

 

Sein Bruder Tiddo Eppens Huninga war über diese Anmerkungen begeistert: "Hätte eigentlich tolle Auswirkungen für meinen Einsatz als Soldat an der Grenze in Oudeschans gehabt. An so einer Entwicklung hätte ich meine Freude gehabt.

 

Wir haben doch auch viele Großonkel und Tanten, die mit der Nähe zur Grenze keine Probleme haben. Wir haben auf beiden Seiten Verwandte."

 

Jetzt meldete sich auch der Halbbruder Sebo Sebens Bunninga zu Wort: "Wir können unsere Familien einbringen. Wir haben hier im Oldambt genug Leute, die mit uns vieles auf die Beine stellen könnten."

 

Auch seine Schwester Wya Sebes Buninga war froh über diese Aussage ihres Bruders und brachte die Familie mit ein: "Die Kinder und Enkelkinder von Mamas Onkel Jakob Engelkens (ca. 1503 geboren, am 7. Juli 1574 verstorben. Studium 1516 in Köln) könnten uns auch jetzt zur Hilfe kommen. Wir brauchen glaube ich viel mehr Unterstützung und diese Familie hat und hatte den nötigen Einfluss.

 

Unser Groß-Onkel Jakob war damals als Richter in Bellingwolde/Oldambt von 1529 bis 1559 und Kirchvogt von Winschoten sowie auch als "gezworen schrijver van het Oldambt" beschäftigt. Er hatte auch eine Großtante von uns, Lubbe Ayckens Huninga (geboren 1520 – verstorben 1564) geheiratet. Dadurch sind wir Buningas und Huningas auch dort gut vernetzt!"

 

Johann Huninga referierte und informierte danach über die Groninger Politiker:
"In der Zeit als Pieter Eissinge mit mir Bürgermeister war, habe ich mich oft mit ihm angelegt. Der ist Groninger und nur Groninger. Er hält nicht viel von den Bauern und Häuptlingswesen. Meine geschichtlichen Darstellungen über ein großes Friesland hat er immer deutlich abgewehrt. Dieses freie Friesentum hat er gehasst. Mit den Bürgermeistern (von 1636) Hugo Nieveen, Johan Drews, Hindrick Schonenborgh habe ich über das Thema nie tiefgründig genug philosophiert, weil ich ahnte, dass sie so eine Regelung nicht akzeptieren würden.

 

Nach der Bürgermeisterwahl des Jahres 1637 habe ich die neuen Verantwortlichen Hugo Nieveen, Berend Julsinga, Bartholt Wicheringe und Edzard Rengers ten Post deshalb damit nicht mehr groß konfrontiert.

Auch wenn ich zunächst keine großen Probleme sah, und mit ihnen gute Gespräche geführt habe, weiß ich nicht, ob sie ein komplettes Ostfriesland als 8. Mitglied in der Union der Niederlande haben wollen. Ganz besonders, weiß ich nicht, wie Edzard Rengers ten Post tickt. Auch der bisherige Konsul Bartholt Wicheringe ist jetzt im Bürgermeisteramt – denn kenne ich noch aus alten Zeiten von der Uni Groningen und durch seine Mitarbeit bei Ubbo Emmius. Ich muss abwarten, wie Berend Julsinga und Gosen Schaffer hier arbeiten. Aber wenn ich alle mir so vor die Nase stelle, dann glaube ich, sind alle insgeheim Groninger Bürger.

Somit sind ihre Interessen klar in ihrem Kopf und Herzen verankert.

Schon seit mehreren Jahren ist Berent Coenders van Helpen auch als Beisitzer aktiv. In diesem Jahr ist Wolter Schonenborch einer aus der Familiendynastie Schonenborch hinzugekommen. Am Ende wird wieder Pieter Eissinge seine Leute um sich scharen.

 

Mit mir gehören zu den "Hoofdmannen" (1637) Hindrick Schonenborch, Pieter Eissinge und Tiasso Tiassens. Wir Huningas haben mit dem Friesenthema in ein Wespennest gestochen. Die Wespen schwirren aus und stechen zu. Sie wollen die Groninger-Machtzentrale behalten und ihre eigenen Pfründe.

 

Ich befürchte auch, dass man mich schon abgeschrieben hat. Als Bürgermeister bin ich denen nicht mehr gut genug, allein schon wegen meiner Bemerkungen um Ostfriesland in der Union von Utrecht zu installieren. Oldambter werden es schwer haben, sich gegen diese Truppe zu behaupten.

Auch die neuen Leute Goosen Schaffer und Edzard Rengers ten Post werden wohl auf Eissinges Kurs reiten. Dieser Edzard Rengers ten Post verändert geschickt seine Position. Der ist mal bei den Groningern und steht auf einmal wieder auf der Ommelander Seite.

Er weiß, was er will. Er hat sich schon mit Eissinge und seinen Leuten angelegt, doch für seine weitere politische Karriere wird er immer einen guten Weg finden. Vielleicht wird er dann noch einmal Partner von Eissinge, wer weiß das schon?"

 

Sebo Huninga war froh und stolz über partnerschaftliche Aktionen mit den Nachbarn: "Man gut, dass wir zu unseren Nachbarn immer gute Kontakte gepflegt haben. Das Land, was meine Tija von ihren Großeltern, dem Hauptmann Haeicko Tammens und dessen Frau Ike Tammens im Bereich Midwolderhammrich geerbt hat, haben wir am 28. März 1635 gut verpachten können. Dort sind gute Nachbarn zu Hause. Gerne habe ich Gespräche mit den dortigen Landwirten Ubbo Mennens, Peter Alberts und Willem Jans geführt. Wer weiß, wofür die uns noch einmal unterstützen können.

 

Auch unser guter Pastor Wesselus Dorgelo und Kirchvogt Tiddo Reents waren am 9. Mai 1635 beim Grundstücksverkauf an Wilto Ipes und Swijcko Eppens mit dabei. Bei dieser Verkaufs-sache habe ich schon einmal Kontakt mit Wirtio Matthiae, Poppo Aelerts und Aißo Popkes gehabt. Das sind prima Nachbarn. Wir haben insbesondere mit Wirtio Matthiae aus Eexta die Differenzen mit Groningen aus den Jahren um 1635 angesprochen."

 

Mit in dieser Runde saßen auch der Pastor aus Beerta, Pastor Wesselus Dorgelo und der Kirchvogt von Beerta Tiddo Reents und sie lächelten über diese Aussage. Pastor Wesselus Dorgelo gab aber schnell klar zu erkennen, dass er sich in den Streitigkeiten nicht einmischen wollte: "Meine Herren, ich möchte eines klarstellen. Bitte haben Sie Verständnis, wenn ich zu den Differenzen, die zwischen einigen Bürgern aus dem Oldambt mit der Stadt Groningen bestehen, mich nicht einbringen möchte.

 

Ich möchte keine Position einnehmen, die mir schadet. Ich bin aus Glaubensgründen aus dem Emsland nach Bellingwolde gezogen und war dort für eine kurze Zeit Schulmeister. Jetzt bin ich als Pastor wieder aktiv und darüber freue ich mich sehr.

Ich möchte aber nicht verantwortlich sein, für Streitereien zwischen den einzelnen Kirchenmitgliedern hier in Beerta und Umgebung."

 

Sebo Huninga reagierte etwas enttäuscht:

"Bei allen Verständnis für Ihre Haltung, Herr Pastor Dorgelo. Wir kennen uns nun schon so lange. Da kommen schon ein paar Jahrzehnte mit den Tagen in Oostwold zusammen. Sie wissen, wir haben vieles ertragen, aber irgendwann muss Schluss sein mit Respekt und einhalten. Man kann nicht alles akzeptieren. Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber auch noch, dass bei einigen Deichmaßnahmen im Februar 1636 Dank  unserer klugen Entscheidungen wir geholfen haben, die Nachbarschaft zu festigen."

 

Johannes Hunniga war dennoch über die Nachbarschaftsentscheidungen erfreut: "Ja, Sebo, da waren deine Brüder Aijlko, Tiddo und ich doch klar auf deiner Seite, weil ich dort auch noch als Bürgermeister Pflichtaufgaben erfüllen konnte. Auch unser Stadtrentmeister Johann de Mepsche und unser Drost von Wedde Johan Coenders haben uns bei dieser Sache unterstützt, ist das nicht ein Wunder. Vielleicht haben sie dort auch einige Vorteile für sich selber gesehen.  Die Richter von Bellingwolde Asswerus Croon und Hindricus Addens haben mit den Vollmachten von Beerta, Ulsda, Bellingwolde, Blijham  und Winschoten gehandelt und sich auch für diese gute Vereinbarung entschieden.

 

Der Deich für Beerta mit den Blijhamster und Bellingwoltster Außendeichen von Doele Richts Haus über das grüne Land und durch den Ham, über Beerster-, Ulsder- und Bellinggwolder Außendeiche bis nach Haijo Fockens Haus in den Ham war eine weitsichtige und kluge Maßnahme. So haben wir gerade für diesen Bereich im Hinblick auf Groningens Entscheidungen eine gute besitzergreifende Handlung vollbracht.

Auch was wir noch im August 1636 mit Wiert Tiarx, Tiarck Tiarx und Hero Haikes, mit Vollmacht von Winschoten, Oomke Aijses und Boele Sijpkes, mit den Vollmachten von Blijham sowie Haico Louwerts, Swijko Eppens mit den Vollmachten von Beerta geschlossen haben, bringt für die verschiedenen Kirchspiele deutliche Vorteile. Das Wasser kann dadurch besser abgeleitet werden zu den neuen Eindeichungsbereichen.

Alle unsere Freunde um Winschoten herum bis nach Bellingwolde und Finsterwolde haben mitgemacht, von Hero Haijkes, Haico Jans, Grete Bronts, Harmen Hindricks Snijder und Feiko Snijder."

 

Sebo nickte fröhlich:

"Ja, das waren vernünftige Zugeständnisse. Da habe ich erst lange überlegt, zuzustimmen. Aber wir profitieren alle davon. Jeder hat seine Vorteile von diesem Tauschgeschäft. Die Ländereien sind jetzt sehr gut erreichbar und wir haben alle bei der Bearbeitung der Flächen damit bessere Möglichkeiten geschaffen. Sogar die Bürgermeister Hindrick Schonenborch, Pieter Eissinge und Gosen Schaffer haben diesen Vertrag unterzeichnet. Jetzt plane ich einen Grundstückstausch mit den Eheleuten Tjacko und Trine Tjarcx. Tjacko soll fünf Ländereien westlich von Beerta erhalten und auch Abell Wijpkes und Grete Meints haben bessere Möglichkeiten an ihren westlichen und östlichen Grundstücksabschnitten.

 

Dafür bekomme ich von Tjacko und Trine Tjarcx fünf andere Flächen im Westen, die an der Grenze zu meinem Land liegen. Die Nachbarn Liawe Luwerts  im östlichen Bereich, sowie Ubbo Tjackens im westlichem Abschnitt sind damit einverstanden. Als Zeugen dieser Vereinbarung habe ich Haico Grerix und Reemt Willems vorgesehen, die schon ihre Zustimmung erteilt haben."

 

Johannes Huninga war sehr froh über diese Entwicklung:

"Das sind ja gute Neuigkeiten. Dann hoffe ich mal, dass die Groninger keine Einwände finden. Diese schweren Bedingungen beim Ausgraben der Kanäle, das kann doch kaum ein Mensch aushalten. Mir tun diese Menschen leid, die so schwer graben müssen und dann letztlich keinen Vorteil davon haben."

 

Viele Reden, viele Worte, viele Entscheidungen. Verhindern konnten die Oldambter viele Ausgrabungen nicht. Pflichtgemäß wegen drohender Strafen war man im Einsatz.

Am 1. November 1638 floss das Wasser erstmals aus dem Oldambt durch die Stadt Groningen, vorher war es durch das Termuntersiel abgeleitet worden. Die Groninger waren zufrieden und man hörte ihren Übermut aus den Worten: "Das haben wir schon mal erreicht. Bald wird auch das Zuyderdiep für uns Groninger hilfreich sein."

 

Mit ihren wiederholten kleinen Eskapaden haben die Groninger sich dann weitere Feinde geschaffen. So hat der zuständige Stadtrentmeister Johann de Mepsche im Auftrag von Bürgermeistern und Räten im Jahr 1638 die Verlasse an den Schleusen bei Zuidbroek geöffnet. Was für ein böser Einfall, denn dadurch wurde der Gesamtbereich überschwemmt. Auch die Moorflächen bei Zuidbroek hat er ein paar Mal wieder völlig vernässt, so dass man dort nicht arbeiten konnte. Alles im Interesse und zum Wohlgefallen von Eissinge und Nieveen und ihrer Marionetten. Johann de Mepsche wurde im Oldambt jetzt genauso als Bösewicht angesehen wie die Herren Eissinge und Nieveen. Der gesamte Verwaltungsapparat und die verantwortlichen Politiker von Groningen  handelten gegen die Landbevölkerung.

 

Die Huningas hatten aus Weitsicht auch für ihre Bereiche neue Pflöcke abgesteckt. Vielleicht plante Sebo Huninga zu diesem Zeitpunkt auch noch, sich politisch in Groningen einzubringen, ähnlich wie es vorher sein Bruder geschafft hatte. Schließlich hatte Sebo Huninga auch mit seiner Familie in Groningen gewohnt. Damals wurden viele Grundstücke mit dem Hintergrund im Bereich der Ommelanden/Oldambt gekauft/getauscht, um bessere Stimmrechte auf dem Landtag zu erhalten. Vielleicht wurde deshalb auch ein Entwässerungsproblem gelöst.

 

Am 15. Mai 1639 gab es eine Vereinbarung von Professor Johan Huninga mit seinen Nachbarn, um Frieden zu erhalten wegen der Wasserprobleme durch die Tjamme zur Entwässerung des Beersterhammrichs. Es wurde Einvernehmen erzielt zu Lasten der Huningas mit einer Vertiefung der Tjamme bis zum Großen Deich und zusätzlich mit einem Pumpeneinbau. Beteiligte waren aus Beerta Nanko Waldricks, Hayko Louwers Marck, Hendrick Dercx und Poppo Aelders, die danach zu den guten Freunden des Hauses Huninga wurden.

 

Mit den Amtsgeschäften in den Jahren 1638 bis 1639 waren viele Personen beauftragt und doch fällt immer wieder auf, dass es die gleichen Namen waren. Deputatoren (Beauftragte mit besonderer "Regierungs-"Aufgaben) im Jahr 1638 waren Joannes Vertier, Herman Witting, Albert Wijsserinck und Eggo Phebens für die Stadt (Oppidani) und für das Land (Agrarij) waren es Onno Tamminga, Maurits Ripperda, Coppen toe Nansum und Iwo Awema. Im Jahr 1639 waren in dieser Funktion Hermen ter Borch, Pieter Folckers, Johan Cling, Johan Drews für die Stadt, sowie für das Land die Herren Hajo Lewe, Willem Ubbena, Adriaen Clant te Stedum und Johan de Mepsche van de Ham berufen worden. Im Sommer des Jahres 1639 war Otto de Valcke mit seinem Landschreiber Hendricus Redeker von einem Kirchspiel zum andern gesaust und hatte sich Unterschriften ergaunert über Grundstücke und Ausgrabungsanweisungen, wobei die Unterzeichner wohl nicht erkannt haben, dass sie gleichzeitig die Macht von Groningen im Oldambt mit festigten.

 

9. Juli 1639 – Prof. Johann Huninga verstorben

 

Der Lauf der Geschichte bekam danach eine erste dramatische Wende für das Haus Huninga. Professor Johann Huninga war am 9. Juli 1639 in Groningen verstorben und Sebo hatte nun keinen Verbündeten mehr in der Stadt, der mit Einfluss und Kontakten hätte helfen können. Erneut war nach der Beerdigung, die in Garsthuizen stattfand, die gesamte Familie versammelt. Aus Sicherheitsgründen schon bei seiner Schwester Aurelia in Leermens organisiert. Der Grund war die schlechte Stimmung im Bürgermeisteramt von Groningen über das Verhalten der Oldambter, die sich nach ihrer Auffassung renitent verhielten. Doch sie hatten auch die Huninga-Familie wegen ihrer queren Ansichten und Verbindungen zu Ostfriesland im Blick.

 

Sebo wirkte traurig und doch war er entschlossen, seine Sichtweise über die Entwicklungen zwischen Groningen und dem Oldambt deutlich zu machen: "Ja, liebe Brüder und Schwestern, es ist eine traurige Zeit.

Johanns Frau ist letztes Jahr am 26. Juli 1638 verstorben, dann verlor Johann seine Aufgaben als Bürgermeister der Stadt Groningen durch eine miese Intrige, nur weil er deutlich gemacht hat, dass wir Friesen sind und man darüber nachdenken sollte, ob man nicht auch Ostfriesland als achtes Bindeglied in die Union von Utrecht aufnehmen sollte.

Die Abstrafung mit der Suspendierung als Bürgermeister hat ihn unheimlich getroffen und leid getan. Gut, die Aufgaben in der Hoofdmannenkammer konnte er immer noch halten. Nun ist er leider auch noch vor ein paar Tagen von uns gegangen.

 

Nicht einmal ein Jahr nach dem Tod seiner lieben Frau ist er eingeschlafen. Er hat mich noch durch einen Boten warnen können, dass die Herren von Groningen wieder etwas Böses für die Menschen hier im Oldambt planen und durchsetzen wollen.

Wir müssen vorsichtig sein, hat er noch mitteilen lassen und ich sollte mich möglichst im Hintergrund aufhalten. Ich bleibe jedoch bei meiner Meinung. Wir dürfen uns nicht einfangen lassen von Anweisungen und von dieser unfairen Behandlung durch die Stadtleute. Wir haben auch Rechte. Johan mag es mir verzeihen!"

 

6. bis 14. Juli 1639

 

Ab den 1635-iger-Jahre war der Streit zwischen Groningen/Oldambt/Ommelanden besonders außer Kontrolle geraten. Das Oldambt und die Ommelanden pochten auf ihre Eigenständigkeit, während Groningen behauptete, die Bereiche wären der Stadt unterstellt. Gerade die Urbarmachung der Torfmoore führte meist zu neuen Unstimmigkeiten, denn damit erarbeiteten sich die Grundstücksbesitzer neuen Reichtum. Genau davon wollte auch die Stadt profitieren. Mit gewieften Taktiken und Grundstücksaktionen kamen die Groninger in den umliegenden Bereichen in den Besitz einiger Veene, setzten dort Pächter ein und machten diese neuen Einwohner abhängig von ihren Regelungen mit hohen Pachtgebühren und zusätzlichen Torfabgaben. Darüber hinaus forderte die Stadt hohe Zollgebühren, z. B. bei der Abfuhr des Torfs, um die Finanzlage der Stadt Groningen zu verbessern. Gerade ab den 1635-iger-Jahren hatten die Bürgermeister und Räte diese Situation zu verändern gesucht. Eine Verbesserung der Kassenlage zu Lasten der Menschen, die diese neuen Steuerbelastungen kaum ertragen konnten.

 

Die Informationen, die Sebo Huninga über einen Boten von seinem Bruder erhalten hatte, waren zutreffend. Die Groninger organisierten mit Macht weitere Aktionen gegen die Oldambter Bürger.

 

In einer Gesprächsrunde hatten die Bürgermeister und der nun neue und zuständige Drost und Kirchenvogt des Oldambt Otto de Valcke, zusammen mit seinem Sekretär Johannes Redeker und dessen Gerichtsassessor Jan Roelofs neue Maßnahmen besprochen. In einer ersten Entscheidung wurde eine Weidelandverpachtung besprochen und festgezurrt.

 

Bürgermeister Dr. Hugo Nieveen:

"Wir müssen ein Mandat erstellen. Unser Pächter und Stadt-meyer Omke Claessen hat sich beschwert. Wir haben mit ihm einen Pachtvertrag geschlossen. Da stellen wir uns voll hinter. Da sind ein paar unverschämte Leute am Werk. Sie haben Drohungen ausgesprochen gegen ihn. Er soll seine Schafe wieder aus dem Gelände des Beerster Hammrichs nehmen. Das lassen wir nicht zu."

 

Drost Otto de Valcke:

"Für Ihre Unterstützung Herr Bürgermeister möchte ich mich bedanken. Ich sehe es genauso. Wir dürfen uns nicht auf die Füße treten lassen. Verpachtet ist verpachtet. Damit hat Omke Claessen alle Rechte auf seiner Seite und verdient auch unsere Aufmerk-samkeit und Schutz."

 

"Hoofdman" Pieter Eissinge:

"Niemand soll versuchen, Omke Claessen die Nutzung der Außendeiches-Ländereien abgünstig zu machen oder zu verjagen. Die Leute müssen alles unterlassen, was ihm belästigt in der Nutzung dieser Pachtflächen."

 

Drost Otto de Valcke:

"Lasst uns zusammen ein Papier erarbeiten, mit einem ordentlichen Strafmaß bei Zuwiderhandlungen. Daran bin ich als Drost besonders interessiert, gibt es mir doch dann die Handhabe Regelungen zu treffen, die bei den Renitenten Bürgern dann auch Schmerzen verursachen. Ich glaube, keiner von den armen Schluckern wird sich erlauben, Omke Claessen zu verjagen, wenn er hört, dass 20 Gulden als Strafe drohen."

 

Sekretär Dr. Johann Birza:

"Na ja, eine Geldstrafe ist eine Sache, aber man kann bei weiterer Ungehorsamkeit auch darauf drängen, dass solche Typen dann alle Rechte verlieren. Drohen wir ihnen auch mit Landesverweisung. Mit einer richtig harten Verbannung aus dem Land!"

 

Sekretär Dr. Johannes Robers sah es genauso:

"Wir steuern das Verfahren gleich mit richtigem Kurs auf Erfolg. So können uns die Oldambter Herrschaften nicht auf den Teller spucken. Wir sollten nicht den Hauch von Zugeständnissen signalisieren. Nur absolute Oberhoheit in diesem Verfahren ist erforderlich. Die Eingesessen behaupten wieder einmal zu Unrecht, dass ihnen das Gelände im Hammrich zusteht."

 

Rudolph Schuring, ältester für das Gilderecht und auch Mitglied in der "Gezworen Meente" war ebenfalls für eine saubere Formulierung und Veröffentlichung: "Es muss von Beginn an den Leuten klar sein, dass es keinen Weg gibt, diese Entscheidung von Bürgermeistern und Räten anzufechten. Sollte es Aktionen dagegen geben, bleibt uns immer der Weg einer harten Bestrafung. Unser Rechtsdiener Luppo Tockaerts soll am Sonntag, dem 14. Juli 1639 in der Kirche von Beerta den Verpachtungsvertrag erläutern und unser Mandat dort öffentlich vorlesen. Die Kirchenleitung mit Pastor Wesselus Dorgelo und der Deichrichter Jan Luitiens (Luityen Ians marck) sollen einen Tag vorher darüber informiert werden und das Mandat abzeichnen."

 

Bürgermeister Dr. Hugo Nieveen:
"Wir müssen eine weitere Angelegenheit genau prüfen. Es geht um das Gelände im Bereich des neuen Finsterwoldersiels. Wir haben jetzt die Vollmachten der einzelnen Kirchspiele Winschoten, Beerta und Blijham eingeholt und können jetzt einen bequemen Weg für die Fuhrwerke im Süden vom neuen Finsterwoldersiel anlegen lassen."

 

Pieter Eissinge:
"Gut schicken wir dort eine Kommission bestehend aus den Herren H. Hooftmann, Harmen Wittinck, Hendrik van Heeck, Popko de Valcke und Johann de Mepsche hin. Das wird schon einmal mächtig Eindruck hinterlassen. Eine Inaugenscheinnahme mit Amtspersonen ist der beste Weg, um Differenzen zu vermeiden."

 

Bürgermeister Dr. Hugo Nieveen:
"Damit bin ich einverstanden. Diese Herren können dann vorab unsere klare Linie dazu erläutern. Es wird keine Ablehnung unseres Projektes geben. Die Herren Sekretäre Dr. Birza und Dr. Robers können ein Mandat über diese Reformen um das Finsterwoldersiel mit Datum vom 7. August 1639 vorbereiten."

 

Johannes Redeker:

"Wir müssen in dem Mandat dennoch konkreter werden, nämlich, dass wir mit dem heutigen Tag, dem 6. Juli 1639 die Kommission bestellt haben, dass es keine Möglichkeiten gibt, diesen Plan zu verhindern. Sollte es widererwarten Proteste geben, müssen wir hier klare finanzielle Maßnahmen vorsehen."

 

19. Juli 1639

 

Doch die Menschen verweigerten erneut die Unterschriften, weil sie die Gefahren um ihren Besitz und Wohlstand erkannt hatten. Leider nicht alle, wie die Sekretäre Gockinga und Eysonius bemängelten. Sie erarbeiteten auf Wunsch von Sebo Huninga eine weitere Erklärung Dr. Gockinga: "Wenigstens haben sich einige in aller Deutlichkeit geweigert und erfolgreich gewehrt. Ich freue mich, dass diese Unterzeichnungen nicht geklappt haben. Leider kamen am Freitag (19. Juli 1639), die machtgierigen Herrschaften erneut vorgefahren. Noch einmal legten sie diese unglaublichen Erklärungen vor. Der Oldambter Drost Otto de Valcke hat viele Versprechungen gemacht. Aber noch waren die klugen Oldambter Bürger nicht bereit diese Akte zu unterschreiben."

 

Sebo Huninga böse:

"Diese Mistkerle aus Groninger haken immer wieder nach. Der Drost Otto de Valcke ist mit seiner Kutsche vorgefahren. Sein Landschreiber Redeker ritt auf seinem Pferd sehr stolz davor. So zogen sie gemeinsam durch das gesamte Oldambt.

Sie ziehen auch jetzt weiterhin von Dorf zu Dorf, von Kirchspiel zu Kirchspiel. Sie gehen in die Häuser der Leute. Für ihre Unterschriftenaktion ist denen nichts zu aufwendig.

Manchmal bestellen sie die Menschen in die Herbergen, Bierhäusern oder Spelunken ein. Dort trugen sie ihr Anliegen energisch und mit vielen Drohungen vor. Wir können nicht verhindern, dass einige unter Druck unterschreiben. Wir haben dann keine Chance, die Sache der Oldambter zu beschützen. Vertrag ist Vertrag!"

 

Dr. Jodocus Heinsenius wollte nicht resignieren und forderte weitere schriftliche Attacken gegen die Groninger ein: "Bei diesen Saufveranstaltungen werden die Menschen gefügig gemacht, mit den vielen alkoholischen Getränken. Erst dann unterschreiben diese Leute. Solche Verträge können wir doch nicht hinnehmen und als ordnungsgemäße partnerschaftliche Regelungen verstehen. Nein meine Herren, wir müssen die Menschen schützen vor diesem miesen Unrecht und dafür bin ich schließlich auch Anwalt und Rechtsanwalt geworden." 

 

Dr. Scato Gockinga:

"Die Menschen wissen immer noch nicht mal, was sie dort unterschrieben haben, weil ihnen die Weitsicht dazu fehlt. Sie kennen keinen Unterschied zwischen Justiz und Souverän. Die freiwilligen Unterzeichner waren meist nur Stadt- und Klosterbedienstete, die aus ihrer Dienststellung heraus schon nicht anders handeln konnten und durften."

 

Sebo Huninga:

"Groningen zerstört unsere Freiheit. Sie handeln gegen unser Gut. Deshalb dürfen wir nicht gehorchen. Die Oldambter dürfen sich nicht unterwerfen. Sie wollen unsere geerbten Ländereien, Veene und Häuser mit unlauteren Methoden räubern. Sie wollen alles übernehmen und nichts dafür zahlen oder irgendeine Vergütung leisten."

 

Dr. Eysonius:

"Bürgermeister und Räte lassen durch ihre Justizverantwortlichen alle Leute in das  Gefängnis werfen, die protestieren oder gerichtlich geklagt haben."

 

Dr. Jodocus Heinsenius:

"Genau deshalb weisen wir diese unrechtmäßigen Handlungen zurück. Genau deshalb ist der Hof der Niederlande unser Schutzhaus.  Das sind doch alles Eingriffe in die Freiheit der Menschen und letztendlich die Freiheit des gesamten Oldambts. Groningen hört nicht auf diese Ärgernisse zu forcieren."

 

Letztlich unterschrieb Sebo Huninga das gemeinsame Arbeitspapier. In der Beschwerde gegen die Groninger enthalten die Bitte, der Hof der Niederlande möge die Nachteile für die Oldambter beseitigen und alles wieder zurückfahren.

Die Stadt sollte dabei aufgefordert werden, den Disput mit dem Oldambt zu beenden und die von alters her gebotene Gerechtigkeit wieder gelten lassen.   

 

10. August 1639

 

Wegen der Differenzen vereinigten sich nun am 10. August 1639 viele Bürger aus dem Oldambt mit der Region Ommelanden in der Stadt Appingedam zu einem Bund. Sie erklärten, dass sie sich nicht länger der Obrigkeit der Stadt Groningen unterwerfen wollten und dass ihnen zugefügte Unrecht nicht länger dulden würden. Sie wollten sich von den auferlegten Lasten befreien und dafür Gut und Blut opfern. Sie beauftragten als ihre Sprecher Sebo Huninga, Wirtio Matthiae aus Eexta und Doedo Edzens aus Noordbroek.

 

Sebo Huninga wurde von den Grundbesitzern und Häuptlingen, sowie den Eigenbesitzern als wichtigster Anführer und Vermittler im Streit mit den Groningern eingesetzt.

Immer gereizter wurde das Verfahren um die Rechte und der Stadtordnung geführt. Beide Seiten sprachen von Gewalt und Terror, von Lügen und Verleumdung.

 

Viele Menschen um Sebo Huninga sehnten sich nach den Zeiten, als noch das Grafenhaus von Ostfriesland u. a. mit Graf Edzard das Land im Griff hatte und nach den "Volks"-Entscheidungen auf dem "Upstalsboom" zurück. In dieser Zeit hätten die Häuptlinge und Besitzer mehr Rechte gehabt wurde ausgeführt.

 

Bei verschiedenen Treffen in der Oldambt-Region hatte Sebo Huninga die Menschen überzeugen können, dass man nicht alles akzeptieren muss. Mit seinen Freunden Wirtio Matthiae aus Eexta, Menso Hendricks (Hindricks) aus Midwolda, Ubbo Mennens aus Midwolda, Doedo Edsens aus Nordbroek, Frerick Phebes (Febens) aus Nordbroek hatte er eine Unterschriftenaktion gestartet.

 

Diese Personen hatten den Mut gefunden, eine Eingabe an die Groninger zu richten, um die Ungerechtigkeiten abzuwehren. Eine ganze Region auf dem Weg in einen Aufstand. Von Westerwolde, Oldambt, Fivelingo, Hunsingo bis zum Westerquartier wollte Sebo Huninga die Menschen auf seinem Kurs gegen Groningen bringen. Ein gewaltiges Unterfangen. Er bekam zunächst jede Menge Unterstützung aus dem Oldambt.

 

Die erste PROCURATIE (Vollmacht) – erstellt am 10. August 1639 in Beerta -  in dieser Angelegenheit wurde von etwa 200 Personen unterstützt. Die Unterzeichner kamen aus Beerta, Scheemda, Eexta, Finsterwolde, Midwolda, Midwolder Hammrich, Südbroek und Muntendam, Scheemder Hammrich, Meeden, Winschoten, Woldendorp, Termunten, Wagenborgen, Nordbroek und eine zweite PROCURATIE (Vollmacht) vom 9. November 1639 aus dem Kirchspiel Meeden mit weiteren 27 Namen / Unterzeichnern.

 

Das war eine unglaubliche Aktion. Viele Einheimische rieben sich die Augen. So etwas hatte man in Beerta noch nie erlebt. Reitergruppen aus Winschoten, Kutschen der Häuptlinge und Großbauern aus der Umgebung und viele einfache Bürger auf den Straßen und Wegen – alle auf dem Weg in Richtung der Huningaburg.

 

Hier stand Sebo Huninga und er war begeistert. Er klopfte Wirtjo Matthiae und auch Doedo Edzens auf die Schultern.

 

Sebo Huningas Begeisterung war auch im Gespräch zu spüren: "Schaut euch das hier an, so viele Menschen habe ich zuletzt auf dem großen Pferde- und Tiermarkt von Zuidlaren gesehen. Jetzt sind die vielen Menschen und ihre Pferde auf meinem Landsitz vereint. Sie wollen mit euch und mir gemeinsam die Zukunft planen.

 

Wir stehen auf für ein freies Oldambt. Die Groninger werden wütend reagieren. Vielleicht sprechen sie bald vom Aufstand oder Rebellion. Gut, dass wir das miteinander besprochen haben. Unser Plan, die Menschen aus der Region mitzunehmen und für die Sache zu gewinnen, wird wohl jetzt ordentlich funktionieren. All diese Menschen hier haben Hoffnung, dass wir einen guten Plan haben, um ihre Zukunft abzusichern. Doede, du hast so viele Leute aus Nordbroek mitgebracht."

 

Doedo Edzens:

"Ja, ich freue mich und diese Menschen bringen mich fast zum Heulen. Aber wir dürfen nicht weich werden. Focko Luyens und Ubbo Memmens sind auch dabei. Sie haben den Knast von Groningen von innen gesehen. Sie haben dort nicht aus Spaß gesessen. Man hat nicht nur sie und die Familie mit dieser Verhaftung gedemütigt. Sie wurden abgeführt, als hätten sie zig Leute ermordet. Dabei haben sie nur ihr Recht eingefordert. Wunderbar euch beide hier zu sehen, Männer. Danke für eure Bereitschaft nicht aufzugeben. Danke auch für bald 40 Leute aus Nordbroek, die mit mir diesen beschwerlichen Weg gehen wollen."

 

Die Nordbroeker jubeln. Sie freuen sich schon einmal über die Anerkennung, denn personell stellten sie die größte Gruppe. Sebo Huninga winkte zu ihnen rüber und wendete sich danach an Wirtjo Matthiae.

 

Sebo Huninga:

"Wirtjo, auch du hast gute Freunde aus Midwolda dabei. Wir sind auf den richtigen Weg, oder?"

 

Wirtjo Matthiae:

"Ja, Sebo, wir sind auf dem richtigen Weg. Man sieht es den Leuten auch an, sie sind froh und ausgeglichen. Vielleicht können wir den einen oder anderen noch die restlichen Sorgenfalten aus den Gesichtern nehmen. Schau, es sind viele aus Midwolda mit mir hier. Und auch Ubbo Memmen und Claes Sybrants sind hergekommen. Herzlichen Dank euch beiden. Trotz der Verhaftung und Demütigung haben sie den Mut weiterzumachen. Ja, Sebo, wir sind bereit für neue Aktionen."

 

Sebo Huninga bedankte sich und erkannte unter den etwa 200 anwesenden Personen auch Albert Sickens aus Eexta. Er sprach auch ihn an: "Lieber Albert Sickens, auch dir mein herz-liches Dankeschön. Du kannst auch über einen Gefängnisaufenthalt in Gronigen mitreden."

 

Albert Sickens aus Eexta:

"Mein Knastaufenthalt hat mich gestärkt. Gestärkt in der Wut gegen die Ungerechtigkeit. Nur weil man zu Recht die Justiz in Groningen um Überprüfung von fehlerhaften Maßnahmen gebeten hat, erhält man eine Strafe. Mit mir haben viele Drohungen, Geldstrafen, Gefängnisaufenthalte und andere Beeinträchtigungen hinnehmen müssen.

Ich stehe gerne hier mit euch, um das zu ändern. Wir sind nicht so viele Leute in Eexta, die mitmachen können. Aber wir stehen genauso fest und mannhaft bereit, denn wenn es sein muss, nehmen wir auch die Gewehre auf."

 

Sebo Huninga:

"Ja, liebe Leute aus den anderen Dörfern. Ich will hier keinen bei der Begrüßung vergessen, weil ich mich über jeden Einzelnen, der nach hier gekommen ist, sehr freue. Menschen aus Winschoten, aus Scheemda und -Hammrich, aus Midwolda und -Hammrich, aus Woldendorp, aus Finsterwolde, aus Meeden, Wagenborgen, Südbroek und Muntendam, aus Woldendorp und Termunten, ja und auch liebe Freunde hier aus meinem schönen Beerta. Ich habe für uns alle ein paar Bierkrüge vom Brauer holen lassen, denn Leute heute ist ein Feiertag. Wir befreien uns vom Groninger Unrecht. Wir sind eine starke Gemeinschaft. Wir müssen jetzt nur noch detailliert vortragen, was wir in unseren gemeinsamen Runden erarbeitet haben. Ihr habt schon im Vorfeld viele Wortbeiträge mit erarbeitet, aber nun wird Dr. Jodocus Heinsenius noch einmal den kompletten Text erläutern."

 

Dr. Jodocus Heinsenius geht auf die Menschen zu. Alle schätzen ihn als mutigen Kontrapunkt der Groninger. Oft hatte er schon den Stadtleuten seine Meinung vorgetragen.

 

Dr. Heinsenius:

"Ja, gerne liebe Leute, ich erkläre euch noch einmal hier, was in diesem Papier an die zuständigen Stellen vorgetragen werden soll (aus dem altholländischen sinngemäß übersetzt):

Das Oldambt war und ist seit jeher ein wichtiger Teil der Provinz von der Stadt Groningen und den Ommelanden zwischen der Ems und der Lauwers gelegen.

Wir haben zur Aufrechterhaltung der Freiheit und zur Abneigung gegen das spanische Joch und Regierung, nicht nur unsere geistlichen und Klostergüter (von ihren Vorfahren so liberal gestiftet) eingebracht, sondern generell dazu beigetragen, alle provinzielle Lasten zu tragen und (auch) Gut und Blut eingesetzt, damit die Stadt und Teile der Provinz (zusammenwachsen) zu einem gemeinsamen Staat oder Regierung.

 

Weiterhin haben wir Eigenerben und Einwohner von diesem Oldambt nie erwartet und hatten auch nie damit gerechnet oder gar vermutet, dass unsere Freiheit durch einige Menschen aus dieser freien Niederlande, vielmehr durch unsere eigenen Mitbrüder aus der Stadt Groningen oder den Ommelanden oder einigen anderen Quartieren sollte gestört oder belastet werden.

 

Jetzt müssen wir mit Traurigkeit feststellen, dass dieser Freiheit, sowohl von außen und innen heraus, von einigen untergraben werden soll, die sich überhaupt nicht um uns und unsere Nachkommen kümmern; es sind gerade diejenigen, die zunächst keine eigene königliche Herrschaft oder "niederländische" Krone akzeptieren wollten, und die selbst Untertanen sind, ja, unsere eigenen Mitbrüder aus unserer Nation sind.

 

Wir haben diese Akte unterschrieben, um Unrecht vom Oldambt fernzuhalten, genauso wie für andere vergleichbare Gerichtsbarkeiten, wo man plant, Unrecht zu tun. Wir wollen damit dauerhaft Unrecht verhindern, im Interesse unseren lieben Nachwelt und auch für unsere Zukunft.

 

Dafür haben wir gebeten und autorisiert, den Edelen und Ehrenfesten Jonker Sebo Huninga aus Beerta und dem Ehren-Achtbaren Wirtjo Matthiæ aus Eexta, sowie dem ebenfalls Ehren- und Achtbaren Doedo Edzens aus Noortbroeck, um für alle unsere Mitbrüder, den anderen Interessierten und für die Gesamtheit die gleiche Freiheit zu erreichen.

Zum Schutz und zur Wiederherstellung der freien Herrlichkeit und Gerechtigkeit des Oldambts für die gesamte Gemeinschaft oder für Regelungen von privaten Anliegen, einschließlich aller Ungerechtigkeiten; inbegriffen auch diejenigen, die angegriffen werden können, (um so etwas auch) abzuwehren.

 

Wir versprechen als Ehrenmänner zu handeln, nicht nur jedem einzelnen vertrauensvoll und ohne Abweichen fest beizustehen. Auch versprechen wir den einen oder anderen im Rahmen unserer Vollmacht in allen Dingen mit Rat und Tat zu helfen, mag geschehen was will, um sie schad- und klaglos zu halten, unter Aufsicht der jeweiligen Personen und Güter zur Vorlage bei allen gerichtlichen Stellen.

 

Alles Vorbehalten der Stadt Groningen im selben Oldambt und der Verwaltung der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit, damit ihre Edelen selbst konkurrenzfähig und in der Lage sind sich zu verteidigen.

Alles in unseren unterzeichnenden Händen und erstellt am 10. August 1639

 

Die Menschen waren einverstanden und die Unterzeichnung des Papiers wurde vorgenommen. Ja, es war Festtagsstimmung in Beerta.

Aber kamen aus der Ferne nicht schon bedrohliche Wolken aus Groningen mit dem Wind herangeflogen?

 

17. August 1639 / 11. September 1639

 

In einer weiteren Besprechung, nur eine Woche später, am 17. August 1639, waren die einflussreichsten Herrschaften der Ommelanden, der "Jonker" und  Burgherr von Ewsum und Asinga Evert Lewe und der Burgherr vom "Auwinahuis" Iwo Auwens anwesend. Neben den Grundbesitzern Wirtio Matthiae und Doedo Edzens waren auch die Protokoll- und Schrift-führer, die Oldambter Sekretäre Dr. Jodocus Heinsius, Dr. Theodorus Eysonius und auch Dr. Scato Gockinga zur Besprechung erschienen.

 

Keine Worte verlieren und handeln wollte Jonker Evert Lewe und kam gleich zum Kern des Anliegens. "Notieren Sie Dr. Heinsenius: Wir haben nicht ohne Leidwesen zur Kenntnis genommen, dass im gesamten Oldambt die Unruhe und die Unzufriedenheit wächst. Daran sind nicht wir schuldig, sondern ganz allein der Groninger Rat und seine Mandatsträger."

 

Wirtio Matthiae:

"Seit 1635 brodelt es hier. Keiner will diese Machenschaften mehr hinnehmen. Es geht um das geerbte Land unser Väter und Großväter. Sie zwingen uns Kosten auf für unsere Ländereien. Jetzt wollen sie auch noch das Vermächtnis der Justiz darüber zerstören. Man demontiert uns, nimmt uns den Stolz."

"Jonker" Evert Lewe: "Sie wurden gezwungen gegen ihr eigenes Gut zu handeln. Sie haben auch die Leute gezwungen, ihr eigenes Land zu vertiefen oder auszugraben. Sie haben fünf Personen gefangen genommen, weil diese auf Justizwegen versucht haben, dagegen zu klagen.

Auch andere Leute aus anderen Dörfern dieser Provinz hat man mit unentschuldbaren Maßnahmen ihre Außendeichsländereien weggeräubert. Das waren geerbte Ländereien."

 

Burgherr Iwo Auwena:

"Die Herren Bürgermeister und Räte haben ab 1639 die Eingesessenen in den Außendeichsländereien im Kirchspiel Beerta einige 100 Morgen große Flächen abgenommen  und heimlich an einem Omke Claessen verpachtet und damit die Eigenerben von ihrem geerbten Gut getrennt."

 

Sekretär Dr. Heinsenius:

"Es wurde von den Bürgermeistern und Räten in einem Mandat angeordnet, dass wenn man sich weigern würde, eine Geldstrafe zu zahlen ist – öffentlich bekanntgegeben durch den zuständigen Drost für das Oldambt Otto de Valcke"

 

Burgherr Iwo Auwena:

"Immer wieder dieser de Valcke. Aber wir müssen in dem Protokoll darauf hinweisen, dass alle diese Leute doch freie Menschen sind. Sie wollen weiterhin ohne Grenzen und Einschränkungen frei handeln dürfen. Man, das ist doch klar, sie müssen kaufen und verkaufen und dafür einen fairen Ausgleich erhalten. Nur so können diese Menschen zukünftig überleben."

 

Doedo Edzens:

"Die Bürgermeister und Räte von Groningen haben viele Eingesessenen gegängelt, und sie aufgefordert, ihre Siele und Schleusen in Finsterwolde so zu formen oder herzurichten, dass keine freie Schifffahrt mehr mit Getreide, Speck, Güter und anderen Artikeln möglich ist. Ihr Handel mit Holland und Westfriesland ist doch überlebenswichtig.

Wenn man ihnen das wegnimmt, ja, dann ist es doch ein Verstoß gegen das Recht von freien Völkern. Groningen benachteiligt die Eingesessenen und auch alle Menschen in den Nachbar-provinzen."

 

"Jonker" Evert Lewe:

"Wir müssen darauf hinarbeiten, dass der Bescheid der Bürgermeister und Räte vom 22. Oktober 1636 für ungültig erklärt wird. Es geht auch um die Grundrechte der Kirchvogte aus dem gesamten Oldambt.

Man muss ihnen weiterhin erlauben Gelder einzuholen für die kirchlichen Ländereien damit mit all diesen Einnahmen die anstehenden Aufgaben an Zimmerei oder Unterhaltung von Gotteshäusern und Kirchen oder zur Ablösung von Kirchenschulden oder Lasten weiterhin möglich bleibt. Wenn dieses Geld von der Stadt eingesammelt werden soll, dann wandern diese Beträge ein für alle Mal in den Sack der Stadt. Unsere Gotteshäuser und die Kirchengebäude werden verfallen."

 

Wirtio Matthiae erinnert die Gesprächsteilnehmer noch einmal daran, dass Otto de Valcke und seine Sekretäre mit Drohungen zur Unterzeichnung von Schriftstücken aufgefordert hatten: "Diese arroganten Beamten haben unsere Mitbürger drangsaliert. Das Unterzeichnen der Souveränitätsakte gefährdet unsere Einheit, unsere Souveränität. Sie sollten damit den Magistrat von Groningen als alleinige Macht anerkennen."

 

Sekretär Dr. Jodocus Heinsius:

"Ja Herr Matthiae, die Herren halten sich nach Gott für die höchste Macht der Welt. Dabei vergessen sie, dass es auch noch das Oldambt und die Ommelanden gibt. Genau deshalb werde ich in meiner Formulierung auch hinzufügen, dass man unsere Ungeduld stillen muss, dass man endlich Recht sprechen soll. Für den Frieden in unserem Land und für unsere Gemeinschaft."

 

Beide Seiten wurden nun jedoch mehr oder weniger militant in ihren Aktionen.

 

1639 - Bürgermeister gegen Sebo Huninga

 

Die Bürgermeister und Räte waren über diese Aktion von Sebo Huninga und seinen Freunden mehr als erbost. Sie fanden es anmaßend, dass man ihre Vorschläge so in den Schmutz zog. Vor allem Pieter Eissinge verstand es geschickt, seine Leute auf seinen Kurs zu bringen. Er hatte neben dem Stadtankläger Johan de Mepsche die Sekretäre und Bürgermeister zu einer Beratung einbestellt. Er schlug eine harte Vorgehensweise vor und hatte gleich Johann de Mepsche damit beauftragt, diesen Huninga zurecht zu stutzen und ihm eine ordentliche Strafe zu verpassen.

 

Pieter Eissinge:

"Wir haben gerade den Prof. Dr. Huninga vom Posten eines Bürgermeisters abgesetzt. Der kommt auch nicht wieder, denn er ist verstorben. Jetzt will der kleine Bruder Sebo uns auf die Nase herumtanzen. Das soll er man gleich unterlassen. Er muss eine vernünftige Antwort von dir als Stadtankläger erhalten Johann (de Mepsche)."

 

Johann de Mepsche:

"Er hat doch schon einen großen Fehler gemacht. Er hat uns nicht gebührend genug behandelt. Er muss doch Gehorsam gegenüber allen Amtsträgern sein, so wie jeder Bürger dieser Stadt. Im November 1636 hat er seinen Eid abgelegt. Das allein ist ausschlaggebend, um eine Bestrafung durchzusetzen."

 

Johannes Robers:

"Was reden wir noch. Durch diesen Eid ist er verbunden mit den Regierenden dieser Stadt und verpflichtet, nach Möglichkeit alles zu respektieren und ihre Reputation und Autorität zu stützen und zu vermehren."

 

Hugo van Nieveen grinste: "Auch muss er Stadt und Land  mit Gut und Blut beschützen. Das ist seine Bürgerpflicht. Diese Pflicht hat er aber aufs Grobste verletzt mit seinem miesen Einspruch. Er hat seinen Eid aufs gröbste verletzt und verleumdet."

 

Sekretär Birza:
"Er missachtet damit Bürgermeister und Räte!"

 

Johann de Mepsche:

"Es ist für mich klar. Mit diesem Protest bei den Generalstaaten der Vereinigten Niederlande hat man fälschlicherweise uns des Diebstahls bezichtigt. Man hat dabei unsere Stadtrecht mit Füßen getreten. Wir würden Tyrannei betreiben und weitere kriminelle Sachen hat man uns vorgeworfen. Der Bürger unserer Stadt Sebo Huninga hat sich nicht souverän gegenüber den Stadtrechten verhalten und verdient eine saftige Strafe."

 

Sekretär Robers:

"Die ganze Sache hat doch nichts mit dem Quatsch von Kaiser Karl V und König Philip II, den vorherigen Herren und Prinzen dieses Landes zu tun. Wir haben damit nichts mehr am Hut. Was früher war, steht nicht zur Debatte. Es geht um die neuen Groninger Interessen in Stadt und auf dem Land."

 

Sekretär Alting:

"Huninga ist davon überzeugt, dass er alles als Bürger zu Recht uns vorgetragen hat. Aber ich sehe hier nur eine große Verschwörung und damit wird die Region in Aufruhr versetzt. Hier muss unbedingt gegengesteuert werden, bevor andere Typen aus den Dörfern sich davon anstecken lassen und mit wetteifern."

 

Pieter Eissinge:

"Er kann sich jetzt nicht mit so einem Unsinn herausreden, dass er von der Bevölkerung gebeten worden ist, eine Remonstration zu erstellen. Er hat sich auf Abwegen und gegen die Stadtinteressen gestellt. Das alleine ist maßgebend."

 

Rechtsanwalt Johann de Mepsche:

"Alle diese Missetaten sind eine Verletzung oder Verleumdung. Es ist Meineid. Nicht nur er ist ungehorsam. Er zieht die Leute mit ein. Macht sie zu Mitwissern und macht sie auch zu Störern des Friedens in Stadt und Land.

Das sind Vorboten für  einen Bürgerkrieg und deshalb müssen wir alles als Versuch betrachten, dass insgesamt unsere Macht reduziert werden soll."

 

Hugo Nieveen:

"Wir haben alle gewarnt. Wir haben zusätzlich Plakate drucken lassen und an allen publikumswirksamen Stellen aushängen lassen. Auf Kirchplätzen und hier vor unserem Rathaus haben wir Informationen gegeben. Es sind widerspenstige Gesellen. Nicht nur allein der Huninga. In seinem Schlepptau bewegen sich auch andere dunkle Gesellen, die uns das Leben schwer machen wollen."

 

Rechtsanwalt Johan de Mepsche:

"Huninga beachtet uns nicht. Wir haben ihn einbestellt. Nicht nur einmal, nein mindestens vier Termine hat dieser Störenfried sausen lassen.

Die Oldambter behaupten jetzt, er ist nicht einbestellt worden von uns. Müssen wir das alles hinnehmen? Huninga hat nicht auf unsere Anweisungen reagiert. Er hat sie einfach ignoriert und ungelesen die Unterlagen wieder durch einen Boten zurückgegeben.

 

Als zuständiger Staatsanwalt bleibt mir nur eine Wahl. Ich muss hier konsequent und rigoros eine Bestrafung festsetzen. Ich möchte Ihnen hier vortragen, wie ich mich entschieden habe:

 

  • 1. Sebo Huninga soll in aller Öffentlichkeit als Beleidiger, Verleumder gegen Bürgermeister und Räte der Stadt bezeichnet werden. Er muss wegen der Beleidigung des Führungspersonals pro Kopf eine Geldstrafe von 4 Mark berappen und zusätzlich noch einmal viermal vierundzwanzig Mark wegen der Schädigung der Stadt.

  • 2. weil er den Bürgereid gebrochen hat mit einen bürgerlichen Meineid gilt er künftig als ehrlos

  • 3. weil er auch die Stadthoheit geärgert und beleidigt hat in den Oldambten, soll er mit dem Verlust seines Lebens mit dem Schwert bestraft werden bis endlich auch der Tod eintritt."

 

Von Pieter Eissinge kam sofort Zustimmung:

"Alle Maßnahmen Herr de Mepsche sind folgerichtig. Wer den Bürgereid verletzt, hat keine Rechte als Stadtbewohner und auch keine Rechte im Oldambt. Prima. Bestrafen wir den Kerl und wir haben Ruhe! Damit schaffen wir "

 

Schließlich wurde mit Sebo Huninga der Haupträdelsführer von der Stadt Groningen in Abwesenheit hart bestraft. Huninga wurde mit ewiger Schande bei gleichzeitiger Verbannung aus der Stadt, den Ommelanden, dem Oldambt und anderen zum Justizbereich gehörenden Stadtbereichen und Territorien verurteilt. Er sollte in der gesamten Zeit seines weiteren Lebens niemals in diese Bereiche zurückkehren. Bei unrechtmäßiger Rückkehr sollte er mit dem Schwert gerichtet werden, bis darauf der Tod erfolge. Außerdem wurde erklärt, dass alle seine Güter an die Stadt fallen. Sekretär Birza unterzeichnete dieses Urteil mit dem Schlussvermerk: Alles getan und als Recht besprochen im Rechtshaus von Groningen

 

Die Oldambter reagierten auf das Strafmaß mit folgender Anmerkung: Die Oldambten begehren keine Gnade noch Mäßigung in der Bestrafung, aber wohl Recht und unparteiische Justiz. Verstehen diese großspurige Erklärung nicht auf die Person Huninga gerichtet, sondern auf das gesamte Land, weil alles, was im Rahmen der Vollmacht aus dessen Mund gekommen ist und geschrieben worden ist und auch noch gesprochen und geschrieben wird, in unserem Auftrag erfolgt. Es sind Rebellen und sie begehen kriminelle Verbrechen und Körperverletzung, die sie als Herrscher erheben über den Hof der Niederlande hinaus, die wahre provinziale Hoheit.

 

Ein Versuch, Sebo Huninga zu verhaften, scheiterte kläglich. Der verantwortliche Drost Otto de Valcke war mit seinen Beamten und einigen Soldaten unter dem Kommando von Leutnant Schaay nachts auf dem Grund und Boden von Huninga bei Beerta marschiert.

Sie hatten Türen und Fenster eingeschlagen, aber Sebo Huninga konnte sich glücklich der Festnahme mit seiner Flucht auf einem Pferd entziehen.

 

Angeblich hat ein Hufschmied die Hufeisen am Pferd falsch herum angebracht, so dass bei vielen weiteren Verfolgungen die Kräfte der Stadt Groningen immer in die falsche Richtung stürmten, um ihn zu ergreifen. Später vermutete man, er wäre zu seiner Schwester Aurelia, die in Leermens mit Edzard Grevinge verheiratet war, geflüchtet.

 

Sebo Huninga ließ sich nicht einschüchtern von den Attacken der Groninger auf sein Haus. Mutig zog er durchs Land und forderte zur Unterstützung auf. Auf den Landtagen in Aduard und in Appingedam lief Sebo Huninga wohl besonders auf Hochtouren auf.

 

Endlich konnte er allen beweisen, dass er reden konnte, dass er Weitsicht hatte und dass er gescheit genug war, viele Leute auf seinem Kurs zu bringen. War es ein Kurs zum Terror gegen die Stadt Groningen? Oder ein Kurs auf Gerechtigkeit für die Mitbürger*innen des Oldambts und der Ommelanden?

 

"Liebe Leute, so kann das hier nicht weiter gehen. Wir Oldambter haben uns immerzu bemüht, und das gestehen wir vor Gott, wegen der Wahrheit und der gesamten Welt als Zeugen, dass wir in allen Zeiten, freie, unbezwungene und auch bei den schwersten Vorfällen, fromme und immerzu auch dem Vaterland höchstzugewandte Personen gewesen sind.

Zu unserem Leidwesen müssen wird feststellen, dass man uns nunmehr die Freiheit berauben will und auch alte Rechte entziehen will.

 

Diese Gewalt können wir nicht zulassen. Es muss Konsequenzen haben. Wir lassen uns die Freiheit nicht nehmen. Die Union zwischen Groningen und dem Oldambt funktioniert nicht mehr und muss deshalb enden.

Wir lassen nicht zu, dass wir von den Groningern so vor dem Königshaus und der niederländischen Krone verachtet werden. Ja, wir werden ungerecht behandelt und müssen uns wehren, damit unsere Nachkommenschaft später hier frei und friedlich leben kann. Ich will mich gerne als Beauftragten einsetzen lassen, um für alle unsere Mitbrüder und Mitinteressenten zu handeln. Wir müssen uns gemeinsam für unsere Gesellschaft einsetzen aus Sorge um unser Vermögen, zum Schutz unserer Werte. Schutz können wir von der Stadt Groningen nicht erwarten. Sie sehen uns als Konkurrenten an und wollen alle wichtigen Positionen übernehmen.

 

Sie überfordern uns und machen Vorschriften und Regelungen nach ihrem Interesse. Wir müssen jetzt unbedingt gegensteuern. Wir müssen über die Hochmögenden in Den Haag und dem Staatengeneral unser Schicksal wenden. Das Jahr 1639 ist der Wendepunkt, unser Schicksalsjahr.

 

Wir tragen unsere Beschwerden vor. Es gibt folgende Hauptpunkte, die inakzeptabel sind:

 

Erstens:

Die Groninger Herren wollen uns unsere eigenen und ererbten Ländereien und Veene antasten und weiteres Gelände wegnehmen. Sie wollen Wasserwege ausbauen lassen auf unserem Land, auf unsere Kosten, mit unserer harten Arbeit, ohne unsere Zustimmung und auch ohne dafür Geld zu zahlen.

Sie wollen das Wasser ableiten über viele Strecken Oldambter Geländes und dann mit ihren Schiffen diese neuen Gewässer nutzen. Zum Nachteil von uns.

 

Zweitens:

Die Herrschaften von Groningen haben Leute in ihre Gefängnisse gesteckt. Diese Leute mussten hohe Geldstrafen bezahlen, um daraus wieder zu entkommen.

Die Groninger setzen willkürlich Strafen fest, wenn man Ländereien nicht ausgraben will oder keine Brücken erstellen möchte.

Sie bestimmen auch, zu welchen Ländereien sie gelangen wollen, um das fremde Gelände für sich dann zu nutzen. Sie nutzen damit Land, was ihnen nicht zusteht, sondern nur unseren Oldambter Eingesessenen.

Die Herrschaften von Groningen haben auch unsere Kirchen nicht verschont und die darin befindlichen Güter. Sie haben beschlossen, dass wir Oldambter die kirchlichen Einnahmen abgeben müssen, aber dann können wir doch unsere Kirchen, Pastoren- oder Kirchengebäude nicht reparieren, dürfen nicht einmal die Gebühren darauf begleichen. Die Kirchvogte sollen sich mit der Stadt Groningen arrangieren und das übriggebliebene Geld an die Stadt zu deren Investitionen abgeben.

 

Drittens,
die Stadt Groningen will eine Kontrollstelle einrichten, um damit das Befahren Oldambter Schiffe auf dem neuen Finsterwolder-Zijl zu erschweren, richtig unbequem zu machen bzw. unmöglich zu machen.

 

Viertens,
die Herren van Groningen haben neue Ideen ausgeheckt. Sie haben Schriftstücke ausgearbeitet, um in den Kirchspielen die Macht zu erhalten. Damit wollen sie erreichen, dass die Groninger Bürgermeister und Beamten in diesen Bereichen frei handeln können zum Nachteil von uns Oldambtern.

 

Gerade der Pieter Eissinge hat die Hauptverantwortung am Geschehen. Er hat mit seinen Leuten versucht die Vollmachten von den Kirchspielen zu erschwindeln und zu erweitern und hat so getan, als wenn die Autorität Groningens über allen stehen würde.

Viele Leute von uns haben aus guten Gründen alle diese Anfechtungen und Regelungen nicht unterschrieben und damit beurkundet.

Auch unser Oldambter Drost und Kirchenvogt Otto de Valcke, der mit seinem Gerichtsassessor Jan Roelofs unterwegs war, hatte keine Befugnis dazu, Leute zur Unterschrift dieser miesen und rechtsfehlerhaften Unterlagen aufzufordern. In vielen verschiedenen privaten Treffen haben sie unwissende Leute besoffen gemacht. Nach vielen Drohungen und vielen bösen Überredungskünsten haben sie Unterschriften geleistet. Es waren wohl mehr eher dumme oder einfach nur schlecht beratende Leute, die nicht die Kenntnis hatten über Zuständigkeiten bei einer gerichtlicher Souveränität.

 

Meistens haben auch nur Provinzler, Stadtmeier, Pächter, oder andere Leute geringerer Bedeutung, alles bedingungslos unterschrieben. Pieter Eissinge hat vielen Personen, die nicht unterschreiben wollten, auch mehrfach mit Gefängnis und Geldstrafen gedroht, wohl insgesamt eine böse Art der Groninger und deren mieser Stils im Umgang mit uns Bürgern.

 

Wegen all dieser bösen Vorkommnisse bitte ich euch hier in dieser Versammlung um Unterstützung, nicht nur zum Schutz wegen einer drohenden Verhaftung für mich selbst, sondern für die Zukunft des Oldambts und der Ommelanden.

 

Sie müssen sich mit mir, Doede Edzens, Wirtio Matthiae und allen die uns bislang unterstützt haben, einmischen in einem der wichtigsten Angelegenheiten, die es für diese Gemeinschaft bislang gegeben hat.

 

Die Herren Bürgermeister und Beamten sind nicht unwissend. Bei der Versammlung am Hof wurde ihnen eine Zusage erteilt, vorausgesetzt dass so eine Urkunde auch ordentlich zustande gekommen ist. Man will das Verfahren so verlängern, um Zeit zu gewinnen, weitere unlautere Themen einzubringen, die ihre Groninger Sichtweise verfestigen."

 

Sebo Huninga bat erfolgreich die Ommelanden um Unterstützung. Sie sollten sich unabhängiger von der städtischen Macht machen. Mehr als 400 Bauern konnte er von dieser Sichtweise überzeugen, die allesamt mit "Gut und Blut" handeln wollten. Fast alle Oldambter Pfarreien entsandten Stellvertreter zum Ommelander-Landtag nach Appingedam.

 

Die Ommelander Landtagsmitglieder, überwiegend Häuptlinge und Eingesessene sowie Grundstücksbesitzer, aber auch Beauftragte aus der Region, versprachen Sebo Huninga jederzeit zu unterstützen. Die Ommelander-Häuptlinge richteten einen Brief an den Rat, in dem argumentiert wurde, dass sie Huninga nicht für schuldig hielten.

 

Da dies nichts half, wandten sie sich an die Generalstaaten in Den Haag, die ein Edikt erließen, dass alle Streitigkeiten und Verfahren zwischen der Stadt und Huninga ausgesetzt werden mussten. Inzwischen war Huninga mit einer großen Anzahl von Leuten in Nordbroek angekommen und hatte sich mit dem Leutnant und Kirchenvorsteher Doedo Edzens beraten, um gemeinsam nach Den Haag zu reisen. Huninga stand inzwischen unter den Schutz der Generalstaaten und durfte nicht mehr verfolgt werden. Weiterhin forderte Den Haag die Auflösung der Oldambster Streitmacht. Bereits rekrutierte Soldaten sollten entlassen werden.

 

Die Oldambter hatten für die vielen Verfahren einen Anwalt aus Emden, Lizentiat Roevers, beauftragt. Anwalt Roevers zog durch alle Kirchenspiele der Region, um Zeugen zu hören und um Huningas Verteidigung vorzubereiten.

 

 

Auszug aus: Nova totius provinciae Groningo-Omlandiae tabula. Kaart of landtafereel der provincie van Groningen en Ommelanden verdeelt in deszelfs byzondere quartieren, districten en voornaamste iurisdictien, beneffens de heerlykheid Westerwolde aus "Groninger Archieven" - Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_6317 – gemeinfrei.

Auszug aus: Nova totius provinciae Groningo-Omlandiae tabula. Kaart of landtafereel der provincie van Groningen en Ommelanden verdeelt in deszelfs byzondere quartieren, districten en voornaamste iurisdictien, beneffens de heerlykheid Westerwolde aus "Groninger Archieven" - Identifikationsnummer - NL-GnGRA _ 1536_6317 – gemeinfrei.

 

 

11. September 1639

 

Am 11. September 1639 gaben Onno Tamminga und Sekretär Dr. Scato Gockinga einen öffentlichen Protest heraus, weil man die Anschuldigungen gegen Sebo Huninga auch als Verletzung der Oldambter Rechte betrachtete, weil dieser schließlich im Auftrag für sie handeln würde. Vermutlich hat an dieser Ausarbeitung auch Dr. Jodocus Heinsenius seine Hände im Spiel gehabt. Schon am 11. September 1639 verwendeten die Ommelanden einige markante Begriffe in ihrem öffentlichen Protest,  weil man die Anschuldigungen gegen Sebo Huninga auch als Verletzung der Oldambter Rechte betrachtete und außerdem Huninga schließlich im Auftrag für sie handeln würde.

 

Onno Tamminga und Dr. Scato Gockinga forderten in diesem Protest eine Bestrafung der Groninger Verantwortlichen, weil diese gegen die Freiheit vom Land, gegen die Union der vereinigten Niederlande, gegen die Souveränität der Provinz Groningen-Stadt-Land, gegen das natürliche Recht und das Völkerrecht gehandelt hätten. Im Grunde genommen, behaupteten sie, würde die Union von Utrecht und damit auch das Königshaus der Niederlande verächtlich gemacht. Man würde ihnen nicht den erforderlichen Respekt erweisen.

 

Im Jahr 1943 wurde daraus "Völkerrechtsverletzung" (siehe Einleitung).

 

 

17. September 1639

 

In einer ersten "Remonstration" am 17. September 1639 an "Ihre Hochmögenden", dem Hof der Niederlande gerichtet, fuhren die Oldambter harte Geschütze vor (sinngemäß übersetzt hier die wichtigsten Infos aus dem Schreiben):

 

An die Hochmögenden Herren, meine Herren der Generalstaaten der Vereinigten Niederlande Wir, die wichtigsten und vornehmsten Eingesessenen und Eigenerben aus dem Oldambt (wir sind ein vornehmer Teil der Provinz von der Stadt Groningen und den Ommelanden zwischen Ems und Lauwers gelegen) remonstrieren mit anständiger Ehrerbietung in aller Demut und (bekunden), dass die Eingesessenen von diesem Oldambt von alters her gewesen sind und noch immer sind, ein freies Volk unter den freien Friesen, als ein Teil derselben zugehörig und in Vereinbarungen oder Verträgen erst zum Upstalsboom gebunden und danach zu Groningen (immerzu mit "vertraglichen Vereinbarungen") und wurden (zuletzt) alle Provinzen durch den Prinzen oder den Herren angenommen.

 

Haben als Souverän niemand anders auf der Welt als den Prinzen angenommen als einzigen und unmittelbarer Regierung, nicht anders, als die Stadt Groningen und deren Magistrat, die anderen Quartiere der Ommelanden oder einigen anderen Teilen derselben Provinzen gleich mit Verträgen, Kontrakten, Kapitulationen und Ausschreibungen, Mandaten und Akten so unter den Sequester Thorenio, Graf Edzard von Ostfriesland, dem Herzog von Geldern und Kaiser Karl und des Weiteren unter dem Sohn Philipp gefallen, was auch genügend kann bewiesen werden.

 

Als die Länder ihre Freiheit wieder erlangten und nach Abwehr vom spanischen Joch und der Regierung gegen den allgemeinen Feind haben wir als Bürger die Union von Utrecht mit unterzeichnet. Und sind damit zu Bundesgenossen erkannt und angenommen worden.

 

Und deshalb gehört es sich, dass die anderen (Mitglieder) ihre Mitbundesgenossen im Rahmen der Union von Utrecht  mit beschützen und beschirmen müssen.

Deshalb befinden unsere Leute auch, dass die Herren von Groningen sie in ihrer Freiheit und Gerechtigkeit, Gut und Wohlstand merklich einschränken und vernachlässigen in verschie-denen Punkten, davon einige hier vorgetragen werden.

Nämlich, dass die Groninger Herren ihnen abnehmen wollen oder antasten wollen und ausgraben wollen ihr Eigentum an Ländereien, Veenen und Grundstücken, ohne dass man damit einverstanden ist und auch noch ohne Bezahlung, um ein Tief oder Wasserwege durch das gesamte Oldambt bis nach Groningen zu graben, wogegen die Eingesessenen und Eigenerben sich logischerweise legitim währen.

 

Deshalb haben die Groningen die wichtigsten Personen von ihnen in ihre Stadttore geschleppt, im Gefängnis festgesetzt und schließlich nach Zahlung von großen Geldbeträgen wieder freigelassen. Aber sie wurden zusätzlich bestraft. In Schriftstücken mussten sie ihre Ländereien aufgeben.

Weiterhin wurden sie aufgefordert, zu graben. Als größte Ungerechtigkeit wurde angesehen, dass sie auch noch Brücken und Übergänge auf eigenen Kosten erstellen sollten, um an ihre Ländereien zu kommen und sie zu bewirtschaften.

 

Auch haben die Herren von Groningen ihre Kirchen und geistlichen Güter nicht verschont und gefordert, dass die Menschen die eingesammelten Kirchengelder von den Nutzern oder Pächtern nicht mehr für die Unterhaltung oder der Reparatur von Kirchen, Pastoreien und Kirchengebäuden verwenden dürften.

 

Nicht einmal nutzen durften für darauf liegende Altlasten. Zusätzlich wurde gefordert, dass die Administratoren von denselben Gütern, Kirchenvogte genannt, jährlich an die Stadt von Groningen die Abrechnungen vorlegen, sowie das übrige Geld (Resteinnahmen) von der Pacht  auf die Stadt Groningen übertragen sollten.

 

Es ist zu befürchten, dass die Herren von Groningen dabei nicht bleiben werden. Es scheint wohl so, dass sie noch im freien Handel und Ausfuhr eingreifen wollen, um den Oldambter Warenhandel einzuschränken. Worüber es noch keine Beschlüsse gibt und die Menschen vorerst noch in Ruhe gelassen werden, aber es sieht so aus, dass die Regularien darüber schon geplant sind, so im Fall, um vor das neue Finsterwolder-Siel, wo die Edelen Herren einen Balken oder Baum zur Abtrennung planen, um den Zugang so unbequem zu machen, damit die Schiffe zum Oldambt nicht durchkommen, um so den Warenfluss über Groningen zu erzwingen.

 

Um einen Weg zu reparieren oder fester zu machen haben die Groninger Herren neuerdings Akten entworfen, womit die Edelen und Ehrbaren Herren nunmehr versuchen, Vollmachten von den Kirchspielen im OIdambt zu erhalten, mit dem Ziel, in dem sie unterzeichnen und bekennen, dass die Herren Bürgermeister und Räte von Groningen die Autorität über das Oldambt inne haben und damit die Eingesessenen des Oldambts zu Subjekten machen.

 

Deshalb haben die Oldambter auch mit großen Redebeiträgen sich geweigert, diese Akten zu unterzeichnen.

Deshalb haben zunächst ein Bürgermeister und zwei Ratsherren versucht, danach noch der (zuständige) Drost zwei verschiedene Male ernstlich gemahnt.

Die Oldambter wollen wohl die Groninger Herren anerkennen als obersten Magistrat in einer zivilen und kriminellen Justiz, in ihrem Zuständigkeitsbereich, aber was die alleinige Souveränität angeht, haben die anderen Quartiere von Stadt und Land das gleiche Recht, wie es schon der Historiker Ubbo Emmius es in seinen Schriften (aus Akten von Ratspersonen und Archiven entnommen) beschrieben hat, nämlich, dass die Groninger Herren an sich gezogen haben die Administration von der Justiz vom Oldambt, welches er "richtige Zentrale" nennt unbeschadet der übrigen Rechte, wie Freiheitsrecht und Autonomie des Volkes, was die Worte klar ausdrücken.

 

Weil sich die Bürger weigerten, kann aber deswegen der Drost de Valcke nicht dauernd wiederholend die Unterschrift einfordern und schließlich viele durch das einflößen von Alkohol bei verschiedenen privaten Treffen und mit anderen dieser Methoden und Versprechungen, auch Bedrängungen gefügig zu machen und dass danach schließlich die Akte der Souveränität von einigen "unbedarften Menschen" unterzeichnet wurde, die nicht den Unterschied in den Zuständigkeitsfeldern "Justiz" und "Souveränität" kannten und es waren darüber hinaus auch oft viele aus der Provinz oder Staats-Meyer (Stadtbedienstete), Pächter oder andere Menschen von geringer Qualität (gemeint wohl von Einfluss und Grundbesitz).

 

Auch wurden Menschen so bedrängt und bedroht, dass wenn sie sich weiterhin weigerten die Akte zu unterzeichnen, dass sie dann ins Gefängnis kommen würden bzw. dass man dann Geldstrafen von ihnen fordern würde. Eine Maßnahme, die die Groninger Herren wohl gerne anwenden, um ihre Ansicht zur Durchführung von Gesetzen, Akten und Verordnungen schnell zu erreichen.

 

Die Eingesessenen und Eigenerben des Oldambts befürchten nun, dass diese Akten in Zukunft als Vorteil für die Groninger und zum Nachteil für sie in ihrer alten Freiheit und Gerechtigkeit ausgelegt werden.

Ja sogar noch schlimmer, dass die Verweigerer gegen diese Akte (was in Wahrheit ihre Freiheit auch nicht widerspiegelt) ins eigene Unglück laufen und ihren Besitz verlieren.

 

Abgesehen davon, dass die Oldambter weder innerhalb noch außerhalb der Provinz von Stadt und Land Schutz noch Sicherheiten oder Trost erhalten, will man mit dieser Beschwerde bei Ihrer Hochmögenden eine Entscheidung erreichen.

 

So versuchen deshalb die Remonstranten demütig bei Ihrer Hochmögenden um Hilfe und Ratschlag, damit ihre Klagen  privatrechtlich durch Ihre Hochmögenden reduziert werden und in der Zwischenzeit auch den Herren von Groningen unterbreiten, dass niemand, der sich geweigert hat, die Akte der Souveränität zu unterzeichnen, mit Gefängnis, Geldstrafe oder anderen Maßnahmen an ihrer Person und an ihren Besitz und Gütern zu beschweren ist.

 

Auch die Personen, die diese Remonstration vor Ihrer Hochmögenden ausgelegt haben, dürfen nicht verklagt werden und hinterher in ihren Frieden und Gerechtigkeit Schaden erleiden."

 

15. Oktober 1639

 

Im Hause von Huninga waren alle entsetzt. Bei Nacht und Nebel schlichen sich Groninger Vollstrecker an das Wohnhaus heran. Sebo Huninga war zu seinem Glück ortsabwesend.

Sebo Huninga hatte aus gut unterrichteter Quelle weit vor dem Eintreffen von Otto de Valcke entsprechende Warnungen erhalten: "Pass auf, dass kein Blut fließt in deinem Hause Sebo! Bringe dich in Sicherheit. Die planen nichts Gutes!"

 

Er war mit dem Sekretär nach s`Grafenhage gereist und konnte so einer Festnahme entkommen.

Drost Otto de Valcke war mit Sekretär Johannes Robers, dem Landschreiber Henricus Redeker und einigen Gerichtsdienern ins Oldambt geritten. Dabei auch zwei bewaffnete Soldaten. Schon martialisch dieser Aufmarsch.

Eigentlich durften sie keinen Einsatz gegen Sebo Huninga vornehmen, solange der Austausch von Informationen und die Entscheidung aus s`Grafenhage im Streit zwischen dem Oldambt und Groningen nicht entschieden war.

Diese Nacht war der Auftakt zu einer härteren Gangart, zunächst gegen Huninga vollzogen, aber auch auf Einschüchterung und Unterdrückung der Oldambter Menschen gerichtet. Mit Wucht und großem Geschrei wurden die Türen am Huninga-Gebäude aufgebrochen.

 

Drost de Valcke war wütend, als er Huninga nicht finden konnte: "Wo ist dieser Kerl. Hat der Bauer sich hier im Gebäude versteckt. Gebt uns eine vernünftige Antwort. Wir haben den klaren Auftrag aus Groningen, ihn nach dort in das Gefängnis zu bringen."

 

Sekretär Robers:

"Unsere Ehrbaren und Ehrenfesten Herren Bürgermeister haben diesen Einsatz verantwortet. Wir handeln nur pflichtgemäß. Also, wo ist der Kerl?"

 

Landschreiber Redeker:
"Im Gefängnis ist noch mehr Platz für alle Leute, die sich uns entgegenstellen. Wer hier nicht funktioniert, kann gleich seine Ketten erhalten. Wir schleppen ihn gerne nach Groningen."

 

Frau Titia Huninga rief ihr Personal zum Handeln auf:

"Diese Gewalt müssen wir bei aller Liebe zu unserer Gemeinschaft mit Groningen  nicht länger ertragen. Holt die Nachbarn heran und alle unsere Freunde. Sie müssen uns beschützen."

 

Einige hilfreiche Personen aus der Umgebung von Beerta wurden zum Haus von Sebo Huninga geholt. Sie wehrten vehement diese erste Nachtattacke ab. Somit konnte keiner gefangen genommen werden.

 

Drost de Valckes erster Versuch war kläglich gescheitert. Deshalb forderte er Soldaten aus dem nächstliegenden Fort zur Unterstützung an. Unter dem Befehl von Leutnant Schaay aus Winschoten und weiteren Soldaten kamen sie erneut zum Haus von Sebo Huninga, um es zu diesmal richtig zu besetzen. Diese Soldaten wurden bislang sowohl von den Groningern als auch von den anderen Quartieren des Ommelanden unterhalten und finanziert und durften deshalb nicht eingesetzt werden für Aufruhr und feindliche Attacken gegen die Eingesessen und den eigenen Bundesgenossen. Es waren normale stationierte Soldaten zum Schutz der Provinz!

 

Sichtweisen und Forderungen 1639

 

Die Groninger Pieter Eissinge und Hugo Nieveen und viele Stadtratsmitglieder waren sauer auf die Oldambter, weil sie sich respektlos behandelt fühlten. Im Rathaus bereiteten sie gemeinsam eine Erklärung vor, um die Bewohner von Groningen, aber auch im Oldambt von ihrer Sichtweise der Bestrafung von Huninga zu überzeugen.

 

Pieter Eissinge: "Diese gemeinen Unwahrheiten können wir nicht länger dulden. Sie greifen aus lauter Bosheit uns alle an. Das sind unverschämte Lümmel."

 

Dr. Hugo van Nieveen:

"Sie behaupten, wir wollen nur unsere Macht erhalten. Wir würden ihnen das Recht und das Gehör verweigern. Sie lästern und verleumden uns. Das ist doch alles bodenlos. Ich bin für eine heftige Reaktion, damit wir denen das Maul stopfen."

 

Dr. Johan Birza:

"Sie halten sich für Selbstretter des Oldambts und der Ommelanden. Das ist doch lachhaft. Das kann doch nur von einem Sekretär so verfasst worden sein. Er meint mit klugen philosophischen Texten kann er uns etwas vorspielen."

 

Dr. Bernhard Alting:

"Es ist doch nichts anderes als die Vorbereitung von widerlicher Gewalt. Sie werden demnächst mit Waffen aufmarschieren, um uns herauszufordern."

Pieter Eissinge: "Wir müssen schneller sein. Wir müssen das Handeln übernehmen, bevor sie gegen diese Provinz, oder vielmehr gegen uns vorgehen. Wir haben doch die Zuständigkeit für alles, was im Oldambt passiert. Wir haben die Justiz auf unserer Seite. Wir müssen diese schändlichen Verleumder festsetzen."

 

Dr. Johan Birza:

"Man darf nicht außer Acht lassen, dass sie die Gemüter von vielen Leuten aufhetzen.  Ihre Bosheit darf nicht weiter ernährt werden, denn dann könnten sie schnell unnötige Unterstützung bekommen."

 

Dr. Bernhard Alting:

"Es sind impertinente Wichtigtuer. Wir handeln zuverlässig und rechtens. Das müssen wir klar stellen." 

 

Pieter Eissinge:

"Diese Huningas hetzen womöglich mit. Die haben doch schon mal vorgeschlagen, dass Ostfriesland als 8. Glied in die Union der Vereinigten Niederlande aufgenommen werden soll. Es ist für uns unnötig, sich über alte Zustände zu ereifern, die vielleicht mal im Oldambt gegolten haben. Wie immer es von alters her im Oldambt, Ommelanden oder Groningen gewesen sein mag, es ist jetzt nicht mehr die Zeit darüber nachzudenken und nachzutrauern, wie es alles politisch organisiert und umgesetzt worden ist vor über 100 Jahren. Diese Geister wollen wir nicht aufwecken, wie etwa das Häuptlingswesen am Upstalsboom.

Wir benötigen keine weiteren Leute, um nach vielen Palavern ein Meinungsbild zu erhalten. Das Friesentum ist für uns nichts Relevantes. Nur Groningen hat für uns Priorität."

 

Dr. Hugo Nieveen:

"Die Bürgermeister und Räte haben entschieden und für richtig empfunden, die Sichtweise in einer Zusammenfassung darzustellen, um gegen die herausfordernde und freche Art, den Unwahrheiten, die verbreitet wurden und gegenüber der ganzen Welt verleumderisch vorgetragen wurden, aufzuklären."

 

Sekretär Johannes Robers:

"Wieso zerren sie dieses ganze Problem vor den Hof von Holland. Sie hätten es pragmatischer haben können mit einer vernünftigen Absprache. Wir sind doch keine Feinde. Den Hof von Holland einzuschalten ist doch mehr als widerrechtlich. Außerdem lästern sie in ihren Schriften darüber, dass wir alles auf den Straßen kundtun und veröffentlichen. Aber nichts anderes machen diese Leute doch jetzt auch."

 

Doch diese Betrachtung konnte und wollte der Bevollmächtigter für das Oldambt Sebo Huninga nicht stehen lassen. Er nutzte weiterhin alle Möglichkeiten aus, um auf die Situation der Menschen hinzuweisen. Er ließ nichts unversucht, um Rechte einzufordern. Mit Unterstützung der Sekretäre Eyssonius, Gockinga und Heinsenius wurden dicke geschichtsträchtige Schriftsätze ausgearbeitet. Hier wurden die bekannten Abläufe u. a. zur Befreiung von dem spanischen Königshaus erläutert. Sogar die Richter erhielten einen Protest zugesandt.

 

Edele Mogende Herren, die Herren Richter zur Information zu den Differenzen zwischen der Stadt Groningen und den drei Quartieren der Ommelanden

 

Diese Richter handelten jedoch nicht frei, sondern waren Gefangene des Groninger Systems. Die Entscheidungen konnten also nur gegen die Eingesessenen vom Oldambt ausgehen, die sich dagegen wehrten. In den dicken Pamphleten, oft unterzeichnet von Huninga und den Sekretären, wiesen sie immer wieder auf alte Strukturen hin, dass man "ein vornehmer Teil von der Stadt Groningen und den Ommelanden zwischen der Ems und Lauwers gelegen" sei und dass sie "ein freies Volk gewesen wären, die unter den freien Friesen bei den Treffen am Upstalsboon dabei waren".

Schließlich habe man gemeinsam mit Groningen "die Annahme des Prinzen als oberste Hoheit und Souverän, als einzigen auf der Welt anerkannt, als einzigen unmittelbaren Regenten", das sei die "Wiederherstellung der Freiheit durch Abkehr vom spanischen Joch und zur Regierung die Union von Utrecht".

 

Sebo Huninga wirkte ein wenig enttäuscht und traurig:

"Das muss man sich erst einmal durch den Kopf ziehen lassen. Was machen die Herrschaften mit uns. Ich habe nie erwartet, dass wir Oldambter ausgerechnet vom Magistrat der Stadt Groningen und ihren Anführern so drastisch geärgert werden. Wir sind zusammen in einer Union vereinigt. Aber das scheint überhaupt nicht zu interessieren. Ich fühle mich als Mitbruder und nicht als Feind. Warum setzt man mich so unter Druck. Besucht mich in der Nacht, um mich zu verhaften. Alles ist nicht hinnehmbar. Ich habe doch nur versucht, einen Mittelweg anzusteuern für alle unsere Nachbarn und Freunde. Das kann doch nicht verwerflich sein. Ich habe nur die Freiheit angemahnt. Die Freiheit die doch allen Bürgern hier in der Union zusteht."

 

Dr. Gockinga:

"Die Herren Bürgermeister und Räte von Groningen konkurrieren als neue Hoheit, aber sie dringen immer mehr auch in das private Umfeld vor. Sie wollen alles regeln, was eigentlich nicht in die Zuständigkeit ihrer Justiz fällt. Sie wollen ihren Einfluss über die Eingesessenen ausbreiten und haben jetzt auch noch vor, einen neuen Retter für ihre Ansprüche zu bestellen. Er soll der Richter und Amtmann gleichzeitig sein.

Er soll sich Drost des Oldambts nennen. Klar, dass dies nur ihr guter Freund Dr. Otto de Valcke sein kann. Leute, wir müssen aufpassen, denn der kann das Recht ordentlich verdrehen und damit auch die Freiheit von allen Eingesessenen. Wo bleibt die Autonomie des Volkes. Wir müssen das einfordern."

 

Dr. Jodocus Heinsenius ist schon entschlossener:

"Wieso müssen wir das hinnehmen. Die Stadtleute um Eissinge und Nieveen planen eine eiskalte Übernahme der Region. Uns stößt man zurück mit Forderungen, Erlassen und wilden Plakaten in der Stadt. Sie wollen absolut herrschen. Sie bauen gerade das gesamte Regierungssystem der Provinz-Stadt-Land um. Sie sehen sich als kleine Könige und die Eingesessenen Oldambter sind nur noch Subjekte. Wir erscheinen dann nicht mehr als Partner, sondern nur noch als geduldete Steuerzahler. Das ist für mich eine zivile und kriminelle Justiz.

 

Wirthio Matthae:

"Genau, es ist und bleibt ein großes Durcheinander. Wir dürfen unsere Freiheit nicht länger untergraben lassen. Von der Ems bis an die LAuwers müssen wir die Leute ermuntern, mit uns zu handeln.

 

Erneut brachte Heinsenius Einwände an:

"Die Stadt war aufgefordert, Ruhe zu bewahren. Sie halten sich nicht an Absprachen und Vereinbarungen von oben. Sie haben sich nur ein paar Stunden bedeckt und ruhig gehalten. Schon geht es von vorne los. Erst am 16. Juli 1639 haben die Herren Bürgermeister und Ratsherren Pieter Eissinge, Hindrick Heinens und Peter Isebrants nicht gezögert, bestimmte Leute aufzufordern eine schriftliche Anerkennung der alleinigen Souveränität oder Hoheit der Groninger anzuerkennen.  Sie wären die obersten Herrschaften nach Gott. Das ist doch unglaublich anmaßend. Alle Lasten, die man Ihnen lieber Jonker Huninga auferlegt hat, sind kriminelle Aktionen. Der Eissinge will sich günstig in den Wind stellen, doch das Strafmaß zur ewigen Schande und Verbannung aus der Stadt und aus den Gebieten Ommelanden und  Oldambten ist ein freches Diktat.  Zu keiner Zeit seines Lebens sollen Sie zurückkehren in die Gemeinschaft, nicht einmal, wenn Sie eine Geldzahlung veranlassen. Besonders schwer finde ich auch die Entscheidung, dass alle Ihre Güter an die Stadt verfallen. Wir müssen in Ihrer Sache, die unsere Sache ist, eine überstaatliche Hilfe einfordern. Wir brauchen noch mehr Rechtsbeistand vom Hof der Union aus Den Haag."

 

22. Oktober 1639

 

Im Gebäude des Ommelander Landtages im Rathaus der Stadt Appingedam trafen immer mehr entrüstete Personen ein. Darunter auch die Hauptverantwortlichen für die Region, der Junker Onno Tamminga für das Hunsingo, Albert Christoffer Arnsma für das Fivelingo und Iwo Auwema für das Westerquartier. Auch die Oldambter Sekretäre "Syndico" Dr. Scato Gockinga und Dr. Jodocus Heinsius waren angefordert worden.

 

Sebo Huninga:

"Liebe Freunde. Herzlichen Dank, dass ihr hier mit uns das weitere Vorgehen besprechen wollt. Wie ihr alle mitbekommen habt, haben de Valcke und seine Leute in der vergangenen Woche mein Haus erstürmt. Mit Waffengewalt.

Wir kommen so mit den Groningern nicht zum Ziel. Wir müssen uns etwas anderes überlegen, um unsere Rechte einzufordern."

 

Dr. Jodocus Heinsenius:

"Es gibt nur noch den Versuch mit dem Königshaus der Niederlande Kontakt aufzunehmen. Wir müssen die Herren in s`Grafenhage einschalten. Nur sie werden die Probleme unserer beiden Ämter erkennen und nur sie werden dann den Groningern die erforderliche Richtung vorgeben."

 

Onno Tamminga:

"Es ist und bleibt Unrecht, was die Bürgermeister und Räte und alle ihre Beamten inszenieren. Laut Entscheidung von Ihrer Hochmögenden müssen in unserer Sache Bürgermeister und Räte von Groningen die Entscheidung in unserem Protest abwarten und sie dürfen keinen von den Bevollmächtigten antasten, bestrafen und ins Gefängnis verschleppen. Ja, mir ist jetzt endgültig klar."

 

Ansicht von Appingedam. Ausschnitt aus der Karte: Prov. Groningae et Omlandiae tabula : Geographische beschrivinge van de Pr. stadt Gron. en Oml. : vervattende in sich alle heerlijckheden, fortressen, dorpen, adelycke ende considerabele huijsen: met de wapens van de voornaemste ende gequalificeerste adeldom der opgemelte provincie aus "Groninger Archieven" – Isentifikationsnummer NL-GnGRA_817_2315.3 – gemeinfrei.

 

Ansicht von Appingedam. Ausschnitt aus der Karte: Prov. Groningae et Omlandiae tabula : Geographische beschrivinge van de Pr. stadt Gron. en Oml. : vervattende in sich alle heerlijckheden, fortressen, dorpen, adelycke ende considerabele huijsen: met de wapens van de voornaemste ende gequalificeerste adeldom der opgemelte provincie aus "Groninger Archieven" – Isentifikationsnummer NL - GnGRA_817_2315.3 – gemeinfrei.

 

Albert Christoffer Arnsma:

"Mit denen aus Groningen können wir nicht zusammen arbeiten. Wir müssen uns deshalb Respekt verschaffen. Wir müssen darauf aufmerksam machen, dass man unsere Freiheit, Gut und Blut misshandelt."

 

Sebo Huninga:

"Wir können kein Vertrauen mehr auf die Groninger setzen. Fangen wir an, uns auszustatten. Keine weiteren Anschreiben und Erklärungen werden zum Erfolg führen. Wir müssen uns vorsorglich mit Waffen und Munition ausstatten. Wer weiß, was die aus Groningen noch alles planen."

 

Sekretär Heinsenius:

"Das ist Amtsmissbrauch. Nichts anderes. Sie haben Soldaten aus den Forts zur Unterstützung benutzt, die doch auch für unseren Schutz im Oldambt zuständig sind. Wir bezahlen schließlich auch für diese Art der Unterstützung unsere Steuern."

 

Iwo Auwema:

"So etwas ist unverschämt. Sie schicken jetzt ein mieses Pamphlet hinterher und behaupten, dass nicht nur Huninga die Unwahrheit erzählen würde, sondern wir aus den Ommelanden Unrecht haben. Wir sind ein wichtiger Teil. Wir sind freie Menschen. Sie mahnen uns ab für eine Sache, die doch schon genug Schaden im Lande verursacht hat. Die Menschen werden bestraft, abgemahnt und weggesperrt."

Dr. Scato Gockinga: "Unsere Führungsaufgabe fürs Oldambt und Ommeland wollen sie einkassieren. Sie wollen die Macht über die  gesamte Provinz. Leute, wir müssen das nicht hinnehmen. Wir brauchen Maßnahmen, die deutlich machen, was wir verhindern wollen, dass man uns zu Geschöpfen zweiter Klasse macht. Wenn wir das zulassen, sind die Justiztore für uns für immer verschlossen."

 

Jodocus Heinsenius:

"Wir müssen auch die Offiziere in den Forts von Winschoten, Nieuwe-Schans und Bourtange auffordern, dass sie sich nicht in die Fallseile der Groninger verstricken lassen dürfen. Wir zahlen auch für sie ihre Bewaffnung, ihre Quartiere, ihren Lohn und ihre Beköstigung. Deshalb müssen sich die Soldaten und Offiziere aus solchem Aufruhr gefälligst heraushalten. Sie dürfen sich nicht länger an diese bösen Attacken beteiligen, die zwischen Stadt und Land bestehen."

 

Albert Christoffer Arnsma:

"Genau, wir müssen sie daran erinnern, dass zwar noch ein langer beschwerlicher Weg vor uns steht, um Recht von der Justiz zu erhalten. Aber die Verantwortlichen in der Union von Utrecht werden uns bestimmt dazu die richtigen Entscheidungen übermitteln. Darauf vertrauen wir."

 

Sekretär Heinsenius:

"Welchen Weg die Justiz einschlägt, ist für uns noch nicht klar. Aber wir sehen für uns im Moment eine notorische Ungleichheit. Wir sehen Betrug als Grundlage für ihre Räubereien. Die sind besessen, weil sie nun meinen, sie haben die Oberhoheit über das gesamte Umland. Sie behaupten in allen schriftlichen Entscheidungen fest und stur, dass sie unsere Übernachbarn sind. Wir sind aber genauso Bürger von Groningen-Stadt-Land mit allen Rechten, ja auch mit vielen Pflichten."

 

Onno Tamminga:

"Wir dürfen nicht den Eindruck vermitteln, dass wir Bittsteller sind. Nein, wir sind keine Bittsteller. Sie behandeln uns Leute als Provinzler und nicht als Bundesgenossen. Wir haben uns doch schon genug eingebracht mit allen unseren Kräften und unseren Familien. Wir haben genug für unser Vaterland getan. Genau deshalb haben wir doch auch besondere Rechte im Verbund Groningen-Stadt-Land und natürlich doch auch in der Union von Utrecht. Deshalb stützen und berufen wir uns doch auch auf das Recht und auf die Justiz und auf einem unparteilichen Bericht aus s`Grafenhage."

 

Dr. Scato Gockinga:

"Die ständigen Belehrungen und Störungen der Abläufe in unseren Dörfern durch die Groninger Bürgermeister und Räte müssen aufhören. Wir benötigen eine überparteiliche Regelung in dieser Sache. Alle feindlichen Attacken und Überfälle, die Gewalt an Menschen, Gebäuden und Tieren kann man nicht mehr erdulden. Gefängnisaufenthalte und Strafandrohungen und die vielen überbordenden Verordnungen durch die angebliche Obrigkeit müssen enden."

 

Sekretär Heinsenius:

"Ich bin für eine harte und klare Formulierung. Was haltet ihr von diesen Textbausteinen: Wir sind genauso Mitglieder dieser Provinz und damit Bundesgenossen von diesem Staat und erbitten Beachtung und Unterstützung. Wir erbitten eine freie Anhörung bei Ihrer Hochmögenden. Wir erbitten eine Verwaltung durch eine unabhängige und unparteiliche Justiz. Genauso, wie es die Hochmögenden schon am 17. September 1639 vorgeschlagen haben. Wir treten nicht als Ommelanden Bittsteller auf. Wir bitten klar um  Unterstützung, damit wieder das alte Recht in Groningen-Stadt-Land beachtet wird, so wie es bei der Vereinigung in der Union von Utrecht verfügt worden ist."

 

Onno Tamminga:

"Gut Sekretär Heinsenius. Aber wir brauchen auch noch den Hinweis oder ein Anschreiben für alle unsere Abgeordneten und handelnden Personen. Alle diese Leute und auch alle Kommandeure, Offiziere und Soldaten, die in Dienst oder in dieser Provinz zur Verteilung stehen, müssen wissen, dass sie zukünftig dieses Kriegsvolk  nicht einsetzen dürfen, für solche schmutzigen Aktionen wie gegen Sebo Huninga, seine Familie und sein Wohnhaus.

Es dürfen keine weiteren erpresserischen Auswirkungen durch das Kriegsvolk durchgesetzt werden. Das ist nicht ihre Aufgabe. Sie sind allein für den Schutz aller Bürger und Bürgerinnen im Verbund Groningen-Stadt-Land zuständig und nicht einseitig für die politischen Träumereien von den Groninger Bürgermeistern und Räten."

 

Sekretär Heinsenius:

"Ich gehe noch einen Schritt weiter. Alle Leute, die beim Einsatz gegen Huninga und im Oldambt sich von den Groningern benutzen lassen haben und auch die Soldaten, die daran teilgenommen haben, sollten nicht nur zur Rede gestellt werden, sondern sollten auch mit der Rückgabe ihrer Entlohnung und auch noch anders bestraft werden. Alle, angefangen von den Bürgermeistern und Räten, vom Drost de Valcke bis zum Landschreiber, Stadtsekretär und den bewaffneter Soldaten, alle, die in der Nacht diesen ungesetzlichen Angriff auf Huningas Wohnhaus unterstützt haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Sie wollten unseren Bevollmächtigten Herrn Huninga gefangen nehmen und nach Groningen verschleppen. Ein fieser Plan steckte dahinter, um sein Leben zu nehmen und zusätzlich sein Gut zu rauben. Aber eine solche Entscheidung stand allen Beteiligten nicht zu. Ein kurzer Aufenthalt in einem Gefängnis wird dafür bestimmt Sorge tragen, dass sie sich zukünftig zurückhalten bei ungesetzlichen Maßnahmen."

 

Iwo Auwema:

"Diese Herren von der Stadt sollten uns Häuptlinge mehr Respekt entgegen-bringen. Die sollen sich für ihr bisheriges Verhalten schämen. Sie sind nicht die Oldambter Vorgesetzen oder gar Herrscher. Wir haben in unseren Dörfern als Häuptlinge gute nachbarschaftliche Verbindungen aufgebaut. Man darf uns nicht für dumm verkaufen und uns als Untertanen ansehen. So etwas ist ein Verstoß gegen die Oldambter Menschen und auch für die zukünftigen Bewohner dieses Bereiches zwischen der Ems und der Lauwers. Das Ommelander Recht muss gewahrt bleiben. Ich werde den Antrag gerne unterzeichnen."

 

1. November 1639

 

Auch Offiziere und Soldaten in den Forts und Schanzanlagen wurden angeschrieben. Sie sollten sich nicht weiter benutzen lassen und nicht mehr gegen die Oldambter Privatleute handeln (sinngemäße Übersetzung aus den in "alt-holländisch" erstellten Schreiben):

 

"Edele, Ehrenfeste, Ehrbare, Mannhafte.

Die Herren Bürgermeister und Räte der Stadt Groningen haben privatrechtliche Maßnahmen gegen die aus dem Oldambt gemacht, um einige zu zwingen und dafür haben sie die Soldaten aus den nächstliegenden Forts benutzt und gleichzeitig weitere Soldaten (neben zwei anderen Kriegsleuten, die sie weiterhin bei sich hatten) eingesetzt, um den Ehrbaren Oldambter Drost und Sekretär in Winschoten in der jüngst vergangenen Zeit im Monat Oktober zu unterstützen.

 

Das Haus unseres Ehrbaren Edelen Jonkers und Bevollmächtigten Sebo Huninga wurde bei Nacht und Unzeit besetzt. Man wollte ihn festzusetzen und gefangen abführen. Es ist missglückt, aber dennoch war es ein Frevel, denn auch der Hof der Union der Vereinigten Niederlande hatte verfügt, dass er nicht angetastet werden darf. Die eingesetzten Soldaten und das Kriegsvolk, die für unseren Schutz in den Garnisonen bereit stehen, wurden zu einem Rechtsbruch benutzt.

 

Soldaten, die vom Oldambt, von der Stadt und anderen Teilen dieser Provinz unterhalten und bezahlt werden, hat man widerrechtlich eingesetzt gegen einen Eingesessenen, aber letztlich damit auch gegen  das Oldambt und dessen Verantwortliche.

Es sollte doch feststehen, dass kein Kommandeur dieser Provinz-Stadt-Land Dienst leisten oder Hilfe leisten darf gegen irgendwelche Personen außerhalb des festgesetzten Aufgabengebietes.

Auch wenn die Anfrage von Groninger Verantwortlichen gekommen ist, die Soldaten hätten nicht aus der Garnison herausgeführt werden dürfen zu einem widerrechtlichen Einsatz auf den Dörfern des Oldambts.

 

Deshalb haben sämtliche Herren von den Ommelanden, insbesondere die Junker, Häuptlinge, Eigenerben und Bevollmächtigen von den Kirchspielen einheitlich beschlossen und für gut befunden, dass man die Edelen Ehrbaren Ehrenfesten wohl ernstlich davon in Kenntnis setzen und ermahnen sollte, zukünftig so zu handeln, dass kein Kriegsvolk außerhalb der vorgegebenen Aufgaben eingesetzt wird zu Lasten der Herren Abgeordneten von Stadt und Land. Sie sollten in den jeweiligen Garnisonen, Forts, Schanzen und Redouten oder anderen Plätzen verbleiben.

Die Soldaten sollen sich nicht (länger) durch die Edelen Ehrbaren Herren für sich selbst oder zu Handlungen gegen Eingesessene des Oldambts oder anderen Bereichen der Provinz, unter welchen Voraussetzungen auch immer verlangt, benutzen oder missbrauchen lassen.

 

Damit so etwas zukünftig nicht mehr passiert, gedenken die Herren vom Oldambt/Ommelanden das zu verhindern und setzen auf Maßnahmen dagegen … damit (zukünftig) die Edelen und Ehrbaren  respektvoll behandelt werden zur Vermeidung von Missverständnissen, damit nicht (später etwas) reguliert werden muss. (Man sollte) die anderen Offiziere und Soldaten daran erinnern.

 

Nach getaner Information (bitten wir) diesen von Ihren Ehrbaren unterzeichneten (Brief) an den Boten wiederum zurückzugeben. Worauf wir uns verlassen in der Hoffnung auf den Schutz des Allmächtigen. Groningen den 1. November 1639."

 

Unterschrieben für die Edelen und  Ehrbaren, guten Freunde der sämtlichen Herren aus den Ommelanden zwischen Ems und Lauwers  von Onno Tamminga und durch den Sekretär Jodocus Heinsenius zusammengestellt.

Der Bote der Ommeländer übergab diese Nachricht am 5. November 1639 an dem Sergeanten von Winschoten, Matthias Hallersteyn, mit dem Hinweis, dass die Post bestimmt sei für die

 

Edelen, Ehrenfesten, Ehrbaren, Mannhaften Kommandeure aus den Forts Leerort, Lang-Akkerschans, Bellingwolde, Bourtange und Winschoten sowie anderen Plätzen wo einiges "Kriegsvolk" in Garnisonen oder Liegenschaften sich befinden sowie innerhalb dieser Provinz zur Unterstützung stehen

 

Einige Offiziere in den Garnisonen und Forts bestätigten mit ihrer Unterschrift den Eingang des Schreibens: D. van Heerma, Goslijch van Heerma, Bellingwolderschans, D.A.V. Bonnema, Eppo Hero van Renssen.

 

Staatkundige kaart van Groningen en Ommelanden voor 1795. (Franse inval van de Nederlanden), met daarop afgebeeld de interne grenzen van de kwartieren en onderkwartieren, indicatie van de grenzen van het voormalige Reiderland, de belangrijkste plaatsen en waterwegen in de 17e en 18e eeuw, de kustlijn van de Dollard in 1520 (grootste omvang), en geeft in tekst belangrijke historische staatkundige gebeurtenissen weer. NL Berendsen - Eigen werk aus Wikipedia – frei nutzbar gem. CC BY-SA 4.0 -

Staatkundige kaart van Groningen en Ommelanden voor 1795. (Franse inval van de Nederlanden), met daarop afgebeeld de interne grenzen van de kwartieren en onderkwartieren, indicatie van de grenzen van het voormalige Reiderland, de belangrijkste plaatsen en waterwegen in de 17e en 18e eeuw, de kustlijn van de Dollard in 1520 (grootste omvang), en geeft in tekst belangrijke historische staatkundige gebeurtenissen weer. NL Berendsen - Eigen werk aus Wikipedia – frei nutzbar gem. CC BY-SA 4.0.
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2. November 1639

 

Bei einem weiteren informellen Treffen von ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern und Kommissaren während des Ommelander Landtages am 22. Oktober 1639 in Appingedam gab es erheblichen Redebedarf. Noch immer waren die Herren missgestimmt.

 

Deutlich wurde dabei Junker Onno Tamminga für das Hunsingo:

"Das von den Herren Bürgermeistern und Räte der Stadt Groningen veröffentlichte Dekret gegen unseren Edelen und Ehrbaren Junker Sebo Huninga können wir nicht hinnehmen. Er wurde von uns allen als Bevollmächtigten beider Oldambten eingesetzt.

 

Iwo Auwema für das Westerquartier:

"Die Edelen und Ehrbaren Herren bezeichnen sich Vorgesetzte des Oldambts und wir Eingesessenen werden für sie nur als Untertanen und Subjekte von Stadt und Magistrat von Groningen angesehen. Was sind das denn für Manieren?"

 

Albert Christoffer Arnsma für das Fivelingo:

"Wir bewerten diese Sache als Störfeuer. Wer unseren Beauftragten Sebo Huninga bestrafen will, erniedrigt damit auch alle Bewohner und Führungskräfte dieser Region. Damit wird die Freiheit der Menschen insgesamt erheblich beeinträchtigt. Das ist Bruch der Provinzverträge und damit wird die Region gespalten. Meine Herren Sekretäre Dr. Gockinga und Dr. Heinsenius, bitte erstellen Sie gemeinsam auf der Grundlage dieser Gespräche hier in Appingedam ein Protestschreiben. Wir können nicht länger schweigen."

 

Dr. Scato Gockinga und Dr. Jodocus Heinsenius fassten die Beschlüsse zusammen. In ihrem Abschlusssatz  fügten sie dem Appingedam-Protokoll vom 2. November 1639 hinzu:

 

So ist für gut befunden und beschlossen worden, dass gegen die Herren Bürgermeister und Räte ein formeller Protest gestellt werden soll.

 

Aus einem weiteren "Sendschreiben" (eher: Benachrichtigung) vom 8. November 1639  der Ommelanden an "Die Hochmögenden Herren, meine Herren, die Herren Generalstaaten der Vereinigten Niederlande in s´Grafenhage", zusammengestellt und unterzeichnet durch Onno Tamminga und Sekretär Jodocus Heinsenius, hier ebenfalls einige "sinngemäße Übersetzungen aus den alt-hollandischen Texten:

 

"Hochmögende Herren! Es gibt zurzeit Ärgernisse im Oldambt, einem vornehmen Teil dieser Provinz von Stadt und Land, auch Mitglied und Bundesgenosse von diesem Staat und Regierung, in der "Union von Utrecht" auch anerkannt und angenommen.

Es werden Personen (gemeint: aus dem Oldambt) von den Bürgermeistern und Räten der Stadt Groningen in ihrer Freiheit und Gut erheblich beeinträchtigt. Andauernd gibt es hier Klagen, dass man das Gut und die Freiheit (hier die Bürger von Oldambt) einschränkt, einige wurden ins Gefängnis gesteckt und andere wurden geärgert und traktiert.

 

Gegen alle diese Verstöße wurde Einspruch erhoben. Es wurde alles Ihrer Hochmögenden mit Vollmacht an Sebo Huninga vorgetragen, um eine Korrektur zu erhalten, damit kein Mensch der Welt in seinem Recht, kein liberal eingestelltes Mitglied und Bundesgenosse dieses Staates und Mitglied in der "Union von Utrecht" die Unterstützung verweigert wird.  Man möchte "einen freien Mund" erhalten, um alle Klagen "im Schoß von unserem Hochmögenden vorzutragen", ohne dass man "Gewalt oder Belästigung erfahren muss".

 

Respektlos haben Bürgermeister und Räte gehandelt. Sie haben den Bevollmächtigten (Sebo Huninga), der auf das Haus s`Grafenhage zugegangen ist, verfolgt, bei Nacht und zu Unzeiten, seine Türen vom Haus aufgebrochen, mit Kriegsvolk das Haus besetzt und dort Personen festgesetzt und gefangen, um sie aus dem Oldambt abzuführen, gegen die Anweisung von Ihrer Hochmögenden. 

 

Sie (die Groninger) haben danach mit harten Erlassen nicht allein gegen diese Personen gehandelt, sondern auch gegen sämtliche Eingesessenen des Oldambt "auf allen öffentlichen Plätzen, auf Straßen, Märkten und Kirchstühlen publiziert". Sie wurden zu Untertanen und Subjekten von der Stadt und Rat von Groningen (erklärt), wogegen wir öffentlich protestieren und (deshalb sollte man) vorläufig alles unterlassen, bis wir von Ihnen Fortschritte für unsere Angelegenheit und den (angefragten) Rat erhalten.

 

Bevor es zu einer (weiteren) Ungeduld bei den Eingesessenen kommt, weil täglich mehr und mehr handeln, sollte Ihre Hochmögenden mit gewohnter Weisheit urteilen.

 

Es ist allen bekannt, dass die betroffenen Eingesessenen mit der gleichen Vollmacht wie an Ihre Hochmögenden auch bei den Ehrbaren Ehrenfesten delegierten Richtern protestiert haben.

Was uns betrifft: Wir (wollen lediglich) freies Gehör bekommen und von Ihrer Hochmögenden und der Administration eine unparteiische Justiz erhalten, ohne in der Zwischenzeit mit Gewalt, Attentaten und feindlichen Prozeduren überfallen (belästigt) zu werden.

 

Desto mehr möchten wir bitten, dass man uns versichert, dass Ihre Hochmögenden uns Schutz gewährt, für die freien Menschen und Eingesessene dieser Provinz und Bundesgenossen von diesem Staat, namentlich die Eingesessenen der Oldambten insgesamt und die Bevollmächtigten (gemeint Huninga / Edsens / Matthiae). Eine ständige Sicherheit (garantiert) gegenüber Ihrer Ehrenwerten und auch von Ihrer Hochmögenden bis zur vorher genannten Terminvereinbarung vom 17. September 1639. Uns (alle) zu beschützen, solange diese Streitereien anhalten, vor Gewalt und feindlichen Dingen, jedoch mit ordentlichem Gehör durch Ihre Hochmögenden und eine ordentliche Justizregelung.

 

Welchen Justizweg man auch eingeht (falls Ihre Hochmögenden ein Urteil und eine Korrektur beschließen), dass danach kein Mensch in dauernder Ungleichheit gestellt wird und in Besessenheit von einem Nächsten (die Groninger) fällt.

 

Mit keiner Rede der Welt sollten schwierige (Angelegenheiten) mehr oder weniger verweigert werden. Worauf wir uns verlassen, Hochmögende Herren! Wir bitten den Allmächtigen, dass Ihre Hochmögenden ein glückseliges schnelles Entscheiden (regeln) und die Regierung in seinen gnädigen Schutz nehmen mag.

 

Ihrer Hochmögenden dienstwilligen Freunde, die Junker, Häuptlinge, Eigenerben und Bevollmächtigten von den Ommelanden zwischen Ems und Lauwers"

 

19. November 1639 – Sturmglocken läuten

 

Es gab weitere Hilfe für Huninga, wie am 19. November 1639. Zwei Stunden lang hatte man die Glocken läuten lassen, um Unterstützung für ihn einzuwerben. Das war schon ein enormer Druck aus den Reihen der Bevölkerung und beste moralische Unterstützung für Sebo Huninga. Die Stadt Groningen gab auch nicht auf und wollte die Bestrafungen fortsetzen und auch Huningas Mitverschwörer, wie sie es nannten, weil es keine offiziell bestellte Oldambt-Kommission wäre, die Hauptleute Wirtio Matthiae und Doedo Edsens verurteilen.

 

Es gab danach weitere Eingaben von den jeweiligen Sekretären hervorragend vorbereitet und ausgearbeitet. Die Drucker von Groningen konnten sich die Hände reiben. So viel Papier und Druckaufträge. Tag und Nacht hatten die Drucker zu tun. Einige der Ommelander Proteste wurden wieder von den Bevollmächtigten  Sebo Huninga, Wirtio Matthiae Menso Hendricks, Ubbo Memmes, Doede Edsens, Frerick Phebes unterzeichnet, die trotz der Anfeindungen und Strafandrohungen nicht aufgaben.

 

17. Dezember 1639

 

Am 17. Dezember 1639 waren für die Ommelanden Edzard Jacob Clant und Syndicus Heinsenius zum Hof von Haag entsandt worden. Sie trugen auch dort einen erarbeiteten Protest vor (Übersetzung aus den "alt-holländischen" Texten):

 

"Die Junker, Höflinge, Eigenerben und die beauftragten Mitglieder des Ommelandes, haben die Verurteilungsunterlagen vom 17. Oktober 1639 eingesehen. Die strenge Bestrafung durch die Bürgermeister und Räte der Stadt Groningen, gegen den Edelen Ehrbaren Herrn Sebo Huninga, einem Eingesessenen des Oldambts, ist nicht hinnehmbar.

 

Diese (Groninger) Herren setzen sich als Oldambter Häuptlinge ein und zaudern nicht, das Wort Vorgesetzter oder Landeshoheit zu benutzen und meinen damit, dass sie die Souveränität des Landes an sich ziehen könnten. 

 

So eine Anmaßung haben wir noch nie gehört im Zusammenhang mit einem vorgeworfenem Verbrechen gegen die majestätische Ordnung und dafür als Strafe festsetzt, Sebo Huninga aus der Stadt und dem Oldambt zu verbannen.

 

Dieses Urteil nehmen wir nicht hin, denn die Stadt Groningen hat nicht die Befugnis über die gesamte Provinz zu entscheiden. Sie hat nicht die Landeshoheit über das Oldambt oder über andere Teile dieser Provinz, denn alle Bundesgenossen in dieser Gemeinschaft sind gleich-berechtigte Partner.

 

So protestieren die Herren der Ommelanden gegen alle diese Anpassungen und die Auswüchse von Bürgermeister und Räten van Groningen.

Wir verlangen, dass dieses Urteil für nichtig erklärt wird, und berufen uns auch in diesem Zusammenhang auf alle Vereinbarungen, die wir mit den Hochmögenden am 21. Januar 1597 geschlossen haben. Auf der Grundlage dieser Beschlüsse kann die Stadt Groningen nicht allein als Souverän handeln und die Macht an sich reißen.

 

Außerdem ist in diesem Fall eine Verurteilung nicht möglich, weil der Handelnde im Auftrag des Oldambts agiert hat. Die Stadt kann hier nicht das Recht biegen, weil sie sich einbildet, die Landeshoheit zu besitzen."

 

19. Januar 1640

 

Es war keine  Verhandlungsbereitschaft sichtbar. Die Konfliktparteien handelten mit noch mehr Überheblichkeit in ihren Texten. Zu groß war die Rivalität und zu riesig das Misstrauen. Sie fühlten sich immer wieder betroffen und preschten ohne zu zögern und zu zaudern vor, statt manchmal zurückhaltend zu reagieren. Es waren richtige Hetzkampagnen und Beschimpfungen in den jeweiligen "Arbeitspapieren" zu finden. Eine Lawine des Hasses, ja, eine Nachrichten-flut überschwemmte Groningen und die Ommelanden.

 

Der emotionale Überschwang von den Verantwortlichen führte letzten Endes zu Sprachlosigkeit und Unverständnis. Es ging allein um die Führungsrolle in der Region. So ist auch die Anweisung, ein Plakat der Bürgermeister und Räte vom 19. Januar 1640 zu bewerten: sie waren unbelehrbar!

 

Die Bürgermeister und Räte in Groningen waren wieder zusammengekommen und erstellten ihr neues Plakat für die Öffentlichkeit unter der Anleitung ihres Sekretärs Johannes Birza, der den Text dann auch anschließend unterschrieb und weiterleitete.

 

Johannes Birza trug seine Meinung vor: "Der folgende Text sollte auf jeden Fall auf die Situation hinweisen, die hier herrscht. Mein Textbaustein lautet in etwa so: Wir haben Infos erhalten, dass einige böse aufrührerische Menschen in den Oldambten gegen unsere verschiedenen Plakate sowie unsere Resolutionen handeln. Wir fordern hier die Leute zum Widerspruch auf. Hier werden diese Menschen zur Rebellion gegen ihre eigene Oberhoheit angetrieben. Sie schaden damit die Stadt und alle guten und treuen Eingesessenen."

 

Pieter Eissinge:

"Gut Birza. dass wir unsere bisherigen Mandate wieder erneuern und ernstlich allen Oldambter Eingesessenen raten, die erforderlichen Zahlungen nur an uns zu leisten. Diese von diesem Heinsenius verordneten Aufforderungen zur Selbstsammlung müssen aufhören."

 

Auch Sekretär Robers machte einen weiteren Vorschlag:
"Dieser Kerl, dieser Schriftverfasser muss auch bestraft werden. Was bildet der sich ein. Wir sind die Autorität. Es sollte für alle warnend hinzugefügt werden, wer in seinem Haus solche Zahltage duldet oder arrangiert, muss mit einer Strafe von sechshundert CarGulden rechnen. Für jede Person der sich an so einem Zahltag beteiligt wird eine Strafe von vierhundert CarGulden festgesetzt. Diese Strafe sollte doch ein deutliches Signal sein. Auch für die Einnehmer der Zahlungen sollten dreihundert Gulden Strafe verfügt werden."

 

Eissinge:

"Klar, damit sind Bürgermeister und Räte einverstanden. Sollte man trotzdem unsere Verordnungen nicht beachten, muss der  Bericht deutlich machen, dass alle diese Fesseln, Rentenbriefe und andere Schulden, die ohne unser Wissen und unser Einverständnis und Genehmigung von den Oldambtern gemacht wurden, von uns für null und nichtig erklärt werden. Bei Strafe von dreimal so viel, wie die vorgegebene Schuld beträgt."

 

Sekretär Birza:

"Wir sollten den ausführenden Beamten eine Richtlinie geben. Wir sollten für alle sichtbar und klar formuliert festhalten, dass man unseren ausführenden Beamten, vom Drost, über Amtmann, bis zu den Landschreibern und Gerichtsdienern unterstützen muss bei ihrer Arbeit. Alle unsere Handlungen dienen der Wohlfahrt der gesamten Gemeinschaft. Wer hier zum Aufruhr verführt, zerstört die Entwicklung der Region und es führt zum Stillstand oder zum Unheil. Wir müssen auf die guten Eingesessenen einwirken."

 

27. Januar 1640

 

An diesem 27. Januar 1640 waren in Südbroek nicht nur die Mitunterzeichner und Freunde von Sebo Huninga in großer Besorgnis. Bei diesem Treffen in Südbroek verhandelten Dr. Eysonius, Dr. Gockinga, Dr. Heinsenius, Doedo Edsens und Wirtio Matthiae mit einem großen Teil der Eigenerben und Landbesitzer, wie man die schriftlichen Attacken der Groninger und auch deren militantes Vorgehen gegen Sebo Huninga begegnen wollte.  

 

Doedo Edsens reagierte als erster in der Gesprächsdauer sauer: "Sind das nicht Banausen? Sie haben eine klare Entscheidung aus s`Gravenhage erhalten. Sie sollten sich vorerst enthalten. Sie sollten keine Strafaktionen gegen unseren Freund Sebo Huninga veranlassen. Was machten diese wildgewordenen Herren? Sie beauftragten ihren Drost Otto de Valcke. Sie marschierten nach Beerta und mit militärischer Gewalt stürmten sie ein Privatgebäude. Dort wurden Menschen verunsichert, drangsaliert, gequält. Was hat das alles mit einem geordneten Verfahren zu tun? Was hatte das mit Vertrauen zu tun?"

 

Wirtio Matthiae nickte:

"Die Bürgermeister und Räte von Groningen machen einfach so weiter. Sie führen Verfahren durch. Sie haben wohl auf alle Oldambter einen abgrundtiefen Hass und werden davon aufgefressen. Sie zerstören damit doch das gemeinsame Fundament.

So kann man doch nicht mit diesen Leuten Zusammenleben. Wir müssen befürchten, dass sie morgen mit ihren Beamten und Soldaten bei Doedo und bei mir auftauchen. Wie sollen wir da nur unsere Familien schützen?"

 

Dr. Theodorus Eysonius:

"Sie hängen unerschütterlich nach wie vor ihre Plakate an die Pforten, auf Märkten, Kirchentüren und anderen Plätzen aus. Sie rufen alle Oldambter dort als öffentliche Verbrecher aus. Das ist eine böse Angewohnheit. Ja, meine Herren, ich befürchte auch, dass nach der Attacke auf das Haus von Sebo Huninga auch Sie befürchten müssen, dass man Sie in den Knast von Groningen unterbringen will. Die Herrschaften der Stadt glauben tatsächlich an ihre unangreifbare Macht."

 

Dr. Jodocus Heinsenius trug vor:

"Gegen diese Stadtprozeduren haben wir schon so viele unnötige Wege durch unsere Boten machen lassen. Sie bringen unsere schriftlichen Anträge und guten Briefe zu den Bürgermeistern und Räten. Doch als Antwort gibt es nur Hass und neuen Ärger. Wir müssen einen eindeutigen, klaren Protest formulieren und nach Groningen und auch nach s`Gravenhage übersenden. Das sehe ich im Moment als einzige Lösung für unsere Probleme."

 

Die anwesenden Personen signalisierten mit lauten Zwischenrufen ihr Einverständnis dazu. Dr. Jodocus Heinsenius war zufrieden und schrieb schon einmal die ersten Zeilen für einen Protest auf, ohne dass Dr. Eysonius, Wirtio Matthiae und Doedo Edzens ihn dazu aufgefordert hatten: "Edele, Ehrenwerte, Weise, umsichtige Herren, die Herren Bürgermeister und Räte von Groningen…"

 

Waren es vernünftige Oldambter? Waren es Weise Groninger? Handelten alle Personen nicht unsachlich? Steuerten sie nicht gerade kein Rettungsboot an? Wurde nicht alles in Frage gestellt, was sie gemeinsam erreichen wollten? Doedo Edsens und Wirtio Matthiae hatten gemeinsam mit vielen Eingesessene der Oldambten das Protestschreiben unterzeichnet. Sie hatten es als ihre Pflicht angesehen, so zu handeln.

 

Doedo Edsens war über ihre Planungen und Gemeinsamkeiten erfreut: "Unsere Freunde und Nachbarn können sich auch weiterhin auf uns verlassen. Wir werden nicht einknicken, nur weil man Sebo Huninga und uns am liebsten noch heute in Ketten legen will und nach Groningen verschleppen möchte."

 

Wirtio Matthiae:

"Du hast recht Doedo. Es geht um die Freiheit von uns. Wir müssen unser Gut schützen, wenn es sein muss auch mit unserem eigenem Blut. Wir müssen uns deshalb rechtzeitig Waffen besorgen, bevor sie uns an den Kragen gehen."

 

Dr. Eysonius:

"Die Räte und Bürgermeister machen ungeachtet der bisher von Den Haag angeordneten Maßnahmen weiter. Ist das nicht Verachtung des Königshauses? Ist das nicht Bruch der Union? Auf den Groninger Straßen hängen weiterhin diese miesen öffentlichen Publikationen aus. Sie tanzen uns und der Hoheit auf der Nase herum. Alle ihre Regelungen gegen Sebo Huninga, zur Steuerpolitik, dem Fischereiwesen auf dem Reitdiep, der Torfabfuhr und so weiter zielen doch nur darauf ab, die Ommelander und Oldambter Bevölkerung einzuschüchtern und zu schädigen."

 

Dr. Scato Gockinga:

"Liebe Kollegen, liebe Menschen hier in der Versammlung. Ja, es geht um ein geordnetes Zusammenleben in unserer Provinz. Es geht um den Vertrag mit unserem Bundesgenossen aus Groningen. Wir fordern nur das gleiche gemeinsame Recht ein. Darüber setzen sich Bürgermeister und Räte hinweg. Deshalb müssen wir ein Schreiben aufsetzen, um durch das Nachdenken und Schlichtung von Ihrer Hoheit, durch die Union von Utrecht, eine Entscheidung zu erhalten, die wieder den ordnungsgemäßen Schutz für uns alle sicherstellt."

 

Dr. Heinsenius:

"Ja, so müssen wir uns einbringen. Wir müssen vortragen, dass es um die Provinzialhoheit und um die Souveränität von Stadt und Land geht. Es geht um freie Menschen.

Ich finde die Provinzhoheit kann es vertragen, dass wir mit gutem Gewissen hinterfragen, ob Groningen uns mit abfälligen Worten und bösen Entscheidungen von der Staatssouveränität entfernen darf, weil sie glauben, sie stellen die Majestät und sind das Königshaus über die gesamte Provinz."

 

Dr. Eysonius:

"Das Oldambt hat freie Menschen und sind solide Bundesgenossen. Dieser Teil von der Provinz gehörte schon 14 Jahre vor den Groningern zur Union von Utrecht. Damals haben die noch für den spanischen König gekämpft. Die Logik daraus ist doch, dass man gerade deshalb mehr Vertrauen auf uns setzen sollte. Wir sind nicht Bürger zweiter Klasse. Hier sind Oldambter Häuptlinge, die eine vernünftige partnerschaftliche Entscheidung erwarten. Groningen hat das zu respektieren und sie dürfen alle Oldambter nicht als minderwertig einstufen, nur weil sie nun der Auffassung sind, sie sind die uneingeschränkten und überlegenen Herrscher über die gesamte Region von Groningen-Stadt-Land. Nein, wir fordern für Sebo Huninga und für alle anderen Bürger die Freiheit zurück."

 

Dr. Jodocus Heinsenius:

"Man muss alle unsere Probleme im Ommelander Parlament behandeln. Hier muss geprüft werden und entschieden werden, was zu tun ist. Die Groninger haben unser Vertrauen in ein sachgerechtes Entscheiden missbraucht. Sie haben gehandelt wie Barbaren und nicht wie vernünftige gut ausgebildete Rechtsberater, die Entscheidungen mit Einsicht, Weitblick und Vernunft regeln."

 

Wirtio Matthiae:

"In dem Text sollte stehen, dass sie dieses rücksichtslose Handeln gegen die Oldambter aufgeben müssen, damit wir wieder Vertrauen erhalten. Ihre Hochmögenden sollten die Bürgermeister und Räte ernstlich auffordern oder gar ermahnen, dass man uns mit mehr Respekt behandeln muss."

 

Wirtio Matthiae und Doedo Edsens unterzeichneten am 27. Januar 1640 erneut als Bevollmächtigte das gemeinsam erarbeitete Protestschreiben für den Hof der Niederlande in Den Haag/s`Grafenhage, auch mit einer harten Schlussfolgerung (sinngemäß):  

 

"Wir protestieren auf Nullität gegen alle Schriftstücke, die zu den Differenzen führten oder seit einiger Zeit durch Machtworte erfolgt sind und wir erwarten ein hochweises Urteil.

Wir erwarten nach Prüfung als Ergebnis, dass die Rechtmäßigkeit unserer Beschwernisse anerkannt werden und dass man danach keine weiteren Maßnahmen gegen uns vornimmt, damit die geltenden Beschlüsse des bisherigen Bündnisses von Recht und Gesetz in Kraft bleiben, für die Edelen und Ehrbaren Herren in Groningen und uns, und auch zum Schutz der Union von Utrecht und dem fundamentalem Gesetz von unserem Staat, zugleich auch zum Ansehen von Ihrer Hochmögenden im eigenem Interesse. Gleichzeitig erwarten wir so viel Respekt von den Edelen und Ehrbaren Groninger Herren für diese so hochwichtige Sache und hoffen auf Gott, dass das Anschreiben auf eine unabhängige Justiz trifft, worauf wir uns stützen und berufen."

 

Zwar war die Groninger Kammer schon 1594 als Landesgericht anerkannt worden, aber die Ernennung der vier Vorsteher und deren Besoldung blieben bei der Stadt. Ihre Vereidigung musste jedoch von den Staaten vorgenommen werden. Der Vorsitzende und die Sekretäre wurden von den Staaten auf Lebenszeit ernannt.

 

Stadt und Ommelanden konnten sich nicht auf die Art der Ernennung des Vorsitzenden einigen, so dass erst 1640 ein "Leutnant" gewählt werden konnte. Die Stadt und Ommelanden hatten jeweils einen Kandidaten vorgeschlagen. Die Entscheidung fiel per Los zugunsten des städtischen Kandidaten Barthold Wicheringe. Erst nach seinem Tod am 15. Oktober 1652 war die Auslosung für die Ommelanden günstig, die dann Scotto Tamminga nominierten.

 

Natürlich wollten die Ommelander auch in diesem Bereich mehr Einfluss erhalten. Das gelang aber erst ab 1645. Im Zusammenhang mit dem Beschluss den Statthalter auf Lebenszeit einzusetzen, wurde auch die Erweiterung der Kammer um vier Mitglieder geregelt. Davon durfte die Stadt einen Kandidaten benennen und die Ommelanden konnten drei Kandidaten einführen.

Darüber hinaus wollten die Menschen in den Ommelanden die Möglichkeit offen sehen, die Verurteilung der Häuptlinge zu revidieren. Sie wollten dafür eine eigene Kammer, aber das hat nicht funktioniert. Das Revisionsrecht wurde 1607 von den Generalstaaten anerkannt, aber erst 1615 wurde die Revisionsordnung eingeführt.

 

Der wachsende Einfluss der Stadt auf die Ommelanden führte zu immer neuen Konflikten. Hier stand oft die Rechtspflege und die Anwendung im Vordergrund. Aber auch andere Schauplätze wurden gefunden. So ging es um die Handelsbeziehungen untereinander (Stapelrecht, Steuerwesen, Fischerei, Zunftwesen, Unterkünfte und viele andere Bereiche). Als eine große Zumutung wurde beispielsweise angesehen, dass alle Waren, die in der Stadt und den Ommelanden produziert wurden, wie Getreide und Bier zunächst in der Stadt gehandelt werden mussten.

 

24. Juli 1640

 

Über die Erhöhung der Steuern waren die Groninger Gegenspieler sehr besorgt, ja sie kamen dabei richtig in Rage. Es wurden einige Beschwerden nach Groningen entsandt. Als alle Anfragen und Bitten den Bach runtergingen, wurde auch in diesem Konfliktbereich der Hof von s`Grafenhage eingebunden. Erst am 24. Juli 1640 entschieden die Verantwortlichen der Generalstaaten zu Gunsten der Beschwerdeführer (Ommelander aber auch Groninger Bürger hatten sich beschwert). Die Generalstaaten verlangten die Rücknahme der in den Mautlisten eingeforderten Steuersummen. Doch statt der Anweisung Folge zu leisten, wurden die Groninger noch unverschämter. Vor allem für die Bewohner des Oldambt wurden Torfzölle angehoben. Es gab auch noch viele andere Möglichkeiten, um die Kasse für die Stadt Groningen zu füllen.

 

Dr. Theodorus Eissonius war empört:

"Jeder Rechtsanwalt, Notar, Brauer, Mälzer, Lebensmittelhändler, Chirurg, Seiden- oder Tuchhändler, Zapfer, Gastwirt, Bier- oder Weingroßhändler, Spirituosenhändler, Ziegelmacher, Fliesenleger, Töpfer, Kalkbrenner, Roggen- oder Getreidehändler, Butter- oder Speckhändler, Eisenwarenhändler, Goldschmied, Schmied, Bäcker, Schuster, Pferdehändler, jeder Mäster, der mehr als vier Ochsen oder Kühe verkauft, jeder Müller, Glaser muss zweimal jährlich eine Summe von zehn Brabant Stuiver an den Verwalter der Ommelanden zahlen. Jeder Kannenhändler, Kupferschmied, Büchsenmacher, Böttcher, Tischler, Stuhl-dreher, Korbflechter, Leinenweber, Kerzenmacher, jeder Käufer von Nahrungsmitteln muss die Hälfte davon zahlen."

Der Oldambter Sekretär Dr. Scato Gockinga reagierte genauso sauer: "Es gibt mehr Zölle als Tage im Jahr. Was für ein Blödsinn. Es sind so viele Zölle, die wir alle verachten, ja, man schämt sich! Es geht um Weingeld, Zapfgeld, Fischgeld, Kohlgeld, Zwiebelgeld, Marktgeld, Beestgeld, Torfgeld oder Straßenzoll. Für die ankommenden Schiffe verlangen sie eine Rudermaut. Bevor ein Schiff ablegt eine Abfahrtssteuer. Man kann den ganzen Tag neue Möglichkeiten suchen und auch noch eine Windsteuer nehmen."

 

Doch die ersten schriftlichen Unterstützer und Kämpfer "für ihre gerechte Sache" verstarben. Dr. Theodorus Eissonius und Dr. Scato Gockinga waren beide im Jahr 1641 verstorben. Der Widerstand wuchs trotzdem, weil nun Dr. Jodocus Heinsenius im Hintergrund die Fäden in der Hand hatte. Die Groninger waren nicht gewillt einzulenken. Hartnäckig und engagiert wurde dabei um die Steuerpolitik gerungen. Die Ommelander Eingesessenen und Führungskräfte beauftragen am 18. Mai 1642 ihren Syndikus Jodocus Heinsenius ein Plakat zu fertigen, mit dem Inhalt, dass niemand die illegalen hohen Beiträge an die Stadt zahlen dürfe. Alle Groninger-Zahler würden als "Verletzer der Ommelanden" und " als Störer des gemeinen Friedens und der Einheit" angesehen. Alle Zahler sollten zusätzlich eine Geldstrafe erhalten (erstellt im Juni 1642).

 

1640 bis 1643 - Reitdiep und Fischereirechte

 

Das Reitdiep wurde dabei zu einem Nebenkriegsplatz. Es ging auch hier zunächst um Steuerlasten im Fischereiwesen. Wieder wehrten sich die Oldambter/Ommelander, zunächst noch mit ihren wortgewandten Kräften Dr. Theodorus Eysonius, Dr. Scato Gockinga und später  nur mit Dr. Jodocus Heinsenius und seinen Kräften. Doch bei den Angriffen auf die Reitdiepfischer ging es schnell auch militant zu. Das Reitdiep war eine bedeutende Lebensader für die Schifffahrt und für die Fischerei. Groningen war sehr daran interessiert, dass dieser Schiffsweg befahrbar blieb. Deshalb wurde der Kanal (vorher: Hunze) auch teilweise begradigt, um eine noch effektivere Nutzung zu gewährleisten. Vor allem Pieter Eissinge stand damals als eine Art Überfigur im Blickpunkt. Aber in den Ommelanden gab es Gegenspieler.

 

Die Bestimmungen über Zunft- und Wasserrecht waren schon in ersten Besprechungen der Stadtfinanzen vom 11. Januar 1634 überarbeitet worden. Hier war entschieden worden, dass die Fischer Geld an die Stadt zahlen und eine Fischergilde bilden mussten. Diese gehörte zu den Ratszünften. In den Gildebesprechungen legten die Vertreter durch Auslosung von Stadt-Land fest, wie die Fischbänke in den einzelnen Abschnitten genutzt werden durften und durch welche Fischer. Als starke Hand wurde von den Groningern Rudolph Schuring als "Olderman" bestellt.

 

Auch wenn dieser "Olderman" Rudolph Schuring beim jährlichen Auslosungstreffen der Fischerzunft ein paar Tonnen Bier ausschenken ließ, nutzte er seine Sonderstellung böse aus.

 

Schuring war der Hauptverursacher für viele Streitigkeiten und Störungen mit seiner rüden Amtsführung im Zunft-, Stapel- und Fischereirecht, wohl besonders auch angespornt durch die Bürgermeister Pieter Eissinge und Hugo Nieveen und den Sekretären Birza und Robers, seinen Freunden aus der Studentenzeit. Die Stadt konnte mit den starken Groninger Persönlichkeiten und  ihrem Oldermann Rudolph Schuring die Gerichtsbarkeit auf dem Reitdiep ausnutzen. Bei Verstößen gegen das Stapelgesetz oder das Fischereirecht konnte eine sofortige Exekution erfolgen. Groningen führte die Geschäfte und die Fischer waren nur ihre Werkzeuge. Wenn sie ihnen nicht gehorchten, drohte ihnen die Vertreibung aus dem Land.

 

Oldermann Rudolph Schuring anmaßend:

"Auf dem gesamten Reitdiep dürfen nur Groninger Fischer fangen. Das ist doch schon lange klar. Wieso glaubt ihr, dass es hier ein Ommelander-Revier ist.

Als Oldermann der Fischergilde ordne ich an, dass ihr zukünftig alle gefangenen Fische an uns abzugeben habt. Das Recht dazu gibt mir die Groninger Fischereiverordnung. Nur mit meiner Zustimmung darf gefischt werden. Wer dagegen handelt wird bestraft nach den vereinbarten Regeln. Die Groninger haben das Gilderecht. Und ich bin hier euer Oldermann."

 

Für das Reitdiep hatten die Groninger eigens ein Kriegsschiff gekauft, um damit ihre Macht-ansprüche durchsetzen zu können. Es war mit sieben Mann besetzt und hatte eine gute Bewaffnung: "vier Musketen, ein Feuerhelm und zwei halbe Lanzen".

Die Stadtschiffer und Fischer waren aufgrund von Vereinbarungen aus dem Jahr 1627 verpflichtet, dem "Olderman" und seine ausführenden Beamten bei ihrer Arbeit zu unterstützen und Übertreter des Stapel-/ Fischereirechts anzuzeigen bzw. in die Falle zu locken. Das Personal des Kriegsschiffes hatte die Aufgabe, alle Schiffe zu inspizieren, die zur See fuhren.

 

Es gab mehrere Proteste der Ommelanden gegen das Stadtfischrecht. Es wurde mit scharfer Wortwahl beklagt, dass der Oldermann und auch einige Herren der Stadt die Fischereifreiheit der Ommelander am Reitdiep verhindern würden. Es würde den Stadtleuten nicht allein nur um die Fischerei gehen, sondern wohl darum, die Ommelander grundsätzlich zu schädigen und vom Wasserweg fernzuhalten. Die Bürgermeister und Räte ordneten auch ausdrücklich an, zu ermitteln, wie viele Freilandfischer es tatsächlich gab und inwieweit sie den Stadtfischern das Leben schwer machen würden.

 

Je größer die Zahl der Außen-Fischer auf dem Reitdiep, desto weniger Hilfe konnte der Oldermann Rudolph Schuring bei seinen Expeditionen in dieser Region erhalten. Um ihr Recht so gut wie möglich durchzusetzen, griff die Stadt zu listigen Praktiken. Der Oldermann Rudolph Schuring lud die Fischer von Oldehove und Houwerzijl ein, verschiedene Verträge zu unterzeichnen. Es sei zu ihrem Vorteil, wenn sie es täten, wurde erklärt. Und sie unterschrieben mit einer fast unverständlichen Arglosigkeit die Einschränkung ihrer Fischereirechte. Sie konnten es nicht gelesen haben, erklärten sie später.

 

Der Oldermann erhielt durch Bürgermeister und Räte die nächste Aufgabe. Dabei wurde er beim Weg in die Ommelanden von seinen alten Studienfreunden Birza und Robers und vom Stadtanwalt Johann de Mepsche begleitet. Alles wie gehabt! Unterstützung durch den Freundeskreis. Es war ein zynischer Befehl, denn sie sollten die Angelruten der Ommelander-Fischer herauszuziehen und das Verbot aussprechen, jemals wieder auf dem Reitdiep zu fischen.

 

Auch den Oldehovster und Houwerzijlster Fischern, die ordnungsgemäß eine Genehmigung beantragt hatten, wurde das Recht zum Fischen verweigert.

An Protesten von Seiten der Ommelander mangelte es nicht. Rudolph Schuring und seine Mitakteure handelten ohne Empathie. Alles war knallhart darauf ausgerichtet, allen Ommelandern das Fischen zu verbieten.

 

Jetzt wurden wieder die Ommelander Gegenspieler und ihre engagierten Führungskräfte aktiv. Sie wiesen die Fischer an, ihre Proteste wegen der großen Bedeutung der Angelegenheit fortzusetzen. Sie wurden dabei nach besten Kräften mit vielen Gegenmaßnahmen, auch militanter Art und mit vielen Textbeiträgen durch die Sekretäre, die Pamphlete und Plakate mit giftigen Wortbeiträgen erstellten, unterstützt. Mit Gewalt wurden nun auch die Stöcke der Groninger Stadtfischer in Beschlag genommen und später, in der Zahl von sechzig, nach Delfzijl gebracht. Auf beiden Seiten wurde Waffengewalt eingesetzt.

 

Inzwischen waren die Generalstaaten über viele weitere Streitigkeiten informiert worden, die bei Stadt und Land anhängig waren.

 

Am 29. Mai 1641 erteilte die Stadt Groningen ein neues Mandat. Den Freilandfischern von Houwerzijl, Barnjegat, Roodehaan und Oldehove wurde befohlen, die Stadtfischer nicht weiter in ihrem Recht zu bedrängen. Auch sollten sie die Kosten für die entfernten Stöcke sofort erstatten.

 

Auch später, als die Stadt viele ihrer Versprechungen gegenüber den Ommelanden brach und offenbar mit sehr harter Hand und alltäglicher Gewalt vorging, unterstützte die Hoofdmannen-kammer sie noch. Eine überraschende Entwicklung, denn hier saßen ja nicht nur Groninger in der Verantwortung. Vielleicht lag alles auch nur an klugen und persönlich ausgerichteten Entscheidungen.

 

Nicht verwunderlich deshalb, dass die Ommelander ihre Beschwerden weiterhin verschickten und noch hartnäckiger wurden, in dem sie Anfang 1641 eine Broschüre herausgaben, in der sie einen Überblick über die ganze Sache erläuterten und entschieden argumentierten, dass das Reitdiep ein Ommelander-Tief sei, dass über ihren Grund und Boden floss. Die logische Konsequenz aus ihrer Sicht: Es dürften nach einer Gesetzesregelung nur die Ommelander in diesem Gebiet fischen, aber sie würden großzügig handeln und auch die Stadtfischer dorthin lassen.

 

Die Kontroverse in diesem Bereich dauerte mehrere Jahre. An Misshandlungen mangelte es auf beiden Seiten nicht, und die Ommelander "Hovetlinge" beteiligten sich aktiv daran. Es wurde richtig zelebriert unter den vielen Problemfeldern, die es zwischen Stadt und Land gab, die auch weiterhin in Den Haag in diesen Jahren anhängig waren.

 

Schließlich wurde an einem Provinztag alles besprochen. Die Stadt einigte sich darauf, den Zustand vor 1637 vorerst wiederherzustellen. Aber diese Regelung war wieder nur ein Stück Papier, das man nicht beachtete. Der Oldermann Rudolf Schuring setzte seine Beschlag-nahmungen fort. Sehr gut ausgerüstet und noch dazu unterstützt von einigen Soldaten aus den umliegenden Garnisonen, die ihr Salär aufstocken wollten, die aber ohne Wissen und Genehmigung der eigenen Offiziere handelten, zog diese von Oldermann Schuring eingesetzte Truppe so gewalttätig wie nie zuvor durchs Land.

 

Die Führungskräfte der Ommelanden ließen Verfügungen und Erlasse fertigen und forderten die Bürger auf, sobald Schuring Ommelander Boden betreten würde, ihn festzusetzen.

Immer militanter wurde das Verhalten. Es gab keinen Stillstand. Im Rat wurde sogar beschlossen, sich besser auszustatten, um künftig die Interessen der Stadt auf dem Reitdiep verteidigen und absichern zu können.

 

Es folgten erneute Stellungnahmen, Erlasse und Plakate. Es gab keine Vernunft. Die Beziehungen zwischen diesen kleinen "Staatsgebilden" war nicht mehr zu kitten. Es ging nicht mehr um die Fragen des Stapelrechts, des Fischereirechts oder irgendeiner Verfügung. Es ging schlicht nur um die eigene Machtkompetenz.

In Folge dieser Streitereien kam es auch zu neuen Interessensgruppierungen. Aus zwei Parteien wurden drei und mehr Fraktionen und diese Szenerie wurde immer selbstbewusster.

 

Nur ein Teil der Ommelander intervenierte heftig gegen die brutalen Überfälle. So protestierten am 3. September 1642 die Ommeländer bei "luitenant en hoofdmanen" auch gegen den "Stadsolderman", weil der mit einem bewaffneten Schiff ein Ommelander Schiff aufgebracht habe. Das Schiff war nach Groningen abgeschleppt und im Hafenbereich an die Kette gelegt worden. Zunächst verweigerten die Hoofdmannen eine entsprechende Freigabe. Es gab keine Entspannung in diesem Streit.

Die Hoofdmannen teilten mit, dass sie die Anweisung zur Freilassung der von der Stadt festgenommenen Ommelander-Schiffer nicht erteilen wollten. Auch der Statthalter mischte sich in dieser Sache ein, und zwar zum Vorteil der Hoofdmannen.

So forderte der Statthalter gemeinsam mit den Hoofdmannen die Seefahrer Jonker Jebbo Aldringa aus Feerwert und Hindrik Gaukens aus Esinghe zur Rückgabe von Netzen, Seilen und anderen Gütern auf, die sie den Groninger Fischern bei einem Konterangriff am 30. Oktober 1641 auf dem Reitdiep mit Gewalt abgenommen hatten. Jebbo Aldringa aus Aduarderzijl. war "gedeputeerde van Stad en Ommelanden".

 

"Jonker" Ossebrand Jan Rengers und "Jonker" Jebbo Aldringa missachteten gemeinsam einige Groninger Anweisungen. Rengers und Aldringa behaupteten, sie würden zu Recht diese Maßnahmen einleiten, um sich zu schützen und seien deshalb auch nicht der Justiz von Groningen unterworfen. Zu diesem Zeitpunkt waren beide sicherlich noch gut befreundet mit dem Ommelander Sekretär Jodokus Heinsenius, oder sie nutzten seine Fähigkeiten und sein  Fachwissen, weil er die meisten schriftlichen Stellungnahmen vorbereitete. Oder benutzten sie ihn nur für ihre eigene politische Karriere?

 

Jedenfalls hatten verschiedene Ommelander Herren am 19. November 1642 einen Protest an das Bürgermeisteramt und den Hoofdmannen gerichtet. Sie erklärten das Mandat gegen Jonker Aldringa für null und nichtig, weil der Einsatz auf dem Reitdiep unter dem Ommelander Recht erfolgt sei und nicht in die Zuständigkeit von Groningen fallen würde. 

 

Doch es wurde noch dramatischer und trauriger. Im Dezember 1642, noch mitten im 80-jährigen Befreiungskrieg oder im 30-jährigen Krieg, je nach Sichtweise, gab es einen militärischen Angriff im Bereich der Provinz-Groningen-Stadt-Land. Allerdings ging es hier nicht um einen Krieg von Niederländern gegen eine ausländische Macht. Es ging nur um die Interessenspolitik der Groninger Stadtverantwortlichen. Man kann es auch als eine Art Razzia beschreiben. Eine kleine, von Oldermann Schuring geleitete und hassgesteuerte Truppe war zusammengetrommelt worden. Es waren etwa siebzig Soldaten, die in den Nachbardörfern und auf Bauernhöfen plünderten, vergewaltigten, Geiseln nahmen. Selbst schwangere Frauen wurden angeblich von diesem marodierenden Haufen von einem Deich herunter geworfen. Blinde Gewalt und die Ommelander waren wütend und ließen wieder ein Plakat drucken.

 

Sekretär Heinsenius reagierte heftig, ja böse auf das Vorgehen von Schurings Leuten: "Es kann doch nicht sein, dass dieser Oldermann Rudolf Schuring rechtswidrig und mit grausamen verabscheuungswürdigen Überfällen durch unser Ommelander Gebiet zieht. Es sind unsere freien Gewässer, die er benutzt, um die Menschen mit Waffengewalt einzuschüchtern.

Das Reitdiep auch an der Schwalbe gehört zu unserem Territorium. Punkt und aus. Den Ommelander Schiffern wurden Schiffe und Gut gestohlen.

 

Das eingesetzte Kriegsschiff von Groningen hat unter dem Befehl von Schuring gehandelt. Von dem Kriegsschiff wurde mit Musketen, Rohren und Gewehren gefeuert. Es war ein zerstörerischer Überfall auf unsere Provinz. Boote wurden mitgeschleppt und liegen in Groningen an der Kette. Man hat unseren Leuten, die vom Fischfang leben und überleben müssen die Fischstöcke abgenommen. Das war nur der Anfang einer miesen Aktion. Schurings Leute sind an Land zu den Häusern der Menschen gezogen und haben dort herumliegende Fischgeräte ergriffen und zerstört. Außerdem die Anker und Seile der Schiffe gekappt und die Schiffe dann treiben lassen. Auch Fischkarren und Fisch wurde geraubt. Wobei schwangere Frauen, die versuchten ihr Gut zu beschützen, von den Deichen gestoßen wurden. Auch andere Gewalttätigkeiten wurden vorgenommen. Wir müssen einen scharfen Protest erarbeiten. So darf man die Menschen nicht schädigen. So darf man Menschen nicht drangsalieren."

 

Heinsenius erarbeitete ein umfangreiches Pamphlet und die Ommelander Führung akzeptierten und unterschrieben seine Eingabe. Die Ommelander beklagten sich in diesem Papier über das "violeren van het Reitdiep en het Ommelander territoir" (sinngemäß: verletzen des Reitdieps und des Ommelander Territoriums) durch den Stads-Olderman Schuring.

 

In dem am 9. Dezember 1642 veröffentlichten Plakat beschuldigten die Ommelander den Magistrat der Stadt und Rudolph Schuring, diesen bösartigen Überfall organisiert zu haben. Man habe widerrechtlich Garnisonssoldaten eingesetzt, die eigentlich die Bewohner von Stadt-Land beschützen sollten. Mit Waffengewalt hätten diese Männer gegen ihre eigenen Lohnherren gehandelt. Diese Leute wären nichts anderes als gemeine Verbrecher – marodierende Soldaten.

 

Ansicht von Delfzijl (Ausschnitt). Beschreibung: Gezicht op de vesting Delfzijl aan de Eems. Op de voorgrond een deel van een scheepswerf. Enkele schepen op de Eems in op de wadden enkele eilandjes. Angefertigt - Ionnes Peeters - ca.1650-1675. aus Groninger Archieven Identificatienummer - NL-GnGRA_817_2385 – gemeinfrei.

Ansicht von Delfzijl (Ausschnitt). Beschreibung: Gezicht op de vesting Delfzijl aan de Eems. Op de voorgrond een deel van een scheepswerf. Enkele schepen op de Eems in op de wadden enkele eilandjes. Angefertigt - Ionnes Peeters - ca.1650-1675. aus Groninger Archieven Identificatienummer - NL-GnGRA_817_2385 – gemeinfrei.

 

 

Es gab viele Vorwürfe, die man schon an anderer Stelle in ähnlicher Form vorgetragen hatte:

 

- Mit Waffengewalt vorgegangen und andere Bürger animiert, mitzumachen

- Generalitätswaffen und auch Soldaten aus den Garnisonen eingesetzt, um gegen die eigenen Herren und Zahlmeister zu handeln.

- Eine Kompanie Soldaten mit siebzig Männern rekrutiert, die man dann auf  die gekaperten Schiffe verteilte.

- Mit Waffen das Recht der Souveränität oder Majestät verletzt. Gegen eine freie Regierung und Staat, gegen ein freies Volk und einem Provinzmitglied feindlich gehandelt. Alles im Einvernehmen mit dem Magistrat. Damit die Provinziale Hoheit verletzt. Der öffentliche Friede und Ruhe wurden gestört. Die Union wurde gebrochen.

- Oldermann Schuring hat betrügerisch gegen Eingesessen gehandelt.

- Unter dem Vorwand das Recht des Stapelrechts zu schützen und mit anderen feindlichen Aktionen, wie mit dem Anhalten von Schiffen, der Gefangennahme von Personen und das Antasten von Gütern sowie auf den Straßen und Gewässern und Flüssen die Menschen arm zu machen und anzutasten, und das mit Missbrauch von Waffen der Generalität und Kriegsvolk.

Die mehrfach angeordneten und veröffentlichten Anweisungen vom Hof der Union aus den Jahren von 1597 und 1599  wurden missachtet. Auch das Strafmandat von 1600, was daraufhin erstellt wurde, nicht eingehalten, wozu auch bei allem Eifer und Ernst kein Wert drin gesehen wurde. Die Ommelander Freiheit, ihre Regierung und der Wohlstand der Menschen wurden so mit den Füssen getreten.

- Die Eingesessen wurden durch die Stadt, vertreten durch ihren Oldermann ausgeraubt  und auch noch verspottet. Man hat sie bedroht, verunsichert und gezwungen rechtswidrige Verträge zu unterzeichnen. Damit wurden arglose Menschen geschädigt und gedemütigt und einige sogar mit Vergnügen von diesen unverschämten Leuten nach Groningen verschleppt.

- Alle diese Streitereien und Prozeduren mit Waffengewalt müssen zukünftig unterbleiben und zu den vorherigen Aktionen müssen die Verantwortlichen vernommen und bestraft werden.

- Die "ordentlichen" Junker, Häuptlinge, Richter, Rechtsdiener und Eingesessenen der Ommelanden stehen zu dieser Eingabe.

- Wir fordern alle vernünftigen Bürger auf, wenn so etwas noch einmal passiert, diesen Rudolph Schuring (und seinen Leuten) ihre Waffen aufzunehmen, um das "Vaterland" zu schützen, wann immer Kirchenglocken läuten.

 

Keine der Parteien, weder der Groninger Magistrat um den "Fürsten von Groningen" Pieter Eissinge noch die zuständigen Landratsmitglieder der Ommelanden waren zu Zugeständnissen bereit. So steuerten die Gruppen ihre Anhänger immer wieder in gefährliche militante Aktionen und es drohte ständig eine Art Bürgerkrieg zwischen Groningen und den Ommelanden.

 

Ja, dieser Kampf blieb gewaltsam. Er wurde mit Waffen ausgetragen und es folgten immer wieder rechtswidrige Verhaftungen. Befördert wurde alles mit vielen gedruckten Pamphleten. Groningen und die Ommelanden informierten ihre Freunde aber auch ihre Feinde mit vielen Erklärungen, Aushängen, Resolutionen, Verordnungen und Mandaten. Alles muss die Bewohner in beiden Bereichen erdrückt haben, denn die Wortwahl war provokativ, unverschämt und aufrührerisch und beide Seiten verfolgten das Ziel, die Bevölkerung einzuschüchtern. Es war ein hin und her der Drucke, denn keine Partei war bereit, das Wort des Gegners zu akzeptieren. Jeder wollte das "letzte Wort" in einer Sache verkünden.

 

Eine Zeit lang wurden auf beiden Seiten Maßnahmen gleicher Art getroffen, aber Ende 1643 versuchten die Stadt und auch das Volk der Ommelander, sich in diesem Punkt zu einigen. Im Dezember 1643 wurde ein Vergleich erarbeitet. Vereinbart wurde, dass alle Schiffe, Netze und Masten von beiden Seiten zurückgegeben werden sollten. Außerdem sollten zweimal im Jahr die Fischschuppen zu gleichen Teilen zwischen Ommelander und Stadtfischern verlost werden. Zwei Nutzungsbereiche wurden vorher eindeutig festgelegt. Die Stadtfischer erhielten grundsätzlich das Wasser am "Waard" und die Ommelanders am "Roodehaan". Die restlichen Bereiche wurden verlost. Die erste Ziehung war am 17. Dezember 1643. Die Stadt erhielt die Nordseite, die Ommelanden die Südseite. Die Fischer beider Mitglieder zogen dann untereinander Lose.

Es kam danach immer wieder zu kleineren Differenzen zwischen Stadtbewohnern und Ommelandern. Am helllichten Tag wurden mehrere Ommelander "Hovetlinge", die sich in der Stadt zeigten, mit Messern bedroht.

 

13. Dezember 1641 – Anfrage an den Hof

 

Am 13. Dezember 1641 wurde eine Anfrage an Ihrer Hochmögenden gestellt. Natürlich erhielten die Groninger davon wieder eine Abschrift zur Information. Wieder wurden hier von den Oldambtern bohrende Fragen gestellt, die bei der Gegenpartei genauso wenig auf Zustimmung trafen, wie die vielen Vorwürfe (hier sinngemäß aus dem "alt-holländischen" übersetzt):

 

" ... der Fuhrmann Fyocke Luppens aus Südbroek (berichtet)… dass seine Pferde zu Wolde gestoppt wurden … Ist es nicht so, dass er mitgeteilt hat, dass solches geschehen ist, auf Anordnung des Herrn Amtmann? Behauptete es nicht sein unseliges Wissen, seine Unschuld? Hat er nicht mitgeteilt, dass er den Schlagbaum offen vorgefunden hat? Hat er nicht mitgeteilt, dass er es nicht getan hat in Missachtung des Befehls von Amtmann? Hat er nicht mitgeteilt, dass es seine unselige Unwissenheit war und deshalb versucht hat, Gnade, Freilassung (von der Aufstallung) für seine Pferde zu erreichen? … aber (jetzt) muss er auch schweigen: er legt den Finger auf seinen Mund ...

 

… Es stimmt, in einer so tapferen, aber regulierten Stadt wie Groningen könnte man viele Dinge über sich sehen ... Aber als Rechtspunkt (handelt) die Stadt (für sich) selbst so großzügig, dass sie niemals einen Fuß weichen will und will auch nichts gesehen haben … und damit auch diejenigen (nicht helfen wollte), die … Witwen und unschuldige vater- und mutterlose Wesen waren…welche selber nicht ihr Recht wahrgenommen haben oder auch nicht (selber) wahrnehmen konnten …

 

… Die Resolution vom 22. Oktober 1639 ist welt- und landeskundig bekannt, und man kann darüber nicht mehr lügen

 

... die Bürgermeister und Räte haben entschieden und für gut befunden, dass die Kirchvogte in den Kirchspielen des Oldambts keine Kirchengebühren, die zur Entlastung von Kirchengütern dienen sollen, einsammeln dürfen … oder die zur Entlastung von Kirchenlasten dienen … schließlich will die Stadt diese Gebühren eher selber nutzen und sie sollen in die Stadtkasse einfließen …. (man) lässt hier jetzt alles still stehen, von Titel, von Gesetz, von Verschreibung, von Blicken, Glanz und Farben … Woran will man das jetzt festmachen, dass man Kirchen verfallen lässt, unrepariert lässt, dass nötige Kirchenreparaturen zurückgestellt werden, weil man "Gelder" jetzt umleitet? … ist dieses Kirchengeld, was man umleitet, nicht Kirchendiebstahl?

 

… ist bei den Oldambtern jemand untreu in der Abrechnung von Kirchengeld, untreu gegen-über armen Leuten, für die das bestimmt ist? …Wo sind die Leute zu finden, dass so etwas geteilt werden soll? …

 

… Wer zuerst zu Ehren der Oldambter gesprochen hat, die in der Predigt gewesen sind, haben verwundert geschaut, dass dort kein Diakon rumging, um die Almosen zu erbetteln …

Wer wird beschuldigt? Wie sollen solche kirchlichen Mitteln aufgeteilt werden? Warum wird uns die Hand auf die Brust gelegt …

Sind die Groninger von den Oldambter Armen so belastet worden, dass sie deshalb auf gute Rede der Stadt von Regierung und Ordnung von Polizei darauf so versonnen sind? Was soll man dazu eigentlich noch sagen und fragen? Warum soll man eine Kirche unrepariert lassen, nur weil der Souverän aus Groningen daran eine Freude hat, es sei denn, es könnte ihnen bewiesen werden, dass die Stadtkasse Gottes Geld war? ...

 

… So nicht, so nicht, nur weil man Freude daran hat, aber auch ein Unbehagen vorhanden ist, darum Küssen wir nicht die Rute, von der wir gegeißelt werden.… die Herren der Stadt haben vielleicht versucht, in ihren gedruckten Exemplaren (eine Lösung) zu finden, um für eine Essigkanne einen Deckel zu finden …

 

… Aber die Stadt mit den Räten, von Ehrgeiz, Dominanz, Eigensinn und Ausgrenzung getragen, möge beweisen, dass es gesetzlich begründet ist, oder mit anderen Worten, dass eine Stadt sich dagegen wehren muss, dass Zuwendungen an die Kirche gezahlt werden …

 

… Man stellt sich folgende Fragen: Warum hat die Stadt aus der Kraft und ihrer präsentierten territorialen Herrschaft keine Ordnung verlangt? Es geht nicht darum, dass Straftaten ungestraft bleiben sollten, nein, dass sie nicht im Interesse des Staates bleiben sollten …

Oder bei Verneinung: Warum eine solche Resolution? Man macht Resolutionen, die nicht ehrlich sind, nicht göttlich, nicht rechtens, nicht ordnungsgemäß sein können, weil es keine tatsächlichen Ursachen dafür gibt und auch nicht gefunden werden können oder bewiesen werden können, nicht justizmäßig überprüfbar sind, ja selbst nicht in keinem vernünftigen Verstand einfließen können …

 

… man könnte auch den Eindruck gewinnen, dass der Rat von einer krankhaften Verdrehung der Tatsachen ausgeht und man sie damit beschuldigen will ...

 

… Übrigens erhält der Pastor von Beerta nur 32 Taler …

Als er den Text besprechen sollte – das war von alters her nicht so – was sollte dazu zu sagen sein? Sollte der Pastor in Lügen stecken bleiben? Ob die Stadt das wohl bedacht hat? So nicht auf alle Hinweise, aber zu mindestens auf Unterschiede in ihrer Resolution bedacht, und weshalb die Gotteskiste in die Stadtkiste verändert wurde? …

 

… Und wenn er den Text in der Predigt wohl fühlen konnte, dass 600 Gulden im Jahr erträglicher sind als 32 Taler. Das wahr ist, so der Pastor keinen Beweis, keinen Blick hat für Recht und Gerechtigkeit und etwas, man solle ihm mit einem Klumpen in das Reit schicken … aber er hat Durchblick, er weiß Bescheid, die Stadt weiß es auch und ist nun zu einem Prozess übergeleitet, deshalb kann man es nicht ignorieren ... denn: Womit ist das zu begründen, dass der Oldambter Pastor in seinen (Finanzen) reduziert werden soll, was seine Vorgänger gehabt haben? … sollen die Nachkommenden durch ihn verärgert werden?  …

 

.. Um die Wahrheit zu sagen, dafür kann es keine Schonung geben … aber das ist das arme Schaf des Pastors, das im Mutterleib in den Schlaf plagt …

 

… aber oh Herr: Wenn alle Oldambter in Armut fallen, dann müssen die alten Siedler abwandern ... weil alles vergebens ist …

 

… Die Herren der Stadt, haben Ziele, die nicht nur bei Kürzungen für einen Pastor anfangen …

Zum Beweis ihrer Souveränität und die Macht über Kirchengut zu erlangen, muss auch ihr zuständiger Beamter daran auch Spaß haben ...

 

… Was hat die Kirche, der Pastor, der Gottesdienst mit Brücken und Übergängen zu tun? Die Kirchenmeister, die angenommen werden als Kirchenmeister, haben die auch Brücken, Übergänge und dergleichen zu verantworten? Können die damit belastet werden?"

 

Februar 1643 – Parlamentsbesetzung und Folgen

 

Das alte Rat- und Weinhaus von Groningen (erbaut 1443 - 1774 abgerissen). aus "Groninger Archieven" - Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_5007 - gemeinfrei.

Das alte Rat- und Weinhaus von Groningen (erbaut 1443 - 1774 abgerissen). aus "Groninger Archieven" - Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_5007 - gemeinfrei.

 

Vom 23. auf den 24. Januar 1643 gab es eine gewaltige Sturmflut, die "Kolde Paulsflut". Deiche im Groningerland, in den Ommelanden und Ostfriesland wurden zerstört. Sogar bis nach Drenthe drangen die Fluten vor. Häuser, Kirchen und Kirchtürme stürzten ein und die Leichen wurden aus den Gräbern herausgespült. Auch in der Stadt Emden gab es große Schäden.  Kaum hatte man sich von diesem Unheil erholt, starteten die Parteien eine neue Welle an Streit.

Es begann ein leidenschaftlich geführter Kampf um die Hoheit in der Region. War zunächst eine radikale Sprache in den Texten ihrer Berichte für die Störung des Zusammenlebens verantwortlich, folgte nunmehr eine neue Eskalationsstufe. Inzwischen waren aus zwei streitsüchtigen Parteien mindestens drei oder vier Gruppierungen geworden. Die Groninger Seite und zusätzlich jetzt auch noch Mitglieder aus den eigenen Reihen, die für eine Besetzung des Ommelander-Landtages in Groningen sorgten und für viele harte Attacken.

 

Hierzu einige Hintergrundinfos:

Im Jahre 1594 musste sich Groningen mit den Ommelanden zur "Provinz-Stadt-Land" der Union von Utrecht (Republik der Vereinigten Niederlande) anschließen. Repräsentiert wurde diese siebte Provinz durch zunächst acht Personen aus Adel, Kirche und hauptsächlich wohlhabenden Bürgern. Die Stadt Groningen entsandte aus dem Kreis der Bürgermeister und Räte die "Abgeordneten" während aus den umliegenden Quartieren Hunsingo, Fivelingo, Westerquartier die Mitglieder aus der "Elite" von Häuptlingen, Eigenerben und Bevollmächtigten "ausgewählt" wurden. Der Groninger Statthalter der Union von Utrecht ("stadhouder") gehörte ebenfalls diesem Gremium an. Die jährlichen und wenige zusätzliche Tagungen fanden meist in Groningen statt und wurden auch später als "St. Pieters-Landtage" bezeichnet. Aufgrund einer Vereinbarung vom 21. Januar 1597 hätte man auch in Aduard, Appingedam oder einem anderen Ort tagen können.

Die Entscheidungen für die drei Quartiere wurden durch eine Vorabstimmung getragen (zwei Quartiere konnten das dritte Quartier überstimmen). Dieses Ergebnis war dann bindend für alle.

 

Pieter Eissinge, mal in der Funktion als "böser" Bürgermeister, als "Hoofdman" oder Mitglied des Rates, beherrschte immer wieder die Groninger Szene: Im Jahr 1642 waren Kuratoren oder Senatoren Albertus Hooftmann, Bernhardus Schaffer und Jacob Edzard Clant. Weiterhin als "Syndicus" war Jodocus Heinsenius mit seinen giftigen Wortbeiträgen im Einsatz. Auch Pieter Eissinge war wieder mit verschiedenen Ämtern beauftragt worden, u. a. als "Fasti Consulares", gleichzeitig mit Berent Julsinge, Edzardt Rengers, Albertus Hoftmann. Weitere Amtspersonen: Provinzial-Sekretär Dr. Johannes Eeck, Hieronymus Eiben (Senator), Reint Alberda op `t Sand. Weitere bestellte Personen: Hendrik Meyer (Provinzialbote), Roelof Philips Sekretär und  Provinzialbote, Roelof Remmers Sekretär und Provinzialbote.

 

Einige weitere Funktionen: Aufsichtsbeamte in der Stadt (Gubernatoren / Adsessorum) waren im  Jahr 1643 unter anderem auch wieder die alten Bekannten Peter Isebrants, Hinrick Harckens, Berent Schaffer und Johan Redeker für die Stadt und für das Land Scotto Tamminga, Johan Koehoorn, Ossebrand Jan Rengers van Slochteren, Hero toe Nansum, Wigbolt Aldringa und Adriaen Clant.

 

Zu den Ratspersonen 1643 gehörten neben Peter Eissinge auch wieder Albertus Hooftman, Wolter Schonenborch, Jan Drews und Hieronymus Eiben. Als Gerichtssekretär war Louwens bestellt.  Immer die gleichen Namen im Groninger Karussell, aber immer wieder mussten sich die "Streithähne" Eissinge und Heinsenius auf verschiedenen Ebenen in Groningen/Oldambt treffen und austauschen. Manchmal sicherlich widerwillig, manchmal schriftlich bereitwillig, weil es dazu hier eine große Bühne in der Öffentlichkeit durch Aushänge und mündliche Propaganda gab. In Groningen schaffte es Pieter Eissinge immer wieder seine wichtigsten Leute neben sich als Amtspersonen einzusetzen, so auch z.B. bei den Wahlen am 23. Juni 1643. Hier wurden Jan Drews und Albertus Hooftman als weitere Bürgermeister gewählt. Darüber hinaus war Hugo Nieveen in der Hoofdmannenkammer aktiv. "Gubernatoren" waren Peter Isebrants, Berent Schaffer und Johan Redeker.

 

Unterstützung für seine politischen Ansichten fand Eissinge auch bei den Sekretären Birza, Robers, Schuring und Petrus Tettema. Nicht alle Menschen konnten die Machenschaften dieser Herren akzeptieren, vor allem viele wichtige Personen im Oldambt waren manchmal  enttäuscht, weil sie sich um ihre eigene politische Laufbahn Sorgen machten.

 

Ein kritischer Kommentar kam damals auch vom Oldambter Sekretär Jodocus Heinsenius: "Das sieht diesem Eissinge mal wieder ähnlich. Er ist wiedergewählt und übernimmt gleich wieder als präsentierender Bürgermeister. Pieter Eissinge hat sich durch Missbrauch des Auswahl-verfahrens zum Herrn im Rat und über das Magistrat gemacht. Dabei haben ihn wieder einmal viele der weisesten, qualifiziertesten und reichsten der alten Familien unterstützt. Damit hat er erneut alle Fäden in der Hand. Wir werden einen schweren Stand haben."

 

Doch auch der Statthalter der Union von Utrecht war daran interessiert, dass man aus diesen Familien Magistrats-Personen ernannt hatte, auch wenn erkennbar war, dass nicht alles gesetzeskonform abgelaufen war. Der Makel dieser Auswahl wurde hingenommen, weil man hoffte, dass damit in Groningen-Stadt-Land eine friedvollere Zeit anbrechen würde. 

 

Vergleicht man die Ratslisten der Jahre nach dem Zusammenschluss 1594 mit denen von 1640 und den Folgejahren, so fällt kaum ein Unterschied auf. Manchmal hat man das Gefühl, es ist kein einziger neue Name dabei, denn der größte Teil der Räte bestand immer wieder aus dem gleichen Personenkreis der Eliten. Das einzig Bemerkenswerte vielleicht, wie groß der scheinbare Einfluss einer einzelnen Person war.

 

Immer wieder fiel die Wahl auf Pieter Eissinge, ein Mann, der alles regierte und bestimmte, auch in den Zwischenzeiten, wo er nicht als Bürgermeister im Amt war und eher im Hintergrund aus der "Hoofdmannenkammer" agieren musste. Gegen die Ommelanden oder gegen das Oldambt zu handeln gehörte scheinbar in der Stadt zur Pflichterfüllung.

 

"Groeningen" - Beschreibung: De stad Groningen gezien vanuit het zuiden. Op de voorgrond een koets bespannen met twee paarden, een ruiter en een jager angefertigt ca. 1600-1700. aus "Groninger Archieven" - Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_3779.

"Groeningen" - Beschreibung: De stad Groningen gezien vanuit het zuiden. Op de voorgrond een koets bespannen met twee paarden, een ruiter en een jager angefertigt ca. 1600-1700. aus "Groninger Archieven" - Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_3779.

 

Noch schlimmer wurde das Zusammenleben zwischen Stadt und Land beeinträchtigt durch den Sint-Pieters-Landtag. Am 23. Februar 1643 passierte für die Menschen in den Ommelanden etwas Unbegreifliches, ja etwas Unverschämtes. Es marschierten Soldaten gewaltsam in ihr Parlament in Groningen ein.

 

Wenige Tage vor diesem jährlichen Großereignis von Groningen trafen die ersten Gäste in der Stadt ein. Einige fuhren stolz in ihren Kutschen vor, andere ritten in das Stadtgebiet ein. Auch viele Boote fuhren in den Hafen von Groningen. Einige der Gäste waren auf der Suche nach geeigneten Quartieren für sich und für ihr Dienstpersonal.

In den Herbergen und kleineren Unterkünften spürte man vor dem nächsten Sint-Pieters-Landtag eine gewisse Anspannung, obwohl es doch meist nur um routinemäßige Abläufe ging, wie die Bestellung der Sekretäre und die Wahl der Führungskräfte. Die Herren von Hunsingo logierten in der "Backerskroech", die Herren aus Fivelingo in "De Halve Maene" und die Herren vom Westerquartier waren in "De Paeus" untergebracht, um dort das Abstimmungsverhalten für den Landtag vorzubereiten. Andere auch im "Aduarder Gasthuis".

 

Reproduktion "Plattegrond van Groningen" - erstellt durch Johannes Blaeu – ca. 1635-1645. (unten links = alte Straßenbezeichnungen). aus den "Groninger Archieven" – frei – Identifikationsnummer NL-GnGRA_1536_1755.

Reproduktion  "Plattegrond van Groningen" - erstellt durch Johannes Blaeu – ca. 1635-1645. (unten links = alte Straßenbezeichnungen). aus den "Groninger Archieven" – frei – Identifikationsnummer NL-GnGRA_1536_1755.

 

 Im "Ommelander-Huis" (auch "Oosterwierumer-Huis" genannt) in Groningen fanden jährlich um den 21. Februar herum, die Sint-Pieterslandtage, die Ommelander Parlamentssitzungen statt. Im Haus waren einige Büroräume und kleinere Besprechungsräume vorhanden. Weiterhin befand sich dort die Wohnung des ersten Ommelander Sekretärs Dr. Scato Gockinga. Später wohnte hier Dr. Jodocus Heinsenius.

 

Die Tage vor und nach so einem  Landtag waren nicht nur ein politisch wichtiges Ereignis, sondern diese Tage wurden auch als eine Art gesellschaftlicher Höhepunkt zum großes Schaulaufen auf den Straßen von Groningen genutzt. Gesehen und gesehen werden!

 

Es gab diesmal im Vorfeld auffallend viele konspirative Treffen. Einige wurden im Weinhaus abgehalten, andere im Rathaus von Groningen und auch in privaten Gemächern der zuständigen Bürgermeister. Die nicht genau definierte Wahl der Landtags-Erscheinenden hatte für viel Unmut, auch für viele Manipulationen gesorgt.

 

Beschreibung: "Het Aduarder gasthuis stond aan de westzijde van de Munnekeholm". (in Groningen) (1636) -erstellt durch J. Stellingwerf 1724-1756, aus "Groninger Archieven" - Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_3468 – gemeinfrei.

Beschreibung: "Het Aduarder gasthuis stond aan de westzijde van de Munnekeholm". (in Groningen) (1636) -erstellt durch J. Stellingwerf 1724-1756, aus "Groninger Archieven" -  Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1536_3468 – gemeinfrei.

 

Die "Jonker" Berent Coenders und Willem van Ewsum, Herr van Nijenoort, hatten einige Tage vor dem Landtag ihren Hut ins Rennen geworfen. Coenders und van Ewsum hatten  in den Ommelanden denselben Plan wie Eissinge in der Stadt. Zuerst stellten sie sich in ihren Quartieren auf und behaupteten dann, die meisten Stimmen zu haben. Diese Lüge forcierten sie weiter.

 

Van Ewsum hatte einen großem Besitz und dadurch eine Vielzahl von Gerichtsbarkeiten und Güter im Westerquartier und war deshalb mit großer Macht ausgestattet. Coenders verführte durch seine List, wollte die Ommelanden übernehmen mit einem Stimmenmärchen durch eine Kombination aus zwei Drittel Mehrheit, um dann das Handeln komplett zu übernehmen. Er reklamierte für sich das Stimmrecht. Einige andere beklagten sich über diese Vorgehensweise und beanstandeten, dass das "Oldambter Recht" verletzt worden sei. Sie bemängelten dabei verschiedene Unterschriften und Einwilligungen als gefälschte Unterlagen oder monierten hinterlegte Briefe von nicht Abstimmungsberechtigten. Es sei nicht alles fehlerfrei abgelaufen.

Einige weniger qualifizierte Unterzeichner hätten die Tragweite von Coenders handeln nicht abschätzen können. Zur Prüfungskommission wären mit Taco Broersema, Berent Coenders und Abel Leewe Leute bestellt worden, die mehr ihren Interessen folgen würden.

 

Zwischen den verschiedenen Ommelander Bereichen gab es einen Kampf um die Stimmen. Vor allem Berend Coenders hatte es geschafft, eine große Anhängerschaft zu gewinnen. Coenders hatte sogar mit seinem  ehemaligen Feind Eissinge Kontakt aufgenommen.

 

Im Hause von Nanne Jansz hatten sich Nieveen, Eissinge und Drews tage- und nächtelang zu heimlichen und konspirativen Beratungen getroffen, zunächst noch ohne Berent Coenders, der noch nach Den Haag gefahren war. In unmittelbarer Nähe vom St. Martinikirchhof stand das Ratsherrenhaus.

 

In den Häusern wurde gekungelt und geplant und es wurden Vorbereitungen für einen politischen Skandal getroffen. Unbemerkt blieb auf den Straßen von Groningen an diesen Tagen nichts, auch wenn man sich noch so viele Mühe gab. Es waren schließlich sehr viele Menschen unterwegs. Trotz aller Heimlichkeiten, die Öffentlichkeit bekam einiges von diesen Planungen mit, weil einige "achter de Deuren" lauschten oder vielleicht auch, weil die erwähnten Herrschaften mit gewollten Indiskretionen auf den Straßen und Märkten von Groningen Informationen streuten, um andere Personen auf ihre Sache aufmerksam zu machen und vielleicht an sich zu binden.

 

Groningen, Centrum, Grote Markt. Huizen aan de oostzijde der Groote Markt - ca. 1643. aus "Groninger Archieven" Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1173_68_119 - gemeinfrei.

Groningen, Centrum, Grote Markt. Huizen aan de oostzijde der Groote Markt - ca. 1643. aus "Groninger Archieven" Identifikationsnummer - NL-GnGRA_1173_68_119 - gemeinfrei.

 

Natürlich hat die Stadt mit Eissinge sich an diese Art der Verschwörung und Intrige gerne beteiligt. Die Stadtelite um Pieter Eissinge und Hugo van Nieveen waren schnell mit Berent Coenders und Willem van Ewsum einig. Schon am Vorabend des Landtages hatte man mit ihnen Regelungen für Streitereien vereinbart. Man wollte die Ommelander auseinanderdividieren und schließlich die Macht an sich reißen. Was zählte dort ein Amtseid auf irgendeine Groninger oder Ommelander Verfassung. Hier ging es um wichtigere Dinge. Hier ging es um die eigenen Machtansprüche.

 

Da wurde sogar dem Eigenerben Reynier Jacobs aus dem Westerquartier versprochen, wenn er sich van Ewsum anschließen würde, dass man ihn in Kürze ein wichtiges Amt übertragen könnte, als Provinzialrechnungsmeister oder eine andere wichtige Aufgabe in der Ommelander Führung. 

 

Die Groninger Ratspersonen und Bürgermeister nutzten im Stadt-Weinhaus die Gunst der Stunde und die große Unruhe zu weiteren Kungeleien. Immer dabei Pieter Eissinge und Jan Drews. Sie versuchten weitere Unterstützer für Coenders unter den Führungskräften aus der Hoofdmannenkammer anzuwerben. Auch den noch ahnungslosen Bürgermeister Wolter Schonenburg wollten sie überreden.

 

Manche Bewohner ahnten schon die konspirative Ausrichtung und neckten herum: "Wir haben die Edelen und Ehrbaren schon zum Weinhaus laufen sehen. Die werden wohl kaum nur Essen und Trinken."

Ein anderer meinte: "Ja, Bürgermeister Pieter Eissinge und Albertus Hooftman und aus dem Kreis der "Hoofdmannen" der Altbürgermeister Hugo Nieveen stolzierten dort hin. Dann brennt doch meist die Hütte. Auf heimlichen Wegen schleichen sie sogar über den St. Martinikirchhof zum Ratsherrenhaus."

 

Weitere Kommentare folgten:

"Auch Ratsherr Jan Drews kreiste um den Bürgermeister herum. Im Schlepptau dieser Herren auch ihre Sekretäre Birza, van Eeck und Robers. Die planen wohl einen dicken Fisch an Land zu ziehen!"

Es waren gute Beobachter. Zu diesen Herren gesellten sich jedoch auch zwei wichtige Ommelander Persönlichkeiten: Junker Berent Coenders und der Junker Willem van Ewsum. Berent Coenders hatte Pieter Eissinge schon am 20. Februar 1643 um diesen Gesprächstermin gebeten und dieser war sofort zur Kontaktaufnahme bereit.

 

Der Hinweis war auch schon eindeutig. Berent Coenders hatte über einen Boten signalisiert, dass er beabsichtige, im Ommelander Parlament darauf hinzuarbeiten, dass er zusammen mit Willem von Ewsum die meisten Stimmen hätte und deshalb auch eine besondere Verantwortung für die Ommelanden übernehmen müsse. Das möchte er einfordern und sicherstellen. Das war genau der Wind, den Pieter Eissinge für seine Windmühle brauchte. Er spekulierte schon länger darauf, die Oldambster und Ommelander zu entzweien. Eine willkommene Gelegenheit, um dort kräftig mitzumischen. Coenders und van Ewsum trafen also auf gut gelaunte Bürgermeister, Ratsmitglieder und Sekretäre. Sie hatten von einem genialen Plan erfahren und waren gespannt, wie man eine Umsetzung vorantreiben könnte.

 

In zwei Gesprächsrunden, zunächst am 22. Februar abends mit dem präsidierenden Bürgermeister und am 23. morgens in einer Sitzung mit den Ratsherren konnten Coenders und van Ewsum ihre Beweggründe vortragen. Das erste Gespräch war zeitnah für den Vorabend des Stint-Pieters-Landtags im Weinhaus von Groningen organisiert worden.

 

Pieter Eissinge ging auf Coenders zu:

"Junker Coenders, lieber Drost, ich bin hocherfreut Sie hier in Groningen zu treffen. Sie haben mich um ein Gespräch gebeten. Ich bin darüber sehr überrascht. Wir hatten in den letzten Jahren leider keine so guten freundschaftlichen Kontakte. Aber lassen wir das Thema. Man muss nach vorne schauen und alte Fehler und schlechte Tage ausblenden."

 

Er lachte über diese Bemerkung, um dann gleich fortzufahren: "Wir können uns hier in einem separaten Raum gerne unterhalten. Ich habe gleich wegen der Bedeutung Ihrer Ankündigung unsere Edelen und Ehrbaren Herren Hugo von Nieveen und Jan Drews mitgebracht und auch unsere städtischen Sekretäre Birza und Robers. Mit Weitsicht handeln ist nun mal eine gute Angewohnheit von mir. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen."

 

Berent Coenders:

"Natürlich bin ich einverstanden. Ich bin froh, dass Sie Herrn Willem van Ewsum und mir Ihre kostbare Zeit zur Verfügung stellen."

 

Willem van Ewsum nickte zufrieden dazu. Auch er hatte schon oft mit diesen Herren von der Stadt Gespräche geführt. Nun sollte eine spannende Geschichte hinzugefügt werden.

 

Berent Coenders:

"Meine Herren, ich will gleich mit der Tür ins Haus fallen. Ja, wir haben uns in den letzten Tagen über die Stimmanteile Gedanken gemacht. Bei aller Wertschätzung für die Oldambter Häuptlinge und Landtagsbeauftragten, wir kommen zur klaren Sachlage, dass wir nun einmal die meisten Stimmen in diesem Abschnitt haben.

 

Das führt sicherlich zu einer besonderen politischen Lage für die Ommelanden und wird sicher von verschiedenen Herren aus den Dörfern nicht mitgetragen. Deshalb möchten wir vorab mit Ihnen diese Frage erörtern und nach Möglichkeiten suchen, wie man uns unterstützen kann."

 

Willem van Ewsum:

"Das heißt auf der anderen Seite, dass man einige Herren, die jetzt schon angereist sind und hoffen an der Sitzung teilnehmen zu können, etwas vor den Bug werfen muss. Nicht alle Schiffe müssen in den Hafen hereinfahren."

 

Er grinste nach dieser Bemerkung. Schiffe und Wasser gehörten zum Groninger Alltag. Der "Hoofdmann" Hugo van Nieveen schaute in die Runde und nahm den zugeworfenen bildhaft gemeinten Begriff auf: "Klar, dieser Oldambter Hafenabschnitt fällt in unseren Zuständig-keitsbereich. Selbstverständlich sind wir daran interessiert, dass die richtigen Stimmenanteile bei den Landtagsentscheidungen berücksichtigt werden. Wir können uns eine Unterstützung für Ihre Angelegenheit sicherlich vorstellen."

 

Ratsmitglied Jan Drews:

"Natürlich. Es dürfte keine Probleme geben."

 

Bürgermeister Pieter Eissinge:

"Vorsorglich sollten wir Sorge tragen, dass es keine heftigen Reaktionen gibt. Ich schlage vor, wir nutzen dazu unsere Garnisonskräfte. Mir fällt da schon ein aufmerksamer Offizier ein, der Unterstützung geben kann. Sekretär Birza, schickt schon mal den Boten mit einer guten Depesche zu Major van Heerde von der Garnison, dass wir einen Sonderauftrag für ihn hätten."

 

Berent Coenders vertiefte in dem Gespräch seine Vorstellungen. Er wollte gemeinsam in einem Komitee mit Abel Leewe und Taco Broersema für alle Leute aus dem Fivelgo, Hunsingo, Oldambt, Westerwolde und Westerquartier vor der Versammlung eine Prüfung von Stimmberechtigungen vornehmen lassen. Er wusste, seine Berechnungen und Prüfungen würden anecken und es würde mit vielen Beauftragten Herren Streit und Meinungs-verschiedenheiten geben. Rechnete er schon mit gewaltbereiten Aktionen? Wollte er deshalb die Groninger Stadt- und Magistratsbeauftragte ins Boot holen?

 

Pieter Eissinge und seine Leute durchschauten schon diese Absichten. Aber der Hintergedanke die gemeinsame Linie der Häuptlinge und Landtagsbeauftragten für alle zukünftigen Entscheidungen zu zerstören, war zu verlockend.

 

Endlich sah Eissinge Möglichkeiten die Querschüsse wegen der Zoll- und Mautgebühren, der Ausgrabungsmaßnahmen im Oldambt, dem Fischereiwesen auf dem Reitdiep und auch Huningas und Heinsenius ständige schriftliche Attacken zu verhindern oder ein wenig in günstigere Fahrwasser gleiten zu lassen.

 

Pieter Eissinge:

"Wir als Bürgermeister und Räte von Groningen, als wichtigste Vertreter für diese Provinz sind natürlich an einem ordnungsgemäßen Ablauf des Landtages interessiert. Es geht hier auch um die Ordnung und den Frieden in unserer Stadt. Dafür müssen wir Sorge tragen. Wir müssen verhindern, dass es bei der ersten Abstimmung um die Zulassung zu Querelen kommt. Wir kennen da schon unsere Störer aus vielen Gesprächsterminen.

Es gibt immer Leute, die gerne Konfusionen und Streitereien verursachen. Wir müssen ein Blutbad während des Landtages verhindern helfen."

 

Sekretär Johan Birza:

"Dafür haben wir jetzt unseren Major van Heerde durch den Boten holen lassen. Er ist gerade angekommen und er erwartet draußen unseren Auftrag. Der Landtag wird in Ruhe und unbehelligt seinen Lauf nehmen, davon bin ich überzeugt."

Adam van Heerde war Kommandeur des "Borger-Regiments", aber auch Major im Dienst der Generalität. Kurze Zeit später begrüßte Major Adam van Heerde die Herren militärisch.

 

Er wurde von Pieter Eissinge euphorisch empfangen:

"Herr Major van Heerde, die Herren vom Rat sind froh, dass der Bote Sie angetroffen hat. Herzlich Willkommen. Wir möchten Sie darüber informieren, dass einige Ommelander Herren, die Qualifikanten für den Landtag mit den meisten Stimmen sind, sich bei uns darüber beschwert haben, dass sie schon gestern Nachmittag bei der Vorprüfung der Stimmenanteile durch einige namhafte Persönlichkeiten,  mehr oder weniger von einer größeren Gruppe aus den drei zuständigen Bereichen, gewaltsam vertrieben worden sind. Wir müssen öffentliche Gewalt von diesem Landtag fernhalten. Das sehen auch viele der Oldambter Abgeordneten so, besonders betroffen sind ja die Ehrbaren Herren Häuptlinge Broersma, Coenders, Leewe und van Ewsum. Wir müssen uns vorbereiten und wir haben deshalb eine Bitte an Sie. Es muss klar sein, wer hier die Verantwortung übernimmt. Wir benötigen Ihre Hilfe, sozusagen Ihre hilfreichen Hände, um sicherzustellen, dass diese Menschen  unbelästigt in den Landtag kommen können. Wir haben Besorgnis, dass es zu einer größere Eskalation kommt. Ja wir befürchten, dass ein Blutbad von einigen unzufriedenen Geistern ausgelöst werden kann. Das muss in unserem aller Interesse verhindert werden.

 

Dafür bitten wir Sie um eine Art militärischen Schutz. Könnten Sie nicht eine Gruppe von sagen wir 25 bis 30 Soldaten zusammenstellen. Sie können diese Soldaten doch bestimmt aus der aktuellen Wache entnehmen und zur Sicherheit vor das Provinzhaus aufstellen lassen.

Es ist nur eine reine vorsorgliche Maßnahme. Damit signalisieren wir der Bevölkerung und auch allen, die zum Landtag möchten, dass sie dort gewaltfrei entscheiden können.

Gleichzeitig stellen Sie sicher, dass nur die berechtigten Leute in den Landtag gelangen. Andere, die unberechtigt dorthin wollen, werden dann von Ihnen und Ihren Soldaten davon abgehalten. Sie können diese Leute dann in einem Nebenzimmer problemlos unter Beobachtung stellen. Wenn die sich weigern, Ihnen Folge zu leisten, bleiben sie etwas länger zu ihrem Schutz in Gewahrsam Ihrer Soldaten. Ich hoffe, Sie verstehen, was wir befürchten und weshalb wir um Ihren Einsatz bitten."

 

Major van Heerde bekam einen eindeutigen Auftrag. Er sollte für Ruhe sorgen und Coenders und van Ewsums Absichten abstützen. Eventuelle unruhige Geister sollte er aus dem Bereich des Landtages herausholen. Dafür sollte er Soldaten abstellen. Major Adam van Heerde war einverstanden.

Es war wohl auch ein wenig Stolz vorhanden, dass man gerade ihn für diesem heiklen und nicht ungefährlichen Auftrag auserkoren hatte. Er versprach Pieter Eissinge mit großer Sorgfalt vorzugehen und meldete sich umgehend bei den Herren ab, um die erforderliche Truppe zu rekrutieren.

 

Der ahnungslose Major Adam van Heerde hatte sich benutzen lassen. Er fühlte sich jetzt als wichtige Säule und nutzte seinen "Oberbefehl". Wenig später hatte er 28 unerfahrene Soldaten aus den verschiedenen Korps der Garde und der Wache abgerufen.

 

Dieser Konfrontationskurs vom städtischen "Vergaderplaetse" durch die Stadt zum Provinzhaus zum "Ommelander Huis" machte die Öffentlichkeit noch neugieriger. Es gab einen großen Auflauf und viele blickten durchaus sorgenvoll auf die Soldaten. Schließlich hatte man schon böse Kriegstage erlebt. Der Aufmarsch mit brennenden Lunten, mit Lanzen, mit Musketen und mit den Seitengewehren schockte die Menschen. Viele liefen dennoch mit in Richtung des Brennpunktes.

Van Heerdes-Truppe hatte vorher unrechtmäßig aus der Wache des Korps die Waffen entnommen. Sie marschierten teilweise durch ein Spalier von beunruhigten Menschen und gelangten schließlich in das Provinzialhaus und besetzten auch den dortigen Saal.

 

Scheinbar hatten auch die Ommelander vorgesorgt und sich mit Waffen eingedeckt. So mussten alle befürchten, dass es auch zu einem Missbrauch dieser Waffen innerhalb und außerhalb des Parlaments hätte kommen können, denn tausende Zuschauer wohnten diesem Spektakel bei. Rund um den Friedhof und vor dem Gebäude feuerten einige sogar die Kräfte von Berent Coenders und dessen mitgezogenen Freunde und Anhänger auch noch an.

 

Unruhige Stunden standen an, weil man nicht berechnen konnte, wie die Bevölkerung der Stadt reagieren würde. Immerhin waren zu diesem Zeitpunkt neben den Stadtbewohnern auch tausende fremde Leute unterwegs. In welche Richtung ließen diese vielen Menschen sich leiten und waren sie auch bereit mit Waffengewalt für eine Gruppierung zu handeln? Stand Groningen gar vor einem kleinen Nebenkriegsplatz, einer Art von Bürgerkrieg, mitten in der unruhigsten Periode von Europa?

 

Die Musketen waren noch nicht voll einsatzbereit und deshalb ordnete Major van Heerde vor dem "Ommelander-Huis" an, sie zu laden. Die Soldaten verteilte er zusammen mit seinem Leutnant Huysman vor und im inneren des Parlamentsgebäudes. Diese Soldaten sollten in geordneten Positionen ruhig abwarten.

 

Adam van Heerde ordnete an:

"Ihr seid zur Sicherheit von Groningen und für dieses Parlament hier im Einsatz. Leute, lasst euch nicht bedrängen. Von keinem Fremden aus dieser Stadt oder aus dem Umland. Ihr befolgt nur meine Anweisungen und die von Leutnant Huysman. Es geht nur darum, dass wir hier allen Personen eine gewisse Sicherheit gewähren. Wohlgemerkt, allen anwesenden Personen, solange sie sich nicht zu irgendwelchen Gewaltaktionen hinreißen lassen. Sergeant Frerich Joesten: Sie sorgen dafür, dass es hier keine Alleingänge gibt."

 

Zunächst gelang diesen Herren und ihren Gefolgsleuten der Schlag. Mit  dem Schutz von den Truppen des Majors Adam van Heerde konnte man den Provinzial-Landtag besetzen. Gleichzeitig wurde versucht, diejenigen, die nicht der Coenders-Partei angehörten, aus dem Parlament zu entfernen. Das lief dann nicht so planvoll ab, wie erhofft. Die Soldaten brachten nicht den erwarteten "Burgfrieden" ins Parlament. Es kam zu einigen gefährlichen Zusammenstößen und diese Aktionen führten noch jahrelang bei der Aufarbeitung der Aktion zu Misstönen zwischen Stadt und Land.

Es wurden 16 der wichtigsten und repräsentierenden Ommelander Personen sowie ihr Anwalt und Sekretär von Adam van Heerdes-Truppen nach der Besetzung des Provinzhauses abgedrängt und in einem Nebenraum festgesetzt. Auch andere als Stellvertreter nachnominierte Personen hatten keine Chance das Gebäude zu betreten.

 

Keiner von ihnen durfte in die Versammlung eintreten. Major van Heerde mahnte seine Soldaten immer wieder an, diese 17 Personen auf keinem Fall hereinkommen zu lassen.

Die ersten fragten: "Was soll das hier? Wieso haben wir keinen Zutritt? Wir sind ordnungsgemäße entsandte Abgeordnete für den neuen Landtag. Man darf uns nicht behindern, unsere Aufgaben hier durchzuführen. Wieso drängt Ihr uns ab, Major?"

 

Major van Heerde wollte auch die Nachrücker beruhigen. Doch diese gaben nicht auf. Wieder bedrängten Major von Heerde einige Personen:

"Wer hat euch beauftragt, dass alles hier zu tun?"

Van Heerde blieb cool:

"Die zuständigen Edelen und Ehrbaren Herren von Stadt und Land werden zur geeigneten Zeit darüber informieren, welche Aufgaben ich hier durchführen muss. Beruhigen Sie sich meine Herren. Es hat alles seine Ordnung!"

 

Ein Bote der Groninger bestätigte diese Mitteilung:

"Ja, er handelt für die Stadt. Das ist von der Führung abgesegnet worden. Es gibt keinen Grund seinen Auftrag hier anzuzweifeln."

Der Bote lief durch das Gebäude und auch im Außenbereich herum, um allen Anwesenden darüber zu unterrichten, dass der Major im städtischen Auftrag handeln würde.

 

Die Gruppe um die 17 in dem Nebenraum wurde immer dreister und mutiger. Schließlich gelangte eine immer größer werdende Menge nichtberechtigter Personen durch die Vordertür in das Ommelander Landtagsgebäude, denn die ausgesperrten Personen hatten zur Unterstützung ihr Dienstpersonal rufen lassen. Die kamen nun teilweise bewaffnet mit Rappieren, so wie Jonker Onno Tamminga und sein Knecht Gale Haijens in den Versammlungsort.

 

Ausgerechnet Adriaen Clant, der später zu den Friedensverhandlungen nach Münster abgesandt wurde, gab einen eher motivierenden Schießbefehl an die Soldaten: "Habt Ihr Probleme? Schießt doch durch die Tür!"

 

Jetzt beschwerte sich energisch Berent Coenders über die zunehmende Gewalt. Er sei mehrfach bedroht worden und auch seine Unterstützer klagten über militante Aktionen.

 

Doch genau diesen militanten Zugriff sollte van Heerde verhindern. Er befahl seinen Leuten: "Ich habe keine Probleme damit, um zu schießen, zu schlagen oder etwas Vergleichbares zu veranlassen. Ich bin Soldat. In diesem Fall ist eine solche Maßnahme nicht erforderlich. Meine Leute bekommen von mir keinen Schießbefehl."

 

Van Heerde schaffte vorübergehend eine Beruhigung bei den aufgeregten Landtagspersonen und ihrer Knechte und Freunde. Sie zogen sich zurück. Einige der Stimmberechtigten Abgeordneten kamen aus den oberen Räumlichkeiten auf Major van Heerde zu. Es drohte ein Tumult. Adriaen Clant zog an der Uniform von van Heerde und fasste dann mit beiden Händen kräftig zu. "Herr Major, greift ein! Habt Ihr ein Problem zuzugreifen? Stoßt und schießt endlich. Wofür sind Sie mit Ihren Leuten hier?"

 

In gleichen Moment schlug Coenders van Heerde auf den Kopf und den Arm und schrie ihn an: "Mach endlich etwas, Kerl. Was bist du für eine Träne!"

 

Diese  körperlichen Attacken und die Beleidung sollten eine indirekte Aufforderung für eine härtere Gangart bewirken. Doch van Heerde ignorierte auch diesen Versuch und ordnete für seine Leute an: "Tut es nicht, ehe ich euch solches befehle. Wir sind hier nicht hergekommen, um zu schlagen. Wir sind hier, damit alles in Frieden abläuft."

 

Reint Alberda op `t Zant antwortete beruhigend:

"Wir dürfen uns nicht schlagen. Van Heerde ist ein ehrlicher Mann. Er soll keine Probleme haben. Lasst uns von hier weggehen."

Clant und Coenders verzogen sich wieder mit einigen anderen Personen in das Provinzhaus. Van Heerde trat in den Versammlungsraum ein, wo ein großer Teil der Abgeordneten inzwischen auch hereingekommen war.

 

Auch der Stadt-Anwalt war dort zugegeben, der van Heerde einen Zettel mit allen Personen zugesteckt hatte, die nicht hätten teilnehmen sollen, weil man von ihnen Unannehmlichkeiten befürchtete.

Van Heerde rief seinem Leutnant Huysman zu: "Lass einige Soldaten sich vor den Türen des Provinzhaus platzieren. Wir müssen versuchen eventuelle Unannehmlichkeiten abzuwehren. Hier muss alles weiter in guter Ordnung ablaufen. Es darf niemanden, ich sage es noch einmal deutlich, es darf keinem ein Unrecht geschehen.  Unser Einsatz ist genehmigt worden von den Herren der Stadt und von einigen Provinzabgeordneten. Leutnant Huysmann leiten Sie sofort diese Maßnahmen ein. Ich verlasse mich auf Sie."

 

Wieder kamen Landtagsabgeordnete auf die Soldaten um Major van Heerde zu: "Na, Herr Major, jetzt sind wir verboten, was? Ohne Zweifel haben Sie den Boten hinausgehen gesehen, als wir hereinkamen. Sie werden uns jetzt nicht mehr abweisen."

 

Van Heerde war etwas ratlos und vermutlich auch überfordert diese drängelnden Abgeordneten mit ihren Knechten und vielen weiteren nicht zutrittsberechtigten Personen aus dem Gebäude herauszubekommen. Er versuchte alles, um die Situation zu beeinflussen. Der Auftritt ging schief. Van Heerde fürchtete größeren Ärger und ließ die Türen öffnen, damit die nun drängelnden Personen in den Versammlungsraum gelangen konnten. Van Heerde laut:  "Soldaten, verursacht keinen Ärger und Streitereien! Ich bitte euch, nicht drohen, nicht stoßen, nicht schlagen, nicht schießen. Hier darf keiner verletzt werden!"

 

Der erste Tag lief jedoch nicht so wie geplant ab. Deshalb sollte am nächsten Tag ein neuer Versuch, weiterhin mit Unterstützung der Soldaten unter dem Kommando von van Heerde organisiert werden. Coenders, gelenkt oder angefeuert durch Eissinges Leute, hielt an seinen Plan fest. Das Stimmrecht würde für ihn sprechen. Deshalb war man daran interessiert, dass die Soldaten wieder zu Unterstützung sorgen sollten.

 

24. Februar 1643 - Kommandeur Polman aus Groningen

 

Der Kommandeur von Groningen Jan Polman war deshalb zu einem Treffen mit den Ratsmitgliedern einbestellt. Diese Gesprächsrunde fand zunächst im Gasthaus "Nannen Huys" in Groningen statt. Polman betrachtete sich als Kommandeur in der Garnison Groningen für die > Union der Sieben Seelande < im Einsatz. Er hielt sich in dieser Dienststellung für eine wichtige Person. Zunächst begrüßten ihn die Oldambter Eingesessenen Junker Berent Coenders van Helpen, als Herr von Fraam, Sauwerd, Huizinge, Eenrum, Bedurn, Stedum, Loppersum, Fraam und der Junker Willem van Ewsum, als Herr van Nienoord respektvoll.

 

Mit einem lauten Hallo wollten die beiden Herrschaften Freundlichkeit und Freundschaft signalisieren, doch Polman war argwöhnisch. Diese Herren führten nach seiner Meinung nichts Gutes im Schilde.  Barent Coenders trug munter seinen Antrag vor: "Na Herr Kommandeur. Ihr Kamerad Major van Heerde hat uns gestern am Morgen in einer guten Sache unterstützt. Er hat einige zu eifrige Herren vom Landtag ferngehalten. Können Sie uns bitte erklären, weshalb sie diesen großartigen Soldateneinsatz von Major van Heerde für unerträglich halten? Möchten Sie sich nicht doch noch uns anschließen und an dieser Aufgabe beteiligen? Wir sind für jede weitere Unterstützung dankbar." 

 

Jan Polman war kurz erschrocken über so viel Frechheit und reagierte dann erbost: "Meine Herren, das ist doch wohl keine faire Angelegenheit. Was mein Major van Heerde dort gestern angezettelt hat, fällt auf mich zurück. Es war eine willkürliche Handlung ohne meine Entscheidung. Dazu war er also nicht befugt!"

Bernard Coenders van Helpen gab nicht auf: "Deshalb möchte ich Sie ja auch jetzt bitten, diese Maßnahme nachträglich zu genehmigen. Sie können der guten Sache damit den richtigen Schub geben und die Menschen in Groningen auch mehr als zufrieden stellen."

 

"Jonker" Willem van Ewsum, Herr van Nienoort forderte ihn ebenfalls auf: "Sie kennen doch sicherlich die Meinung von Bürgermeister und Rat.

Ihre  Soldaten haben einen großartigen Dienst geleistet und Schaden und Schwierigkeiten unter den anwesenden Ommelandern verhindert. Beim Zusammentreffen am vorherigen Tag haben einige Ommelander sehr Ungestüm den Platz gestürmt. Es hatte sich herausgestellt, dass Genügsamkeit nötig war. Beide Seiten mussten in diesem Bereich geschützt werden durch einen starken Arm. Das konnte dank Major van Heerde erreicht werden. Wenn Sie auch den Mut aufbringen, dass einige der Edelen und Ehrbaren Herren bis zu einem gewissen Grad aus dem Landtag herausgenommen werden, dann können wir unsere Fahne besser in den Wind stellen. Dann haben wir die Möglichkeit, die Sache der Ommelanden besser zu gestalten. Das wäre doch sicherlich auch in ihrem Sinn!"

 

Jan Polman reagierte wieder sehr mürrisch: "Sie haben mir nicht zugehört, meine Herren. Ich kann es nicht ertragen, dass man hinter meinem Rücken wichtige Kräfte der  > Union der Sieben Seelande < für eine widerrechtliche Maßnahme abzieht, während meiner Dienstzeit. Ich kommandiere in dieser Garnison und nicht irgendein Major van Heerde."

 

Bernard Coenders van Helpen war enttäuscht. Noch einmal versuchte Willem van Ewsum ein Zugeständnis zu erreichen und wollte die bisherige Meinung von Polman verdrängen: "Herr Kommandeur, hier geht es um politische Entwicklungen, die höchst wichtig sind. Bei einigen Herren aus den Ommelanden fehlt die Weitsicht für ihr Handeln. Sie schädigen sich, uns und damit auch alle Bewohner dieses Landstrichs. Darum geht es doch. Bleiben Sie auf Kurs für die Provinz Groningen-Stadt-Land und Sie können hier wichtige Funktionen sicherstellen."

 

Polman antwortete:

"Ja, ich bin auch ein Diener von der Provinz. Es wäre doch unvernünftig und naiv, ja eine Torheit, wenn ich Menschen festnehmen würde, denen ein ordnungsgemäßer Zugang zum Landtag zusteht. Ich stelle mir das gerade vor. Ich lasse in meinem Auftrag Edele, Ehrbare und Beauftragte Herren mit vier Musketieren aus dem Provinzhaus herausholen. Nein, das kann ich nicht verantworten und werde es nicht befehlen."

 

Danach gaben beide auf. Die Einstellung von Jan Polman traf nicht auf einem vorbereiteten Acker. Die Saat des Hasses wurde von ihm nicht angenommen. Die Herren Bernard Coenders van Helpen und Willem van Ewsum standen auf.

 

Besonders Willem van Ewsum reagierte sauer, erbost und drohte:

"Sieh zu Polman, dass du dich nicht um deine Offiziere kümmerst! Sonst wird es wohl kein gutes Ende für Dich geben."

 

Bernard Coenders van Helpen sagte zum Abschluss:

"Ich höre nun wohl, wo du hinwillst. Du bist nicht bereit uns zu folgen. Schade. Das wird sicherlich Konsequenzen haben. Wir werden jetzt mit dem Herrn präsidierenden Bürgermeister Eissinge die weitere Sachlage besprechen."

 

Der Bürgermeister und der Rat bekamen schnell Kenntnis von diesem missglückten Gespräch aus Sicht der Stadt Groningen. Auf Beschluss des Rates sollte deshalb der Kommandeur zur einer Besprechung vorgeladen werden.

Noch während Polmann im "Nannen-Huys" verweilte kam der Sekretär der Groninger Johan Birza und bat ihn ins Bürgermeisteramt. Vor diesem Gespräch mit Bürgermeister Pieter Eissinge musste er vor dem Stadtgebäude ausharren, bis sich die Türen für ihn öffneten und er vorgelassen wurde.

Jan Polman war darüber wenig amüsiert und hat dennoch sein Missfallen verborgen. Er war sicherlich enttäuscht und doch sehr gefasst. Diese Behandlung hatte seinen Stolz geweckt und sein großer Geist bereitete ihn auf die folgenden Runden vor.

 

Diesen Eissinge hatte er schon aus anderen Anlässen kennengelernt. Hier war eine kluge Wortwahl erforderlich, dass wusste Jan Polmann. Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen und auf die vermutlichen Wünsche dieses Bürgermeisters einlassen. Sein Geist war geschärft, vielleicht auch wegen der frischen Luft in der Warteschlange. Er sollte wohl weich gekocht werden, sollte sich eindeutig auf die Seite der Groninger und des Machtpokers von Berent Coenders van Helpen und Willem van Ewsum positionieren. Doch dazu war Jan Polman nicht im Geringsten bereit. Er hatte klare Vorstellungen von seiner Aufgabe als Kommandeur in der Stadt Groningen. Er fühlte sich nicht verpflichtet, die Ansichten von den Bürgermeistern und Räten mitzutragen.

 

Pieter Eissinge begrüßte ihn im Bürgermeisterzimmer höflich: "Guten Morgen Herr Polman. Ich bin erfreut, Sie hier zu sehen."

 

Doch schon der nächste Satz nach dieser Begrüßung führte zum eigentlichen Grund des Zusammentreffens: "Ihr Major van Heerde hat uns freundlicherweise in einer schwierigen Situation gestern Mittag unterstützt. Ansonsten wäre es wohl hier in Groningen zwischen zwei Ommelander Parteien zu erheblichen, vielleicht auch blutigen Auseinandersetzungen gekommen. Ich habe da noch ein paar Fragen, Herr Polman. Beispielsweise möchte ich Ihre Einstellung zu diesem Thema abfragen. Wie sehen Sie die aktuelle Lage?"

 

Jan Polman war immer noch verärgert über den Einsatz von Major van Heerde. Jan Polman reagierte entschlossen: "Ganz klar. Die Handlungen von Major van Heerde decken sich nicht mit meinen militärischen Entscheidungen.

Er hat eigenmächtig, ohne meine Kenntnis als Kommandeur von der Garnison 16 der wichtigsten und qualifiziertesten Herren sowie den Sekretär und Anwalt der Ommelanden aus dem Landtag herausgeholt.

Um zwei Uhr nachmittags bin ich noch zu einem Spaziergang ausgeritten und hatte keine Kenntnis von all den Aktionen, die van Heerde in Absprache mit einigen weiteren Leuten ohne meine Genehmigung vorgenommen hat. Um es gleich klarzustellen, dass war für mich eine Missachtung meiner Position als Kommandeur der Garnison Groningen. Diese Soldaten durften sich nicht für irgendeine Gruppe von Menschen beim St.-Pieters-Landtag einsetzen."

 

Pieter Eissinge wollte Jan Polman unterbrechen, doch der ließ sich nicht abwimmeln. Polman wirkte entschlossen und sagte energisch: "Nach meiner Rückkehr in die Stadt habe ich deshalb Major van Heerde einbestellt und gefragt, weshalb und warum er dieses Aktion durchgeführt hat und wer ihn dazu beauftragt hat, diese militärische Attacke vorzunehmen. Heerde war nach dieser meiner Formulierung sehr geschockt. Ich habe eindeutig klar gemacht, dass er so eine Maßnahme nie mehr ohne mein Wissen und ohne meine Einwilligung durchführen darf.

 

Da er etwas eingeschüchtert wirkte habe ich ihm befohlen, so etwas nie wieder zu beginnen, ansonsten würde ich eine gewaltige Maßnahme gegen ihn einleiten. Darum hat sich der Major van Heerde heute auch nicht mehr hier am Parlament mit meinen Soldaten blicken lassen. Die Entscheidung ist gefallen.

 

Ich habe auch weitere Beteiligte befragt, darunter den Leutnant Huysman und Sergeant Frerich Joesten. Insgesamt haben 28 Soldaten aus meiner Garnison diesen frevelhaften Gang mit organisiert.

Dazu gehörten Hendrick Adams, Bastian Ossendorp, Jan Mennes, Michel Bar, Doede Jans, Gerrit Syers, Engelbert Folckers, Hendrick Cornelis, Jochim Kruger, Hindrick Hiddinck, Brune Janssen, Albert Coerts, Lieutjen Claessen, Bartelt Engberts, Hindrick Leffers, Hindrick Hindricks, Hindrick Ruse und Harmen Jans."

 

Pieter Eissinge versuchte noch einmal Polman auf seinen Kurs zu bringen:

"Major van Heerde hat doch klug gehandelt. Er hat die richtigen Leute ferngehalten. Sie können sich doch noch gerne für uns einbringen."

 

Jan Polmans antwortete:

"Herr Bürgermeister, noch einmal zur Klarstellung. Was der Herr van Heerde macht, das fällt auch auf mich zurück. Genau deshalb möchte ich selber mit Soldaten vor Ort sein."

 

Bürgermeister Eissinge gab nicht auf:

 "Herr Kommandeur, lassen Sie Major van Heerde nur gewähren. Er hat seine Sache bislang sehr gut gelöst."

 

Jan Polman argumentierte sehr selbstsicher:

"Wenn ich dort die Aufgaben übernehmen will, dann muss ein Major van Heerde nicht anwesend sein. Ich kann eine Einheit führen und befehlen. Dazu benötige ich keine Unterstützung eines Majors van Heerde."

 

Bürgermeister Eissinge:

"Na gut, Herr Kommandeur. Dann gebe ich Ihnen den Auftrag diese Personen aus dem Landtag zu entfernen, die dort gewalttätig aufgetreten sind. Sie stören den wahren Frieden hier in der Region Groningen."

 

Er händigte Kommandeur Jan Polman einen Zettel aus, auf dem eine Anzahl von Personen aufgeführt waren. Polman war weiterhin nicht einzuschüchtern: "Ich habe noch nie gehört, dass Personen aufgrund einer privaten Ansicht vorverurteilt worden sind. Ich muss mich von so einer Forderung klar distanzieren.

Warum sollte ich diese Menschen, die dort zu Recht auftreten, herausholen. Nach welchem Recht. Es gibt keinen rechtlichen Rahmen für ein solches Mandat. Es ist Unrecht!"

 

Der Bürgermeister Eissinge hakte nach und fragte:

"Herr Kapitän, warum streiten Sie mit mir und uns um eine solche Maßnahme? Was haben Sie davon? Die Entscheidung zur Herausnahme dieser Leute sollte Sie doch nicht belasten?"

 

Jan Polman blieb bei seinem Kurs. Er wollte sich nicht überreden lassen: "Wenn ich so etwas tue, dann muss ich das auch verantworten! Ich muss genau hinschauen und überlegen, was ich einleiten will und darf.

Für mich ist es eine willkürliche Maßnahme, die weder von der königlichen Hoheit noch von Staatengenearal akzeptiert werden kann. Haben Sie bitte Verständnis für meine Entscheidung!"

 

Bürgermeister Eissinge:

"Verstehen Sie doch Herr Kapitän, es ist doch eine Resolution der Staaten von Stadt und Land, die durch den Sekretär Alting auch noch verlesen wird. Kennen Sie denn nicht Ihre Herren und Meister, Herr Polman?"

 

Jan Polman hatte dafür nur eine kurze Antwort über:  "Ja!"

 

Bürgermeister Eissinge energisch:

"Warum halten Sie sich dann nicht an die Weisungen von uns Edelen und Ehrbaren Herren? Verstehen Sie die Lage nicht?"

 

Jan Polmann ließ sich nicht umstimmen und war auch nicht irritiert: 

"Solche Resolutionen haben keinen Bestand, Herr Bürgermeister, das wissen Sie sicherlich auch! Außerdem hat Major van Heerde mit Soldaten meiner Garnison, quasi mit bewaffneter Hand und großen Patronen im Landtag gehandelt. Das ist ein Verstoß gegen das Landesrecht!"

 

Bürgermeister Eissinge war genervt:

"Ich höre aus Ihren Worten, dass Sie sich zum Richter zwischen den Staaten von Stadt und Land machen wollen. Wir haben Sie eingestellt. Wir können Sie auch wieder des Amtes entheben. Ich bitte Sie vorerst mein Büro zu verlassen. Sie hören von mir!"

 

Nach dem Mittagessen gab es ein weiteres Gespräch. Bürgermeister Pieter Eissinge forderte direkt und unmissverständlich sofort Polmans Unterstützung ein: "Regeln Sie mit Major van Heerde die Angelegenheit, dass aus dem Landtag bestimmte Leute entfernt werden, damit es keinen Ärger gibt. Hier ist nochmals Ihre schriftliche Anweisung. Auf dem Zettel sind die entsprechenden Namen notiert, die dort nichts zu suchen haben."

 

Jan Polmans Leitgedanke war klar. Nicht auf einen anderen Kurs bringen lassen und stand-halten. Er knickte nicht ein und seine Antwort war eigentlich auch vorhersehbar: "Herr Bürgermeister, sehen Sie doch ein, ob Major van Heerde oder ich als Offizier so eine Maßnahme veranlasse, es ist das gleiche Problem. Es bleibt eine widerrechtliche Maßnahme und ich will mich nicht in einem Labyrinth von Maßnahmen verirren. Denn dann komme ich aus der Zwickmühle nicht mehr heraus.

 

Ich gebe meine Offiziersehre nicht hier an ihrem Schreibtisch auf. Lieber lasse ich mir diesen Offiziersposten kassieren, als einen solchen militärischen Eingriff auf ein Landesparlament zu organisieren. Die Herren mögen mir diese Entscheidung nicht weiter zur Last legen. Ich möchte jetzt gehen und mir keine weiteren unberechtigte Anweisungen aus diesem Bürgermeisteramt aufladen."

 

Jan Polmann verließ zunächst das Rathaus, doch die Bürgermeister um Eissinge missbilligten seine Haltung auf das Schärfste.

Erneut wurde Jan Polman am 25. Februar 1643 vom Bürgermeister in dessen Privatunterkunft einbestellt. Diesmal waren auch die beiden Sekretäre Birza und Robers dabei.

 

Pieter Eissinges energische Vorgehensweise und dessen frech vorgetragenen Fragen haben Jan Polman nur kurz überrascht: "Können Sie uns hier Ihren Auftrag genau definieren, den Sie hier in der Stadt Groningen zu verantworten haben. Welche Instruktionen haben Sie genau, um hier für die Provinz Groningen-Stadt-Land zu agieren? Welche Befugnisse haben Sie in Ihrem Auftrag als Kommandeur von Groningen?

Wir von der Stadt Groningen möchten wissen, ob Sie sich für die Aufgaben dieser Stadt einbringen wollen, sich einmischen, wenn es weiterhin durch diesen Streit andere Auswüchse geben kann. Wir machen uns große Sorgen!"

 

Jan Polmann hatte sich schnell gefasst und gab einen Zwischenkommentar ab: "Ich denke über diese Fragen nach, weil ich so spontan darauf nicht antworten möchte."

 

Pieter Eissinge drängelte weiter:

"Ich habe noch eine weitere Frage: Würden Sie jetzt auf dem Stadtplatz warten, bis weitere Edele und Ehrbare Herren dieser Stadt mit Ihnen sprechen wollen?"

 

Jan Polman ließ sich nicht einschüchtern:

"Ja! Selbstverständlich stehe ich weiterhin für Gespräche und Auskünfte bereit."

 

Nach dieser Zusage erläuterte Bürgermeister Eissinge seine Auffassung noch einmal deutlich: "Wir Bürgermeister und Herren vom Magistrat von Groningen repräsentieren die halbe Provinz und haben deshalb auch die erste Stimme.

Wir haben einen mächtigen Stadtrat. Sie können sich noch uns ohne Bedenken anschließen. Wir Edelen und Ehrbaren Herren von Groningen machen die Ansagen und unsere Entscheidungen sollte man nicht anzweifeln."

 

Jan Polmann gab dazu ohne zu zögern eine passende Antwort:

"Herr Bürgermeister, wenn Sie weitere Maßnahmen einleiten oder organisieren,  werde ich wohl nicht als ein dummer Mensch dort bereit stehen!"

 

Pieter Eissinge war über diese Wortwahl entsetzt:

"Was meinen Sie damit? Müssen wir uns neue Sorgen machen?"

 

Jan Polman war jetzt entschlossener denn je:

"Das werde ich allen Edelen und Ehrbaren Herren dieser Stadt  dann erklären, wenn es tatsächlich so weit kommt. Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen!"

 

Der Bürgermeister war sehr schockiert und wirkte für einen Moment verunsichert. Eissinge plötzlich so ratlos und angeschlagen zu sehen, war sicher für Polman eine Genugtuung. Eissinge hatte in diesem Fall zu viel riskiert und konnte Polman nicht in seine Richtung umpolen. Mit dieser klaren Antwort hatte er nicht gerechnet. Er hatte wohl auf ein Einlenken von Polman gesetzt und doch war in der folgenden Aussage unüberhörbar ein kleiner Rückschritt der eigenen Linie zu vermuten: "Es ist doch noch keiner vom Landtag ausgeschlossen worden!"

 

Jan Polman richtete noch einmal eine deutliche Erklärung und Aufklärung an Bürgermeister Eissinge:

"Hat nicht der Herr Berent Coenders dem Herrn Major van Heerde mit vielen Worten angewiesen, dass er verpflichtet sei, diese Leute dort herauszuholen und dass diese Personen danach die Letzten wären, die dort wieder hineinkommen?

Herr Bürgermeister, deshalb kann alles doch nicht Ihre Meinung sein, oder? Warum haben Sie als präsentierender Bürgermeister wegen dieser Versammlung mich so oft vorgeladen oder angemahnt? Sollte ich mich der Verschwörung anschließen oder in Ihrem Sinn beteiligen? Meine Edelen und Ehrbaren Herren, Sie dürfen nicht zornig sein. Ich bin nach wie vor auch ihr Diener und Freund.

 

Ich bedanke mich für Ihren bisherigen Anstand und Ihre Freundschaft. Bedenken Sie aber auch, dass ich besonders im Dienst von der >Union der Sieben Seelande< stehe. Das ist meine Hauptverantwortung und dass sollten Sie alle beachten! Ich möchte jetzt meine Diensträume aufsuchen und darf mich verabschieden!"

 

Adam van Heerde musste seinen "Sondereinsatz" sofort aufgrund der Anweisung von seinem Kommandeur beenden, obwohl er felsenfest davon überzeugt war, dass er zur Sicherheit und zur Zufriedenheit der Versammlung beigetragen hatte. Doch Kommandeur Jan Polman hatte energisch diesen Landtagseinsatz für beendet erklärt und deutlich gemacht, dass Adam van Heerde bei Missachtung seiner Entscheidung mit finalen und konsequenten Maßnahmen rechnen müsste.

 

Die Bürgermeister und der Rat mussten einsehen, dass der Kommandeur weiterhin schwierig reagierte und handelte. Dieser Weg zur Kontrolle über das Parlament war klar verbaut. Jan Polman wurde nicht mehr angesprochen. Doch gaben Eissinge und Nieveen ihre Träume nicht auf. Sie stachelten nun auf einer anderen Ebene das Geschehen weiter an.

 

Am nächsten Morgen fanden weitere Gespräche statt. Geplant war ein Treffen von Coenders und van Ewsum mit dem Bürgermeister Drews und mit den Ratsherren Hieronimus Eyben und Harmen Wittinck (Witting) im Provinzhaus. Es war ein inoffizielles städtisches Treffen in einem Hinterzimmer im Landtagsgebäude. Coenders fühlte sich bedroht von anderen zum Landtag angereisten Personen. Er behauptete, dass er und van Ewsum von vielen Leuten bedrängt und angestänkert würden.

 

Coenders stellte klar:

"Wir lassen uns nicht gefügig machen. Wir sind im Recht. Wir haben nun einmal die meisten Stimmen. Alle Drohungen werden nichts bewirken. Wir lassen uns von Sekretär Heinsenius und seine bittere und ungestüme Art zu sprechen nicht einschüchtern. Er hat keine Rechte im Landtag. Er ist nur ein kleiner Schreiberling für die Ommelanden. Aber er handelt nicht für uns alle. Nicht für mich und van Ewsum."

 

Auch van Ewsum erklärte nach wie vor, es wäre wahr, dass er und Coenders die meisten Stimmen in den beiden Quartieren von Hunsingo und dem Westerquartier hätten. Durch die Stadtmitgliedschaft in der Vereinigung "Provinz-Stadt-Land" würde man klar die Stimmen-mehrheit haben und damit die Region repräsentieren dürfen.

 

Die beiden Herren mussten schon bald erkennen, dass die Wege an die Pfründe der Macht manchmal etwas schwieriger verlaufen, als erhofft. Viele Ommelander wollten diese Vorgehensweise nicht akzeptieren und hinderten die selbsternannten Prüfer auch daran, die Aufgaben der Prüfung weiter auszuüben. Noch beherrschten nämlich einige ältere Jonker und Häuptlinge das Geschehen im Hintergrund mit. Die klare Positionierung war jedoch nicht immer zu erkennen, hing wohl auch von der Tagesordnung ab, oder auch ganz einfach von persönlichen Interessen.

 

Eissinges Anhänger wollten nicht aufgeben. Der Plan war doch so gut ausgeklüngelt. Sie wollten diesen Plan wieder aufnehmen. Jan Drews und zwei zusätzlich dazu geholte Ratspersonen, die Ratsherren Hieronymus Eyben und Harmen Wittinck (Wittig) berieten im Stadt-Weinhaus den ganzen Tag über weitere Maßnahmen.

 

Sie wollten auch noch einmal mit Berent Coenders und seinem Halbbruder Abel Leewe die Angelegenheit ansprechen. Die beiden Herren wurden beworben, animiert, gebeten und aufgefordert weiterzumachen, weil man doch kurz vor dem eingeplanten Ziel stehen würde. Alles Überredungsversuche blieben erfolglos.

 

Beide verweigerten mehr oder minder hartnäckig ihre Zustimmung. Während Berent Coenders sich ins Bett legte und über "Unwohlsein" klagte und wohl eine fiebrige Erkrankung vortäuschte.

Er erklärte den Stadtherren, dass er nicht mehr am Landtag teilnehmen könnte. Coenders  Halbbruder Abel Leewe ließ sich überhaupt nicht mehr blicken. Leewe verweigerte nach den vielen teils hitzig geführten Unterhaltungen und daraus entstandenen furiosen Attacken die Mitarbeit aus Angst um seine Gesundheit und Leben und verzog sich in sein Quartier.  Auch er verweigerte weitere Unterredungen mit dem Bürgermeister und seinen Räten.

 

Nach den Vorfällen im Parlament beobachtete  Jebbo Aldringa, dass sich Willem van Ewsum wieder mit den Ommelander Vertretern versöhnt oder arangiert hatte. Ein letzter Versuch zur Intrige wurde durch den Stadtsekretär Johannes Birza am 25. Februar 1643 eingeleitet. Birza bat van Ewsum in ein Nebenzimmer im Weinhaus mit weiteren Ratsherren und dem Bürgermeister um eine Unterredung. Er wurde dabei vom Bürgermeister aufgefordert, den Plan doch noch durchzuboxen.

 

Willem van Ewsum war erschrocken darüber, weil er gedacht hatte, es würde alles im Sande verlaufen. Er ging nach diesem Gespräch zurück zu seinen Ommelandern. Jebbo Aldringa grinste und sprach ihn an: "Na, wollten die Herren dich wieder weichklopfen. Bleib bei der Stange, lieber Freund. Du bist bei uns besser aufgehoben als bei den Stadtherren."

 

Willem van Ewsum sprach die Situation an:

"Ja, die Herrschaften haben mich hereingebeten. Birza hat mich mehr oder weniger in das Weinhaus einbestellt. Da waren wieder die Teufel von der Stadt. Dort wollte er mich in einem kleinen Beratungszimmer zum Bürgermeister Eissing lotsen. Ich bin nicht dort hingegangen. Mir reicht es jetzt. Ich weiß jetzt, auf welcher Seite meine Freunde stehen. Ich bin mit meiner Haltung sehr zufrieden. Ich habe mich geweigert, weiterhin auf die Stimmenmehrheit zu pochen. Einmal muss man zufrieden sein. Es geht doch auch um unser Zusammenleben, um unsere Gemeinschaft."

 

Jebbo Aldringa forderte ihn auf, stark zu bleiben:

"Lass dich nicht wieder in das falsche Bett zehren. Wir sind deine Freunde und nicht die Birzas und Eissinges."

 

Nach diesen Verweigerungen erklärten dann die Räte, dass es nicht mehr erforderlich sei, sich in die Ommelander-Streitereien einzumischen.

 

Das Blatt hatte sich gedreht. Enttäuscht wandten sich Eissinge und seine Anhänger von Coenders und von van Ewsum ab. Nun durfte auch Abel Leeewe nicht mehr im Stadtweinhaus erscheinen. Der Putsch brach zusammen, weil die Anführer resignierten, weil der Kommandeur Polman höhere Maßstäbe hatte, Coenders erkrankt war und einige verführte Gefolgsleute aus Angst aufgaben. Oder hatten sie sich nur der Gewalt von einigen Ommelander Kräften gebeugt?

 

Infolge dieser Bartholomäusnacht beriefen sich die Ommelanden auf den Reduktionsvertrag und erklärte Groningen für alle Privilegien, die dieser Vertrag der Stadt gewährt hatte, für ungültig. Nun gab es in der Stadt als auch in den Ommelanden nur noch eine kleine Personengruppe, die mit versöhnlichen Aktionen den Zusammenhalt sichern wollte. Diese Gruppe war jedoch in der Minderheit.

 

Für Major Adam van Heerde hatte sein Ausflug in den Landtag folgen. Der "statengeneraal" hatte den Hof der Niederlande eingeschaltet. Der Hof hatte auch sein Missfallen an den Einsatz ausgesprochen. Van Heerde wurde nach s`Grafenhage einbestellt und schließlich dort gefangen genommen. Erst am 25. Februar 1645 fand eine abschließende Verhandlung statt. Van Heerde wurde gegen Zahlung aller Kosten aus der Haft entlassen und verlor auch seinen Dienstposten und Dienstrang.

 

Die Ommelander hatten sofort ihre Parlamentsarbeit neu geregelt. Sie erarbeiteten schon im März 1643 in Groningen eine Vereinbarung aus.  Es wurde verfügt, dass die Quartiere einander nicht mehr überstimmen sollten und dass alle Ämter unter den Quartieren aufgeteilt werden sollten. Die Ommelander beschlossen weiterhin, keinen Provinztag mehr zusammen mit den Groningern und in Groningen zu veranstalten.

 

Am 29. Juni 1643 fand in Aduard das erste getrennte Treffen der Ommelanden statt. In Bedum, in Hoogkerk und an mehreren anderen Orten fanden Versammlungen statt.

 

Die Generalstaaten versuchten zwar, diesen Beschluss zu revidieren. Sie ordneten sogar die Abhaltung gemeinsamer Sitzungen am 25. Februar 1645 an, aber das half sehr wenig. Denn, so deutete es Sekretär Alting, den Ommelanden sei ein Kloß in den Mund gelegt worden, weil die Ommelanden drei Plätze in der "Hoofdmanenkamer" belegen durften.

 

Für die Stadt ein  schwerer Schlag. Die "Hoofdmannenkammer" war bislang die Machtzentrale der Groninger. Durch die neue Besetzung aus drei Ommelander-Führungspersonen war der Einflussbereich erheblich eingeschränkt. Dieser Rat war bisher immer zu ihren Gunsten gewesen und sie hatten von ihm kräftige Unterstützung erhalten, auch bei der Wahrung ihres Stapelrechts. Also protestierten sie vehement gegen diese  Entscheidung.

 

Als die neuen Räte der Ommelanden im folgenden Jahr eine Tagung im "Ommelander-Huis" in Groningen durchführen wollten, wurden sie dort belagert. Wütende Personen hatten sie mit  Steinen beworfen. denn das Abstimmungsverhalten der Hoofdmannenkammer war weiterhin für Groningen bedeutend und man wollte diese "Neuen" wohl einschüchtern.

 

In Berichten an den Hof der Niederlande gaben sich die Oldambter um Sekretär Jodocus Heinsenius ständig Mühe, um an diesen für sie so unglücklichen Sint-Pieters-Landtag zu erinnern.  In den Stellungnahmen wurden dabei harte Bandagen mit bösen Unterstellungen aufgefahren – so konnte es keinen Frieden zwischen diesen Personen geben:

 

- "Betrug"
- "Tyrannei"
- "Verletzung des Völkerrechts durch verabscheuungswürdige Gewalt",
- "Landtagsschändung"
- "Gewalt gegen eine freie staatliche Sitzung"

 

Ein weiterer Vorwurf: die von Major Adam van Heerde beauftragten Soldaten aus dem "Corps de Guardes" hätten bei der Besetzung eine wichtige Rolle eingenommen. Heinsenius verfolgte eine eigene Strategie, um den Bruch zwischen Stadt und Land weiterhin zu erhalten. Er beanstandete in vielen schriftlichen Stellungnahmen an den Hof von Holland immer wieder:

 

- "widerrechtliches Benutzen von Kriegsvolk und Waffen"

- "Verstoß gegen die Militärdisziplin und Weisung von Vorgesetzten"

- "Verstoß gegen die hoheitliche Autorität und Weisungen"

- "Verstoß gegen das Parlamentshaus"

- "tyrannische Gefangennahme von 16 der ältesten, qualifiziertesten und bemer-kenswertesten Personen aus der Führung der Ommelanden, darunter einige, die seit über 40 Jahren oder mehr im Landtag tätig gewesen seien, die mehr Ehre hätten als jemand aus dem aktuellen Magistrat"

  

 

1641 bis 1648 – Die zweite Strafaktion gegen Huninga

 

Aus zwei Gruppierungen waren inzwischen noch mehr Interessensgruppen entstanden. Vielleicht waren es in Wirklichkeit nicht nur die Oldambter, die Ommelander, die Groninger, sondern die "Jonker", die Häuptlinge, die Bauern, die Kleinbauern, die Fischer, die Beamten und noch mehrere andere Parteien, die ihren Willen durchboxen wollten. Vielleicht war die "Jonker" Partei am überheblichsten. Angetrieben von ihrem Stolz verlangten sie gegenüber den anderen Gruppierungen mehr Anteile an der Macht. Die einfachen Leute in der Stadt und in den Dörfern rund um Groningen mussten eher ehrfürchtig zuschauen. Für sie gab es hier keine Unterstützer.

Die "Jonker" machten keinen Hehl daraus, dass sie die  einfachen, gewöhnlichen Bauern nicht dazu brauchten, ihren Weg zu gehen. Mit klugen Grundstückskäufen und einem geschickten und durchdachten "Hochzeitsmarkt" kam man in noch bessere Positionen. Deshalb mussten die gewöhnlichen Leute sich für ihren Kurs auch andere Verbündete suchen. Vielleicht war hier Dr. Jodocus Heinsenius kein gute Berater.

 

In der Provinzregierung kam es oft zu Machtverschiebungen. Je nach Interessenslage wurde entschieden. Die Groninger konnten sich nicht immer durchsetzen. Genau hier lag der Ansatz: Die Oldambster konnten sich weiterhin querstellen gegen Beschlüsse um das Reitdiep, im Steuerrecht, im Zunftwesen, im Deich- und Sielwesen und vielen anderen Bereichen. Die "Jonker" verweigerten der Stadt Groningen bei der Forderung nach Entsendung von Truppen ebenfalls ihre Unterstützung. In der Oldambt-Unabhängigkeitserklärung vom 24. Oktober 1643 wurde festgeschrieben,  dass kein Einwohner mehr vor einem Stadtgericht erscheinen müsste.

 

Das Oldambt erklärte in dieser Erklärung überraschend seine eigene Gerichtsbarkeit. Mehrere Steuern wurden vom Oldambt aus geregelt. Man eignete sich auch die Pacht aus ehemaligen Klostergütern an. Die Steuerbeauftragten der Stadt wurden durch bewaffnete Oldambter unter dem Kommando von Leutnant Lichthart in der Durchführung ihrer Aufgaben behindert.

 

Inzwischen wollten die Generalstaaten die Kontroversen der Gegner entzerren. Ein besonderer Ausschuss mit Mitgliedern vom Hof der Niederlande und auch der zuständige "Stadhouder" (Statthalters) waren hier aktiv, um die Anhörungen der Groninger und Ommelander Herren vorzunehmen. Die Stadt beharrte auf ihre Sichtweise. Es würden lediglich interne Angelegenheiten zu regeln sein, die nicht in den Zuständigkeitsbereich des Hofes der Niederlande gehörten. Natürlich hatte man keine Interessen in diesem Arbeitsausschuss, um die rebellischen Ommelander zu unterstützen.

 

Der Ausschuss hatte nur ein Ziel: Recht und Ordnung sollten in der Provinz-Stadt-Land wieder eine feste Grundlage haben. Ganz so einfach war es aber trotzdem nicht für die Verantwortlichen in diesem Ausschuss. Man konnte in s`Grafenhage nicht alles einseitig auf die Groninger Bank setzen. Man benötigte für gute Entscheidungen auch die "Jonker". Die Ommelander hatten sich darüber hinaus geweigert, einen ordentlichen Landtag einzuberufen (1643-1647). Damit drohte der Friede im gesamten Land wieder zu wackeln.

 

Im Jahr 1647 eskalierte die Lage erneut. Zunächst stand Sebo Huninga im Blickpunkt. Die Groninger hatten eine gute Vorbereitungszeit. Der Kaufmann Dirck Hermens aus Leer in Ostfriesland hatte wegen finanzieller Forderungen aus einem Holzverkauf an Sebo Huninga bei der Stadt am 14. Januar 1641 und 1. März 1642  Anträge auf gerichtliche Unterstützung gestellt. Huninga würde 320 Gulden nicht bezahlen.

Diese Angelegenheit zog sich dann bis ins Jahr 1647 hin. Es war der erwünschte Aufhänger, um endlich wieder eine Maßnahme gegen diesen verhassten Huninga einleiten zu können.

Sebo Huninga legte schriftlichen Widerspruch ein. Weitere Schriftsätze wurden ausgetauscht um die Forderung von Dirck Hermens einzufordern bzw. aus Sicht von Huninga abzuweisen.

Dabei stand wieder Drost Otto  de Valcke im Blickpunkt. Es bleibt auch in der Nachbetrachtung eine undurchsichtige Angelegenheit. Es wurden Mitteilungen und Drohungen aus Groningen ausgesprochen (am 26. April 1642 und 22. Oktober 1642) und von Huningas-Seite dagegen Protestschreiben, wie am 22. November 1642, zurückgesandt. Dabei soll Drost de Valcke auch zum Nachteil von Dirck Hermens eine Regelung herausgegeben haben. Es erfolgte post-wendend eine Reaktion von Dirck Hermens an die Bürgermeister und Räte.

 

Huninga war wohl auch scheinbar bereit seine Angelegenheit in Groningen zu klären, wenn man ihm in der Stadt einen ausreichenden Schutz zusichern würde, "um frei und ohne Belästigung kommen und gehen könne in die Stadt, um Recht zu erhalten".

 

Die Bürgermeister und Räte haben mit Schreiben vom 15. Dezember 1642 reagiert, mit den Vermerken (sinngemäß aus dem alt-holländischen Text übersetzt):

 

"...dass ein Jeder unbekümmert nach Groningen kommen könnte, um Recht zu erhalten oder wegen anderer Dinge..."

 

"...die Entscheidung gegen Huninga sei rechtens, und sie würden weiterhin darüber nachdenken, so zu handeln, warten nur alleine auf die Zeit, den Ort und Möglichkeit..."

 

Aber Huninga lief nicht in diese Falle. Der Weg nach Groningen war ihm zu gefährlich. Er musste eine Verhaftung befürchten. Huninga ging einen Schritt weiter und bat die Groninger Justiz am 6. Februar 1643 als höchste zuständige Stelle um Überprüfung.

Jetzt wurden die Prozeduren nach dem Landrecht angeordnet und Huninga wurde nachträglich mit Schreiben vom 24. Februar 1643 verklagt. Doch Huninga war immer noch nicht bereit oder sah sich im Recht.

 

Jahrelang "trödelte" die Gerichtsbarkeit dahin, weil es immer wieder neue Eingaben und Bekanntmachungen gab, jedoch keine Entscheidung zu Gunsten irgendeiner Partei.  Dann hatten die Groninger Verantwortlichen die Nase voll von diesem Verfahren.

 

Der Drost sah sich womöglich am Ziel, denn er ließ jetzt Huninga einbestellen. Doch Huninga war ortsabwesend. Titia Huninga informierte die Beamten am 21. Januar 1645, dass ihr Mann nicht zu Hause sei. Es erfolgte dennoch eine Fristsetzung bis zum 14. Januar 1646 den Betrag zu zahlen. Sebo Huninga verweigerte weiterhin die Zahlung und behinderte auch die Gerichtsdiener am Vollzug der Maßnahme. Er beachtete die Drost-Anweisungen und Belehrungen nicht. Dirck Hermens "schaltete" nun sogar den ostfriesischen Grafen Ulrich ein, für eine Promotoriale, ein Schreiben, wodurch das zuständige Gericht zur schnelleren Förderung der Sache gemahnt wird (3.2.1647).

 

Die Sache wurde nun vor den Rat geprüft, aber vermutlich kannten die  Ratsherren schon vorher den Sachstand in dieser Huninga/Hermens-Geldangelegenheit und waren voreingenommen. 

 

Die nächste Runde musste unrühmliche Folgen haben. Huninga war weiterhin uneinsichtig und der Drost und seine Anhänger voll auf Machtkurs. Jetzt konnte man endlich gegen diesen Quertreiber handeln und ihn festsetzen. Er wollte die Zahlung nicht leisten und die Anweisungen nicht befolgen.

 

Drost de Valcke und Huninga kannten die gegenseitigen Charaktere. Groll und Wut lagen bei beiden wohl dicht beieinander. Vielleicht befürchteten beide Seiten schon eine Eskalation. Wie so oft in den diesen Jahren, wenn es Unstimmigkeiten mit Ommelandern zu regeln gab, suchten die Groninger nach einer militanten Unterstützung. Der Drost ordnete aus Weitsicht und aufgrund vorheriger Fälle die Bewaffnung seiner Beamten an.

 

Die Groninger unterstellten Huninga ein barbarisches und tyrannisches Verhalten, weil dieser sich nicht fügen wollte. Zur "Bestrafung" beauftragte am 22. November 1647 Drost Otto de Valcke seine Beamten. Alle Führungskräfte und ihre Stellvertreter sollten sich für die Dienstgeschäfte bewaffnen. Sie wurden auf ihren Eid verpflichtet, eine Strafaktion zum Haus von Huninga zu organisieren. Sie sollten dort Pferde und Kühe beschlagnahmen und nach Winschoten abführen. Es war keine zivilgerichtliche Regelung zu erwarten, den Beamten wurde schon eine robuste Handlungsweise im Vorfeld genehmigt. Man hatte ihnen versprochen, egal wie sie handeln würden und welche Maßnahmen sie anwenden müssten, wenn es Widerstand durch die Huninga-Freunde geben würde, dass sie dann keine Strafen und Bußgelder zahlen müssten. Nicht einmal für Delikte wie Totschlag oder andere strafbare Handlungen.

 

Dafür sollten solche Provokateure, wenn man sie in ihrer Funktion als Rechtsdiener angreifen und misshandeln würde, nach dem Groninger Recht zu hohen Bußgeldern und weiteren Strafen abgeurteilt werden.

Sebo Huninga war zu diesem Zeitpunkt ortsabwesend. Zum zweiten Mal konnte er so Otto de Valcke entgehen. Es ging dennoch hoch her auf dem Privatgelände von Huninga. In einer schnellen und eher militärischen Aktion wurden das Haus und die Scheune von Huninga brutal geöffnet. Es wurden elf Pferde geraubt. Sie wurden von den Amtspersonen in die Herberge von Dirck Smith nach Winschoten verbracht.

 

Huninga war nach Rückkehr zu seiner Burg in Beerta entsetzt über diese Übergriffe. Nicht nur die Gebäudebeschädigungen und der Raubzug haben ihn herausgefordert.

Es war auch die erneute Belastung für seine Familie, für seine Ehefrau Titia und für seine Kinder, die ihn zu einer spontanen Rückholaktion herausforderten.

 

Huninga:

"Das ist doch wohl unverschämt. Der de Valcke kann doch nicht einfach so tun und lassen, was er will. Hier ist unser Zuhause. Hier kann man doch nicht einfach so handeln, als wären wir im Kriegsgebiet. Es geht um eine finanzielle Regelung. Dazu haben wir nun doch schon genug Schriftstücke beantwortet. Der Kerl aus Leer, dieser Dirck Hermens hat alle angezündet, um uns zu belasten. Es geht jedoch in Wirklichkeit nicht um seine oder meine Sache. Es geht den Bürgermeistern und Räten nur darum, mich zu bestrafen, weil ich ihr öffentlicher Feind bin, seit ihrer Verbannungs-Entscheidung vom 22. November 1639. Drost Otto de Valcke ist wieder nur ihr Handlanger. Sie verletzen meine Ehre und unser Familiengut, nur weil sie sich selber in ihrer Autorität benachteiligt sehen. Sie haben diese Gelegenheit genutzt, um sich böse zu rächen. Nicht mit mir. Ich muss wissen, wo die Pferde gelandet sind. Vielleicht stehen sie im Rechtshaus von Winschoten. Liebe Freunde, ich bitte um eure Unterstützung."

 

Er schaute zu seinem Dienstpersonal und zu seinen Freunden. Sie waren ohnehin gespannt auf seine Reaktion. Sie wussten, so schnell klein beigeben würde dieser Sebo Huninga nicht. Auch seine Ehefrau Titia konnte ihn in solchen Situationen nicht zurückhalten. Cornelis Reiners und Cornelis Edskens standen unter diesen Leuten.

 

Er sprach sie an:

"Lieber Cornelis Reiners erkundige dich nach dem Grund, warum man die Tiere von hier geklaut hat. Lieber Cornelis Edskens, ihr müsst für mich im Vorfeld die Sache auskundschaften. Ich möchte wissen, wo die Tiere stehen. Könnt ihr euch auf dem Weg machen, wo und wie die Lage dort vor Ort ist. Wo genau die Tiere stehen. Ob  sie dort ordentlich behandelt werden und gefüttert werden. Ich fürchte, die werden bald irgendwo zum Verkauf stehen. Das müssen wir verhindern."

 

Cornelis Reiners machte sich auf dem Weg. In der öffentlichen Herberge in Winschoten wurde er nicht freundlich empfangen. Kaum hatte er die Stalltür geöffnet wurde er wütend empfangen: "Was sucht du hier Reiners. Du hast als Bote der Ommelander in dieser Scheune keinen Auftrag. Wir halten hier Ordnung für unseren Drost. Verschwinde."

 

Cornelis Reiners fragte:

"Ich bin hier, um zu klären, ob die Pferde meines Herren hier ordentlich behandelt werden und gut aufgestallt sind. Habt ihr sie gefüttert?"

 

Der Drost erklärte ihm:

"Die Pferde bleiben in meinem Gewahrsam. Das alles hier läuft ordnungsgemäß nach dem geltenden Landrecht ab.  Die Pferde bleiben hier als Pfand im Stall, bis die Zahlung der Schulden durch Huninga erfolgt ist, oder bis er eine entsprechende Bürgschaft dafür leistet. Überbringe diese Nachricht an deinem "Jonker".

 

Drost Otto de Valcke lächelte sein Dienstpersonal an. Als wenn sie auf diesen Moment gewartet hätten. Als wenn es das Signal zum Einsatz war. Ohne Vorwarnung die nächste Aktion. Das Dienstpersonal von Drost de Valcke wurde nun aggressiv. Ohne weitere Wortwechsel wurde Cornelis Reiners zusammengeschlagen. Er kehrte wund, blutig und blau geschlagen zum Haus von Huninga zurück.

 

Die Oldambter beschrieben später diesen Sachverhalt in einer ihrer  Mitteilungen an den Hof der Niederlande wie folgt (sinngemäß aus dem alt-holländischen übersetzt):

 

War das nicht erst recht den Wolf gesucht? War es nicht ein Versuch, um Huninga zu locken? Sie wussten, wie das Gemüt von Huninga sich verändert hatte durch diese blutige Urteil, dass man über ihn gefällt hatte. Sie wussten schon, dass Huninga noch nicht die nächtliche Besetzung seines Hauses und die Zerstörungen im Haus vergessen hatte, nur weil man ihn damals gefangen nehmen wollte. Sie wussten wohl, dass man dem Hof von Holland angekündigt hatte, ihn zu schädigen. Sie wussten, dass sie ihn jetzt an sein Herz gefasst hatten durch das Stehlen von seinen Pferden. …

Weshalb musste man nun auch noch seinen Knecht so quälen und traktieren? …

Es wurde gemacht, um Huninga in die Falle zu bekommen! …

Huninga jedoch wollte so weit wie möglich seinen Verstand hemmen, jedoch durch den Angriff auf seinen Knecht war er belastet ... Er plante jedoch nicht, dem Drostenvolk zu Leibe zu rücken oder diese zu verletzen … Gingen also miteinander mit der Vorgabe (um die Pferde zurückzuholen) und ohne Waffen mit sich zu führen, Ausnahmen Huninga selber und der Lehrer seines Sohnes, die ausgestattet waren mit den gewöhnlichen Rapieren, in die Herberge und haben dort die traurigen Blutsspuren gesehen  …."

 

Eine Seite warf der anderen Seite im Nachhinein Gewaltanwendung vor. Huninga selber war am 24. November 1647 abends um sechs Uhr in das Rechtshaus eingedrungen, um seine Pferde dort herauszuholen. Huninga unternahm mit 13 Personen diese "Rückholaktion". Mit dabei auch Cornelis Edskens und Cornelis Reiners. Sie waren bewaffnet mit Degen, mit Schmiedehämmern, mit einer großen Axt, Stöcken und  anderen waffenähnlichen Teilen. Sie schlugen mit dem Hammer  die Tür des Rechtshauses ein. In einem Gang haben diese Personen dann den Drost, den Landschreiber traktiert. Diese Personen blieben schwer verletzt liegen.

 

Der Ablauf am 24. November 1647

 

Als die Huninga-Akteure am "Rechthuys" in Winschoten ankamen, waren die Türen und Tore zugeschlossen, vielleicht auch verbarrikadiert.

 

Das Drostpersonal wurde von Sebo Huninga angesprochen: "Hier ist Sebo Huninga. Ich möchte meine Pferde wieder abholen. Macht die Tore auf."

 

Von den Leuten im Gebäude gab es keine Bereitschaft, die Türen und Tore zu öffnen. Huninga gab seinen Leuten die Anweisung eine Tür aufzubrechen. Dafür hatten sie ausreichendes Handwerkzeug mitgebracht. Kurz darauf standen sie im Gang, der zur Scheune führte. Huninga lief voran, Cornelis Edskens hinterher. Sie wollten weiter in den Stall hinein. Doch nun reagierte das Drostpersonal heftig.

 

Ein wildes Durcheinander. Einige Huninga-Leute wurden geschlagen, gestochen und blieben verwundet liegen. In einer Oldambter Erklärung zu diesem Vorfall wurde dazu vermerkt (sinngemäße Übersetzung aus dem alt-holländischen):

 

...dass in der Kammer, wo sie dann hingebracht wurden, der Boden völlig blutig gewesen war … es sah nicht anders aus, als wenn man den Beesten die Kehle durchgeschnitten hätte …

Der von Huninga eingesetzte Barent van Lingen erlitt erhebliche Verletzungen. Insgesamt 16 Wunden zog er sich am ganzen Körper zu. Er lag im Stall zwischen den unruhigen Pferden. Doch dort hatte er keine Chance den weiteren Attacken der Drostleute zu entkommen und musste erneute Schläge einstecken. Später mussten fünf Kopfwunden länger behandelt werden. Drei lahme Finger waren das Ende einer vermutlich überstürzten Aktion.

 

Das nächste Opfer war Harmen Janssen. Nach einer Schussverletzung in den Arm. Er behielt danach einen lahmen Arm. Noch schlimmer Verletzungen wurden Hendrick Steffens zugefügt. Vier Wunden am Kopf und drei Wunden an der Schulter waren die Folgen der harten Auseinandersetzungen.

 

Als nächster wurde der  Oldambter Bote Cornelis Reiners böse getroffen. Er war an der gesamten Aktion eher nicht direkt beteiligt, stand jedoch vor dem Stallgebäude in vermeintlich sicherer Entfernung zu den militanten Aktionen. Tidde Sickkens, ein Drostunterstützer, hatte eine Lanze in der Hand. Es kam zu einem unglücklichen Zufall. Der Stoß mit dieser Waffe durch die Stalltür traf Cornelis Reiners. Eine Speerspitze wurde durch sein Auge gestochen und er starb sofort an den Kopfverletzungen. Die Oldambter sprachen danach von kaltblütigem Mord, den Tidde Sickkens zu verantworten hätte.

 

Sie verurteilten den Einsatz mit Waffengewalt, mit den Spießen, Lanzen und Forken durch Hacko Gerarts und Epko Voermann. Der vom Drost beauftragte Karel Boudewijnz wurde mit einem blut verschmiertem Arm und Degen beobachtet und bestätigt den brutalen Verlauf. 

Danach wurde die Aufarbeitung wieder von beiden Seiten in schriftlichen Stellungnahmen vorgenommen, mit gegenseitigen Vorwürfen und Schuldzuweisungen. Man stritt über die Zuständigkeiten bei den hitzigen Aktionen am Huninga-Haus. Wer hatte die Verantwortung am Tod und der Verletzung der Menschen? Wer hatte die besten Argumente? Wer konnte am besten die Wahrheit verdrehen? Wer log am schnellsten? War es Otto de Valcke, der erklärte, dass er in seiner Eigenschaft als verantwortlicher Richter handelte? War es Sebo Huninga, der nicht mehr länger der "öffentliche Feind der Groninger" sein wollte? Sebo Huninga, der sein Hab und Gut und sein Leben schützen und seine Pferde zurückholen wollte?

 

Am Ende sind die vielen Fragen unbeantwortet geblieben, wie: Durfte Drost Otto de Valcke so handeln in einer eigentlich nur privatrechtlichen Angelegenheit? War es Räuberei, wie Sebo Huninga behauptete? War es Rechtsbruch von Drost de Valcke?

Die Oldambter forderten eine Bestrafung von Otto de Valcke, weil er für diese dramatischen Folgen verantwortlich sei. Der Drost wurde dabei als Räuber und Lügner bezeichnet, der das Recht verdreht und damit seine Kompetenzen überschritten habe. Schließlich habe der Stadt-Drost die Aktion geleitet. Er sei "in der Ehre, im Eid, im Dienst von der Stadt gewesen und hat  befohlen Waffen vorzuhalten und damit im Ernstfall zu handeln". Gleichzeitig forderten sie Hacko Gerarts, Epko Voermann und Karel Boudewijnz anzuklagen, um damit den Mord an Cornelis Reiners aufzuklären. Man forderte eine lückenlose Aufklärung und Bestrafung aller eingesetzten Offiziellen sowie eine Entschuldigung an die Witwe Reiners.

 

Die Groninger Führungsebene schützten Drost Otto de Valcke, weil er auf dem Justizwege, als Richter gehandelt hätte. Nach ihrer Auffassung konnte der Drost die Handlungsweise der Huninga-Leute nicht verstehen. Er hätte betrübt über mordende und wütende Leute berichtet. Weil er seinen Auftrag erfüllen wollte und musste, habe er deshalb zusätzlich Soldaten zur Unterstützung angefordert. Sie gingen in ihren Stellungnahmen so weit, Sebo Huninga und seine Freunde für das Blutvergießen verantwortlich zu machen.

 

Diese Streitereien und Auslegungen hielten jahrelang an. Noch im Jahr 1649 war keine Ent-scheidung getroffen worden. Die Oldambter stellten in ihrer Stellungnahme an den Hof in s`Grafenhage fest:

 

… der Streit ist geschehen zu Beginn des Monats November 1647, die Justiz hat bislang in diesem Jahr 1649 nichts getan. In keinem ordnungsgemäß organisierten Bereich, so wie es jetzt in Groningen erfolgt, hat man einen so langen Zeitraum für die erforderliche Exekutive in der Justiz gebraucht …

 

März und April 1648

 

Es ging schon lange nicht mehr allein um das Problem "Huninga" und die Zahlung an Dirck Hermens, sondern vielmehr um weitere Differenzen der Groninger mit dem Diebstahl von vertraulichen Unterlagen durch eine Aktion vom 5. Juni 1647.

 

Der Streit zwischen den Kleinststaaten "Groningen" und "Ommelanden" entbrannte nun zu einem neuen "Krieg". Statt Kriegsmüdigkeit, neue "Völkerrechtsverletzungen" unter Brüdern und Schwestern. Das klingt makaber, entspricht aber der Tatsache. Im Vorfeld hatte es noch Versuche zur Konfliktlösung gegeben, doch sie waren am Ende sinnlos.

 

Der Magistrat von Groningen forderte die Generalstaaten auf, Truppen zu entsenden, aber diese Forderung wurde vom Stadthalter nicht befürwortet. Stattdessen wurden einige Delegierte und Stadthalters für eine Einigungsversuch bestellt. Aber diese erarbeiteten Lösungen wurden nicht akzeptiert und angenommen. Als weiteres Ärgernis wurde schließlich durch die Oldampter angeordnet, dass der Groninger Bote nicht mehr die Pegelaufgaben im Oldambt durchführen dürfe. Eine Gewaltaktion, die wieder zu Protesten und Ärgernissen und Plakataktionen führte.

 

Das war am 13. Januar 1648, dort hatte Cornelis Edskens das "Pegeln" verboten. Als die Pächter wohl zahlen wollten, hat der für die Oldambter/Ommelander handelnd der Offizier Lichthart auf Weisung mit aller Schärfe die Pegelung verhindert. Angeblich hätten die Oldambter schon im Juni 1646 bei einer Besprechung der Bürger in den Ommelanden darüber geklagt, dass sie lange Jahre lang an Ihre Hoheit einen Antrag auf Überprüfung vorgelegt hätten, um einen neutralen Richter zu erhalten. Da die Stadt Groningen bislang nicht bereit war zu Gesprächen, habe man sich genötigt gesehen mit aller Deutlichkeit das Problem selbst in die Hand zu nehmen. Immer mehr Ommelander schlossen sich zusammen und sie bewaffneten sich.

Ein Höhepunkt bei dieser Bewaffnung auch der Angriff unter Sebo Huningas Führung in Winschoten. Das "Generaliteits Magesijn" wurde mit Gewalt, gegen den deutlichen Protest der dortigen Schildwache geöffnet. Es wurde Munition entnommen. Der zuständige Kommandeur Bonnema beklagte sich später darüber, dass Huninga diese Munition willkürlich verteilt habe. Nicht nur deshalb hat der Statthalter danach eine Anforderung an den Kommandeur von der Langakkershans im Namen "seiner Hoheit" gestellt, um damit weitere feindliche Übergriffe zu verhindern und (damit die Aufständischen) zur Niederlegung der Waffen zu drängen. Die Anweisung wurde nicht befolgt.

 

Es wurde beklagt:

De Bosheyt van die Tumultuanten was soo groot, dat zy ongeachtet dit serieuse bevel van de Heere Stadthouder: Ook niet tegenstaende de Heeren van de Stadt hadden gedimitteert sodannige mannen, als zy volgens voor angetogen Commissie, tot adsistenten van justitie angenomen hadden.

 

Sinngemäße Übersetzung:

Die Bosheit der Tumultuanten war so groß, dass sie ungeachtet des seriösen Befehls vom Herrn Statthalter trotzdem gegen die Herren von der Stadt mit diesen Männern, die sie eingezogen hatten als Justizassistenten, handelten.

 

Die Oldambter verteilten nicht nur die Waffen und sorgten für feindliche Attacken, sondern stellten  auch noch weitere Personen für den Milizeinsatz ein. Nun waren wieder einmal die Groninger über den Einsatz von Soldaten mit dem Offizier Lichthart empört. Die "böse und mutwillige Tat" versuchten sie rechtlich aufzuarbeiten. Man wollte Lichthart bestrafen. Die Oldambter blieben ihrer Linie treu und verhinderten weiterhin das Einkassieren der Steuern. Die wütenden Oldambter hatten in den Kirchspielen Befehle erteilt, dass niemand sich unterstellen sollte, die von der Provinz entsandten Beamten, die mit der Durchführung der Pegelaufgaben vertraut wären, mit Kost und Getränken zu versorgen. Diese Personen sollten keinerlei Unterstützung erhalten. Auch die rückfälligen Pachtzahlungen sollte man nicht zahlen.

 

Wie überall auf der Welt, gab es auch im Oldambt ängstliche Menschen, die die Zahlungen trotz aller Probleme leisten wollten. Sie standen zwischen allen Stühlen und es war bestimmt dann für einen längeren Zeitraum das Zusammenleben dramatisch eingeschränkt, weil wütende andere Mitbewohner aus der Region gegen sie stänkerten, sie beeinflussen wollten oder sogar mit Gewalt bedrohten. Lichtharts Soldaten, die in verschiedenen Orten verteilt waren, haben dabei klare Oldambter/Ommelander-Anordnungen befolgt und die Beamten mit Waffengewalt nach Groningen gejagt.

 

Die neue Eskalationsstufe war erreicht. Beide Seiten hatten soldatische Unterstützung. Die Provinz Stadt-Land stand vor einem Bürgerkrieg. Der Statthalter von Groningen hatte im Namen von seiner Hoheit verfügt, dass Soldaten aus der Langakkerschans Drost de Valcke bei seinen Aufgaben unterstützen sollte. Mit Einwilligung und heimlichen Vorgaben von Bürgermeistern und Stadtrat zog Drost Otto de Valcke mit den Soldaten in dieser Zeit bei Tag und bei Nacht durch das gesamte Oldambt, um die "Rechtstage" abzuhalten. Die Oldambter waren schockiert. Was sollte das für ein Recht sein, wenn bewaffnete Soldaten mit brennenden Lunten sie bedrohten. 

Drost Oto de Valcke wurde aufgefordert, diese Soldaten wieder in die Garnisonen zu schicken. Sie sahen wie immer ihre Freiheit und die Freiheit des Landes in Gefahr. Doch Otto de Valcke lehnte alles ab und orderte weitere hundert Soldaten an. Man ließ diese Soldaten einen Eid von Treue an die Bürgermeister und Räte und auf die Stadt Groningen schwören.

 

Die Oldambter formulierten hierzu später:

"andererseits wären es keine richtigen Soldaten gewesen, denn ohne dass "Sakrament der Vereidigung gibt es keine Soldaten, sagen die Militärschriftsteller".

 

Einige Ommelander Abgeordnete erkannten nun die brodelnde Situation. Die Soldaten waren auch nicht eindeutig von ihrem Auftrag überzeugt. Sechs Soldaten haben sich wohl auch geweigert mitzuziehen. Nur wegen der Androhung einer Pflichtverletzung und Entlassung als Soldaten haben sie sicher den bösen Auftrag aus eher finanziellen Aspekten wieder aufgenommen.

 

Die "Groninger" Soldaten wurden von Willem Damen de Olde und  von  Johann Jelius Kruythooren kommandiert. Sie erhielten für ihren Marschbefehl heimliche Instruktionen. Sie durften diese Vorgaben nicht in die Öffentlichkeit gelangen lassen, zu ihrem eigenen Schutz. Doch die Groninger hatten auch ein Schriftstück erstellt. Ihr Bote Willem Dager sollte im Voraus dem zuständen Landschreiber diese Depesche zustellen. Er war in einer stürmischen Nacht am Haus beim Landschreiber Redecker angekommen. Doch man hatte ihn beobachtet und deshalb gelangten die Oldambter an die geheimen Infos.

 

Willem Dager wurde überrascht und man nahm ihm die Depesche ab. Die Eingesessenen wurden damit vorgewarnt. Sie konnten heimlich Verteidigungsstellungen vorbereiten, auch unbemerkt von den Personen in der "Drostenborg te Uiterburen".

Die abgefangene Unterlage enthielt nach Auffassung der Oldampter "das Unanständigste, was man in diesem Briefen gefunden hat. Sie sind ausdrucksvoll, beredt und geübt".

 

Der Brief für den Landschreiber Redecker hatte folgenden Inhalt (sinngemäße Übersetzung aus dem alt-holländischem):

"Wir senden diesen Abend einiges Volk unter dem Kommando von Willem Dames den Olde und Johann Jelius Kruythooren, zur Aufrechterhaltung von unserer Hoheit und Gerechtigkeit über die Oldambten, zur Endverteidigung unser Rechte und aller unserer offiziellen Personen und Güter ... Ihre Edelen kann hierüber mit dem Herrn Drost disponieren."

 

Unterschrieben war diese Benachrichtigung von Bürgermeister Jan Drews im Auftrag auch vom Groninger Rat. Auch der Stadt-Sekretär Dr. Petrus Tettema hatte den Brief unterzeichnet. Dank der Informationen aus dem Schriftstück konnten die Ommelander planen und ihre eigene Miliz sorgfältig aufstellen. Die Groninger ahnten noch nichts von den Vorbereitungen der Eingesessenen.

 

Zwischen Ostersonntag und Montag nach dem Verschließen der Pforten, Schlagbäume und Festungen und nach Besetzung der Wache, hat der Bürgermeister Drewes von dem Leutnant Cyriacus Hoorn durch einen Bürgerhauptmann die Schlüssel vom Kapitän und Vizekommandeur Muller vom Schlagbaum abgefordert und erhalten, um jemanden aus der Stadt herauszulassen. Hinterher wurden drei Schiffe mit Soldaten in das Oldambt geschickt, jeder bewaffnet mit einem Schnapphahn und Kraut und Lot versehen und die weiterhin ausgestattet waren mit einer Tonne voll mit Kugeln. Der Befehl war, sich zur Drostenburg zu begeben. Dort sollte die komplette Mannschaft auf weitere Weisungen warten.

 

Die von der Stadt eingesetzten Soldaten erkannten schon bald, dass es keinen Zugang zur Burg geben würde. Sie feuerten trotzdem noch einige Musketen-Schüsse ab. Nach dem dritten Schuss wurde ein Soldat der Stadt, Albert Berents, schwer verwundet. Er wurde von den Geschossen ins Knie und in seinen Kopf getroffen. Er zog sich noch weitere Verwundungen zu und starb am nächsten Tag.

Die Groninger feuerten weiter aus allen Rohren auf die Oldambter. Diesen kleinen Moment zwischen Abschuss und neu laden der Waffen nutzten die Oldambter aus.

Die Groninger Soldaten waren überrascht über den riesigen vorbereiteten Widerstand der Milizkräfte. Einem Bericht zufolge zählte die gesamte Miliz vom Oldambt in dieser Zeit um 2.560 Mann, ausgenommen 200 Söldner. Das ist unglaublich.

 

Die Oldambster begegneten den Groninger Truppen mit einer gut ausgebildeten Miliz, die den Truppen der Stadt weit überlegen war. Der 80-jährige Krieg der Niederlande stand kurz vor Ende der Friedensverhandlungen, genauso wie der 30-jährige-Krieg.

In Münster und Osnabrück war man auf Frieden eingestellt und in der Provinz Groningen – Stadt-Land auf Krieg. Unglaublich! Mit so einer großen Abwehr hatten sie nicht gerechnet. Fluchtartig verließen die Groninger ihre Positionen. Sie warfen ihre Waffen ins Gelände. Einige konnten noch von den Oldambtern ergriffen und verhaftet werden.

 

Die Oldambter reagierten wegen dieser "kriminellen Maßnahmen" mit der Suspendierung von Otto de Valcke. Der Offizier Lichthart forderte: "Drost de Valcke, deine Soldaten haben in Windeseile unser Gebiet verlassen. Sie sind vermutlich schneller gerannt, als die Pferde auf denen eure Offiziellen saßen. Nun packst auch du deine Sachen. Innerhalb von einem Tag und einer Nacht bist du von hier verschwunden."

 

Er durfte die Aufgaben als Drost nicht mehr durchführen. Sie beauftragen als neuen "Rechtspfleger" Fokko Menninga, vermutlich gebürtig aus Ostfriesland. Mehrere Personen wurden von den Oldambtern festgenommen und verhört. Die anderen wurden entwaffnet und zusammen mit dem Drost in die Stadt zurückgejagt. Fortan fanden regelmäßige juristische Sitzungen unter der Leitung von Fokko Menninga, des neuen Richters statt, der Drost Otto de Valcke "widerrechtlich" abgelöst hatte, wie es die Groninger Führung bewertete.

 

Die Oldambster waren zuversichtlicher denn je, dass die Generalstaaten mit ihrer Sache sympathisieren würden. In einer Erklärung vor der höchsten Instanz der Republik betonten sie das Recht ihrer neugeborenen Landschaft. Hauptthemen waren die Autonomie, das Vertretungsrecht im Landtag, die Verfügungsgewalt über kirchliche Güter und die Erhebung von Steuern innerhalb des Kreises.

 

Die Stadt hatte ihre Freiheit verletzt, als diese zu Ostern die Streitkräfte entsandt hatte. Nach Angaben der Rebellen war der Streit keineswegs eine Privatsache zwischen der Stadt und dem Oldambt. Sein Wesen betraf die gesamte Verfassung der "Freien Republik der Vereinigten Niederlande", in der die legitimen Bezirksrechte durch unberechtigte Ansprüche auf herrschaftliche Vorrechte gefährdet waren. Das Vertrauen der Rebellen in die Legitimität ihrer Rechtsansprüche war enorm.

 

Ende Mai 1648 verbreitete sich neu, dass die Delegierten der Generalstaaten, Wirtjo Matthiae und der Anwalt Lucas Harckens, große Fortschritte machten. die Stimmung war ausgelassen: "Sie denken, sie haben alles gewonnen", berichtete ein Stadtspion im Oldambt. Es gab aber eine andere Entscheidung.

 

Als die Generalstaaten schließlich am 7. August 1649 zu einem Urteil kamen, fiel das Urteil für die Oldambter jedoch nur in einigen Nebensachen positiv aus. Hinsichtlich des umstrittenen Grabens des Koediep, der Öffnung der Straße nach Kropswolde, der Befreiung von Zöllen für die Torfschifffahrt und der Entschädigung für einige ihrer Ländereien, unter anderem, siegten die alten Oldambter. Es wurden auch neue Grenzen zwischen den Pfarreien in den Torfhöfen festgelegt.

 

Zwei Ausschnitt aus der Erklärung vom 7. August 1649, mit der Entscheidung zu den Vorfällen um Sebo Huninga aus dem Jahr 1639 und 1647 und deren Folgen = Amnestie für alle und alles.

 

Zwei Ausschnitt aus der Erklärung vom 7. August 1649, mit der Entscheidung zu den Vorfällen um Sebo Huninga aus dem Jahr 1639 und 1647 und deren Folgen = Amnestie für alle und alles.

 

Zwei Ausschnitt aus der Erklärung vom 7. August 1649, mit der Entscheidung zu den Vorfällen um Sebo Huninga aus dem Jahr 1639 und 1647 und deren Folgen = Amnestie für alle und alles.

 

Aber die Generalstaaten entschieden in der wichtigsten Angelegenheit für Groningen, nämlich der geforderten Autonomie, sowie der Vertretung im Landtag gegen die Ommelanden. Auch die Hoffnung auf ein unabhängigen Justizsystems wurde zerschlagen. Als Begründung für diese Entscheidung wurde vom Hof der Niederlande das Fehlen von Originaldokumenten zur Untermauerung der Forderungen genannt. Diese wichtigen Papiere befanden sich in der Stadt zur Aufbewahrung und wurden von dort nicht herausgegeben. Die vorgelegten Abschriften wurden vom Hof der Niederlande als nicht zufriedenstellend abgelehnt. Der Hof der Niederlande verfügte zusätzlich eine Generalamnestie für alle während der "Revolte" begangenen Taten. Niemand sollte bestraft werden. Bemerkenswert dennoch die Entschädigung über einen Betrag von 5.000 Gulden, die die Stadt an die Landbesitzer zahlen musste, weil diese ihr Land durch das Graben des Koediep verloren hätten.

 

War das nicht das Hauptproblem am Anfang der Auseinandersetzungen?

 

Dennoch: Der Traum des Oldambts von einem freien, souveränen "Land" war untergegangen. Es konnte auch innerhalb der "Union der Vereinigten Niederlande" keinen solchen souveränen Staat geben. Das wäre doch merkwürdig gewesen: Land im Land (oder: Staat im Staat). Eine anderslautende Entscheidung vom Hof in s`Grafenhage hätte auch die Gemüter in den Ommelanden wieder erhitzt.

 

Dann wäre der Ruf vielleicht noch lauter geworden nach einer "Völkerrechtsverletzung".

 

Die Informationen in dieser gesamten Ausarbeitung wurden aus vielen Ommelander und Groninger Unterlagen entnommen (Groninger Arhieven), auch aus der Berichterstattung vom 28. April 1644 an den Herren Staatengeneral:

 

 

 

 

 

 

 

Noten, bronnen en referenties:

Noten, bronnen en referenties:

 

De tekst is geschreven door: Georg Groen, 26826 Weener – März 2023.
Toestemming voor overname voor www.nazatendevries.nl is verkregen.

Text en afbeeldingen: Georg Groen, Weener: Artikel volledig ingezonden door Georg Groen.




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Hoogeveen, 7 oktober 2023.
Tekst: Georg Groen, Weener, maart 2023.
Samenstelling: © Harm Hillinga.
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